Das Original
Während des Verlaufs des Zweiten Weltkrieges hatte sich deutlich gezeigt, dass das Fehlen eigener Marinefliegerkräfte ein ernsthaftes Manko war. Um diesen Fehler zukünftig zu vermeiden, wurden mit der Gründung des Kommandos der Marineflieger 1956 der Flotte eigene Fliegerkräfte unterstellt. Mit zeitweise über 200 Flugzeugen und Hubschraubern stellten die Marineflieger das größte Kommando innerhalb der Marine dar. Den stärksten Anteil hieran hatten stets die Jagdbomberverbände deren Hauptaufgabe die Bekämpfung von Feindverbänden, vornehmlich Landungsverbänden, war.
Hierfür waren sie auf zwei Marinefliegergeschwader aufgeteilt und in Schleswig-Holstein stationiert. Im Laufe der Zeit waren die beiden Geschwader zunächst noch mit Hawker Sea Hawk Mk 100 ausgerüstet, um dann auf die Lockheed F-104 Starfighter zu wechseln. Als letzten Typ flogen sie, vor der Abgabe an die Luftwaffe und Auflösung der Verbände, den Panavia Tornado.
Als Ergänzung wurden weitere Geschwader, deren Hauptaufgabe zunächst die Seerettung war, mit Hubschrauber bzw. Wasserflugzeugen ausgestattet und entlang der Küste Deutschlands stationiert. Hierfür wurden zunächst die Saunders Roe Skeeter sowie im Laufe der Zeit der Bristol Sycamore und Sikorsky H-34G eingesetzt, bevor dann der Westland Sea King Mk 41 beschafft wurde. Ergänzt wurden die Aufgaben später, mit Einführung des Westland Sea Lynx Mk88, noch um die U-Jagd von Bord seegehender Einheiten aus.
Die Seefernaufklärung lag zunächst in den Händen der Geschwader, welche mit der Fairey Gannet und später der Breguet Atlantic ausgerüstet waren. Letztere wurde dann mittlerweile durch die P-3C Orion ersetzt.
Für Transport- und Verbindungsaufgaben wurden in der Anfangszeit noch die Do 27, über die Pembroke und Do 28 bis hin zur Do 228 eingesetzt.
Mit der Wiedervereinigung fiel auch das Bedrohungsszenario weg, in dessen Umfeld die Marineflieger operiert hatten. Somit wurde entschieden, die Marinefliegerkräfte zu reduzieren. Hierzu wurden zuerst die von der NVA/VM übernommen Verbände aufgelöst. 2005 folgten die Jagdbomberverbände und 2006 die Flottille der Marineflieger als solches. Die beiden noch verbleibenden Geschwader, das MFG 3 "Graf Zeppelin" und das MFG 5, wurden dem Flottenkommando direkt unterstellt. Im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr wurden alle verbleibenden Marinefliegerkräfte unter dem Dach des Marinefliegerkommandos in Nordholz versammelt und neu ausgerichtet. So betreibt das MFG 3 alle Flächenflugzeuge und das MFG 5 alle Drehflügler.
Zu den aktuellen Aufgaben der Marineflieger gehören neben dem Such- und Rettungsdienst die Ölüberwachung in der Nord- und Ostsee, Transport von Personal und Material sowie die Bekämpfung von Über- und Unterwasserzielen mit Maschinengewehren, Flugköpern und Torpedos.
Die Bausätze
Die Ausgangsbasis für alle drei Modelle bildeten Weißmetall-"Bausätze" aus dem Hause Heroics and Ros. Diese sind alle im Maßstab 1/300 gehalten und ursprünglich für Wargaming gedacht. Dies merkt man ihnen an der groben Ausführung auch an, so dass stets entsprechende Nacharbeit erforderlich ist. Allerdings sind dies auch die einzigen Bausätze in diesem Maßstabsbereich, die mir bekannt wären. Durch ihren Maßstab eignen sie sich sehr gut als Ergänzung zu 1/350er Schiffsmodellen. Neben Flugzeugen gibt es auch eine breite Palette an Fahrzeugen, Geschützen, u.v.a. aus der Zeit der Napoleonischen Feldzüge bis hin zum modernen Militär nahezu aller Nationalitäten.
