USS "Barney" - Lenkwaffenzerstörer Charles F. Adams-Klasse, 1:350 White Ensign Models
Das Original DDG6 Barney
Zur weiteren Verstärkung der Sicherungsschiffe für Geleit und Trägerkampfgruppen begann die US Navy ab 1958 mit dem Bau von insgesamt 23 Raketenzerstörern des Typs Charles F. Adams. Die Hauptaufgabe bestand in der Flug und U-Boot Abwehr, so dass sich ihre Hauptbewaffnung aus dem Lenkwaffensystem Tartar, einem Asroc Starter MK16, zwei U-Jagd Torpedosätzen MK 32 sowie zwei 12,7cm Mehrzweck- Geschützen des Typs MK 42 zusammensetzte.
Die Kiellegung von DDG 6 Barney erfolgte am 10. August 1959 auf der New Yorker Marinewerft. Nach einer ereignisreichen Laufbahn die unter anderem Einsätze während der Kuba Krise und vor der Küste Vietnams beinhalteten, wurde das Schiff am 17.12.1990 nach fast 30 Dienstjahren außer Dienst gestellt.
2002 befand sich DDG 6 Barney noch immer bei der Reserveflotte in Philadelphia mit einigen anderen Vertreten der Charles F. Adams Klasse. Es gibt zwar Anstrengungen einiger Verbände das Schiff vor der Verschrottung zu retten, ob das gelingt ist allerdings äußerst ungewiss.
Das Modell
Der Bausatz des im Maßstab 1:350 gehaltenen Zerstörermodells stammt von White Ensign und stellt DDG 22 Benjamin Stoddert dar. Als Schiffsmodellbauer ist man ohnehin nicht besonders verwöhnt was die Qualität der Bausätze angeht, aber die Ausführung und der Guss des Resinmodells sind exzellent, alle Flächen sind glatt, ohne Lufteinschlüsse oder störende Grate. Details wie Türen, Feuerlöschschläuche Schornsteine etc. sind filigran reproduziert und lassen kaum Wünsche offen. Unschön sind lediglich die erhaben ausgeführten Fenster im Brückenbereich. Der Ätzteilsatz entspricht höchsten Ansprüchen, super feine Relings, strukturgeätzte Bootsdavids etc. Einer der besten Photosätze der mir bislang unter die Finger gekommen ist. Damit nicht genug, als besonderes Highlight liegen noch drei geätzte Namenschilder für DDG 22 Benjamin Stoddert, HMAS Brisbane DDG 41 und D185 Lütjens bei!
Bei meinen Recherchen im Internet über die Schiffe der Charles F.Adams Klasse stieß ich auf die sehr umfangreiche Homepage von DDG 6 Barney, die mit zahlreichen und sehr detaillierten Aufnahmen kurz vor ihrer Außerdienststellung 1990 ausgestattet ist. Der gesamte Aufbautenblock ist in allen Einzelheiten abfotografiert, so dass ich sofort den Entschluss fasste das Schiff nachzubauen. Allerdings gehörte DDG6 Barney dem ersten Baulos der Charles F. Adams Klasse an und unterschied sich somit in der Ausrüstung erheblich von DDG 22 B.Stoddert. Aber auch in diesem Punkt liegen dem Bausatz alle benötigten Ausrüstungsgegenstände bei!!
Die auffälligsten Merkmale der ersten Baugruppe ist das Vorhandensein eines Tartar Doppellstarters des Typs MK11 zur Luftabwehr und eines Rumpfsonars anstatt eines Bugsonars. Da ich das Schiff als Wasserlinienmodell bauen wollte, konnte ich das Aussehen des Unterwasserschiffs ohnehin vernachlässigen, nur die Anordnung der Anker musste geändert werden. DDG 22 B.Stoddert verfügte als Schiff mit Bugsonar über einen Anker an der Steuerbordseite sowie eines Bugankers der weit über den Sonardom herausreicht um beim Ankermanöver eine Beschädigung des Sonars zu vermeiden.
Bei den Schiffen des ersten Bauloses waren die Anker gleichmäßig an der Steuerbord und Backbordseite angebracht. Im ersten Schritt schliff ich die angegossen Ankerklüsen, Kettenstopper und Laufwege der Kette mit dem Oberdeck plan, anschließend spachtelte ich die Kettenlöcher mit Stabilit Express aus. Für Spachtelarbeiten an Resinmnodellen benutze ich immer Stabilit, härtet der Kleber doch in kürzester Zeit aus und ist sofort schleifbar.
Den neuen Kettengang stellte ich aus 0,5 mm starken Polystyrolstreifen her, die ich mit Sekundenkleber auf dem Oberdeck fixierte. Kettenbremsen sowie das Kettenloch feilte ich aus 2mm starken Polystyrolleisten.
Weiter geht's mit dem Aufbautenblock. Hier offenbart sich der einzige Schwachpunkt des Bausatzes. Die Brückenfenster sind leider erhaben ausgeführt und müssen auf jeden Fall geändert werden.
Dazu schnitt ich einen 3 mm breiten Streifen aus der Brücke, in dem später die neuen Fenster eingepasst werden. Doch woraus fertigt man ein bis zwei Zehntel starke Fensterstreben? Wie richtet man solch kleine Streben aus? Versuche mit Plastiksheets schlugen Fehl, das Gesamtbild wirkte immer wieder ungleichmäßig. Auf der Suche nach einer geeigneten Lösung stieß ich in meiner Ätzteilkiste auf die GMM Auslegerarme der Bismarck, die exakt die richtige Höhe und Abstand der benötigten Fenster aufwies. Der Rest war jetzt nur noch ein Kinderspiel, ablängen, einkleben, verspachteln, fertig.
