Das Original
Der Name Ark Royal bedeutet, aus dem Englischen übersetzt, „königliche Arche“. Es gab bis heute fünf Schiffe, die diesen Namen trugen. Begonnen mit einer Galeone (1587) gefolgt von einem Flugzeugmutterschiff (1914) über einen Flugzeugträger (91) während des Zweiten Weltkrieges, einen weiteren Flugzeugträger (R09) in der Zeit des Kalten Krieges, zuletzt noch ein Flugzeugträger (R07) in der Neuzeit.
Die Ark Royal (R09) war ein britischer Flugzeugträger der Audacious-Klasse. Ursprünglich sollte diese Klasse aus vier Schiffen bestehen. Aus Kostengründen gab es aber nur die HMS Eagle als Schwesterschiff.
Die Kiellegung fand am 03.05.1943 statt. Zu diesem Zeitpunkt sollte das Schiff Irresistible heißen, wurde dann aber, im Jahre 1945, im Gedenken an die 1941 vor Gibraltar vom deutschen U-Boot U 81 versenkte Ark Royal (91), umbenannt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Bauarbeiten zunächst eingestellt, dann aber doch fortgeführt und vollendet. Der Stapellauf erfolgte am 03.05.1950. Die Fertigstellung zog sich bis zum 25.02.1955 hin! Zu diesem Zeitpunkt waren als Flugzeuge, die Hawker Sea Hawk (Gewicht 7,3 t), die Gannets (Gewicht 9,0 t) und als Hubschrauber Sikorsky an Bord. Schon ein Jahr später, also 1956, folgte die erste Überholung, bei der die vorderen Geschütze auf der Backbordseite entfernt wurden. Wie sich herausstellt hatte, behinderten sie den Flugbetrieb. 1959 folgte ein weiterer Werftaufenthalt, bei dem, unter anderem, die vorderen steuerbordseitigen Geschütze entfernt wurden. Im Jahre 1962 wurden die Blackburn Buccaneer (21-28 t) als Trägerflugzeuge eingeführt. Im Jahre 1963 gab es Testflüge mit dem Senkrechtstarter Hawker P.1127, einem Vorgänger der Hawker Siddeley Harrier. Bei dem Werftaufenthalt 1964 wurden alle verbliebenen Geschütze am Heck entfernt und ein neuer Radar installiert. Bei einem längeren Dockaufenthalt, der von 1966 bis 1970 dauerte, wurden umfangreiche Umbauarbeiten durchgeführt. So wurde die Länge von 245 m auf 257 m und die Breite von 34,3 m auf 48,7 m vergrößert. Auch an der sogenannten Insel gab es Veränderungen. Die Katapulte wurden verstärkt und ihre Leistung angehoben. Diese Maßnahmen dienten dazu, die schwereren F-4 Phantom (26 t) einsetzen zu können. Die Verdrängung wurde dabei um 10.950 t auf maximal 53.340 t erhöht. Das Bordgeschwader bestand aus zwölf Phantom, 14 Buccaneers, fünf Gannets sowie acht Hubschraubern. Bei einer Nachtübung im Jahre 1970 kam es zu einer Kollision mit dem sowjetischen Zerstörer der Kotlin-Klasse. Die Schäden an der Ark Royal waren gering.
Die Außerdienststellung war ursprünglich für das Jahr 1972 geplant, allerdings verzögerte sich der Bau eines Nachfolgers. So benutzte man die Ersatzteile der schon ausgemusterten HMS Eagle, um die Dienstzeit der Ark Royal bis 1978 zu verlängern. Die Ausmusterung erfolgte am 04.12.1978 in Devonport. Die Verschrottung begann 1980 und dauerte bis 1983.
