Am 08.06.1904 vergab das Reichsmarineamt den Bauauftrag für zwei neue Große Kreuzer mit den Baunummern 144 und 175. Einer der beiden, der Große Kreuzer D, wurde am 03.01.1905 bei Blohm und Voss in Hamburg auf Kiel gelegt. Am 22.03.1906 lief er vom Stapel, die Taufe auf den Namen SMS Scharnhorst nahm Generalfeldmarschall Graf von Haeseler vor. Namensgeber des Schiffes war der preußische General Gerhard von Scharnhorst. Am 24.10.1907 sollte SMS Scharnhorst die Probefahrten aufnehmen, diese wurden jedoch unterbrochen, da Scharnhorst vom 06.11.1907 bis zum 16.11.1907 die Kaiserjacht Hohenzollern auf eine Reise begleiten sollte. Anfang 1908 musste sie in die Werft, um Unterwasserschäden zu beheben, die bei einer Grundberührung am 14.01.1908 entstanden waren. Nach Abschluss der Probefahrten wurde der Panzerkreuzer zum Verband der Aufklärungsstreitkräfte kommandiert und löste am 01.05.1908 SMS Yorck als Flaggschiff ab. In der Position als Flagschiff verblieb sie bis Ende März 1909.
Am 01.04.1909 trat SMS Scharnhorst zusammen mit SMS Gneisenau die Reise nach Ostasien an, um den reparaturbedürftigen Panzerkreuzer SMS Fürst Bismarck als Flaggschiff abzulösen. Von ihrem Stationshafen in Ostasien - Tsingtau – aus unternahmen beide Einheiten verschiedene Auslandsreisen. Beim Ausbruch des 1. Weltkriegs befand sich das Geschwader auf See. Durch den baldigen Angriff der Japaner und Briten auf Tsingtau, der ab dem 05.09.1914 erfolgte, und die endgültige Einnahme am 07.11.1914, wurde das Geschwader seiner Basis beraubt. Deshalb verlegte Graf Spee - der seit 1913 das Geschwader führte - nach Südamerika, um Kreuzerkrieg zu führen. Zunächst lief man die Insel Pagan an, wo sich die kleinen Kreuzer SMS Nürnberg und SMS Emden dem Geschwader anschlossen. Die SMS Emden wurde in den Indischen Ozean entlassen, um dort Kreuzerkrieg zu führen. Das Geschwader durchkreuzte nun den Pazifik und versenkte im September das französische Kanonenboot Zelee. Am 12.10.1914 ankerte das Geschwader bei den Osterinseln, um Kohlen zu bunkern, hier schlossen sich die leichten Kreuzer SMS Dresden und SMS Leipzig dem Geschwader an. Am 01.11.1914 traf Admiral Graf Spee bei Coronel auf ein britisches Geschwader unter Konteradmiral Sir Christopher Cradock. In dem sich entwickelnden Gefecht versenkte die SMS Scharnhorst den Panzerkreuzer HMS Good Hope und die SMS Gneisenau den Panzerkreuzer HMS Monmouth. Dem kleinen Kreuzer Glasgow und dem Hilfskreuzer Otranto gelang es beschädigt zu entkommen. Die deutschen Kreuzer hatte keine nennenswerten Treffer abbekommen, jedoch beinahe die Hälfte der Munition verschossen. Am 04.11.1914 wurden in Valparaiso die Vorräte ergänzt und Anfang Dezember umrundete man Kap Horn, um durch den Atlantik den Durchbruch zurück nach Deutschland zu versuchen.
Admiral Graf Spee wollte auf der Heimreise die Funkstation und das Kohlenlager auf den Falklandinseln vernichten. Am 08.12.1914 schickte der Admiral den kleinen Kreuzer SMS Nürnberg und die SMS Gneisenau voraus, um zu erkunden was im Hafen vor sich ging. Aber die Engländer hatten seit der Schlacht bei Coronel reagiert und mittlerweile die zwei Schlachtkreuzer HMS Invincible und HMS Inflexible sowie die drei Panzerkreuzer HMS Kent, HMS Carnavon und HMS Cornwall nach den Falklandinseln entsandt, um das deutsche Geschwader zu suchen. Als Nürnberg und Gneisenau die zwei Schlachtkreuzer entdeckten, versuchte das Geschwader nach Osten zu entkommen, was aber nicht gelang. Darauf entließ Spee die leichten Kreuzer, um wenigstens diese zu retten. Er selber drehte gemeinsam mit Gneisenau auf den Gegner zu. Das Gefecht dauerte schon beinahe drei Stunden, als die SMS Scharnhorst, die zu diesem Zeitpunkt bereits viele Treffer eingesteckt hatte, auf den Gegner zuhielt um ihre Torpedos loszumachen. Das Schiff lag bereits bis zu den vorderen Kasematten im Wasser und nachdem der vordere Turm den letzten Schuss abgefeuert hatte, ragte das Vorschiff nur noch 1 Meter aus dem Wasser. Um 16:17 Uhr ging SMS Scharnhorst mit wehenden Flaggen und laufenden Maschinen rasch unter. Von der Besatzung gab es keinen Überlebenden und von den Einheiten des Geschwaders gelang es nur der SMS Dresden zu entkommen.
