Ein kühler Spätsommermorgen des Jahres 879 n. Chr. in Südjütland

Wir befinden uns in einer kleinen Fischersiedlung an einem namenlosen Fluss. Herr des Hauses ist Snorri Godvinson. Heute kennt ihn natürlich niemand mehr, aber damals war „Snorris Trockenfisch“ ein echtes Qualitätsprodukt und kein Schiffsmeister würde ohne ein bis zwei Fässer des Fisches in See stechen. Also eigentlich ist Snorri ein zufriedener Mann. Wenn Allvater Odin nicht die Weiber geschaffen hätte. Freija, seine jüngste Tochter, scheint da noch das geringste Problem darzustellen. Er hat mit seinem Nachbarn Svaerre, dem Bootsbauer, abgesprochen, dass er Frejia zum Weib nehmen kann. Dafür würde Svaerre ihm ein neues Boot bauen. Kostenfrei! Wozu hat man Töchter. Müßig zu erwähnen, dass Freija noch nicht eingeweiht wurde. Das würde sie nur auf dumme Gedanken bringen.

Vigdis, sein Weib, ist von dieser Idee gar nicht überzeugt. Svaerre ist ein alter Mann. Er ist 35 Jahre alt. 20 Jahr älter als Frejia. Und außerdem stinkt er. Und er ist fett und hässlich. Und wieder einmal versucht Vigdis ihren Mann Snorri von ihren Bedenken zu überzeugen. Wir sehen noch den Teil mit dem „Sag mal, liebst Du Deine Tochter denn gar nicht? Warum ist Dein Herz nur so ein Eiszapfen?“ Als nächstes kommt der Teil mit dem „…und in mein Bett kommst Du dann bis zum Julfest nicht mehr!“ Das wird dann etwas unschön, denn tatsächlich hat Vigdis die Hosen an. Snorri ist schwer genervt. Er sieht, wie sein toller Plan einfach nicht gewürdigt wird. Und er braucht ein neues Boot. Aber er kann sich einfach nicht konzentrieren. Nicht nur Vigdis redet ununterbrochen auf ihn ein. Am Steg sitzen seine Schwester Sigrid und Brunhild, die Magd. Sigrid hatte mal wieder einen ihrer Träume. So wie der, dass in Snorris Bett ein Eisriese liegen würde und das Bett daher kalt wäre. Ungefähr bis zum Julfest. So hieß es zumindest im Traum.

Letzte Nacht aber träumte Sigrid von einem brennenden Meer, in dem eine Schlange schwamm, die die Welt verschlang. Und aus diesem Meer tauchte ihr Mann Ivar auf und wurde von Walküren nach Walhall gebracht. Ivar hat auf einem Boot nach Mercien angeheuert und wollte von dort Reichtümer mit heimbringen. Das Zeichen ist klar: Ivar ist tot und wird nicht heimkommen. Nie wieder.

Brunhild, die ein paar Jahre älter ist, versucht sie damit zu trösten, dass der listige, böse Gott Loki den Menschen gerne mal unruhige Träume bringt. Ivar kommt im Herbst sicherlich gesund zurück. Aber Helga, Snorris weise alte Mutter, erkennt die Zeichen. Schließlich sitzen Hugin und Munin, Odins Raben, auf dem Steg und bringen Sigrid die Nachricht von Ivars Ankunft in Walhall. Wenn sie die Zeichen nur verstehen würde.

Aber so ist es eben, wenn man mehr sieht als gewöhnliche Menschen. Helga hat Frejia erzählt, dass sie Frejia als große Kriegerin gesehen hat. Eine Kriegerin, die große Reichtümer mitbringt und ihre Eltern stolz machen wird. Doch noch redet der zukünftige Berserker des Schlachtfeldes mit ihren Freunden, den Tauben. Morgen aber wird sie nach Hedeby aufbrechen (zwei Tagesreisen) um endlich mit ihrer kriegerischen Karriere zu beginnen. Ein Schwert hat sie schon. Das gehörte diesem Kerl, der eine Nacht bleiben sollte und es für eine gute Idee hielt, ihre Jungfräulichkeit spontan an den Nagel zu hängen. Er hat den Abend dank eines Schnitzmessers nicht überlebt und endete im Fluss. Frejia ist halt eine Frau mit Geheimnissen.

Und der arme Snorri kann so viel planen wie er will. Svaerre wird ihm kein neues Boot bescheren. Diesen Job wird letztendlich Frejia übernehmen.

Ein Baubericht des Dioramas findet sich hier.

Jens Bartels