Wasa

Nach der Fertigstellung der HMS Prince wollte ich eigentlich meine 1/350 Titanic durch einen Neubau ersetzen. Bei den für dieses Projekt benötigen PE-Teilen gab es aber Lieferschwierigkeiten. Also brauchte ich ein Zwischenprojekt bis die PE-Teile bei mir eintrafen. Aus Platzgründen kam ein richtiger Neubau nicht in Frage. In der Vitrine stand neben der Prince noch ein altes Modell der Wasa, das ich eigentlich irgendwann einmal Generalüberholen wollte. Nach eingehender Untersuchung des alten Modells entschloss ich mich aber den Bausatz noch einmal zu kaufen und dann als Zwischenprojekt zu bauen.

Ich wollte ohnehin eine größere Menge Farbe bei einem Händler kaufen und durch die Wasa kam ich dann auch über den Mindestbestellwert, was mir die Versandkosten sparte. Eine Woche nach Bestellung war das Modell dann da und es konnte losgehen.

Als erstes verklebte ich die Rumpfhälften mit Revell Plastikkleber. Nach dem Aushärten der Verbindung klebte ich den Heckspiegel mit Sekundenkleber ein, um in einem Ritt gleich die kleinen Spalten mit zu schließen, die sich bei den Passproben gezeigt hatten. Danach klebte ich die Decks vom Bug aus beginnend ein.

Damit war der Bau des Rumpfes eigentlich beendet und die Frage, in welchen Farbtönen ich das Modell bemalen wollte, war nun endgültig zu klären. Blau stand zwar in der Bauanleitung, war aber als Originalfarbe definitiv falsch. Bei der Suche im Internet stieß ich auf Fotos aus dem Wasa-Museum, auf denen ein 1:25 Modell des Schiffes zu sehen ist, das anscheinend immer nach den letzten Erkenntnissen aktualisiert wird. Vorteilhaft für mich war außerdem, dass es eine Menge Detailfotos von dem Modell gab. Nachteilig war, dass nur die Backbordseite zu sehen war, da die Steuerbordseite vom Original verdeckt wird. Der Vergleich des 1:25-Modells mit dem Airfix-Modell brachte nun aber eine Menge kleinere Abweichungen zu Tage. Ich entschloss mich trotzdem das 1:25-Modell aus Vorbild für die Bemalung zu nehmen, aber auf eine Korrektur der Abweichungen zu verzichten.

Bei der Bemalung begann ich mit den Holztönen der beiden Rumpfhälften. Diese grundierte ich mit Revell Emaille 85. Nach dem Durchtrocknen der Grundierung bestrich ich die Flächen mit Tamiya Acryl Rotbraun. Gleich danach rieb ich die Farbe mit einem Tuch wieder ab. Als die Acryl-Farbreste getrocknet waren, ging ich vorsichtig mit einer Messingdrahtbürste über die bemalten Flächen. Als Finish spritze ich dann eine Schicht aus mattierten Tamiya Acryllack und ein wenig Natoschwarz auf die bemalten Flächen. Weiter ging es dann mit dem Bemalen des Decks. Dazu verwendete Revell Emaille 89. Ich ließ nun das Ganze einen Tag trocknen. Bei dem anschließenden Verreiben von Tamiya Deck Tan und ein wenig Natoschwarz auf dem gestrichenen Deck löste sich eigenartigerweise die Revell Emaille-Farbe bis auf das Plastik an. Um nicht das ganze Modell noch einmal von vorne bemalen zu müssen, verfiel ich auf den Einfall, die angelösten Stellen mit der Revell-Farbe zu überstreichen. Gleich darauf strich ich mit einem weichen Pinsel das Acryl Deck Tan sowie ein wenig Natoschwarz und Erdbraun in die nicht abgetrocknete Emaille-Farbe. Das Ergebnis war so überzeugend, dass ich das ganze Deck mit dieser Methode bemalte. Nach dem Trocknen der Farbe folgte wieder ein Durchgang mit der Messingdrahtbürste.

Weiter ging es nun mit dem Unterwasserschiff. Für den Anstrich dort verwendete ich ein Gemisch aus Tamiya Weiß, Grau und Gelb.

Für das Rot des Rumpfes nahm ich Tamiya Matt Rot. Dies schien mir aber nach dem Trocknen zu dunkel also ersetzte ich es mit Revell Feuerrot. Nachdem das Rot getrocknet war ging es an die gelben und die weisen Streifen. Diese zog ich 3-mal nach bis die Farbe richtig deckte. Das Schanzkleid des Schiffes strich ich mit Tamiya Matt Rot. Die Spanten des Schanzkleides mit Hellbraun. Der Handlauf des Schanzkleides bekam einen dunkelgelben Anstrich.

