Das Original

Die ersten Überlegungen für eine neue Klasse Fregatten gehen auf Mitte der 1960er Jahre zurück. Geplant waren diese, als Klasse 121 benannten Einheiten, als Flugabwehr-Schiffe mit einer starken Fla-Artillerie und FK-Komponente. Allerdings verschob sich der Schwerpunkt im Laufe der Planungsphase während der ersten Hälfte der 1970er Jahre immer stärker in Richtung U-Boot-Abwehr, so dass die Klasse mit Beginn der Definitionsphase 1976 endgültig als Klasse F122 bezeichnet wurde.

1977 erfolgte schließlich die Auftragserteilung und 1979 wurde die erste Einheit der neuen Klasse, die Fregatte F207 Bremen auf Kiel gelegt. Daher wird die Klasse auch, nachdem Typschiff, als Bremen-Klasse bezeichnet. Ihr folgten in mehreren Baulosen noch insgesamt sieben weitere Schiffe nach, um sowohl die Zerstörer der Klasse 119 als auch die Fregatten der Klasse 120 zu ersetzen. Die Einheiten verteilten sich zunächst auf das 2. und 4. Fregatten-Geschwader in Wilhelmshaven und wurden 2006 im Zuge der Umstrukturierung der Flotte im 4. Fregatten-Geschwader zusammengefasst.

Der Entwurf der Schiffe basiert auf der niederländischen Kortenaer-Klasse, weißt jedoch einige signifikante Unterschiede zu dieser auf. So hat die Klasse 122 einen Antrieb nach dem CODOG-Prinzip, anders strukturierte Aufbauten so wie eine abweichende Bewaffnung.

Die Hauptaufgabe der Schiffe der Klasse 122 liegt in der U-Jagd, hierzu sind sie mit zwei Bordhubschraubern des Typs Westland Sea Lynx Mk88A ausgestattet, womit sie die ersten Einheiten der Marine waren, die über eine entsprechende Bordfliegerkomponente verfügten. Ergänzt wird dies noch um zwei Zwillings-Überwassertorpedorohre von 324 mm in den achteren Aufbauten.

Zur Flugabwehr sind die Schiffe mit einem 8-fach Starter für RIM-7 „Sea Sparrow“ Lenkwaffen ausgestattet, inklusive einer dazugehörigen zweiten Flugkörper-Dotierung. Zur Punktverteidigung (PDMS) befinden sich auf dem Hangar zwei 21-fach Starter für RIM-116 „RAM“. An Rohrartillerie befindet sich auf der Back ein 76 mm DP-Geschütz vom Typ OTO-Melara Compact sowie zu einem späteren Zeitpunkt zwei Rheinmetall Mk20 mm auf den vorderen Aufbauten. Diese wurden allerdings später durch das neue Marineleichtgeschütz MLG 27 mm ersetzt. Zur Seezielbekämpfung sind im Mittschiffsbereich noch zwei 4-fach Starter für AGM-84 „Harpoon“ eingerüstet.

Die ursprüngliche Sensor-Ausrüstung blieb in weiten Teilen erhalten. So wurde Mitte der 1990er das LW08 gegen das TRS-3D ausgetauscht und die Kommunikationsausrüstung laufend modernisiert bzw. ergänzt. Gleiches gilt für die an Bord befindliche Elektronik und EloKa-Komponente. Zur U-Jagd befindet sich im Bug ein Sonar vom Typ DSQS-21, ergänzt um zwei Torpedotäuschkörper vom Typ „Nixie“ auf dem Manöverdeck.

Die Fregatte F212 Karlsruhe (DRAV) wurde zu Beginn des Jahres 1981 bei der HDW als sechste Einheit der Klasse auf Kiel gelegt und lief im Januar 1982 vom Stapel um dann im April 1984 in Dienst gestellt zu werden. Im Laufe der Zeit nahm die Karlsruhe an verschiedenen Einsätzen und Operationen teil. So unter anderem zwei Mal an der Operation Sharp Guard, an den Operation Southern Cross und zwei Mal an der Operation Active Endeavour. Hinzu kamen noch Einsätze im Rahmen von UNIFIL und Atalanta sowie Teilnahmen an den ständigen Einsatzverbänden der NATO. Zusammen mit den Fregatten Niedersachsen und Bremen erhielt sie 1991 auf dem Hangar vorrübergehend das „Goalkeeper“ CIWS, da das ursprünglich vorgesehene RAM-System noch nicht Einsatzreif war, um an Einsätzen in der Adria teilnehmen zu können.

Nach mittlerweile teils über 30 Jahren im Einsatz ging im Juli 2012 mit der Fregatte F211 Köln die erste Einheit dieses Typs aufgrund Personalmangels außer Dienst. Ihr soll im März 2013 die mittlerweile stillgelegte Fregatte F209 Rheinland-Pfalz aus demselben Grund nachfolgen.

