Unheimliche Begegnung - Greenpeace kontra USS "Alabama", Diorama 1:350 von Dirk Mennigke
SSBN 731 Alabama
SSBN 731 Alabama gehört der 18 U-Schiffe umfassenden Ohio Klasse an, die in einem Zeitraum von 16 Jahren zwischen 1981 und 1997 bei Electric Boat in Groton für die US Navy gebaut wurden. Diese riesigen Schiffe von 18750 Tonnen Gewicht (getaucht) beherbergen 50 Prozent des Nuklearen Abschreckungspotenzials der USA. Sie stellen die direkte Konkurenz zu den Russischen Schiffen der Typhoon Klasse dar und sind mit 24 Trident Interkontinental Raketen bestückt. Angetrieben werden die 170,7 Meter langen Schiffe von einem Druckwasserreaktor des Typs S8G, der auf eine Getriebeturbine wirkt. Die Antriebsleistung liegt zwischen 35000 bis 60000 PS, bei einer Höchstgeschwindigkeit von 25 Knoten im getauchten Zustand. Das hört sich im ersten Moment relativ langsam an im Vergleich zu den viel schnelleren U- Jagd U- Booten der Russischen Marine, zu deren Aufgaben es zählt diese Raketenschiffen nicht aus den Augen zu lassen. Allerdings wurden die Ohios von Anfang an nicht für extrem hohe Geschwindigkeiten konzipiert, sondern sollten in absoluter Lautlosigkeit durch die Meere kreuzen, um so den sie jagenden U-Jagd Booten bzw. Überwasserstreitkräften zu entkommen. Alle Anlagenteile, Computer, Rohre, elektrische Leitungen werden durch Gummidämpfer von der Aussenhülle getrennt, so daß die im Inneren des Bootes auftretenden Betriebsgeräusche nicht auf den Bootsrumpf übertragen werden und so wie bei einem Lautsprechermembran an die Umwelt ausgestrahlt werden. Der gesammte Maschinenraum mit den Turbinen ist auf einem sogenannten Floß, gedämpft, im Schiffsinneren aufgehängt. Die Boote sind tatsächlich so leise, das selbst Amerikanische U-Boot Skipper nicht in der Lage sind Ohio Boote zu lokalisieren.
Welch ein Vertrauen müssen die Regierungen aller Welt in ihre Kommandanten setzen, die mit solchen Leviathanen durch die Ozeane fahren! Durch den Zusammenbruch der ehemaligen Sowietunion, sowie der Ratifizierung der Start 2 Verträge verpflichtete sich die US Navy ab dem Jahr 2002 ihre Nuclear Task Force auf 14 Schiffe zu reduzieren. Stellt sich nur noch die Frage was fängt man mit 4 relativ neuen Ohios an, die noch eine Restdienstzeit von mindestens 20 Jahren haben? Man macht aus der Not eine Tugend und rüstet die Dinger einfach mit 154 Tomahawk Cruise Missiles pro Schiff aus! Ob davon die Boote weniger gefährlich werden, wage ich zu bezweifeln. SSBN 726 war das erste Boot ,das auf Tomahawk umgerüstet wird, SSBN 727,728 sowie 729 folgen bis 2006.
USS Alabama SSBN 731 ist das sechste fertiggestellte Schiff der Ohio Klasse und das fünfte das diesen Namen führt. Die ersten beiden Namensträger waren zwei Seitenschaufelradsegelschiffe währendes 19. Jahrhunderts. BB 8, das dritte Schiff, gehörte der berühmten Weißen Flotte an die 1908 die Welt umrundete. BB 60 als viertes Schiff des gleichen Namens nahm aktiv am 2. Weltktieg im Pazifik teil und errang 9 BattleStars. Das Schlachtschiff ist seit 1964 Denkmalschiff mit Liegeplatz in Mobile, logischerweise in Alabama.