Alle Figuren bekamen einen hautfarbenen Grundanstrich. Nun kam die größte Geduldsprobe des Modells. Ich setzte mich vor den Computer und malte jede einzelne Figur nach den Fotos aus dem Internet an. Für die Steuerbordseite nahm ich die Backbordseite als Vorbild. Nach dem alles fertig war, klebte ich die vorher bemalten sechs kleinen Türmchen an die Heckaufbauten. Als das getan war, nahm ich auf Anregung mehrer Modellbord-Mitglieder noch einige Änderungen vor. Ich dünnte die gelben und weißen Steifen etwas aus. Jede einzelne Figur bekam ein Washing aus Klarlack mit einem bisschen Schwarz versetzt. Die in Hautfarbe gestrichen Teile der Figuren bekamen anschließend noch ein Washing extra, bei dem der Schwarzanteil erhöht wurde, um noch mehr Tiefe zu bekommen. Damit war dann das Schlimmste geschafft.

Nun klebte ich alle Masten zusammen und lackierte sie genauso wie den Rumpf. Dann schnitt ich alle angegossenen Jungfern von den Rüsten, verschliff die Rüsten und bohrte an den Stellen, an denen die Jungfern an die Rüsten angegossen waren, Löscher in die Rüsten. Anschließend klebte ich die Rüsten mit Sekundenkleber an das Modell und strich sie und die Barkhölzer mit Tamiya Rotbraun. Als Vorlage für die Takelage nahm ich einen Plan der Wasa aus dem Buch von Lanitzki. Nun klebte ich die Masten ein und setzte die Stake zwischen die Masten, um ersten Halt zu bekommen. Dann zog ich die Wanten durch die in die Rüsten gebohrten Löscher ein. Dabei fädelte ich jeweils eine Jungfer mit ein.

Nach dem Nachspannen der Wanten standen die Masten fest, und ich konnte die Webleinen mit Sekundenkleber einkleben. Damit war das stehende Gut fertig.

In dem Bausatz sind tiefgezogene Plastiksegel enthalten, die aber leider alle im gesetzten Zustand sind. Damit verdecken die Großsegel das ganze Deck. Das gefiel mir so überhaupt nicht. Ich fertigte mir dann aus Zellstofftaschentüchern drei gereffte Segel an um Großsegel, Fockgroßsegel und Großblinde im gerefften Zustand darzustellen. Danach klebte ich mit Sekundenkleber alle Segel an die Rahen. Ich spritzte die Segel mit der Farbmischung des Unterwasserschiffes, dem ich noch ein wenig Gelb zusetzte. Danach kamen noch zwei Washings aus mattem Klarlack und Natoschwarz, die ich mit der Spritzpistole aufbrachte. Zur Bemalung der Rahen nahm ich dann Tamiya Rotbraun. Dann setzte ich die Segel mittels des laufenden Gutes. Die Segel sind nicht an die Masten geklebt.

Damit war die Takelage fertig. Weiter ging es mit dem Scratch-Bau des Geländers am Bug aus Gussastresten. Die Kanonen auf dem Deck kamen als nächstes an die Reihe. Alle Kanonenrohre wurden mit Humbrol Messing gestrichen. An die Lafetten klebte ich nach dem Streichen mit Rotbraun die Rückholtaue. Dann klebte ich die fertigen Kanonen auf ihre Positionen an Deck. Alle 24 Pfünder-Halbrohre wurden aufgebohrt und in ihre Geschützpforten geklebt. Die Deckel der Stückpforten hab ich nun mit Revell Feuerrot gespritzt und anschließend die Löwenköpfe gelb ausgemalt. Bevor die Deckel an das Schiff kamen, habe ich die geöffneten Löwenmäuler noch mit Tamiya Rot ausgemalt. Als Letztes klebte ich dann noch die Laterne, die Fahnen und die Anker an das Schiff. Abschließend nebelte ich das ganze Modell noch einmal mit der mattierten Klarlackmischung ein.

Die Bauzeit betrug insgesamt um die 100 Stunden. Fast die Hälfte davon entfiel auf die Bemalung des Rumpfes. Geklebt wurde mit Revell Plastikkleber und Conrad Sekundenkleber. Für die Bemalung kamen Revell Emaille- und Acryl-, Humbrol Emaille-, Tamiya Acryl- sowie Gunze Acryl-Farben zum Einsatz.

Steffen Franke