Die auf den Vorbildfotos gut sichtbaren Deckslampen und Anschläge des Beölungsgeschirrs baute ich aus Polystyrol bzw. Messingabfällen zusammen. Um die 0,5mm dicken Arbeitslampen an der Brückenwand haltbar zu befestigen bohrte ich sie mit einem 0,2mm dicken Bohrer ein Stück auf, klebte einen Messingstift ein (überschüssiges Stück Reling) und steckte die Lampe in die zuvor aufgebohrte Wand. Lässt man zwischen der Brücke und der eigentlichen Lampe einen Millimeter Platz entsteht der Eindruck einer an einem Arm angebrachten Lampe. Die gleiche Methode wandte ich zur Darstellung der Arbeitslampen auf dem achteren Beölungsmast an.
Zur weiteren Detaillierung des Brückenbereiches fertigte ich zwei neue Satelitenverbindungsantennen des Typs OE82 an, einen Kasten für Feuerlöschgerät, Betankungsstutzen, Kabeltrommeln, zwei Flaggenkästen sowie ein zusätzliches Brückenhaus an der Steuerbordseite.
Für die beiden OE 82 musste ein weiteres Mal die ehemalige Deutsche Kriegsmarine das benötigte Material bereitstellen. Als Basis verarbeitete ich eine GMM Kriegsmarine Schlauchtrommel, die mit einem Streifen aus 0.2 mm Polystyrol umklebt wurde. Der Effekt ist absolut verblüffend und kein Vergleich mit den mitgelieferten Antennen.
Dem Mast als zentrales Gebilde auf jedem Schiff sollte besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Hier hilft nur noch ein Eigenbau aus Messingprofilen. Im ersten Schritt misst man die Abstände des Dreibeinmastes auf dem Hauptdeck aus. Danach überträgt man die Maße auf eine ca 10 mal 10 cm große Holzplatte und bohrt drei Löcher in der Stärke der Mastbeine. Achtung, der Bohrwinkel muss der Neigung des Mastes entsprechen.
Im zweiten Schritt fertigte ich die erste Mastplattform für das SPS 10 aus Polystyrol und bohrte die Durchbrüche der drei Mastrohre. Jetzt beginnt der wichtigste Teil der Arbeit. Die Messingrohre werden auf der Grundplatte fixiert und ausgerichtet, so dass sie sich nicht mehr verziehen können. Danach wird die exakte Höhe der ersten Plattform ermittelt und positioniert.
Im dritten Schritt werden die Zwischensteben aus Messingprofil abgelängt. Um später den Mast ohne Probleme verlöten zu können reinige ich alle Profile mit einem Schleifvlies. Zur Entfettung lege ich alle Teile in ein Ultraschallbad mit einem Proteinreiniger.
Inklusive der Radargeräte SPS 40, SPS 10, der Verbindungsantenne Tacan URN 25 besteht der Mast aus über 60 zu verlötender Einzelteilen.
Der achtere Decksaufbau enthält neben dem Schornstein eine an der Vorderkante angebrachten Plattform das Luftraumüberwachungsradar SPS 52 mit IFF Balken. Auf dem hinteren Teil des Aufbaus befinden sich die beiden Radarbeleuchter SPG 51. Sie gehören zum Lenkwaffensystem Tartar und leiten die Flugkörper im Endanflug in das Ziel. Zur weiteren Detaillierung brachte ich diverse Relings und Leitern an. An der Backbordseite verlängerte ich den Unterbau mit einigen Polystyrolstreifen verschiedener Materialstärken. Ebenfalls neu nach Vorbildfotos gebaut, die neue Peitschenantenne an der achteren Schornsteinkante sowie die Kabel zur Stromversorgung des SPS 52. Um das Modell optisch noch weiter aufzuwerten reduzierte ich die Wandstärken der Schanzkleider auf das dünnstmögliche Maß, das Brückendeck sowie dessen Handlauf beplankte ich mit 0,2mm starkem Kirschbaumfunier. Das Farbschema für moderne Kriegsschiffe ist recht simpel gestaltet, sind doch alle vertikalen Flächen bis zu den Schornsteinkappen in Mittelgrau (entspricht etwa Ghost Grey von Testors) gestrichen. Oberhalb der Schornsteinkappen sind die vertikalen und horizontalen Flächen schwarz gepönt. Horizontale Flächen werden in einem dunkelgrau (ungefähr Gunship Grey von Aero Master) ausgeführt. Farbakzente setzen lediglich zwei Absetzpunkte für Versorgungsgüter durch Helikopter, einige gelb gestrichene Betankungsstutzen, die in rot ausgeführten Feuerlöschleitungen und Warnhinweise im Drehbereich von Waffenanlagen und anderem beweglichem Gerät.
Die Schiffsbesatzung besteht wie bei meinen anderen Modellen aus ca. 24 Matrosen der Fa. Preiser.
Fazit
Das Zerstörermodell schlechthin, welches in keiner Sammlung fehlen sollte, bleibt doch viel Spielraum für weitere Adams Variationen. Ein sehr empfehlenswerter Bausatz, trotz seines recht hohen Preises von 135 Pfund. Allerdings sollten Vorkenntnisse in der Resin- sowie der Ätzteilebearbeitung vorhanden sein.
Dirk Mennigke