Allerhöchste Kabinets "Order."
Neues Palais
erlassen Potsdam, den 23ten Dezember 1905
betreffend, die geltenden Bauunterlagen (:mit den Änderungen:) des kl. Kreuzers "Ersatz Blitz" für die kl. Kreuzer des Etats 1906 "Ersatz Pfeil" u. "Ersatz Comet".
Anmerkung: Die Ausfertigung der Allerhöchsten Kabinets-Orders dürfen mit Verfügungen und Bemerkungen nicht versehen werden.
(G.O. § 20,1).

Mit diesen Worten begann die Geschichte des wohl bekanntesten Kreuzers des Ersten Weltkriegs. Eine Geschichte, die sich in Form des Namens und dessen Traditionspflege auch in der heutigen Marine wiederfindet.

Das Original

Der Kleine Kreuzer Ersatz Pfeil war das zweite Schiff der nach ihrer Schwester benannten Dresden-Klasse. Ihre Kiellegung erfolgte im April 1906 auf der Kaiserlichen Werft Danzig. Durch Materialengpässe kam es immer wieder zu Verzögerungen des Stapellaufs, korrekterweise eigentlich Stapelhubs. Erst im Mai 1908 wurde der neue Kreuzer schließlich im Beisein des Emder Oberbürgermeister, der auch die Taufrede hielt, auf den Namen Emden getauft. Sie war zugleich der letzte Kreuzer der kaiserlichen Marine, der mit Kolbenmaschinen statt Turbinen ausgestattet war.

Während der ersten Probefahrten wurde die geforderte Leistung von 24 kn aber nicht erreicht, was eine Änderung der Propeller-Blätter notwendig machte. Während des Erprobungsverhältnisses wurde sie für die Dauer des Marinemanövers 1909 als Begleitschiff von S.M.Y Hohenzollern abkommandiert, bevor die letzten Abschnitte der Maschinen- und Artillerie-Erprobung abgeschlossen werden konnten und der Kreuzer wegen Besatzungsmangels außer Dienst gestellt wurde.

Nach ihrer erneuten Indienststellung im April 1910 wurde S.M.S. Emden auf Order von Wilhelm II. der Ostasiatischen Station und dem dortigen Kreuzergeschwader zugeteilt und begann ihre Reise dorthin im gleichen Monat. Die Route ging über Porto Grande nach Montevideo, wo sie mit S.M.S. Bremen, dem dortigen Stationär, zusammentraf, um gemeinsam zur 100-Jahr-Feier der argentinischen Unabhängigkeit in Buenos Aires zu verlegen. Nach Abschluss der Feierlichkeiten wurde durch die Magellan-Straße in den Pazifik verlegt, wo S.M.S. Emden schließlich im Juni mit dem Kreuzergeschwader zusammentraf, um im August 1910 erstmalig ihren nunmehrigen Heimathafen Tsingtau anzulaufen.

In der Folge war S.M.S. Emden bis 1911 mit anderen Einheiten an verschiedenen Einsätzen und Fahrten in ostasiatischen Gewässern, respektive der Südsee, beteiligt. So unter anderem auch an der Niederschlagung einer Eingeborenenrevolte auf Ponape. Im Anschluss an die fällige Werftliegezeit, während der auch die 5,2 cm-Kanonen von Bord gingen, folgten ein Besuch in Japan, der Wladimir Bay und in Nanking. 1912 wurde  S.M.S. Emden Stationär vor Shanghai, wo sie bis zum März 1913 verblieb, um im Anschluss verschiedene Südseefahrten zu unternehmen. Im Zuge dessen wurde, als Ablösung für S.M.S. Leipzig, aufgrund des chinesischen Bürgerkrieges Nanking angelaufen und hier Station bezogen, wobei sowohl S.M.S. Emden als auch ihre Besatzung in die Kämpfe verwickelt wurden. Nach Beendigung des Krieges ging es über verschiedene Häfen wieder zurück nach Tsingtau, wo der Kreuzer bis in die letzten Wochen vor Beginn des Weltkriegs verblieb.