Das Modell
Panavia Tornado
Der Tornado stellt das älteste der Modelle dar, war er doch der erste Marineflieger, den ich in dieser Größe gebaut habe. Um ein ansprechendes Modell zu erhalten, mussten zunächst einmal alle Flächen verspachtelt und verschliffen werden sowie die Flügel und Steuerflächen im Profil angepasst werden.
Um ihm etwas Leben einzuhauchen, wurden noch sämtliche Außenlasten, die zur Bestückung notwendig waren, im Eigenbau erstellt. Dies beinhaltete Pylone, Zusatztanks, CFD, TSPJ, Sidewinder und Kormoran, wie auch Antennen, das Pitotrohr und einige der Sensoren. Allesamt entstanden aus Alu, Draht, Rundstäben und Plastikplatten. Da es keine Abziehbilder in der passenden Größe und Ausführung gibt, wurden sämtliche Markierungen freihand mit einem Pinsel auflackiert.
Westland Sea King Mk 41
Zwar gibt es Sea King Bausätze im Maßstab 1/350 in Kunststoff, aber ich wolle die Marineflieger alle in einem einheitlichen Maßstab haben, um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten.
Somit machte ich mich als nächstes an den Umbau eines Sea King HC4 in einen Mk 41. Auch hier wurden wieder erst einmal alle Flächen verspachtelt und verschliffen, bevor die fehlenden Details nachgearbeitet wurden. Dies umfasst die Radome sowohl an der Nase als auf dem Rücken, Anpassung der Fahrwerksgondeln und des Fahrwerks. Auch sämtliche Sensoren, die Fischaugen-Fenster und der Luftfilter wurden im Eigenbau erstellt.
Die viel zu groben Weißmetall-Rotoren von Haupt- und Heckrotor wurden, samt Rotorköpfen, Naben und Blättern gegen Eigenbauteile ausgetauscht. Wie beim Tornado kamen auch hier Gussast, Alu, Draht und Plastik zum Einsatz. Hier wurden ebenfalls sämtliche Markierungen gepinselt.
Lockheed F-104G Starfighter
Die Form des Starfighters erinnert leider nur entfernt an das Original, denn sie stimmt in allen Abmessungen nicht annähernd. Allerdings ist es auch der einzige Starfighter in diesem Maßstabsbereich, so dass es nicht allzu viele Alternativen gab. Nach der üblichen Flächenvorbereitung habe ich versucht, die Mankos soweit wie möglich zu beseitigen. Dies umfasste z.B. die Profilanpassung der Flügel sowie der Leitwerke und der Nase.
Auch hier entstand wieder die gesamte Bestückung mit Außenlasten im Eigenbau, von den Tiptanks über die Pylone bis hin zu den Kormoran- und Sidewinder-Lenkwaffen. Ebenfalls mussten hier alle Markierungen gepinselt werden.
Fazit
Normalerweise ziehe ich nach einer Modellvorstellung kein Fazit, allerdings bietet es sich hier aufgrund der Darstellung an.
Die Basis für alle drei Modelle bilden ursprünglich für Wargaming gedachte Weißmetall-Ausführungen. Dessen sollte man sich bewusst sein, wenn man sich an solche Umbauten heranwagt, erfordert es doch in einigen Teilen ein gutes Stück an Arbeit. Wer sich allerdings darauf einlässt, bekommt Flugzeug- und auch Fahrzeug-Modelle, die sich sehr gut zur Ergänzung von 1/300 und 1/350er Schiffsmodellen eignen und auch Dioramen gut beleben können. Hinzukommt, dass aufgrund der Einfachheit ein schneller Erfolg gegeben ist, denn man braucht z.B. für einen Leopard-Panzer gerade einmal drei Stunden, bis er fertig ist und das bei Kosten von lediglich ein paar Pence. Das "Sucht"-Potential ist also recht hoch.
Mathias Carl