Modell: Gangut 1894
Hersteller: Kombrig
Katalog-Nr.: 70004
Maßstab: 1/700
Fotoätzteile: Tom`s Modelworks: Set 704 Reling, WEM: PE 610 Ladders & Walkways
Figuren: Gold Medal Models (GMM) Nr.70017 1/600+1/700
Mast und Plattformen: BMK Modellbau ( Einzelanfertigung)
Geschichtliches
Der Kiel für die Gangut wurde 1889 gestreckt. Nach zwei Jahren Bauzeit auf der Admiralitätswerft St. Petersburg wurde der Rumpf am 6. Oktober 1890 zu Wasser gelassen. Zur Fertigstellung musste das Schiff in eine andere Werft verholt werden. Nach fast weiteren drei Jahren war dann das 84,7 m lange Schiff am 3. Juli 1893 so weit fertiggestellt, dass es mit seiner Mannschaft für Erprobungszwecke in See gehen konnte.
Auf See fanden umfangreiche Manöver statt, bei denen die 583-köpfige Besatzung mit den Antriebsmaschinen, den 33 an Bord befindlichen Geschütze der unterschiedlichsten Kaliber - hierunter auch die 30,5cm-Kanone von Krupp - sowie allen anderen Schiffsanlagen und
-einrichtungen exerzierte.
Hierbei wurden einige Mängel festgestellt, so dass es wieder in die Werft ging. Nach der Beseitigung der aufgetretenen Mängel hieß es am 12. September 1895 erneut "Anker auf". Wieder wollte man Erprobungen durchführen. Diesmal ging alles glatt. Noch im selben Jahr lief die Gangut auf einer Fahrt nach Kronstadt jedoch plötzlich aus dem Ruder und lief auf eine Unterwasserklippe auf. Herbei eilenden Schiffen und der Mannschaft gelang es, das Leck provisorisch abzudichten und das Schiff in die Werft zu verholen. Im Frühling 1897 war der Schaden behoben und man nahm den normalen Dienst wieder auf.
Das Pech schlug aber wieder zu! Schon am 12. Juni 1897 brummte die Gangut in der Bucht von Finnland wieder auf Unterwasserfelsen, schlitterte über diese hinweg und setzte die Fahrt fort. Hierbei kam es zu großflächigen Lecks, die die Lenzpumpen überforderten. Nach sechs Stunden Kampf gegen das immer höher steigende Wasser sank die Gangut nur 1,5 km vor einer flachen Untiefe in 30m Tiefe auf den Meeresgrund hinab.
Zum Glück konnte die gesamte Mannschaft gerettet werden. Gleiches hatte man mit der Gangut vor: Schon 1898 sollte das Schiff gehoben werden. Hierzu begannen Arbeiten der schwedischen Bergungsgesellschaft "Neptun". Diese stellte das auf der Seite liegende Schiff zunächst erst einmal auf ebenen Kiel. Aus unbekannten Gründen wurden nun jedoch die Bergungsarbeiten abgebrochen.
In der Folgezeit mit dem 1. Weltkrieg und der Revolution in Russland geriet das Wrack in Vergessenheit. Außerdem wurde das Gebiet in dem die Gangut lag dann auch noch militärisches Sperrgebiet und später finnisches Territorialgewässer. Erst 1988 während des Aufkeimens von Perestroika und Glasnost wurde das Wrack der Gangut von einer polnisch-russischen Tauchexpedition wiedergefunden.
Technische Daten
Volle Verdrängung: 7.142 Tonnen
Länge: 84.7m
Breite: 18.9m
Tiefgang: 7m
Höchstgeschwindigkeit: 13.5 Knoten
Strecke: 2.000 Seemeilen
Bewaffnung: 1-305 mm, 4-229 mm, 4-152 mm, 14-37 mm, 6-38,1 cm-Torpedorohre
Mannschaft: 521
Das Modell
Als ich in Kassel auf der Ausstellung war, habe ich mir den kleinen Bausatz der Gangut zugelegt. Als ich ihn so grob inspizierte, wusste ich gleich, dass es ein schönes aber auch so ganz aus der Art schlagende Modell werden wird. Durch das Bootsdeck kann man wie schon bei der Mikasa aufs Hauptdeck schauen, was mir immer sehr gefällt. Dadurch gibt es einfach mehr zusehen als bei den moderneren Schlachtschiffen aus dem 2.WK. Aber das war noch längst nicht alles.
Als ich ein Modell einer Gangut bei Steel Navy sah, fragte ich Jim Baumann, ob die Farbgebung so in Ordnung ist, da Kombrig in der Richtung ein bissel am schwächeln ist. Da bekam ich ein Foto vom Jim in den Postkasten, was für mich wie ein Startschuss war. Es zeigt die Gangut in Petersburg eingefroren im Hafen liegend. Ein Großteil der Besatzung steht vor dem Schiff auf dem Eis. Alle Rettungsboote und Geschützrohre abgedeckt. Das wollte ich unbedingt in Szene setzen.
Das Modell lässt sich aus der Box eigentlich recht zügig bauen, aber die Masten sollte man durch Rundmaterial ersetzen, da sie bei den Resinbausätzen fast immer krumm sind. Ich habe mir die beiden Plattformen und den unteren Mast von BMK Modellbau drehen lassen. Die Abdeckungen für die Rettungsboote sind aus Evergreen Profilen entstanden. Den Schutz für die Artillerie habe ich aus den Resten der Gießblöcke gearbeitet. Reling und Leitern sind von Toms und WEM. Die Takelage entstand aus schwarzem Gussast.
Alles entstand auf einem kleinen Bilderrahmen den ich mit einer kleiner Styrodurplatte als Hafengelände versehen habe. Die Gebäude entstanden im Eigenbau aus Plastikplatten.
Untergrundfarbe war Deckweiß, worauf ich Soda mit Ponal aufgeleimt habe. Die Kaimauer habe ich mit Evergreen Profilen imitiert. Nachdem ich das Modell festgeklebt habe, wurden die kleinen Figuren lackiert und mit Holzleim fixiert.
Es ist eigentlich keine große Sache so ein Diorama in die Tat umzusetzen, man muss nur wissen wie. Auf der Ausstellung in Berlin-Gatow kam das kleine Diorama recht gut an. Manche Kinder sagten, Mama schau mal, die können ja Eislaufen. Andere dachten die kleinen Menschen wären Pinguine.
Tja, ist halt mal was anderes.
Viele Grüße
Rainer Michalek