SMS König

Das Original

Die vier Schiffe der König-Klasse waren die letzte komplettierte Klasse von Linienschiffen der Kaiserlichen Marine und Nachfolger der Kaiser-Klasse. Im Gegensatz zu diesen war allerdings bei der König-Klasse die gesamte schwere Artillerie in der Mittschiffslinie konzentriert, mit überfeuernden Türmen an den Enden. Dies ermöglichte ein verbessertes Rundum-Feuer aller fünf Türme. Dem vorausgegangen war ein entsprechender Schriftwechsel zwischen Tirpitz sowie den verschiedenen Abteilungen des Marine-Departments, war Tirpitz doch zunächst gegen eine solche Aufstellung da er für die Schlachtflotte immer noch die Entscheidung im Mêlée als Taktik bevorzugte. Allerdings lenkte der Staatssekretär schlussendlich ein, da die Vorteile der von ihm sogenannten "amerikanischen Aufstellung" überwogen.

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Diese insgesamt günstigere Aufstellung ermöglichte es, die Ausdehnung der Panzerflächen zu verkleinern und somit die verbliebenen Flächen stärker auszulegen. Auch kam die Gewichtsersparnis dem gewählten Turbinen-Antrieb zu Gute, wenn allerdings die für die Mittelwelle geplante Öl-Maschine, sprich ein Dieselmotor, nicht realisiert wurde, da ein entsprechend leistungsstarkes Aggregat nicht zur Verfügung stand. Von den verbauten 15 Kesseln für die Turbinenanlage wurden drei mit Öl- statt Kohlefeuerung vorgesehen, nachdem zuvor auf den Torpedobooten entsprechend positive Erfahrungen gemacht worden waren. Da das deutsche Kaiserreich allerdings beim Öl von entsprechenden Importen abhängig war, entschied man sich auch zu späteren Zeitpunkten gegen eine Umstellung auf eine reine Ölfeuerung.

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S.M.S. König wurde 1911 als Typschiff ihrer Klasse bestellt und bei der kaiserlichen Marinewerft in Wilhelmshaven auf Kiel gelegt. Im März 1913 lief sie vom Stapel und wurde zum 01. August 1914, also bereits nach Kriegsausbruch, in Dienst gestellt.

Nach ihrer Indienststellung wurde sie dem III. Geschwader mit Heimathafen Wilhelmshaven zugeteilt. Die ersten Jahre ihrer Dienstzeit verliefen ohne größere Operationen bzw. ohne ein direktes Zusammentreffen mit dem Gegner. Dies änderte sich, als sie während des Wechsels von Mai auf Juni 1916 an der Schlacht vor dem Skagerrak teilnahm. Als Flaggschiff von Konteradmiral Behncke lief sie an der Spitze der Schlachtflotte, wodurch sie mit am stärksten dem gegnerischen Feuer ausgesetzt war. Dies führte zu zehn Treffern schwerer und fünf Treffern mittlerer Kaliber, die zu insgesamt 45 Toten an Bord führten. Lediglich die auf hohe Standfestigkeit ausgelegte Konstruktion verhinderte hier schlimmere Auswirkungen der Treffer.

Nach der Schlacht wurde S.M.S. König bei der Kaiserlichen Werft in Kiel eingedockt und erfuhr hier, neben der Beseitigung der Gefechtsschäden, auch weitere Umbauten. So wurden z.B. die Torpedonetze entfernt, hatten sie sich doch eher als eine Gefährdung und ein Hindernis im Gefecht erwiesen denn als Nutzen. Es wurde auch noch die 8,8 cm Kasematte verplattet um mehr umschlossenen Raum im Schiffsinneren zu gewinnen sowie der Pfahlmast gegen eine Röhrenmast mit Gefechtsstand samt Basisgerät ausgetauscht.