Die Kiellegung von SSBN 731 fand am 14 Oktober 1980 statt, die Ausbildung der Crew für das Boot begann im Juli 1983. Mrs. Barbara Dickinson taufte am 19 May 1984 SSBN 731 Alabama anläßlich des Stapellaufs auf der Electric Boat Werft in Groton. Im Anschluß erfolgte die Endausrüstung sowie ausgiebige Werftprobefahrten. Die offizielle Indienststellung erfolgte am 25 Mai 1985 in New London, Connecticut.
1996 initiierte die US Marine ein Programm um alle U-Schiffe der Ohio Klasse auf den gleichen Ausrüstungs-
stand zu bringen. Die ersten 8 Schiffe SSBN 726 bis 733 verfügen über Interkontinental Raketen des Typs Trident 1 C4 mit einer Reichweite von 4600 Meilen, während SSBN 734 bis 743 über Trident 2 D5 mit einer Reichweite von 6000 Meilen ausgestattet sind. Letztendlich blieben durch die Start 2 Verträge nur noch vier Boote übrig die auf D5 umgerüstet wurden. SSBN 732 machte den Anfang, die anderen Boote folgten im Abstand von einigen Jahren.
Das Modell
Das im Maßstab 1:350 gehaltene Modell stammt von Dragon und kostet ca. 25 Euro. Der sehr übersichtlich ausgestattete Baukasten enthält nur drei Gießäste und den geteilten Rumpf. Nicht gerade viel zu basteln, aber mehr gibt ein Unterseeboot halt nicht her. Das Boot kann in mehreren Variationen gebaut werden, entweder als C4 oder D5 Boot, was eigentlich nur interessant wird wenn die Klappen der Raketenschächte geöffnet dargestellt werden sollen, so das der Betrachter die unterschiedlichen Raketentypen erkennt. Die zweite Option besteht in der Möglichkeit die Sehrohre sowie Radargeräte im ausgefahrenen Zustand auf dem Turm anzubringen.
Was tun? Das fertige Boot nur auf einen Ständer aufzukleben kam für mich überhaupt nicht in Frage, dafür gibt es auf dem Boot einfach zu wenige Details. Von ein paar geöffneten Luken abgesehen läßt sich nicht besonders viel auf dem Rumpf arrangieren. Also ins Wasser mit dem Boot! Laubsäge her, Wasserline mit einem Bleistifft anreißen und ab dafür. Vorher sollte nur noch der Abstand des Seitenruders, das ebenfalls teilweise auf der Oberfläche zu sehen ist, ausgemessen werden, damit bei der späteren Montage in der Wasserfläche der richtige Abstand zum sichtbaren Bootsrücken eingehalten wird Um den Rumpf plan zu schleifen klebe ich immer Schmirgelpapier auf eine glatte Platte und ziehe den Rumpf ohne großen Druck in einer Richtung über das Schmirgelpapier. Nachdem das Rumpfoberteil soweit verschliffen ist, beginnt erst die eigentliche Montage des Modells. Im nächsten Schritt fällt die Entscheidung ob das Boot mit geöffneten Rakentschächten gebaut werde soll oder nicht. Ich entschied mich für eine geschlossene Version und so ist es egal um welche Raketenversion es sich handelt.
Leider unterlief mir ein kleiner Fehler beim Zusammenbau, der um so bedauerlicher ist, da eine spätere Korrektur nicht mehr möglich ist. Der Sitz und die Passgenauigkeit der Schachtklappen ist gelinde gesagt nicht so toll, so daß überall kleine Zwischenräume entstehen. Ein Verspachteln ist nur bedingt möglich ohne die Oberflächenstrucktur der angerauten Laufwege zu zerstören. Dadurch fällt Licht von den Flutschlitzen am Bootkörper direkt durch die Klappen! Bei einem unglücklichen Sichtwinkel entsteht so ein freier Durchblick in der gesammten Raketensektion.
Also, beim nächsten Ohio die Flutschlitze mit Polystyrolstreifen hinterfüttern. Bei mir war es dafür schon zu spät und so muß ich mit diesem Manko eben leben.
