Das Original

Im Jahr 1942 verlor die US Navy vier Flugzeugträger, so dass die USS Enterprise CV-6 der einzige im Pazifik verbliebene Träger war. Die Indienststellung der ersten Träger der Essex-Klasse war für das Frühjahr 1943 vorgesehen. Im Rahmen eines Notprogrammes wurde beschlossen, neun der 39 bestellten, Leichten Kreuzer der Cleveland-Klasse zu Leichten Flugzeugträgern (CVL) umbauen zu lassen, die Independence-Klasse, darunter USS Belleau Wood (CVL-24). Dadurch, dass die Rümpfe teilweise schon fertiggestellt waren, konnten die Schiffe schon 1943 in Dienst gestellt werden. Ihr Vorteil bestand darin, dass sie durch ihre starke Maschinenanlage mit der Geschwindigkeit der schnellen Kampfgruppen Schritt halten und bis zu 45 Flugzeuge mitgeführt werden konnten.

Ihr Nachteil lag darin, dass die schlanken Kreuzerrümpfe durch die hohen Aufbauten trotz angebrachter Seitenwulste zur Toplastigkeit neigten, was die Seetüchtigkeit einschränkte. Auch war die Unterbringung der Besatzung dürftig, das Hangardeck klein und die Werkstätten unzureichend. Aus Gewichtsgründen war das Flugdeck nur mit Holz beplankt, also nicht gepanzert. Lediglich die USS Princeton CVL-23 ging durch einen Bombentreffer verloren. Ab 1945 wurde bei den CVL der Independence-Klasse ein zweites Katapult installiert und die Radaranlange modernisiert.


Der französische Name der Belleau Wood rührt von einer Schlacht während des Ersten Weltkrieges her, bei der zwischen dem 1. und dem 26. Juni 1918 US-Amerikanische gegen deutsche Truppen kämpften. Bei einem Angriff der 4. US-Marineinfanteriebrigade am 5. Juni kamen mehr als 1100 Marines ums Leben.

Die USS Belleau Wood wurde im Juli 1943 in Dienst gestellt und nahm an unzähligen Seeschlachten und Einsätzen teil. Im Jahr 1944 erhielt sie einen Kamikaze-Treffer, bei dem es 92 Tote gab und es zu ausgedehnten Beschädigungen kam. Im Anschluss an die Reparatur folgten Einsätze vor der japanischen Heimatinsel. Nach der Kapitulation Japans nahm das Schiff an der Rückführung von Truppen und Material, den sogenannten Magic Carpet-Fahrten, teil. Im Januar 1947 erfolgte die Außerdienststellung und Zuweisung zur Reserveflotte. Im September 1953 wurde unter dem Namen Bois Belleau mit der Kennung R97 an die französische Marine ausgeliehen, wo sie bis September 1960 ihren Dienst versah. Nach der Rückführung in die Staaten wurde die Belleau Wood aus dem Schiffsregister gestrichen und anschließend verschrottet.

Das Modell

Die Rümpfe der Kreuzer der Cleveland-Klasse bildeten die Basis der von der US Navy entwickelten Leichten Flugzeugträger (CVL) der Independence-Klasse. Sie standen zwar im Schatten ihrer großen Schwestern, den Flottenträgern (CV), waren aber nicht minder erfolgreich und eine gute Unterstützung der verschiedenen Kampfgruppen. Unter einem ansprechenden Deckelbild findet der Modellbauer einen prallgefüllten Karton mit wenigen großen und ganz vielen kleinen Teilen, von denen etliche nicht benötigt werden und in die Restekiste wandern. Ein ganzer Spritzgussrahmen beinhaltet die Vollrumpfausführung sowie einen Ständer. Als Bonbon liegen zwei Ätzteilplatinen, Flugzeuge bei denen die Tragflächen hochgeklappt werden können sowie ein großer Decalbogen bei.