Im August 1915 trieb an der brasilianischen Küste eine Kartusche an, in der die Kriegsflagge des Panzerkreuzers SMS Scharnhorst und mehrere Sachen von der Besatzung zu finden waren.
Technische Daten
Der Panzerkreuzer hatte eine Länge von 143,8 m und eine Breite von 21,6 m. Die Einsatzverdrängung lag bei 12.985 Tonnen und mit 28.783 PS erreichte er eine Höchstgeschwindigkeit von 23,5 Knoten. Die Reichweite lag bei 5.120 Sm bei 12 Knoten Fahrt. Die Besatzungsstärke betrug ca. 860 Mann.
Bewaffnung:
- 4 x 21 cm L/40 Schnell-Ladekanone in Zwillingstürmen
- 4x 21 cm L/40 Schnell-Ladekanone als Einzelgeschütz in Kasematten-Aufstellung mit insgesamt 700 Schuss (88 Schuss pro Rohr)
- 6x 15cm L/40 Schnell-Ladekanone als Einzelgeschütz in Kasematten-Aufstellung mit insgesamt 1020 Schuss (170 Schuss pro Rohr)
- 18x 8,8 cm L/35 Schnell-Ladekanone in Einzel- und Kasematten-Aufstellung
- 4x 45 cm Unterwassertorpedorohre (1 Bug, 2 Seiten, 1 Heck)
Panzerung:
Gürtelpanzer 80 mm, Deck 35~60 mm, Türme 30~170 mm, Barbetten 150 mm, Kasematten 150 mm.
Das Modell
Als ich den Bausatz der SMS Scharnhorst sah, musste ich diesen kaufen und sofort anfangen. Die erste Überraschung waren die starken Angüsse an den Teilen. Ich schaute nun Originalfotos an und verglich sie mit dem Modell, da kam die nächste Überraschung, weil Brücke und Aufbauten falsch waren. Somit fing ich mit den hinteren Aufbauten an. Das hintere Deck passte auch nicht, weil es zu lang und zu breit war. Deshalb schnitt ich die Reling ab und klebte das Teil fest. Der restliche Überstand wurde dann abgeschnitten und verspachtelt. Danach konnte ich die Reling wieder neu anbauen. Nun machte ich mich an die hinteren Aufbauten, beginnend mit dem Lüftungsturm.
Ich versuchte die Lüftungsrippen am Bauteil einzugravieren, was mir jedoch nicht gefiel. Deshalb habe ich dieses selbst gemacht und zwar so, dass der untere Teil aus einem Stück Sheet und die Lüftungsrippen aus Pappe eines Wandkalenders hergestellt wurden. Ich erstellte mir 5 Teile für die Außenform und ein paar kleinere, die ich dann abwechselnd zusammenklebte und die Teile auf dem Unterteil befestigte.
Den Kommandoturmstand habe ich aus Rundmaterial gefertigt, die Sehschlitze mit der Säge eingesägt und es dann mit einem Stück Plastik verschlossen. Anschließend wurde alles wieder verspachtelt und verschliffen. Beim hinteren Mast bin ich folgendermaßen vorgegangen: Das untere Teil des Mastes wurde aus Plastikrundmaterial gebaut, die Plattform aus Sheet hergestellt und mit Reling versehen. Das obere Stück des Mastes wurde dann aus Messingdrähten der Stärken 0,8, 0,5 und 0,3 mm angefertigt. Nachdem alles gut durchgetrocknet war, wurde das obere Teil dann auf das untere Teil des Mastes montiert.