Der Bausatz

Bei dem verwendeten Bausatz handelt es sich um den, zugegebenermaßen recht betagten, Bausatz von Revell. Dieser ist schon unter verschiedenen Namen und in verschiedenen Verpackungen angeboten worden. So unter anderem als „Kortenaer“, „Bremen“, „Niedersachsen“ und „Emden“, wobei der Packungsinhalt jedes Mal weitgehend identisch war. Allerdings stellt er den einzigen Spritzguss-Bausatz einer modernen deutschen Überwassereinheit in dieser Größe, bzw. diesem Maßstab dar.

Das Modell

Das hier gezeigte Modell entstand in einer Bauzeit von über einem Jahr, erfordert der Bausatz doch einiges an Eigeninitiative und Mehrarbeit, um ein entsprechend detailliertes Modell zu erhalten. Zunächst einmal galt es, den Rumpf mit reichlich Gewalt in Form zu pressen. Da er dreiteilig ist, linke und rechte Rumpfseite sowie separater Heckspiegel, stellte sich diese Aufgabe als etwas kniffelig dar. Aus diesem Grunde wurde auch das einteilige Deck lose eingelegt, um so währenddessen etwas Stabilität zu erreichen. Das von Revell für das Manöverdeck vorgesehene Teil ist bar jeglicher Details und sitzt, wenn man es denn nutzt, deutlich zu tief. Seine Position dürfte eher der des Rudermaschinenraums entsprechen. Daher wurde aus Sheet, Rundmaterial, einigen PE-Teile und Draht der komplette Bereich selbst erstellt. Hiervon ist später allerdings nicht mehr allzu viel zu sehen, da es hinter einem Netz verschwindet.

Nachdem dies nun erledigt war, wurde das Deck aufgesetzt, verspachtelt und verschliffen um mit den nächsten Schritten fortfahren zu können. Hierzu habe ich als erstes damit begonnen, die Aufbauten, aus den Revell-Teilen gefertigt, aufzustellen, da diese später ja die Basis für jeden weiteren Schritt bilden. Zuvor wurden die Teile noch von den angegossenen „Details“ befreit, da diese zu grob und an den falschen Stellen waren.

Um den Hangar schließen zu können, musste dieser vorher entsprechend überarbeitet werden. Dies umfasste „Ho-Chi-Minh“-Pfad, FlyCo, Galerie, Feuerlöschräume und die Markierungen auf dem Deck. Auch die Rückwand wurde selbstgefertigt, da das Bausatzteil zu dick war und sich durch die Eigenanfertigung auch gleich die Möglichkeit bot, das Hangartor einzufügen. Da durch die Eigenbau-Rückwand das Bausatzdach nicht mehr passte, war hier einiges an Schleif- und Spachtelarbeit erforderlich. Die mittschiffs gelegenen Aufbauten bereiteten dann aber keine weiteren schwerwiegenden Probleme und ließen sich zügig zusammenfügen.

Bevor die Brücke mit einem selbstgefertigten Dach geschlossen wurde, da das Original nicht passte, wurden noch die Fenster geöffnet und mittels Weissleim, Clear Blue und Future verglast. Bei der Gelegenheit wurden auch noch gleich die Schleuderscheiben aus Draht in das Glas eingefügt.

Im Anschluss ging es dann peu à peu von vorn nach achtern, also begann ich als nächstes mit der Back. Hier wurden diverse Poller, Klampen und Klüsen neu gefertigt, versetzt und angepasst. Auch das 76 mm OTO Melara DP Geschütz wurde samt näherer Umgebung überarbeitet und zum Beispiel mit einem selbstgefertigten Rohr versehen. Im Anschluss folgte der gesamte Bereich rund um den Sea-Sparrow, inklusive des Starters selbst, da das Bausatzteil dem Original nicht wirklich entsprach. Die Details wurden ebenfalls wieder aus Sheet und Draht in verschiedenen Stärken, Papier, Rundmaterial und PE-Resten sowie Teelicht-Alu gefertigt.

Danach ging es dann mit den vorderen Aufbauten sowie dem Harpoon-Deck weiter. Hier wurden die Gestelle für die Rettungsinseln, Plattformen für die MLG´s und bereits Teile der Reling angebracht. Auch die Preweting und die Oberdecksbeleuchtung wurden soweit schon hinzugefügt wie auch die „Rettungsboje U-förmig“ SeCuMar 17. Da für die Harpoon-Starter sinngemäß das gleiche gilt für den Sea-Sparrow-Starter, wurden diese nach Vorbildfotos komplett selbstgefertigt. Bei den Mittschiffsaufbauten wurden ebenfalls alle Details, die vorher entfernt worden waren aus verschiedenen Materialien neu wiederaufgebaut. Dies umfasste die Schotten, Plattformen, Leitern, Zuluftfilter, Abgas-Schächte, Reling, Kraftstoffschläuche bis hin zum berühmt-berüchtigten Oskar. Auch die Aussetzvorrichtung für das Speedboot erfuhr eine entsprechende Überarbeitung und bekam später ein Speedboot von Veteran Models spendiert.

