Das Original
Nach dem Ende des 1. Weltkrieges waren der Marine immerhin noch rund 88 Minenräumboote des Typs 1916 belassen worden, um damit die während des Krieges gelegten Minensperren zu räumen. Nach Beendigung dieser Tätigkeiten wurde einige der Boote in die junge Reichsmarine übernommen, wo sie weiter ihren Dienst leisteten. Da die Boote aber recht abgefahren waren wurde der Bedarf an Ersatz immer dringender.
Als Antwort entstand der Amtsentwurf 1935, welcher sich die bewährte Konstruktion der Boote 1916 zu Nutze machte. Allerdings kamen noch Forderungen nach einer Verwendbarkeit für Sicherungsaufgaben sowohl gegen Unter- und Überwasserstreitkräfte als auch gegen Luftbedrohung hinzu. Dies alles bedingte eine gegenüber den Vorgängern vermehrtes Verdrängung. Allerdings unterlagen diese Neubauten keiner Beschränkung hinsichtlich Quantität, wohl aber hinsichtlich Qualität. So durften sie gemäß den bestehenden Verträgen nicht mehr als 600 ts verdrängen. Allerdings kamen sie von vornherein wohl eher an die 700ts heran, bedingt durch die umfangreiche Minensuch- und Räumausrüstung.
Ungeachtet dessen erwiesen sich die Minensuchboote 35, trotz ihrer recht anfälligen Maschinenanlage in Form von 2 Lenz-Doppelverbund-Expansions-Dampfkolbenmaschinen, als ausgezeichnete Seeschiffe. Ab M25 wurden das Schwerkraft-Davit-Paar gegen die charakteristische Bootsschwinge, auch „Fußballtor“ genannt, ausgetauscht. Aufgrund ihrer recht starken Bewaffnung in Form von zwei 10,5 cm SK, einer 3,7 cm Flak und zwei 2 cm Einzelflak oder bis zu sechs 2 cm Flak und zahlreichen Wasserbomben, wurden sie oft auch als „Channel destroyers“ betitelt.
Einige Einheiten wurden später im Kriege mit einer verstärkten Flak-Bewaffnung versehen, unter Wegfall des achteren Mastes und der Bootsschwinge, um so den Bedarf an kampfkräftigeren Einheiten zu decken und wurden ab diesem Zeitpunkt als „Kampfboote“ betitelt.
Von den insgesamt 69 gebauten Einheiten dieses Typs gingen 11 durch Luftangriff, 7 durch Minentreffer, 6 durch Torpedotreffer, 3 im Gefecht, 1 durch Kollision und 6 durch Selbstversenkung verloren. Die restlichen Einheiten wurden unter den Siegermächten aufgeteilt.
1956 erwarb die junge Bundesmarine 5 Boote, in der „Kampfboot“-Version, von Frankreich als Grundstock für die Erstausstattung, zum Preis von je 1 Million DM als „Abgeltung von Instandhaltungskosten“, zurück. Diese liefen als Geleitboote Klasse 319 bis zu ihrer Außerdienststellung sechs Jahre später zunächst im 1. Geleitgeschwader und dann ab 1960 im Schulgeschwader.
Der Bausatz
Das vorliegende Modell entstand auf der Basis des mittlerweile recht seltenen Bausatzes der Firma Heller. Der Bausatz hat zwar die typischen Schwächen eines solch betagten Musters und entspricht nicht dem heutigen Niveau dessen was im Spritzguss möglich ist, ist aber momentan der einzige Bausatz eines deutschen Minensuchbootes aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Wer sich nicht scheut etwas Zeit und Mühe zu investieren, findet trotz aller Mankos eine akzeptable Basis vor, mit der sich arbeiten lässt.
Das Modell
Auf Grund der bekannten Schwächen der Heller´schen Bausätze machte auch dieser Bausatz einiges an umfangreichen Nach-, Zu- und Umrüstarbeiten erforderlich.