Technische Daten
Jahr | 1955 | 1969 |
Länge | 245,0 m | 257,5 m |
Breite | 34,3 m | 48,7 m |
Tiefgang | 7,7 m | 10,9 m |
max. Verdrängung | 42390 t | 53340 t |
Flugzeuge | 78 | 43 |
Bewaffnung | 16x 11,4 cm | - |
40x 4 cm | - |
Antriebsleistung: 153.000 PS auf 4 Schrauben
Geschwindigkeit: 31,5 Knoten (57 km/h)
Reichweite: ca. 6000 sm
Das Modell
Modell: Britischer Flugzeugträger HMS Ark Royal
Hersteller: Fujimi
Maßstab: 1:700
Material: Polystyrol
Art. Nr.: 26
Preis: nicht mehr im Handel
Zubehör
- Fotoätzteile British Aircraft Carrier Fittings Set von GMM
- Hubschrauber Dragonfly von WEM
- gedrehte Geschützrohre von Aber
- 3D gedruckte Hawker Sea Hawks von KokodaTrailModels/Shapeways
- Pier-Element von Battle Fleet Models
- Hafenschlepper von Battle Fleet Models
- Autos von Herpa (im Maßstab 1/600)
Bau
Diesen Bausatz besitze ich schon etliche Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Irgendwann packte mich dann doch die Lust, den Flugzeugträger zu bauen. Eine überschaubare Anzahl von Bauteilen versprach einen zügigen Bauerfolg. Was mir negativ ins Auge stach, waren die erhabenen Deckstrukturen, wie zum Beispiel Fangseile, Katapultschienen, Abgasstrahlabweiser und Landebahnbegrenzungen. Damit ich die Positionen der Strukturen nach dem Abschleifen noch zur Verfügung hatte, pauste ich diese mit Butterbrotpapier ab. Dies geschah so, wie man als Kind die Prägung von Urlaubsmünzen, mittels Butterbrotpapier und einem harten Bleistift abrubbelt. Wichtig dabei war, den Stift in einem möglichst flachen Winkel zu halten. Mit der so gewonnen Vorlage erstellte ich mir später die Lackiermaske für die einzelnen Bereiche des Flugdecks. Die Endpunkte der Fangseile bohrte ich mit einem dünnen Bohrer durch das Deck. Nun wurden alle Deckstrukturen abgeschliffen. Ein weiteres Problem bestand darin, dass die sogenannte (Kommando) Insel nicht direkt auf das Deck geklebt werden konnte. Ein Stück der Bordwand war an die Außenseite der Insel angegossen. Ein Abtrennen dieses Stücks hätte eine lange Klebestelle ergeben, die unter Umständen verschliffen werden müsste. Ich entschied mich dafür, zuerst das Flugdeck zu lackieren, dann die Insel auf das Deck und schließlich beides zusammen auf den Rumpf zu kleben. Dabei sollte das Deck zum Schutz von Sprühnebel maskiert und dann alle vertikalen Flächen grau lackiert werden.
Lackierung
Zuerst wurde das komplette Flugdeck mit weißer Farbe lackiert. Dies diente auch als eine Art Grundierung, um die Schleifkratzer auszugleichen. Anhand des erstellten Durchschlages/Kopie wurden die weißen Streifen der Landebahnbegrenzungen mittels Tamiya Tape abgeklebt. Für die Umrandungen der Flugzeugaufzüge verwendete ich 0,5 mm breites flexibles Linierband. Nun folgte der gelbe Farbton, der nach dem Durchtrocknen abgeklebt wurde. Anschließend folgte die graue Farbe (Extra Dark Sea Grey) und zuletzt das „Royal Navy Deck Green“ (WEMCC M19). Bei diesem Lackiervorgang wurden auch gleich alle horizontalen Flächen, wie Plattformen am Rumpf und Kommandobrücke auf der Insel, mit lackiert. Als Versiegelung folgte eine Schichte Future (Bodenversiegelung). Nachdem alle Lackschichten gut durchgetrocknet waren, klebte ich alle horizontalen Flächen ab. Alle vertikalen Flächen wurden mit „Modern Royal Navy Light Weatherwork Grey“ (WEMCC M01) lackiert. Als Wasserpass sprühte ich mit einem Streifen schwarze Farbe. Nach einer Versiegelung mit Future folgte ein leichtes Washing mit schwarzer Künstlerölfarbe.
