Das Original
Nachdem sich im Laufe der Entwicklung des maritimen Wettrüstens Mitte der 1930er abzuzeichnen begann, dass die letzte Klasse von Schlachtschiffen, bestehend aus den Schwestern Scharnhorst und Gneisenau, den neuesten Einheiten potentieller Gegner nicht mehr gewachsen wären, begann man mit der Entwicklung der Nachfolgeklasse.
Als deren zweites Schiff wurde Ende 1936 der Kiel des Schlachtschiffs G auf der Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven gestreckt. Beim Stapellauf im April 1939 wurde das Schiff auf den Namen Tirpitz getauft. Nach der, durch britische Luftangriffe verzögerten, Fertigstellung im Jahr 1941 begannen für die Tirpitz und ihre Besatzung die Einfahr- und Gefechtsübungen, welche hauptsächlich im Bereich des Ostseehäfen stattfanden.
Die Einsatzbereitschaft konnte schließlich im Sommer des gleichen Jahres gemeldet werden.
Ihren ersten Kriegseinsatz erlebte Tirpitz als Flaggschiff der Baltenflotte, welche im Rahmen des Unternehmens "Barbarossa" den Ausbruch sowjetischer Einheiten aus der Ostsee verhindern sollte. Da es allerdings zu diesem erwarteten Durchbruchsversuch nicht kam, sollte Tirpitz gemäß den ersten Planungen zum Handelskrieg in den Nordatlantik auslaufen. Hierzu kam es aber nicht, da sie auf Befehl Hitlers mit Beginn des Jahres 1942 nach Norwegen verlegt wurde um so einer erwarteten britischen Invasion begegnen zu können. Denn diese hätte die überlebenswichtigen Erzzufuhren aus Narvik unterbunden.
Auch fiel der Entschluss, Tirpitz gegen die Nordmeergeleitzüge einzusetzen, welche regelmäßig Nachschub nach Murmansk transportierten.
Allerdings war der direkte Erfolg hier nicht gegeben. Zwar wurden im Rahmen z.B. der Operationen "Sportpalast" oder "Rösselsprung" alliierte Konvois mittelbar in Mitleidenschaft gezogen, aber es kristallisierte sich heraus, dass Tirpitz als sogenannte "Fleet-in-being" mehr zu bewirken imstande war. Denn ihre Präsenz in der Nähe der Geleitzugrouten zwang den Gegner dazu, stets mehrere große Einheiten als Sicherung bereitzuhalten, so dass diese nicht für andere Schauplätze zur Verfügung standen. Als letzte, größere Unternehmung kann das Unternehmen "Sizilien" angesehen werden, in dessen Rahmen zusammen mit Scharnhorst Spitzbergen angegriffen wurde. Nachdem Verlust der Scharnhorst kam Tirpitz nicht mehr zum direkten Einsatz, wurde dies doch als zu gefährlich angesehen.
Während der langen Liegezeit in Norwegens Fjorden war die Tirpitz wiederholten britischen Versuchen ausgesetzt, sie zu versenken. Neben den konstanten Luftangriffen der Royal Air Force und den von Flugzeugträgern gestarteten Angriffen der Royal Navy umfassten diese Versuche auch durchaus andere Ansätze, wie Beispielsweise den Einsatz von Kleinst-U-Booten, den sogenannten X-Crafts. Diese waren bei Ihrem Angriff 1943 so erfolgreich, dass Tirpitz durch die erlittenen Beschädigungen nicht mehr Gefechtsklar war, hatten sich doch z.B. die Maschinen auf den Fundamenten verschoben.
Bei einem weiteren Luftangriff erhielt sie einen so schweren Treffer, dass sie nicht mehr seeklar war.
Es wurde der Beschluss gefasst, die Tirpitz von ihrem angestammten Liegeplatz im Faettenfjord nach Tromsö zu verlegen.
Das Ende für die "einsame Königin des Nordens" kam mit einem Luftangriff der Royal Air Force. Hierbei warfen Lancaster Bomber 5,4 t schwere "Tallboy"-Bomben auf die an ihren neuen Liegeplatz nahezu ungeschützte Tirpitz und erzielten so schwere Treffer, dass das Schiff schließlich kenterte und sank, wobei sie zum Grab für über 1200 Besatzungsangehörige wurde.
Das Wrack wurde im Laufe der Zeit immer weiter abgebrochen und ausgeschlachtet, bevor es 2014 unter Denkmalschutz gestellt wurde.