Unter anderem wurde die Brücke neu aufgebaut, samt Klar-Verglasung des Steuerstandes, anbringen von PE-Teilen, ersetzen der Signalscheinwerfer, Umbau des Mastes inklusive FuMO. Außerdem wurden die Schutzschilde der 10,f cm SK ausgedünnt und mit einer Persenning aus Spachtelmasse versehen. Der vordere Artillerie-Leitstand wurde ebenfalls komplett überarbeitet, wie auch die Flak, die durch PE-Teile von Eduard ersetzt wurde, samt gedrehten Geschützrohren von Master und selbst gedrehten Sockeln. Gleichfalls wurden Holzgrätings für die Brücke sowie Kompasstöchter hinzugefügt. Das Gitter im Schornstein entstand aus Messingblech, die Rohrleitungen an der Achterkante aus Draht.
Mittschiffs wurde die Bootsaussetzvorrichtung komplett selbstgefertigt.
Es wurden an Oberdeck einige Details wie diverse Kästen, Entlüftungen, FeuL-Schläuche und -Stutzten ergänzt. Die PE-Reling und Trommeln stamme von WEM. Ebenfalls wurde einiges an Minensuchausrüstung ergänzt, wie Otter-Geräte und Bojen. Die Halterungen für die Flöße wurden aus Draht erstellt, wie auch die beiden Ladebäume. Ebenfalls wurde der Durchgang von Stb nach Bb aus den Aufbauten ausgefräst und mit Sheet dargestellt.
Achtern wurde die fehlende Plattform für Flak-E-Mess-Gerät und Notsteuerstand ergänzt, da diese komplett fehlte. Weiter wurden ein 2 cm Flak-Vierling von Eduard mit Master-Geschützrohren aufgestellt und 10,5 cm Bereitschaftsmunition hinzugefügt. Die Winde entstand als Eigenbau, da das Bausatzteil nicht zu gebrauchen war. Bei dieser Gelegenheit wurde dann auch gleich deren Position, die in der Bauanleitung falsch angegeben ist, korrigiert und der Rollenblock auf Deck hinzugefügt sowie das Netz an der Achterkante des Decks. Die Minen und Bojen sind selbstgefertigt, die Aussetzvorrichtungen für die Otter sind aus 1:700 Gittermastteilen und Sheet entstanden. Der falsche Niedergang im achteren Aufbau wurde auch durch einen Eigenbau ersetzt, während die Figur, zum Zwecke des besseren Größenvergleichs, von L´Arsenal ist.
Leider musste ich das mitgelieferte Ruderbeiboot durch ein anderes aus der Grabbelkiste ersetzen, da die Form des originalen Teils überhaupt nicht passte. Anschließend wurden dann Ruderbeiboot und das Original Motorbeiboot mit einer Persenning, aus Zellstofftuch mit Weißleim über einem Drahtgestell, abgedeckt. Das Beiboot welche an Bb auf Höhe Schornstein hängt ist ebenfalls aus der Grabbelkiste, aus einem 1:700 Bausatz ergänzt, da es im Heller-Bausatz komplett fehlt.
Das Modell wurde mit Revell Aquacolors lackiert, die ich gemäß J/A/K nach RAL angepasst habe. Die Takelung erfolgte mit 0,1 mm Angelsehne die mittels Lötkolben gespannt und anschließend lackiert wurde. Die Decals für Seeflagge und Flottillenwappen stammen von Peddinghaus-Decals. AN PE-Teilen wurde diverses aus Sätzen von Eduard, WEM und Tom´s verbaut.
Quellen
- Breyer - Marinearsenal Bd. 47 - "Minensuchboote 1935"
- Breyer - Die Deutsche Kriegsmarine 1935 - 1945 Bd.2 - "Zerstörer - Küstenartillerie"
- Williamson - New Vanguard Bd 151 - "Kriegsmarine Coastal Forces"
- Jung/Abendroth/Kelling - "Anstriche und Tarnanstriche"
- Bekker - "Die Kriegsmarine"
Mathias Carl