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Nach dem S.M.S. König im Juli 1916 wieder für einsatzbereit erklärt worden war, nahm sie an verschiedenen Einsätzen gegen die britischen Küsten teil, ohne das es hierbei allerdings zu Feindberührungen kam. 1917 nahm sie an Operation Albion zur Besetzung der Inseln Dagö, Ösel und Moon teil und beschoss im weiteren Verlauf der Operation die Landbatterien auf Ösel. Sie beschädigte ebenfalls das russische Schlachtschiff Slawa so schwer, dass dieses in Folge der Trefferschäden nicht mehr den Moon-Sund passieren konnte und somit von den russischen Kräften gesprengt wurde. Nach Abschluss der Operation lief sie erneut Kiel an um hier leichte Schäden als Folge einer Grundberührung beseitigen zu lassen.

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Während des Matrosenaufstandes 1918 lag S.M.S. König in der Werft in Kiel, während der Rest des III. Geschwaders in die Lübecker Bucht auf Reede verlegt worden war. Als meuternde Matrosen die Kriegsflagge entfernen wollten, wurde diese von den Offizieren verteidigt. Hierbei kamen Korvettenkapitän Bruno Heinemann und Leutnant zur See Wolfgang Zenker ums Leben. Nach beiden wurden später Zerstörer der Kriegsmarine benannt.

Nach dem Waffenstillstand wurde verfügt, dass sich alle namentlich benannten Einheiten nach erfolgter Abgabe ihrer Munition, nach Scapa Flow auf den Orkneys zu begeben hatten um dort interniert zu werden. Da S.M.S. König noch nicht fahrbereit war folgte sie erst später der Flotte nach, so dass sie Anfang Dezember in Scapa Flow eintraf. Hier lag sie zusammen mit dem Rest der Flotte, bis am 21. Juni 1919 der Befehl Konteradmirals von Reuter zur Selbstversenkung erging, um so die Flotte dem Zugriff der Siegermächte zu entziehen.

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Auch heute noch liegt das Wrack von S.M.S König in Scapa Flow in rund 40 m Tiefe und ist somit noch von Sporttauchern zu erreichen und ein beliebtes Tauchziel.

Der Bausatz

Verwendet habe ich den 1/350er Bausatz von ICM und zusätzlich die Fotoätzteile von GMM sowie die 30,5 cm, 15 cm und 8,8 cm Rohre von BMK.

Der Bausatz an sich weist eine gute Passung auf, auch wenn er in den Details und der Gesamtausführung nicht ganz korrekt ist. So passt der beiliegende Mast lediglich für die Zeit nach 1916, da er erst nach der Skagerrak-Schlacht an Bord kam. Netzspieren und 8,8 cm Kasematte passen allerdings nur für den Zustand vor 1916. Auch die Brückenaufbauten sind eine Mischung aus beiden Zeiträumen aller vier Schiffe der Klasse.

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Das Modell

Im ersten Schritt habe ich mich daran gemacht, die seitlichen Öffnungen für die Torpedorohre in den Rumpf zu feilen. Zwar liegen dem Satz von GMM entsprechende Teile sowie eine Schablone bei, allerdings deckt sich diese Version nicht mit der, die ich auf Originalfotos finden konnte. Somit entstanden diese Öffnungen im Eigenbau.

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Nach entsprechendem Planstudium und der Sichtung verschiedener Originalfotos habe ich mich dazu entschlossen, die Decks ebenfalls selbst zu erstellen. Dazu habe ich aus einem 1 mm Sheet die passende Form geschnitten und es eingeklebt. Danach kam dann ein selbstgefertigtes Holzdeck darauf. So hatte ich gleich die Möglichkeit, die falschen Positionen und Anzahl sowie Form der Kohlenbunkerdeckel, der Luken und einiger anderer Teile zu korrigieren.

Zwar gibt es Holzdecks auf dem Markt zu kaufen, aber diese übernehmen leider die Fehler des Bausatzes, so dass sie nicht zu gebrauchen waren.