Zwischenzeitlich hatte ich die Gelegenheit bekommen, in Kiel einen fotografischen Rundgang an Bord der Fregatte Karlsruhe zu unternehmen, so dass mir nun eine Fülle an Detailfotos zur Verfügung stand, die sich als sehr hilfreich erwies. Eine Auswahl davon ist hier auf modellmarine.de zu finden. Mein Dank hierfür gilt sowohl dem Kommandanten der Karlsruhe als auch der Wachgruppe vom 15.01.2012.

Als nächstes waren dann das RAS- und das Düppeldeck an der Reihe und bekamen im Eigenbau ihre Aufwertungen in Form von Aufbewahrungen der Schläuche, Masten, Anschlusskästen, Rohren, usw. Auch die SRBOC-Werfer wurden aus Sheet und Draht selbst aufgebaut. Hier konnte dann auch das Arbeitsschlauchboot aus dem Bausatz ohne weitere Probleme verwendet werden.

Nun ging es an das Flugdeck. Hier wurde zuerst, mittels Zirkel, das Landehilfesystem aufgezeichnet und mittels eines 0,3 mm Bohrers durch zahlreiche Löcher dargestellt. Die Markierungen wurden, da das Bausatzdecal nicht dem aktuellen Zustand entspricht, selbst gemalt, inklusive der Kennung „K A“. Auch der erste Versuch eine niedergelegten Flugdecksreling wurde hier bereits unternommen, allerdings später wieder verworfen.

Nun ging es wieder von achtern nach vorn um die letzten Details anzubringen und das Modell somit der Fertigstellung entgegen zu führen. Auf dem Hangardach umfasste das die Überarbeitung der RAM-Starter, Neuerstellung des Mastes aus Stahldraht, Eigenbau der UHF-SatCom-Anlagen und TRS-3D Radars samt IFF-Balken. Die Kennung stammt noch aus dem Decal-Satz meiner ersten revellschen 122er und wurde hier verwandt, da die laut Anleitung vorgesehene Kennung falsch ausgeführt ist.

Der nun folgende Hauptmast wurde als Basis ebenfalls aus Stahldraht erstellt, um so die Stabilität zu erhöhen. Die Details entstanden dann aus Kupfer und Messingdraht in verschiedenen Stärken. Hinzu kamen dann noch Sheet, Rundmaterial und PE-Teile. Gleiches gilt auch für den vordersten Mast, welcher zum Gutteil die EloKa-Anlage und das WM25 beherbergt.

Auch das Brückendach an sich erfuhr, unter zu Hilfenahme einiger Bausatzteile, eine entsprechende Überarbeitung. So wurden das Nav-Radar, die Scheinwerfer, Antennen und die Plattform sowie weite Teile des STIR-Feuerleitradars selbst gefertigt.

Nachdem nun die Aufbauten soweit abgeschlossen waren, fehlten nur noch die restlichen Oberdecksdetails wie Stelling, Fallreep, Kletterrettungsnetze, Rettungsgalgen und natürlich die Takelage. Diese wurde, entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, aus gezogenem Gussast erstellt, da sich dieser auf solch kurzen Strecken als vorteilhafter gegenüber Angelsehne erwies.

Zum Abschluss habe ich mich dann noch den beiden Bordhubschraubern gewidmet. Ursprünglich hatte ich vor, diese durch Weißmetall-Versionen von Heroics and Ros zu ergänzen, habe mich dann aber doch dafür entschieden, die Plastik-Version von Revell zu nutzen, da ich so die Möglichkeit erhielt, einem von beiden ein komplettes Innenleben samt Ausstattung für Boardingeinsätze anzupassen. Hierfür kamen dann auch wieder Sheet, Alu, Draht und PE-Teile zum Einsatz. Die Scheiben entstanden in diesem Falle aus einer Klarsicht-Verpackung.

Danach kamen dann noch zwei Figuren und Seeflagge sowie Kommandantenwimpel an Bord und die Fregatte konnte das Dock verlassen und auf ihren Ständer umziehen.

Für Interessierte sei hier noch kurz auf den Baubericht auf modellboard.net verwiesen.

Quellen

  • www.marine.de
  • Schiff Profil Nr. 9 – „Die Fregatten der Bremen-Klasse“
  • Archiv M. Carl

Mathias Carl