Das Original
Nachdem sich abzeichnete, dass man einen Ersatz für die Boote der Klasse 205 benötigte, begann man mit den Entwicklungsarbeiten an der Klasse 206. Dies gestaltete sich aufgrund des geltenden Limits von zunächst 350 ts, gemäß der Pariser Verträge, schwierig. Anfang der 60er Jahre wurde dies aber auf 1000 ts angehoben. So konnte man, basierend auf den Erfahrungen der Vorgängerklasse, die Verdrängung auf 450 ts↑ / 498 ts↓ erhöhen.
Dies machte man sich zu Nutze, um unter anderem die Batterie und somit den Unterwasserfahrbereich zu vergrößern. Auch die Feuerleittechnik wurde verbessert, und es konnten erstmals drahtgelenkte Torpedos verschossen werden. Durch die Verwendung eines Minengürtels war es möglich, bis zu 24 Minen mitzuführen, ohne die Torpedodotierung reduzieren zu müssen. Die Torpedorohre wurden analog der Klasse 205 im Bugbereich angeordnet. Weiterhin fand hier auch das Sonar unter der markanten Bugverkleidung seinen Platz.
Ein weiteres Merkmal der Einheiten des Typs 206 war die Verwendung von A-Magnetischem Stahl für den Rumpf, um so die Erfassbarkeit durch MAD-Sensoren und die Anfälligkeit für Minen zu reduzieren.
Gebaut wurden die insgesamt 18 Einheiten durch ein Konsortium bestehend aus HDW und RNSW.
Zwischen 1988 und `91 wurden 12 Boote durch eine Kampfwertsteigerung zur Klasse 206A aufgewertet. Diese Aufrüstung umfasste ein leistungsstärkeres Sonar, ein neues Feuerleitsystem, neue Torpedos und ein neues Periskop. Die so modifizierten Boote stellten lange Zeit den Kern der U-Boot-Komponente der deutschen Marine.
Mit Beginn der Transformation der Bundeswehr und somit auch der Marine wurden die Anzahl der Boote dieses Typs, mit Beginn des Zulaufs der neuen Einheiten des Typs 212A, auf zunächst 6 Einheiten reduziert, bis es 2010 zur endgültigen Aussonderung der letzten Einheiten dieser Klasse kam.
Bei U 22 (S 171) handelt es sich um das insgesamt dritte Boot mit dieser Nummer in einer deutschen Marine. Es wurde im Juli 1974 im Rahmen des 3. U-Geschwaders in Dienst gestellt, wobei die Stadt Trossingen die Patensschaft übernahm. Der Umbau zu Klasse 206A erfolgte von Januar `89 bis September `90. Als im Februar der Transformationsprozess zu greifen begann, wurde U 22 dem 1. U-Geschwader zu geordnet, wo es bis zur Außerdienststellung im Dezember 2008 verblieb. In insgesamt 34 Jahren aktiven Dienstes hat das Boot an verschiedenen NATO-Einsätzen und Manövern teilgenommen und dabei annähernd 180.00 sm zurückgelegt. Im April 2012 wurde ex U 22 zusammen mit ex U 29 in die Türkei verbracht und dort verschrottet.
Der Bausatz
Entstanden ist das Modell aus dem Resin-Bausatz von OKB Grigorov. Der Bausatz besteht aus grade einmal fünf Teilen, inklusive des Ständers. Mein Exemplar war sauber gegossen, ohne irgendwelchen Grat, Versatz oder unscharfe Details.
Bei einem Preis, inklusive Versand, von 25 € ist dieser Bausatz sicherlich nicht jedermanns Fall, allerdings stellt dieser zurzeit die einzige Möglichkeit dar, ein Boot des Typs 206A in diesem Maßstab zu bauen.
Das Modell
Da ich mit Resinbausätzen eher unerfahren bin, da mir das Material nicht so wirklich liegt, galt es zunächst zu überlegen, womit ich anfangen sollte.