Um das Boot zu beleben öffnete ich die Einstiegsluken auf dem Bootsrumpf, sowie den offenen Fahrstand auf der Turmdecke, um die noch zu rekrutierende Besatzung aufnehmen zu können. Mit ein paar Reststückchen aus Polystyrolplatten lassen sich ohne großen Aufwand Seitenwände sowie die Bodenplatte für den Fahrstand gestalten. Die folgenden Restarbeiten gehen recht flott von der Hand, brauchen doch nur noch Sehrohre, Radargeräte, vordere Tiefenruder und ein paar Kleinteile angeklebt werden. Den Abschluß der Bastelei bildete die Lackierung. Mattschwarz über alles, wolkig aufgebrusht! Nach einer Durchtrocknungszeit von ca. 24 Stunden beginnt der arbeitsintensivste Teil der Lackierung. Die schwarze Farbe des Bootsrumpfes muß aufgehellt werden, um die sehr schön reproduzierten Sektionen farblich hervorzuheben. Dazu vermischte ich die Basisfarbe mit einem geringen Anteil an Weiß und bearbeitete im Trockenmalverfahren die einzelnen Sektionsringe. Die Ringe hellte ich von außen nach innen immer mehr auf, so daß die Schweißnähte ihre schwarze Farbe behielten und das Mittelteil der Sektion in ein Dunkelgrau überging. Eine langwierige Aktion, aber ich denke der Effekt rechtfertigt diesen Aufwand. Als Begleitschiff für meine Ohio dient ein RHIB aus dem Panda Bausatz der Arleigh Burke, das von einigen Greenpeaceaktivisten zu Protestaktionen gegen das in einen Hafen einlaufende Boot genutzt wird.
Fehlt nur noch die Besatzung. Fündig wird man Preiser, eigentlich bekannt für Figuren im Bereich Eisenbahnmodellbau, bieten sie jedoch auch im Maßstab 1:350 passende Sailors für Schiffsmodelle an. Im Gegensatz zu den flach geätzten GMM Besatzungen sind diese Figuren dreidimensional aus Polystyrol gespritzt. Das einzige Manko besteht in der Tatsache das die Sailors bereits bemalt sind ( blaue Anzüge, gelber Ostfriesennerz) und mit 12 Euro für 6 Stück zu Buche schlagen. Mit viel Gefühl und wohldosiertem Einsatz von Wärme lassen sich die Figuren ohne Probleme in andere Stellungen biegen. Aber gaaanz sachte. Bei einer Körperhöhe von ca.4,5 mm erwies sich die Neueinkleidung der Bootsbesatzungen als etwas fummelig. Meine Greenpeace Besatzung auf dem RHIB erhielt neue rote Overalls mit Schwimmwesten, während die Turmbesatzung des Ohios in Ausgehweiß eingekleidet wurden. Die einfachen Mackers des U-Bootes mußten sich mit Arbeitsdrillich sowie roter Schwimmweste zufrieden geben.
Den letzten Abschnitt kennzeichnet die Herstellung des Wassers. In eine ausgefräßte Buchenleimplatte wird die Wasseroberfläche aus normalem tranparenten Sanitärsilikon für 1.29 Euro aus dem Baumarkt modeliert. Einfach den ausgefräßten Untergrund in blaugrau einfärben, am besten in unterschiedlich intensiven Farbtönen um verschiedene Wassertiefen zu simulieren. Silikon etwa 3mm dick auftragen und nach schon im Vorfeld geplanter Position die beiden Boote auf der Grundplatte arrangieren. Zügig die Wellen mit einem Löffel oder den Fingern gestalten. Um ein Verkleben des Silikons am Löffel zu vermeiden benetzt man nach jedem Arbeitsgang den Löffel mit einem lauwarmen Spülmittel-Wassergemisch. Bei einer Schichtdicke von drei Millimetern beträgt die Trockenzeit cirka eine Stunde. Zu guter letzt werden im Trockenmalverfahren Wellenkämme sowie die Hecksee aufgebracht.
Ein einfach zu bauendes Modell, das innhalb weniger Stunden fertiggestellt werden kann und auch für Einsteiger geeignet ist.
Dirk Mennigke