23.09.1779 - 235 Jahre Schlacht von Flamborough Head
23.09.1779 John Paul Jones und die Seeschlacht gegen die HMS Serapis
Die heutige Folge führt uns weit in die Geschichte zurück und stellt doch einen starken Bezug zur Gegenwart her (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Hauptdarsteller in dieser Folge sind der Sohn eines Gärtners und eines der modernsten Schiffe der US Navy.
Geboren im Jahr 1747 in England war John Paul Jones bei Ausbruch des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges im Jahr 1775 Kapitän der Sloop USS Providence.
Am 23. September 1779 kommandierte Jones in französischem Dienst die Fregatte Bonhomme Richard im Gefecht gegen das englische Linienschiff HMS Serapis. Die Bonhomme Richard wurde dabei schwer beschädigt und begann zu sinken. Folgerichtig forderte Kapitän Pearson von der HMS Serapis seinen geschlagenen Gegner zur Kapitulation auf. Dieses Ansinnen wies Jones mit einem unangebracht selbstbewussten „Sir, I have not yet begun to fight!“ („Mein Herr, ich habe noch nicht mal begonnen zu kämpfen!“) zurück. Und tatsächlich gelang es Jones und seiner Mannschaft mit der sinkenden Bonhomme Richard, die Serapis zu entern. Selbst wenn diese Geschichte auch nur zur Hälfte wahr ist, ist sie dennoch hollywoodreif.
Eine persönliche Niederlage erlitt John Paul Jones erst nach dem Sieg, als er die Prise Serapis für die USA reklamierte. Dieses Ansinnen wurde zurückgewiesen, woraufhin Jones den französischen Dienst verlies. Nach Zwischenstationen in Russland, Holland und wiederum Frankreich starb John Paul Jones fast vergessen am 18. 07.1792 in Paris. Erst im Jahre 1905 kehrte John Paul Jones zurück nach Amerika. Sein Leichnam liegt heute in einem Bronzesarkophag in der United States Naval Academy in Annapolis, Maryland.
Seit 1862 wurden fünf Schiffe der US Navy nach John Paul Jones benannt. Der aktuelle Vertreter diese Tradition, der Zerstörer der Arleigh Burke-Klasse USS John Paul Jones (DDG-53), ist Thema des Modellbauteils.
Das Modell: USS John Paul Jones (DDG-53)
Grundlage des Modells ist die USS Arleigh Burke (DDG-51) von Hobby Boss. Zur Qualität des HobbyBoss Modells und zum Original habe ich an anderer Stelle schon etwas geschrieben. Ich kann diesen Bausatz jedem nur wärmstens ans Herz legen. Da ist jeder Cent gut angelegt. Aber da ja bekanntlich jedes Modell noch immer etwas weiter verfeinert werden kann, habe ich der USS John Paul Jones den wirklich sensationellen Ätzteilsatz von Flyhawk spendiert. Was fehlt? Richtig, Literatur. Natürlich findet man gerade zu modernen Schiffen einiges im Internet, aber wer einmal in das Warship Pictorial Heft Nr. 24 (Arleigh Burke Class Destroyers) geschaut hat, für den bleiben keine Fragen zum Original offen. Besonders von Vorteil war natürlich, dass sich in diesem Heft einige sehr gute Fotos von der John Paul Jones finden. Allerdings sind die dargestellten Bauzustände nicht datiert, sodass ich mir besonders hinsichtlich der Radarausrüstung nicht 100%-ig sicher bin.
Aber fangen wir am Anfang an. Welche wesentlichen Unterschiede waren zu berücksichtigen? Sowohl die Grundlage (USS Arleigh Burke – DDG-51) als auch die John Paul Jones (DDG-53) gehören zum ersten Baulos (Flight I: DDG-51 bis -71). Trotzdem gibt es Unterschiede. Da ist zum einen der längere Aufbau auf der Brücke von DDG-53 gegenüber DDG-51. Glücklicherweise liegt dieser Aufbau dem Bausatz bei. Der Austausch ist somit schnell und unproblematisch umgesetzt. Dann sind da noch die kugelförmigen Kommunikationskuppeln. Die Arleigh Burke weist in dem Bauzustand des Modells noch keine dieser Kuppeln auf. Die John Paul Jones hingegen verfügt auf den Fotos im Warship Pictorial über vier dieser Kuppeln. Zwei auf dem Brückendach und zwei auf Plattformen an der Stirnwand des vorderen Schornsteins. Auch diese Modifikationen waren schnell und einfach umgesetzt.
Eine weitere Modifikation habe ich im Bereich der achterlichen Aufbauten vorgenommen. Es geht um die Auflagen der Rettungsinseln. Bei der Arleigh Burke befinden sich auf der Backbordseite dreimal zwei Inseln in Doppelaufstellung auf festen Konsolen. Die Anzahl und Anordnung der Rettungsinseln sind bei der John Paul Jones gleich, aber die Konsolen entfallen hier. Stattdessen finden sich hier auskragende Konstruktionen. Zum Glück befinden sich im Flyhawk-Ätzteilsatz geätzte Auflagerkonsolen für die Rettungsinseln. Die sind zwar etwas fummelig im Zusammenbau, werten das Modell aber erheblich auf.