Entschieden habe ich mich dafür, den Anguss am Rumpf mittels Skalpell und Tiger-Säge zu entfernen. Hier trat dann auch die Problemstelle dieses Bausatzes zu Tage: Bläschenbildung entlang des entfernten Angusses, vom Bug bis zum Heck. Hieraus ergaben sich dann entsprechend Spachtel- und Schleifarbeiten. Diese setzten sich nahtlos fort, als ich die drei Bauteile für die Steuerflächen am Heck anbrachte. Hier klaffte so mancher Spalt, der verschlossen werden wollte. Allerdings waren diese Arbeiten insgesamt kein wirkliches Problem, denn der Bausatz misst gerade einmal um die 140 mm in der Länge. Nachdem dies so weit erledigt war, wurden noch zwei Bohrungen samt M3 Gewinde in den Rumpf eingebracht, um das Modell später auf seinem Ständer befestigen zu können.
Nun ging es an den mir persönlich liebsten Teil: Eigenbau. Da keinerlei Ausfahrgeräte oder Decksdetails und ähnliches im Bausatz enthalten waren, mussten diese Teile allesamt selbst gefertigt werden. Dem ging natürlich eine umfassende Recherche und Fragerunde im Kameradenkreis voraus. Dies schloss auch die Farbgebung mit ein, ist diese doch, wie stets bei modernen deutschen Booten, ein strittiges Thema.
Lackiert wurde das Modell schlussendlich mit einer Mischung aus Revelll-Farben, die Schritt für Schritt angepasst wurde, bis das Ergebnis den Aussagen ehemaliger Besatzungsangehöriger entsprach. Verwendet habe ich dazu Matt 09, Matt 84, Matt 75 für den Rumpf und Matt 06, Matt 78 für die Flächen des Rutschfesten Belages an Oberdeck.
Die Ausfahrgeräte entstanden aus Rundmaterial in verschiedenen Stärken, Draht, Sheet, Papier und Teelichtalu sowie Tamiyatape. Ich habe hierbei den Zustand gewählt, der der Standardüberwasserfahrt entspricht: Flaggenstock, Signalmast, Sehrohr, Schnorchel, Funkmast und Radar. Hierbei waren mir einige Fotos ehemaliger Besatzungsangehöriger verschiedener Boote dieses Typs sehr hilfreich. Die Lackierung der Teile erfolgte dann auch nach diesen Vorbildfotos.
Am Heck wurden zunächst die falsch positionierten und dimensionierten Steuerflächen entfernt und durch Eigenbauten aus Sheet ersetzt. Auch der Eisschutz wurde aus Teelichtalu selbst gefertigt. Der Propeller entstand aus den dem Bausatz beiliegenden PE-Blättern so wie einer Nabe aus Rundmaterial. Die Blätter wurden vorher ausgeglüht und über einer Schablone in Form gebogen, bevor sie angebracht und lackiert wurden. Die Poller und Klampen an der Achterkante des Turmaufbaus entstanden einfach aus Rundmaterial und Draht, gleiches gilt für die Pendants am Bug. Wobei hier noch ein wenig an Sensorik samt Schutz im Eigenbau aus Draht ergänzt wurde. Auch die ausgefahrene Steuerfläche an Backbord ist aus Teelicht-Alu gefertigt worden. Hierbei gilt es übrigens zu beachten, dass niemals beide Flächen am Bug gleichzeitig ausgefahren sein können und/oder dürfen.
Zum Abschluss wurde dann noch der Stander aus gezogenem Gussast vom Turm zum Bug gezogen, eine Flagge und Ahminge aus der Restekiste hinzugefügt und eine Figur zwecks Größenvergleich angebracht. Die Kennungen am Turm sind selbst mit dem Pinsel gemalt, da sich nichts passende im Decalfundus befand.
Im Ständer des Modells ist eine Seekarte der Eckernförder Bucht, zusammen mit dem Wappen des 1. U-Geschwaders und von U 22, untergebracht. Vom Aufbau her ist er an den Ständer meines U 34 angelehnt um eine gewisse Einheitlichkeit zu erzielen.
Quellen
- marine.de
- Faszination See: 50 Jahre Marine der Bundesrepublik Deutschland
- Jane´s Fighting Ships 2009
- Weyer´s Flottentaschenbuch 2008 / 2010
- Archiv M. Carl
Mathias Carl