Als die Spannungen in Europa immer mehr zunahmen, verließ die Emden Tsingtau, um nicht eingeschlossen zu werden. Über FT-Spruch erreichte sie am 1. August die Nachricht des Kriegsbeginns mit Russland, worauf am 3. und 5. weitere Sprüche über den Beginn der Feindseligkeit mit Frankreich bzw. Großbritannien eintrafen. Somit begann für S.M.S. Emden der Krieg. Bereits am 4. August konnte mit dem russischen Dampfer Rjätsan die erste von vielen Prisen aufgebracht werden. Insgesamt fielen der Emden in den Monaten ihrer Kapertätigkeit über 30 Schiffe anheim und wurden von ihr aufgebracht oder versenkt. Hinzu kamen noch Unternehmungen wie jene gegen den Hafen von Madras, wo ein Öldepot vernichtet wurde, oder die Operation in Penang. Bei dieser wurden der russische Kreuzer Schemtschug und der französische Torpedobootszerstörer Mousquet versenkt. Bei allen Unternehmungen erwarb sich der Kreuzer durch sein stets vorbildliches Verhalten schnell auch den Respekt des Gegners.

Ihr letztes Gefecht erlebte die Emden schließlich am 9. November 1914 vor South Keeling Island, einer Insel der Gruppe der Kokos-Inseln. Hier sollte durch das Landungscorps, unter Führung des 1. Offiziers, die Funkstation zerstört werden. Während der Kreuzer in Port Refuge ankerte, schiffte sich dementsprechend das Landungscorps aus. Die britische Station gab den Spruch "Strange ship at entrance" ab, worauf der Befehlshaber eines nahe laufenden Konvois die H.M.A.S. Sydney detachierte. Als man an Bord der Emden die Rauchfahne sichtete, dachte man zunächst an den zivilen Dampfer, welchen man als Versorger nutzte. Aber schon kurz darauf wurde erkannt, dass es sich um ein gegnerisches Kriegsschiff handelt. Zwar wurde noch die Einschiffung des Landungscorps befohlen, aber aufgrund des Zeitmangels nicht begonnen bzw. abgeschlossen. S.M.S. Emden ging ankerauf um sich dem Gegner zu stellen. Auf 90 hm wurde das Feuer eröffnet und das Gefecht begann. Aufgrund ihrer schwereren Batterie konnte H.M.A.S. Sydney den Gefechtsverlauf bestimmen und diktieren, so dass sie die Emden peu à peu zusammenschoss, trotz der Tatsache, dass diese die ersten Treffer gelandet hatte. In dem knapp halbstündigen Gefecht wurde S.M.S. Emden so stark beschädigt und hatte so hohe Personalverluste, dass sich der Kommandant schlussendlich dazu entschloss, sie auf den Strand zu setzen, umso wenigstens die Überlebenden zu retten. Da aber aufgrund kaputter Leinen die Flagge nicht geborgen werden konnte, schoss die Sydney nach einem erneuten Anlauf weiter und stellte erst das Feuer ein, als es schließlich gelang, die Flagge einzuholen, womit das Gefecht und auch S.M.S. Emden ihr Ende fernab der Heimat fanden. Die überlebenden Besatzungsmitglieder gingen schließlich in Kriegsgefangenschaft.

Das Landungscorps unter Führung des 1. Offiziers schlug sich auf abenteuerlichen Wegen schließlich über das Osmanische Reich in die Heimat durch.

1982 wurde das Wrack von der australischen Regierung unter Schutz gestellt, nachdem aber bereits in den 1930er Jahren mit der Ausschlachtung desselben begonnen worden war. Teile des Schiffs, wie Kanonen, Wappen und andere Ausrüstung finden sich auch heute noch an zahlreichen Stellen in Australien.

