Das Original

In Deutschland begann der Bau von U-Booten zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur zögernd. Die Marinen anderer Nationen waren in der Entwicklung weiter. Neben der Lösung technischer und navigatorischer Fragen fehlte vor allem ein genaues Einsatzkonzept. Falls es zum Krieg käme, sollten laut damaliger Planung die deutschen U-Boote wie eine Vorpostenkette in der Deutschen Bucht liegen, um einen erwarteten englischen Angriff abzuwehren. U-Boote wurden zunächst nur als Defensivwaffen in militärische Konzepte eingeordnet.


Das 57,30 m lange U 7 gehörte zur Reihe der vier U-Boote U 5 bis U 8, welche zwischen 1908 und 1911 auf der Germaniawerft in Kiel gebaut wurden. Der Entwurf entstand unter der Leitung des berühmten Ingenieurs Hans Techel. U 7 war ein Zweihüllenboot. Das heißt, dass die Antriebsanlage und die Wohnräume der 27 Mann Besatzung in einem zylindrischen Körper steckten, um den dann – wie eine zweite Hülle – die hydrodynamische Schiffsform herum gebaut wurde. Getaucht betrug die Verdrängung 636 Tonnen, aufgetaucht 505 Tonnen. Bewaffnet war U 7 mit vier 45-cm-Torpedorohren (Bug und Heckanordnung) und zwei 0,8-cm-Maschinengewehren. Der Antrieb erfolgte über Wasser durch zwei 275-PS-Zweitakt-Petroleummotoren, unter Wasser durch zwei 300-PS-Elektromotoren (das erste deutsche U-Boot mit Dieselmotor war 1913 U 19). Die Boote erreichten über Wasser eine Geschwindigkeit von 13,4 Knoten, unter Wasser 10,2 Knoten (zum Vergleich: die berühmten VII C Boote schafften im Zweiten Weltkrieg 17,9 bzw. 8 Knoten).

U 7 hatte ein schreckliches Schicksal: Nach drei erfolglosen Feindfahrten wurde es am 21. Januar 1915 in der Emsmündung irrtümlich vom ebenfalls deutschen U 22 versenkt. Nur ein Mann der Besatzung, der Bootsmannsmaat Karl Meyer, überlebte die Tragödie.

Das Modell

Eines dieser ersten deutschen U-Boote, welche eher als tauchfähige Überwassereinheiten geplant waren, reizte mich als Modell. Im Buch von Eberhard Rössler Deutsche U-Boote 1898 – 1918 (Mittler-Verlag) wurde ich mit Informationen und Zeichnungen fündig. Erweitert mit einigen Recherchen und Fotofunden ging ich ans Eigenbau-Werk aus Karton und Papier.


Aus dem skalierten Bauplan baute ich ein Rumpfgerippe aus Kielplatte und Halbspanten. Damit sich die Konstruktion aus Graupappe nicht verzog, klebte ich entlang der Kielplatte ein Stück Federstahldraht. Mit dünnem Zeitungspapier beplankt – oder besser: tapeziert – entstand nach und nach der recht formschöne Rumpf. Dellen und Risse spachtelte ich mit Acrylgel aus. Nach dem finalen Schliff kam die letzte Lage Papier obenauf. Das leimte ich in Längsstreifen auf, um dem Originalrumpf mit seinen Plattengängen recht nah zu kommen.


Nach dem Bemalen mit Revell-Aqua-Color freute ich mich über das passable Ergebnis. Die Flutschlitze sind aufgemalt. Der Rest der Ausstattung entstand in Kartonmodellroutine und der Verwendung von Kunststoffborsten, Serafilgarn und Draht. Lediglich der Turm hat ein „Innenleben“ aus Balsaholz, da ein Versuch aus Karton kläglich scheiterte. Einzige „Fremdteile” sind zwei Lasercut-Handräder auf der Steuersäule auf dem Turm und auf dem Motor der Ankerwinde auf der Back.


Das rund 23 cm lange Modell kommt in meinem heißgeliebten „Used-Look“ daher. Es zeigt das Boot im Hafenzustand: Die Reling ist aufgestellt, hinter dem Turm ist ein kleiner Signalmast getakelt, die Reling der Brücke führt eine Persenning, vorm Turm steht ein Signal- und Suchscheinwerfer, der Schornstein ist aufgestellt, alle drei Sehrohre sind ausgefahren, Schutzspieren für die Tiefenruder und die Schrauben sind ausgebracht, die Masten für die Funkantennen stehen und die zwei MG sind an Deck. Man merkt: schnelles Abtauchen war noch nicht vorgesehen. Die Zeit der Fliegerangriffe auf See ließ noch rund 30 Jahre auf sich warten. Ein paar aufgeschossene Leinen liegen herum, vor dem Turm steht ein Klapphocker. Auf einigen Fotos fand ich dieses Detail als Sitzgelegenheit für einen Offizier.

Der Signalmast steht mal im Turm, mal direkt dahinter (wie auf den vorliegenden Planzeichnungen und wie auf meinem Modell gezeigt). Charakteristisch war damals die gelbe Abgaswolke der laufenden Petroleummotoren. Ein im Krieg recht verräterisches Zeichen. Auffällig ist hier auch der kurze Auspuff: ein Kennzeichen der Boote die auf der Germaniawerft gebaut wurden.


Klaus Lingenauber