Dies trifft übrigens auf den gesamten Flyhawk-Satz zu. So schön die Ätzteile sind, stieß ich doch mehrfach an meine Grenzen. Als Beispiel seien die Phalanx-Geschütze genannt. Die Rohre der Gatling Gun bestehen aus einem Ätzteil, dass rund geformt werden soll. Das Teil ist dann ca. 2 mm lang und hat einen Durchmesser von ca. 0,5 mm. Man sieht den Aufwand am fertigen Modell kaum, aber darum geht es nicht. Wichtig war mir, es geschafft zu haben. Modellbau und Modellbauer sind nicht immer logisch.
Die Bemalung erfolgte wieder mit Vallejo-Farben (Vertikale Flächen „Sky Grey“ (154), Horizontale Flächen „Basalt Grey“ (162)).
Bei der Takelung habe ich mal versucht, neue Wege zu beschreiten. Habe ich bisher mit gezogenem Gußast oder Caenis-Faden getakelt, kam diesmal feiner Draht zum Einsatz. Zunächst wurde ein kurzes Stück Lautsprecherkabel „geschlachtet“ und die einzelnen Fäden getrennt. Das habe ich schon mehrfach so gemacht und sowohl die Stabilität und Verformbarkeit des Kabels geschätzt. Problematisch war immer die Farbe. Trotz Grundierung kam es immer wieder vor, dass das blanke Kupfer zu sehen war. Besonders wenn man das Kabel mechanisch beanspruchte (z.B. zwischen zwei Glasplatten gerade rollen), verabschiedete sich er Farbauftrag regelmäßig. In diesem Fall habe ich etwas anderes versucht: Ich habe den Draht mit Schwarzbeitze brüniert. Das ist zwar etwas aufwändig (Säure in der Küche erhitzen findet nicht immer den Beifall der Ehefrau), aber absolut überzeugend. Man kann mit dem Draht biegen, rollen und knoten, er bleibt schwarz und zerreißt nicht.
Eine weitere Neuerung, die ich bei diesem Modell ausprobiert habe, ist die Darstellung von Seeschlag, d.h. dem Verformen der Außenhaut des Schiffes infolge von Wellenschlag. Dafür habe ich Tamiya-Tape in Feine Streifen geschnitten und schachbrettförmig auf dem Bug aufgetragen. Die entstehenden Felder habe ich an zwei Seiten (Stichwort: Schattenbildung) ganz leicht in einem dunklen Grau betont. Wolfgang Wurm hat hierzu einen wirklich genialen Artikel im letzten ModellFan-Sonderheft „KIT-Modellbauschule Teil 6 Verwittern und Altern“ verfasst. Bei diesem Modell sind die Felder allerdings viel zu groß geworden. Aufgrund des sehr feinen Auftrags fällt das aber m.E. nicht so sehr ins Gewicht.
Und zu guter Letzt galt es nur noch, die richtige Nummer („53“) an der Bordwand anzubringen. Diese fand sich leider weder in meinem Decalfundus, noch im Bausatz der Arleigh Burke. Hilfe fand ich bei Hawk Graphics. Dieser kanadische Hersteller bietet u.a. sehr schöne Schiffsnummern in verschiedenen Größen an. Keine Decals fand ich für die „E E E“-Beschriftung an den Brückenseiten. Diese bezeichnen, soweit ich es verstanden habe, Auszeichnungen für den Gewinn verschiedener Leistungswettbewerbe (z.B. schwarzes E: Maritime Kriegsführung). In der Restekiste gefunden habe ich ein „H E E“ Decal. Damit muss, und kann ich aber leben, zumal man das mit bloßem Auge kaum erkennt. Vor und nach dem Aufbringen der Decals habe ich das gesamte Modell mit Future (Pledge Bodenreiniger) eingesprüht. Alternativ hätte ich wahrscheinlich auch glänzenden Klarlack nehmen können. Die erste Lage Future bildet eine gute Grundlage, um die Decals ohne silbern aufzubringen. Die zweite Lage schützt und versiegelt die Decals und bietet eine grandiose Grundlage für das abschließende Washing mit verdünnter Künstlerölfarbe. Die Acrylfarbaufträge wurden nicht angelöst, obwohl ich mehrfach und intensiv mit Verdünner über die Flächen gegangen bin.
Und am Ende blieb noch die Präsentation des Modells. Nachdem es mich mehr und mehr nervte, die ungeschützten Modelle verstauben zu sehen, habe ich diesmal einen Kunststoffkasten mit transparenter Haube verwendet. Zunächst habe ich das schwarz glänzende Unterteil mit schwarzer Sprühgrundierung mattiert. Anschließend habe mit einer fertigen Strukturpaste aus dem Künstlerbedarf eine Wellenform „getupft“ und in verschiedenen Blau-Grüntönen und etwas weißer Farbe gefärbt. Danach wurde das Schiff mit Sekundenkleber final fixiert (eine echte Überwindung, aber es hilft). Letztendlich wurde das Wasser mit Acrylgel dargestellt und im Bereich der Wellen und am Übergang Schiff-Wasser wiederum mit weißer Farbe Gischt dargestellt.
Fazit
Dieses Modell hat von Anfang bis Ende einfach nur Spaß gemacht. Das passiert mir ausgesprochen selten und sichert der USS John Paul Jones einen ganz besonderen Platz in meiner Sammlung. Und es motiviert für neue Taten. Frei nach John Paul Jones: „Folks, I have not yet begun modelling!“
Jens Bartels