Das Original
Der britische Geleitzerstörer HMS Middleton (L74) war eines der Schiffe der Hunt II-Klasse. Die Hunt-Klasse wurde entworfen, um die für Geleitaufgaben dringend notwendigen zusätzlichen Schiffe billig bauen zu können. Im Vergleich zu herkömmlichen Zerstörer waren sie kleiner, langsamer, leichter bewaffnet und hatten weniger Reichweite. Im Vergleich zu den für Geleitaufgaben gebauten Sloops und Fregatten waren sie schneller und stärker bewaffnet. Die Hunt-Klasse war aber wegen der Reichweite und Seetüchtigkeit nur für die Nordsee und das Mittelmeer geeignet, nicht für Einsätze im Atlantik. Die Hunt II-Klasse war eine etwas breitere Variante der Hunt I-Klasse, so dass sie eine ausreichende Stabilität hatte, um die auch ursprünglich für die Hunt I-Klasse geplanten drei 10,2 cm-Zwillingsflak auch tatsächlich unterbringen zu können. Von diesem Typ wurden 36 Schiffe gebaut, die bei der Royal Navy dienten. Einzelne Schiffe wurden aber schon während des Kriegs an die griechische, norwegische und polnische Marine abgegeben. Nach dem Krieg gingen auch Schiffe an die dänische, deutsche (als Gneisenau, Raule und Brommy) und indische Marine.
Die Middleton war 85,3 m lang, 9,6 m breit und verdrängte 1450 t. Der Antrieb erfolgte über zwei Kessel und zwei Dampfturbinen mit insgesamt 19.000 PS, womit 27 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 164 Mann.
Bewaffnung
6 x 10,2 cm L/45 Mk XVI (drei Mk XIX-Zwillingslafetten)
4 x 4 cm L/39 Mk VIII Pom Pom (eine Mk VII-Vierlingslafette)
2 x 2 cm L/70 Oerlikon (P Mk III-Einzellafetten)
Wasserbomben
Die Middleton wurde 1940-42 von Vickers Armstrongs gebaut. Sie diente 1942-43 als Geleitschutz für Konvois nach Russland, aber auch nach Malta. Ab Mai 1944 wurde sie zur Unterstützung der Landung in der Normandie abgeordnet, sie unterstützte die Landung selbst am Sword Beach. Danach diente sie bis September weiter zum Landzielbeschuss zur Unterstützung der Truppen, danach geleitete sie Konvois im Kanal und der Nordsee. Sie sollte in den Pazifik verlegt werden, aber war noch in der Werft in Südafrika als der Krieg auch im Pazifik endete. Ende 1945 wurde sie zur Reserveflotte verlegt. 1957 wurde sie zum Abwracken verkauft.
Die Middleton erhielt sechs Battle Honours für ihre Einsätze im Zweiten Weltkrieg.
Das Modell
Auf den ersten Blick ein netter kleiner Bausatz, den die Firma IBG Models auf den Markt gebracht hat und welcher zudem alle notwendigen Teile beinhaltet (siehe auch die Besprechung des Schwesterschiffs ORP Kujawiak). Er besteht aus drei Spritzgussrahmen, einer kleinen Platine mit Fotoätzteilen, inklusive Reling und Abziehbilder für mehrere Einheiten sowie einem ausgezeichneten Bauplan, der selbst die Positionen der Antennenseile darstellt. Auf den zweiten Blick stellen sich die Geschützrohre als großes Manko heraus, da sich an jedem Rohr eine Angussstelle befindet, die beim Herauslösen abbrechen kann. Ein weiteres Manko ist die Vierfach-Pom Pom-Flugabwehrkanone, die etwas zu groß geraten ist. Die Farbangaben beziehen sich auf die Hersteller Hataka Hobby und Lifecolor und beinhalten auch die Originalfarbtöne. Diese sind bei der HMS Middleton Admirally Dark Grey 507A und Medium Green Grey MS-3. Ich habe bei diesem Modell auf die Farben von WEM Colourcoats zurückgegriffen.
An einem Nachmittag waren alle Teile aus dem Spritzgussrahmen herausgelöst. Binnen weniger Minuten war das Deck in den Rumpf und die Aufbauten darauf geklebt. Hierbei fiel mir auf, dass sich im Bereich der offenen Brücke eine unschöne Trennfuge in Längsrichtung befindet, die verschliffen werden sollte. Die Schanzkleider sind nicht wirklich dick, lassen sich aber im Bereich der Geschütze leicht mit einem Klingenmesser dünner schaben. Die dadurch etwas rau gewordene Oberfläche lässt sich mittels Lösungsmittelkleber wieder glatt bekommen. Das Deck, bzw. alle horizontalen Flächen sowie die vertikalen Flächen habe ich mit Admirality Dark Grey 507A von WEM per Airbrush lackiert und nach dem Durchtrocknen mit Tamiya Tape abgeklebt. Die Kleinteile hatte ich, wie anfangs erwähnt, von den Gussrahmen gelöst, versäubert und mit doppelseitigem Klebeband auf hölzernen Rührstäbchen befestigt. Beim Versäubern eines der Geschützrohre brach dieses prompt ab. Daraufhin habe ich mir Ersatz von Niko Model für die „British Twin 4" AA Mounts“ und von Fine Molds die Pom Pom-Flugabwehrkanone besorgt.
Entsprechend des Tarnschemas wurden einige vertikale Flächen sowie die Geschütze mit Medium Green Grey MS-3 per Airbrush lackiert.
Als ich die Gesamtübersicht des Bauplans mit dem Deckelbild verglichen habe, fiel mir auf, dass der Hauptmast im Original, bzw. auf dem Deckelbild, höher ist. Mittels Draht habe ich den Mast verlängert, eine sogenanntes Krähennest angebracht, eine weitere Rah angeklebt und nachlackiert. Die Antennen und Abspannungen habe ich mittels Monofilament von UNI-Caenis 20 Denier realisiert.
Da diese Geleitzerstörer im harten Einsatz zur Konvoisicherung standen, blieb wenig Zeit zur Wartung und Pflege. Deshalb sehen sie auf Fotos entsprechend abgenutzt aus. Das Altern erfolgte mit schwarzer Künstlerölfarbe, die ich reichlich auftrug. Da nun alle Details unter der dunklen Farbe verschwunden waren, folgte ein sogenanntes Drybrushing mit hellgrauer Farbe an den Kanten.
Die Rettungsringe stammen aus dem Sortiment von NNT und wurden auf die Beiboote geklebt. Nun folgten etliche Matrosen von Eduard, die zum einen auf der Kommandobrücke und zum anderen an allen Geschützen platziert wurden. Das Boot sollte sich in einem Gefecht oder beim Beschuss eines U-Bootes befinden. Zur Darstellung von leeren Geschosskartuschen verwendete ich gewöhnlichen Messingdraht, den ich entsprechend abkürzte.
Als letzte Farbpunkte folgten ein roter und ein grüner Punkt für die Darstellung der Backbord- bzw. Steuerbordpositionslampe sowie die White Ensign Flagge am Heck.
Die Grundplatte ist fertig bedruckt und stammt von Hersteller www.coastalkits.co.uk
Eberhard Sinnwell
(Text über Original von Lars)