Nach der Sichtung aller Teile und Studie der Bauanleitung habe ich mit dem Bau des Rumpfes begonnen. Dieser ist auf ungewöhnliche Weise dreigeteilt, Bug und Heck einzeln, dazu das Mittelteil mit angegossener Wasserlinienplatte. Bei meinem Bausatz war die Bodenplatte dermaßen verzogen, dass sie vorn und hinten 2mm nach oben stand. Die Anordnung der schrägen Klebeflächen würde diesen Effekt noch verstärken. Durch das Einsetzen von 0,2 mm starkem Evergreen-Plastikplatten versuchte ich dem entgegenzuwirken, was nur bedingt zum Erfolg führte. Daraufhin entschloss ich mich, eine 1 mm starke Bodenplatte mit viel Klebstoff anzukleben und diese mittels eines Holzlineals und zwei Klemmen sowie einem Kunststoffrest in der Mitte gerade zu biegen. Dies brachte eine weitere Verbesserung, aber zufrieden war ich immer noch nicht. Daraufhin wurde am Bug und am Heck eine Mutter eingeklebt, die auch zur späteren Befestigung auf einem Diorama diente.


Als nächstes beschäftigte ich mich mit dem Flugdeck, das teils versenkte, teils erhabene Strukturen aufweist. So sind die Fangseile, die Katapulte, die Flugfeldbegrenzungen erhaben, dagegen aber die Umrandungen der Flugzeugaufzüge, sowie die Zurrleisten, versenkt. Da die Anzahl der Fangseile und erhabenen Begrenzungen falsch wiedergegeben ist, entschloss ich mich kurzerhand, diese vollständig abzuschleifen. Anzumerken ist, dass ab 1945 ein zweites Katapult nachgerüstet wurde.


Mittels Airbrush lackierte ich das Flugdeck mit Flight Deck Stain 21, einer Farbe, die ab dem Jahr 1943 eingesetzt wurde. Nach dem Auftragen einer Schicht Mattlack, wurden mittels Tamiya Tape vier parallele Linien entlang der entfernten Flugfeldmarkierungen aufgeklebt und mit einer kammartigen Schablone die weißen Linien lackiert. Bei der Mittellinie wurde genauso verfahren, nur war diese deutlich dünner. Der Vorteil gegenüber den beiliegenden Decals liegt darin, dass die lasierend aufgetragene Farbe einer Abnutzung bzw. Verwitterung gleichkommt. Die großen Schiffsnummern des beiliegenden Decalbogens dienten mir als Vorlage für eine Schablone, die ich mittels einer halbdurchsichtigen Klebefolie und eines neuen Skalpells anfertigte. Auch hier wurde das Schwarz lasierend aufgetragen.


Im Anschluss daran konnte das Deck vollständig abgeklebt werden. Einige Gussrahmen sind in klarem Kunststoff gespritzt, was die Bearbeitung nicht unbedingt erleichtert, da Formversätze, Formfehler und Fischhäute nicht erkennbar sind. Eine dünne Schicht Weiß erleichtert die Bearbeitung. Die Hangartore sind nur für einen geschlossenen Zustand vorgesehen. Da mir dies überhaupt nicht gefiel, verwendete ich das fotogeätzte Hanggardeck. Mittels eines 3 mm starken Bohrers bohrte ich die Ecken durch und schnitt anschießend den verbliebenen Rest mit einem Cuttermesser heraus.

Die Hangarwände klebte ich von unten an das Flugdeck und lackierte die kompletten Innenseiten weiß. Wie sich zeigte, ergab sich ohne den Hangarboden eine Lücke zwischen dem Seitenwulst und den Hangarwänden, folglich war dieser zwingend einzukleben.