Kleinteile
Bei den Flugabwehrgeschützen trennte ich die Kunststoffrohre ab und ersetzte diese durch gedrehte Messingrohre. Da ich keine originalen Rohre zur Verfügung hatte, verwendete ich ein ähnliches Kaliber und schnitt die Länge passend ab.
Die verwendeten Fotoätzeile stammen von Gold Medal Models (GMM). Darin enthalten sind der Gittermast mit Rahen und Radarantenne, die sechs Stück seitlichen Funkmasten sowie die beiden Bordkräne.
Flugzeuge
Bei den im Bausatz enthaltenen Flugzeugen handelt es sich um die Supermarine Seafire, die Hawker Seafury, die Fairey Gannet und als Hubschrauber die Sikorsky S-58. Wie sich bei der Recherche über das Bordgeschwader der 50er Jahre herausstellte, befanden sich nie Supermarine Seafire und Hawker Seafury an Bord des Flugzeugträgers. Einzig die Fairey Gannet, die Hawker Sea Hawk sowie einige Sikorsky HO3S-1 Dragonfly Hubschrauber befanden sich an Bord. Lange suchte ich die Hawker Sea Hawk im Zubehörhandel, bis ich diese im Internet bei www.shapeway.com fand. Diese Firma ist auf 3D gedruckte Modelle spezialisiert. Dabei spielt der Maßstab keine Rolle mehr, der Druck wird einfach auf die gewünschte Größe skaliert und ausgedruckt. Die britischen Hoheitsabzeichen, die dem Bausatz beilagen, sind leider versetzt geruckt und zu hell in der Farbe. Ich habe mir diese Abziehbilder von Starfighter Decals in den USA bestellt.
Diorama
Es gibt im Internet ein schönes Foto, auf dem die HMS Ark Royal vor der Skyline von New York zu sehen ist. An Bord befand sich das komplette Bordgeschwader. Meine Idee war, den Flugzeugträger beim Auslaufen aus einem Hafen darzustellen. Um den Hafen anzudeuten, benötigte ich ein Stück Hafenmole. Hierzu verwendete ich die „Dock Struktur“ vom Battle Fleet Models und schnitt dieses Element diagonal durch, um die strenge Geometrie zu brechen. Das Stück Mole wurde mit diversen Grautönen lackiert und dezent gealtert. Hinzu kamen Straßenlaternen, die ich aus Blumendraht bog und mit einem Stück Plastik am Ende als Lampenschirm versah. Weiteres Zubehör bestand aus Holzkisten und Containern sowie einigen zivilen Fahrzeugen von Herpa. Dass diese im Maßstab 1/600 sind, merkt man meiner Meinung nach nicht. Die Wasseroberfläche gestaltete ich mit weißer Wandfarbe, die ich nach dem Durchtrocknen mit algengrüner Farbe bemalte. Nun wurde die HMS Ark Royal festgeschraubt, der begleitende Hafenschlepper festgeklebt und glänzende Acrylfarbe als Wasseroberfläche aufgetragen.
Quellen
Britain’s Greatest Warship, HMS Ark Royal IV, von Richard Johnstone
Fazit
Der Bau dieses Flugzeugträgers aus den 1950er Jahren hat zwar länger gedauert als gedacht, (mussten doch kleinere Probleme gelöst werden), aber es hat mir dadurch umso mehr Spaß gemacht. Mal sehen, wann ich mir wieder einen Bausatz ganz hinten aus meinem Modellbauregal hole und baue.
Weitere Fotos des Modells gibt es hier:
Eberhard Sinnwell