Der Bausatz
Das Modell des Schiffes entstammt der Micronauts-Serie von GHQ im Maßstab 1/2400 und ist ursprünglich für Wargaming gedacht. Allerdings weißt auch dieser Bausatz erstaunlich feine Details für diesen kleinen Maßstab auf. Mit ein paar Ergänzungen lässt sich hieraus ein ansehnliches Modell erstellen.
Das Modell
Auch bei diesem Modell machte ich mir den Umstand zu nutze, dass für ein ansprechendes Diorama nicht viel Platz von Nöten war. Ein Umstand den ich mehr und mehr als Vorteilhaft empfinde, erzeugen doch die kleinen Szenerien in meinen Augen eine viel größere Nähe zum Betrachter und binden diesen somit stärker ein. Außerdem bedingt es eine sorgfältige Planung und Überlegung, das man auf sehr begrenztem Raum arbeitet.
Da ich Tirpitz in einem Ihrer letzten Tarnschemata darstellen wollte, war klar, dass ich sie in einem Fjord, im Netzkasten liegend, bauen musste.
Als erstes legte ich mit dem unbearbeiteten Modell die Grundabmessungen fest, basierend auf den Maßen des Sockels. Diese sind übrigens bei all meinen hier schon gezeigten und noch kommenden Dioramen identisch.
Um Tirpitz umfänglich in die Landschaft einzubinden, legte ich sie direkt vor eine Felswand, mit entsprechenden Festmachern sowie Planken versehen, um sie mit einem kleinen Sandweg zu verbinden, der am Fuße des Felsens entlang läuft. Die gegenüberliegende Wand deutete ich mit einem kleinen Felsstück in der anderen Eck an. Die Felsen entstanden aus Styrodur-Kernen, welche mit Gips versehen wurden. Aus dem Gips wurde dann mit Skalpellen und einem steifen Pinsel die Felsstruktur herausgearbeitet. Hierbei brauchte ich aber mehrere Anläufe, bei denen mir meine Freund vom Modellbaustammtisch Hamburg hilfreich mit Tips, Tricks und Kritik zur Seite standen. In mehreren Durchgängen, von Dunkel nach Hell, wurde dann der Fels in verschiedenen Grautönen lackiert sowie mit einem Washing versehen um entsprechend Vertiefungen und Vorsprünge zu betonen.
Im Anschluss daran folgte die Erstellung der Wasserfläche mit verschiedenen Grüntönen. Vor der Versiegelung mit glänzendem Klarlack wurde noch ein gezogener Gussast als Netzsperre angebracht.
Die Tirpitz wurde nach den Angaben aus "German Naval Camouflage" mittels Revell Aquacolors lackiert. Als Verfeinerungen kamen auch hier Geschützrohre aus Draht zum Einsatz, wie auch selbstgefertigte Masten. Die FuMO-Matratzen wurden mittels Schleifenband erstellt, wie auch die Reling im Bereich der Brücke. Hier wurden auch fehlende Schanzkleider mittels Papier ergänzt, um so ein stimmigeres Gesamtbild zu erreichen. Die Takelage entstand mittels gezogenem Gussast.
Nachdem sie dann im Diorama eingebettet war, kamen noch einige Details hinzu, umso der Szene ein wenig Leben einzuhauchen. Als erstes wurden zwei LKW´s gefertigt, die auf dem Sandweg Richtung Schiff fahren. Auf die Wasserfläche kam noch eine wassernde Arado.
Danach machte ich mich dann an die Begrünung. Da es hierfür nichts passendes gibt, besorgte ich mir Geländeflocken von Noch. Diese wurden mittels Klarlack an einem Stück Draht, welches als Stamm dient, befestigt und verschiedenen abgetönt. Nachdem so rund 50 Bäume entstanden waren, wurden sie auf dem Diorama angebracht und mit grünen Farbflächen sowie ein paar Flocken als Bewuchs angebracht.
Zum Abschluss kamen dann noch ein paar Figuren aus Draht hinzu. Einige warten landseitig auf den Nachschub, während seeseitig ein paar der Arado bei der Landung zusehen.
Mathias Carl
Quellen
Koop/Schmolke - "Die Schlachtschiffe der Bismarck-Klasse"
Breyer - Marinearsenal Spezial Bd. - "Die Schlachtschiffe der Bismarck-Klasse"
Breyer - Marinearsenal - "Schlachtschiff Tirpitz"
Brünner - Marinearsenal Sonderheft Bd. 6 - "Schlachtschiff Tirpitz im Einsatz"
Leon/Asmussen - "German Naval Camouflage Vol. II"
Wiper - Warship Pictorial 6 - "Kriegsmarine Tirpitz"