Mit der Farbe Deck Blue 20B aus dem Sortiment von WEM Color Codes wurden die Catwalks, der Boden des Hangars, die Oberseite der vier Schonsteine und Teile der Flugabwehr lackiert. Die Zweifach- und Vierfach-Bofors-40-mm-Flugabwehrgeschütze aus dem Sortiment von Fine Molds sind ein deutlicher Zugewinn gegenüber denen des Bausatzes. Die geöffneten Hangartore wurden von innen temporär mit Tamiya Tape verschlossen. Der nächste Arbeitsschritt bestand im Zusammenkleben von Rumpf und Flugdeck und dem anschließenden Lackieren mit Navy Blue 5-N. Anschließend klebte ich die Rumpfwände ab, um den Wasserpass als dünne schwarze Linie aufzutragen.


Die sogenannte „Insel“ also die Kommandobrücke besteht hier aus lediglich zwei Kunststoffteilen sowie acht geätzten Messingteilen. Der Unterbau des Bordkrans wurde abgetrennt, da dieser durch Fotoätzteile ersetzt wird. Mit einem Klingenmesser und einer harten Buchenholzunterlage werden die Teile vorsichtig aus der Platine herausgetrennt. Die Befestigungsstege des Messings können, wie beim Kunststoff auch, mit einer Feile abgeschliffen werden. Die geätzten Biegelinien erleichterten zwar das Bearbeiten, aber ein Biegetool ist hier eine unerlässliche Hilfe. Nach einer wahren Faltorgie kann sich das Ergebnis sehen lassen. Im nächsten Bauschritt wurden die Insel, der Unterbau des Bordkrans und die vier Schornsteine samt deren Abstützung in Deck Blue 20-B lackiert und nach dem Trocknen an die Kante des Decks geklebt. Anschließend folgten die vielen Relingstücke, die mit Sekundenkleber angebracht wurden. Um die Flaggenleinen und die Antennen mittels Caenis-Faden anbringen zu können, bediente ich mich einer Hilfe, quasi einer dritten Hand. Ich schraubte den Rumpf an eine Holzleiste, die ich wiederum in einen kleinen Schraubstock spannte. Jeder Faden bekam ein winziges Tröpfchen Sekundenkleber ans Ende, dann wurde dieses an den entsprechenden Haltepunkt gehalten und die Luft solange angehalten bis er festgeklebt war. Nun spannte ich den Faden über die Rah und versah das lose Ende mit einem Klebestreifen, den ich an die Holzleiste heftete. Erst dann konnte der Kontaktpunkt an der Rah mit Kleber fixiert werden. Mein nächster Arbeitsschritt bestand darin, den empfindlichen Bordkran und die Flugabwehrbewaffnung anzubringen.


Die beiliegenden Flugzeuge, bestehend aus jeweils sechs Anvenger TBF und Hellcat F6F, sind aus klarem Kunststoff. Dabei gefällt mir, dass die Tragflächen hochgeklappt angeklebt werden können. Flugzeuge ab dem Jahr 1944 wurden vollständig, also die Ober- und Unterseite in Gloss Sea Blue FS 15042 lackiert. Wie sich nach dem Lackieren herausstellte, war dieser Originalfarbton für diesen Maßstab viel zu dunkel. In einem zweiten Durchgang habe ich das Dunkelblau mit etwas Weiß aufgehellt. An einem ruhigen Abend wurde jeder Flieger mit jeweils sechs Decals versehen. Die Propeller, sowie die Reifen wurden in Schwarz gestrichen. Das I-Tüpfelchen waren die weißen Felgen und die gelben Propellerspitzen.


Damit das Diorama in meine Transportkiste passt, lies ich das Brett in einem Baumarkt auf das benötigte Maß zusägen. Mit einer Oberfräse wurde die Kante mit einem Profil versehen und Schwarz gestrichen. Die Kante wurde mit Tape abgeklebt, um diese vor der weißen Wandfarbe zu schützen, die ich als Grundierung für das Blau des Wassers auftrug. Beide Schlepper stammen von Battle Fleet und wurden mit zusätzlichen Türen, Luken, Masten und Scheinwerfern aufgewertet. Der Farbauftrag erfolgte mit Ocean Grey 5-O von WEM, dem ein Washing mit schwarzer Künstlerölfarbe und Rostfarbe folgte. Abgerundet wurde das das Ganze durch die Reling, Rettungsringe, Matrosen sowie etwas Watte.