Das letzte, was an der Reihe war, war die Bewaffnung. Für die Geschützrohe habe ich die 28 cm Rohre von NNT Modell verwendet und hinten soweit gekürzt, dass sie wie 21 cm Geschütze aussahen. Die Türme wurden aus dem Bausatz verwendet. Für die 15 cm Geschütze habe ich auch die Rohre von NNT genommen. Die Geschützrohre der 8,8 cm Geschütze wurden aus 0,3 mm Draht hergestellt. Die Geschütze auf der Brücke sind japanische aus einem Plastikbausatz, die ich leicht verändert habe.
Die Scheinwerfer und die Ruderboote habe ich von einem Pit-Road Satz genommen. Danach wurde das ganze Schiff gereinigt und zum Spritzen vorbereitet.
Zuerst wurden alle Kleinteile auf einen Karton mit doppelseitigem Klebeband befestigt, danach erfolgte eine Lackierung in Grau als Grundierung. Als die Farbe gut getrocknet war, konnte ich die letzten Unebenheiten nachbessern. Erst jetzt wurde der weiße Anstrich mit Revell 05 gespritzt. Die Aufbauten und die Kleinteile sind mit Revell 15 lackiert. Im Anschluss an eine weitere Trockenzeit wurde das Deck mit Holzfarben bemalt. Die Oberdecks und das Mitteldeck wurden mit ModelMaster (Linoleumbelag) lackiert. In der Zwischenzeit bemalte ich die Kleinteile wie Boote und Barkassen mit Holzfarbe, Scheinwerfer mit Schwarz und den Reflektor mit Silber, die Ankerkette und Anker bekamen einen stahlfarbenen Anstrich.
Als alle Teile durchgetrocknet waren, wurden die Masten, die Schornsteine und die Türme auf den Rumpf geklebt. Als nächstes wurden alle Bohrungen im Rumpf und in den Schornsteinen gemacht, in die ich dann später die Verspannungen befestigt habe. Als ich das geschafft hatte (ca. 60 Bohrungen mit 0,3 mm Durchmesser von Hand), wurden die Boote auf ihren Platz gestellt. Nun kam das Verspannen der Masten und der Schornsteine an die Reihe. Anglerschnur in 0,08 mm Stärke wurde mit dem einen Ende in die Löcher mit Sekundenkleber verklebt und nach dem Trocknen das andere Ende am Masten verknotet. Auch hier wurde mit einem Tropfen Sekundenkleber gesichert. So ging ich von Bug bis zum Heck vor. Nach Aushärten des Klebers nahm ich einen Eddingstift und führte diesen zum Schwärzen an der Anglerschnur entlang. Ähnlich ging ich bei den Antennen zwischen den Masten und den Flaggen, die aus dem Bausatz stammen, vor.
Nun noch an ein paar Stellen Rost und das Modell war komplett. An den Schornsteinen und Masten wurde abschließend mit schwarzer Kreide ein wenig Ruß dargestellt.
Quellen
- Die Großen Kreuzer Kaiserin Augusta bis Blücher von Gerhard Koop/Klaus-Peter Schmolke, Bonn, 2002
- Vom Original zum Modell: Große Kreuzer Kaiserin Augusta bis Blücher von Gerhard Koop/Klaus-Peter Schmolke, Boon, 2002
- Modellbaubericht eines RC Bauers mit Bildern
- Alte deutsche Panzerkreuzer von Siegfried Breyer, Marine Arsenal Sonderheft Band 10, 1995
- Les croiseurs cuirasses Scharnhorst et Gneisenau von Philippe Caresse, in Navires & Histoires 16, Outreau, 2003
- The Kaiser’s Pirates. German Sufrace Raiders in World War One von John Walter, London, 1994
- Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, Band 1 von Erich Gröner, Dieter Jung, Martin Maass, Bonn, 1982
- Die Schiffe der Kaiserlichen Marine 1914-1918 und ihr Verbleib von Dieter Jung, Bonn, 2004
- Conway’s All the World Fighting Ships 1860-1905 von Roger Gardiner (Herausgeber), London, 1979
- Kriegschiffe von 1900 bis heute, Köln, 1979
- www.deutsche-schutzgebiete.de
- www.kreuzergeschwader.de
- www.histarmar.com.ar
Fazit
Der Bausatz zeigt einen der letzten Panzerkreuzer der Kaiserlichen Marine. Nur wer Lust hat, die Teile des Bausatzes 80% zu ersetzen, kann ein fertiges, authentisches Modell als Schmuckstück in eine Vitrine stellen. Oder er kauft gleich den Bausatz von Kombrig.
Patrick Vogel
Photos von Martin