Aufgrund der Erfolge und der Reputation der ersten Emden verlieh der Kaiser ihr das Eiserne Kreuz. Dieses führen, noch 100 Jahre später, alle ihre Nachfolger, bis hin zur Fregatte Emden der Klasse 122 der Deutschen Marine.

Der Bausatz

Verwendet habe ich den 1:350er Bausatz von Revell, in Verbindung mit dem Holzdeck von Artwox und den Fotoätzteilen von GMM. Der Bausatz an sich weist eine gute Passung auf und ergibt auch aus der Schachtel ein ansehnliches Modell dieses bekannten Schiffes.

Das Modell

Gleich zu Anfang dieses Projektes habe ich mir die exzellente Planmappe von P.G. Huff beschafft sowie das gleichfalls empfehlenswerte Buch. Letzteres aber nur via Fernleihe, da die dafür aufgerufenen Preise schlicht utopisch sind.

Auf Grundlage der Pläne habe ich viele Änderungen und Ergänzungen vorgenommen. So wurde im Bereich der Hütte und der Back ein Innenleben gestaltet, da ich aus den Resten meiner alten Dresden die Geschütze für die Kasematten ergänzen konnte und diese dementsprechend alle öffnete, so dass es einen guten Einblick ins Innere gibt.

Das Mitteldeck wurde unter Verwendung des Artwox-Holzdecks und vieler Fotoätzteilreste komplett überarbeitet. Dies umfasste die Ergänzung von Kohlebunkerluken, Überarbeitung der Hängemattestaukästen, der Bootsdavits und Boots-Lager. Die Aufbauten wurde geöffnet und ausgestaltet, Oberlichter hinzugefügt und die Reservepropeller genauso ergänzt wie die Munitionsförderschiene.

Auch Brücke, Back und Achterdeck wurden komplett überarbeitet. Gerade die Brücke erforderte umfangreiche Umbauten, da die Bausatzform nicht zum Original passt. Auf der Back wurden die Ankerketten ersetzt und die Lagerung für den Reserve-Anker inklusive Anker ergänzt und die Spills überarbeitet. Auch wurde hier ein Niedergang geöffnet und mit einem Innenleben versehen. Danach kamen noch aus Fotoätzteilresten gefertigte Messingleisten auf die Decks, um die Halteleisten des Linoleumbelags darzustellen.

Da mir das Ausbohren und Dünnerschleifen der Schutzschilde der 10,5 cm Kanonen zu mühselig war, wurden diese durch selbst tiefgezogene Bauteile ersetzt. Auch die Rohre wurden durch gedrehte Pendants ausgetauscht.

An den Masten wurden die fehlenden Rahen und Stengen ergänzt bzw. solche, die in der Anleitung fälschlicherweise angegeben waren, weggelassen.

In diesem Zustand verließ mich dann die Lust am Modell, so dass es die letzten vier Jahre, zu 90% fertiggestellt, in der Vitrine vor sich hindämmerte. Zeitweise winkte sogar die Rundablage, waren die eigenen Ansprüche mit den Jahren doch stark gestiegen.... Aber da es sich bei diesem Modell um das erste handelte, an welchem ich mich an umfangreichen Selbst- und Umbauten sowie Detaillierungen versucht hatte, konnte ich mich einfach nicht davon trennen. Bis es mich dann doch packte und ich die Boote sowie Takelage und Reling ergänzte und sie so doch noch nach insgesamt fünf Jahren einen würdigen Platz in der Vitrine fand.

Für Interessierte sei hier auf den Baubericht im Modellboard verwiesen.

Quellen

  • P.G.Huff - Kleiner Kreuzer Emden - Buch & Planmappe
  • K.T. Beer - S.M.S. Emden
  • R.K. Lochner - Die Kaperfahrten des kleinen Kreuzers Emden

Mathias Carl