Vom Hersteller Marabu verwendete ich die Acrylfarbe Pariserblau für die Wasseroberfläche, die unregelmäßig aufgetragen wurde. Anschließend verschraubte ich das Schiff mit dem Brett. Nun folgte der Auftrag vom glänzenden Acrylgel, welches mit einem kleinen Künstlerspachtel am Rumpf beginnend flächig aufgetragen wurde. Die Konsistenz verhält sich etwa so wie Holzleim. Sobald das Gel anzieht, also beginnt klar zu werden, wird es mit dem Spachtel bearbeitet, um eine lebendige Oberfläche zu erzielen.


Das Bilgenwasser besteht aus in Form gebogenem Kupferdraht, der weiß gestrichen wurde. Wie ich finde, ein schöner Kontrast bei so viel Blau. Die senkrechten Flächen zwischen dem Deck und den Catwalks wurden mit Löschwasserschläuchen aus dem Sortiment von FlyHawk und schwarzen Decalfeldern, die Durchgänge darstellen sollen, aufgewertet. Im Bereich der Flugabwehrgeschütze wurden wasserdichte Türen angeklebt. Nach dem Platzieren der Flugzeuge bekam jede Maschine noch gelbe Bremsklötze. Im Bereich der Seitenwulste wurden fotogeätzte Matrosen von Eduard und auf dem Deck 3D gedruckte Piloten und Matrosen von 3D Model Parts positioniert. Dabei wurden das fliegende Personal sowie die Offiziere in Khaki und die Matrosen in Blau gehalten.

Verwendeter Bausatz und Zubehörteile

  • USS Belleau Wood CVL-24, No 7058, Hersteller Dragon, Preis ca. 40,- €
  • WWII USN Carrier Wings Set A, No 7075, CyberHobby / Dragon, Preis ca. 13,- €
  • Large and Medium Tug Set, BFM701, Battlefleet Models, Preis ca. 20,- Dollar beim Hersteller
  • Fine Molds Twin Bofors 40mm AA Gun No.WA17
  • Fine Molds Quad Bofors 40mm AA Gun No.WA18
  • Dragon WWII USN Carrier Wings Set A Kit No.: 7075
  • Eduard Figuren 2D, 3D gedruckte von Model Parts
  • WEM CC US11 Flight Deck Stain 21,WEM CC US10 Deck Blue 20-B,WEM CC US08 Nay Blue 5-N, WEM CC US06 Ocean Gray 5-O, WEM CC US05 Haze Gray 5-H
  • Revell seidenmatt Weiß SM 301, Revell seidenmatt schwarz SM 302
  • Plakafarben
  • Acrylgel glänzend von Amsterdam für die Wasseroberfläche

Quellen

  • Stefan Terzibaschitsch: Flugzeugträger der U.S. Navy, Flottenflugzeugträger/ Geleitflugzeugträger
  • US Light Carriers in Action von Squadron Signal Nr.: 16

Fazit

Abgesehen von der Schleiforgie zu Beginn dieses Projektes hat mir dieses Diorama viel Spaß gemacht. Ich finde es immer sehr schön, wenn verschieden große „Dinge“ zu sehen sind, um einen Vergleich der Größenverhältnisse der Originale zu bekommen. Also ein Schiff, kleinere Schlepper, viele Flugzeuge und noch mehr Menschen an Bord. Bei den Details konnte ich mich so richtig austoben, auch wenn man sie nicht auf den ersten Blick sieht; und ich durfte meiner Fantasie freien Lauf lassen.


Eberhard Sinnwell