Der nächste Schritt war die Ergänzung der fehlenden Wasserabweiser über den Bullaugen an beiden Seiten des Rumpfes. Diese habe ich aus 0,2 mm Kupferdraht zu Recht gebogen und mittels Sekundenkleber montiert. Auch die fehlenden Opferanonden im Bereich der Wellen, Propeller und Ruder wurden noch ergänzt sowie die Aufnahme der beiden Ruderblätter gemäß Originalfotos angepasst. Im gleichen Zug habe ich auch noch die Abstrebungen für die mittlere Welle angebracht, die im Bausatz fehlen.

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Im Bereich des Bugs wurde die gesamte Ankereinrichtung aus Bausatzteilen und selbstgefertigten Teilen vorbildgetreu neu aufgebaut. Bei ICM fehlen hier doch einige Teile, bzw. sind an der falschen Position. Die Ketten sind von Builders-in-scale.

Die Zuluftöffnungen für die Maschinenräume sowohl in den vorderen als auch den achteren Aufbauten wurden statt der zu dicken Plastiklamellen mit Aluminium-Lamellen versehen und erhielten im Inneren noch ein feinmaschiges Netz, wie es auf einigen Fotos zu erkennen ist. Auch wurden in beiden Bereichen, bis auf wenige Ausnahmen, alle Decks in ihrer Form überarbeitet und an das Vorbild angepasst. Hier gibt es leider einige, teils recht große, Diskrepanzen zum Vorbild. Zusätzlich kamen noch die Fotoätzteile von GMM und Draht in verschiedenen Stärken zum Einsatz, um diverse, fehlende Details nachzubilden. Auch die Schornsteine erfuhren eine tiefgehende Überarbeitung. Sämtliche angegossenen Stage wurden entfernt und im Eigenbau neu erstellt.

Der Fockmast wurde auch selbst erstellt, ist der dem Bausatz beiliegende Mast doch lediglich für den Rüstzustand nach 1916 korrekt. Da ich meine König aber im Zustand von 1914 bauen wollte wurde der Mast aus Gussast in der passenden Stärke zurechtgefeilt und mit Draht verfeinert. So hat er auch die notwendige Stabilität für die spätere Takelung.

Auch die Türme der schweren Artillerie wurden überarbeitet um sie dem Original anzugleichen. Dabei gilt es zu beachten, dass es zwei verschiedene Turmversionen an Bord gab. Die Endtürme (A und E) hatten zusätzliche Periskope und über den Basisgeräten Schutzbleche gegen den Überdruck der überfeuernden Türme. Letztere habe ich daher aus Teelichtaluminium selbstgefertigt. Auch die einzelnen Öffnungen an der Turmfront wurden überarbeitet, bzw. ergänzt und fotogeätzte Leitern hinzugefügt. Bei den Decals für die Sichtzeichen auf den Türmen B und D gab es einige Probleme. Die Decals bröselten ziemlich und legten sich trotz Weichmachers nur schlecht über die Nieten. Auch im Bereich der Basisgeräte gab es einige Probleme, so dass ich die Markierungen in Teilen selbst pinselte. Bevor ich die Türme an Ort und Stelle angebracht habe, habe ich noch die Stahlringe an Oberdeck, welche um die Türme A, C und E liefen aus Papier ausgeschnitten und auf dem Deck aufgeklebt.

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Die Brücke wurde ebenfalls komplett überarbeitet. Das angegossene Schanzkleid entfernt und durch Reling ersetzt. Das feste Schanzkleid kam erst 1917 an Bord. Auch das Tuchdach wurde mit Draht und Papiertaschentuch neu angefertigt und mit Fenstern aus Plastikfolie versehen. Die Nocken habe ich gemäß Fotos ausgebracht. Dort ist meist nur das untere Paar im ausgeklappten Zustand zu sehen, mit den Stützen an der Deckskante sowie der Verspannung zur Stabilisierung.

