Das Original
Als letzter von sechs baugleichen Stückgutfrachtern der Cap-San-Klasse kam 1962 in Hamburg die Cap San Diego in Fahrt. Das elegante Schiff der Reederei »Hamburg Süd« fuhr in der Südamerikafahrt hauptsächlich nach Brasilien und Argentinien. Der 159,4 Meter lange Frachter konnte sowohl als Volldecker als auch als Schutzdecker fahren (Einstufungen bei Hafen- und Versicherungsgebühren spielten dabei eine Rolle). Der Architekt Cäsar F. Pinnau hat die Frachterserie entworfen und ihr die eleganten, fast schon jachtähnlichen Linien verliehen.
Auf dem Hinweg, von Hamburg über Bremen und Antwerpen, brachte das Schiff europäische Industrieprodukte und medizinische Erzeugnisse nach Südamerika. Nach Europa wurden in der Hauptsache Kaffee, Rindfleisch, Südfrüchte und Speiseöle importiert. Das Rindfleisch konnte in großen Kühlräumen gefahren werden. Der MAN-Dieselmotor leistete 11.650 PSe auf einen einzelnen Propeller und verlieh dem Frachter eine Geschwindigkeit von rund 20 Knoten. Ein »Loop« nach Südamerika und zurück nach Hamburg umfasste rund 70 Tage. 49 Mann Besatzung hielten das Schiff in Fahrt. Neben Fracht konnten auch 12 Passagiere in sehr komfortablen Unterkünften mitfahren. Eine Reise kostete damals soviel wie ein VW-Käfer, rund 4.500 DM.
Schon sechs Jahre nach Indienststellung der Cap San Diego wurde im Hamburger Hafen das erste Containerschiff gelöscht. Zur Verdeutlichung des Generationenwechsels sei erwähnt, dass die Cap-San-Schiffe mit einer Hieve knapp 2 Tonnen Kaffee laden konnten, während ein Container 20 Tonnen fasst. So wurden alle sechs »weißen Schwäne des Südatlantiks« Anfang der 1980er-Jahre zunächst verchartert und dann verkauft. 1986 gelang es buchstäblich in letzter Minute die Cap San Diego vor der Verschrottung zu retten und als Museumsschiff in Hamburg zu erhalten. Heute ist die alte Dame immer noch fahrbereit und stellt dies auch mehrfach im Jahr unter Beweis. Übernachtungen im bordeigenen Hotel sind möglich, das Schiff kann natürlich besichtigt oder der Klettergarten genutzt werden. Ein Besuch an Bord lohnt sich immer!
Das Modell
Mein Modell im Maßstab 1/700 ist 22,7 Zentimeter lang. In der Hauptsache ist es aus Papier und Karton nach einem Modellbauplan, Originaldokumenten und zig Fotos gebaut. Ein besonderer Dank gebührt hier dem Archiv der Cap San Diego, welches mich sehr bei der Klärung offener Fragen zum Original unterstützt hat. Mein Modell zeigt den Zustand, den die »Deutsche Werft« in Hamburg-Finkenwerder 1962 abgeliefert hat. Spätere Umbauten sind nicht berücksichtigt.
Zugekauft ist die geätzte Reling. Ladebäume und Lüfter sind aus Kunststoffborsten des Handfegers aus der Küche geschnitten. Getakelt habe ich mit Uni-Thread aus dem Anglerbedarf. Die Wasserdarstellung ist aus Papier, Acrylfarbe und transparentem Acrylgel aufgebaut. Das Modell »fährt« auf einem Sockel aus Graupappe, welcher mit Profilleisten umklebt ist.
Ich habe zunächst mit dem Aufbau begonnen. Die Abwicklung der Seitenwände aus Papier war dabei recht fummelig. Die Formensprache der 1960er-Jahre kam hier zum Tragen. Vom Gelingen des Aufbaus habe ich den restlichen Modellbau abhängig gemacht. Wie man sieht, war ich mit dem Aufbau zufrieden und habe mein Modell vollendet.
Klaus Lingenauber