Die Schienen für die Beiboote, welche auf dem Oberdeck entlang laufen, wurden aus gezogenem Gussast angefertigt. Allerdings gibt es hier ein weiteres großes Problem. Die Version des Bausatzes und auch die aller Pläne, ist schlicht grundlegend falsch. Auf zahlreichen Bildern erkennt man, dass es sich nur um eine Schiene handelt, die versenkt im Deck liegt, statt um auf dem Deck laufende Schienen. Leider fiel mir das zu spät auf um es bei meinem Modell noch zu berücksichtigen. Auch die oben angesprochenen Holzdecks weisen diesen Fehler auf. Auf den Fotos kann man auch erkennen, dass die Barrings für die Boote sich grundlegend von denen des Bausatzes unterscheiden, so dass ich sie ebenfalls selbst gebaut habe. Auch die Boote selbst wurden entsprechend überarbeitet.

Die Kutter bekamen ein Innenleben spendiert und erhielten Riemen aus dem GMM-Fotoätzteilsatz sowie aus Restbeständen ein Ruder samt Pinne, einen Rettungsring und auch einen selbstgebastelten Eimer. Der große Kutter bekam eine Persenning. Das Motorbeiboot Klasse C erhielt für die Kabine fotogeätzte Fenster aus dem WEM-Satz, ein Steuerrad, Propeller und ein Ruderblatt aus der Restekiste. Im vorderen Bereich wurden die Bullaugen und die Luke zum Maschinenraum hinzugefügt und der Schornstein wurde aufgebohrt.

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Als weitere Details kamen dann im Verlauf noch die Positionslichter an der vorderen Scheinwerferplattform, die Rettungsboje am Heck, die handgemalte Heckzier, die bemalten Wappen am Bug und die Ruderlagenanzeige Einrichtungen für Tag und Nachtfahrt am Hauptmast, Strickleitern an den Rettungskuttern und Leitern in der Nähe der Anker hinzu.

Sicherlich einer der größten Abschnitte waren die Torpedonetze. Da ich nur den GMM-Satz zur Verfügung hatte, stellte sich hier ein Problem. Ich hatte den Bau bereits begonnen, als WEM noch insolvent war und es keinen Nachfolger gab. Somit war es auch schwer, bzw. unmöglich an den WEM-Satz heranzukommen. Dankenswerterweise überließ mir ein Modellbaukollege aus dem modellboard.net die benötigten Teile. Allerdings erwies es sich als schwierig, die Ablagen anzubringen, denn sie passten nicht 100%ig an den Rumpf. Um mir das Anbringen der Abstrebungen zu erleichtern zeichnete ich mir die Positionen auf ein Stück Tape das ich auf den Rumpf klebte. So wurden die Abstände schön gleichmäßig. Die Netze an sich entstanden aus einem Schleifenband mit der passenden Maschenform, das aufgewickelt und lackiert wurde. Die Spieren mussten verlängert werden, sind sie doch ca. 3 mm zu kurz. Ebenfalls angebracht wurden sämtliche Umlenkrollen und Ösen für die Seile zur Bedienung der Netze.

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Die gesamte Takelage sowohl der Masten als auch der Netze entstand aus gezogenem Gussast der entsprechend eingefärbt wurde.

Lackiert wurde das Modell mittels Pinsel und Revell Aquacolors. Die Flaggen stammen von Tauro-models und die Figur ist von L'Arsenal.

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Für Interessierte sei hier auf den ausführlichen Baubericht im Modellboard verwiesen.

Quellen:
Grießmer - "Linienschiffe der kaiserlichen Marine 1906-1918"
Koop/Schmolke - "Nassau- bis König-Klasse"
Koop/Schmolke - "Vom Original zum Modell - Nassau- bis König-Klasse"
Staff - "German Battleships 1914-18 (2)"
Breyer - " Die Linienschiffe der KÖNIG-Klasse"
Archiv M.Carl

Mathias Carl