Das Original
Dieses eigentümliche Katamaran-Flugboot ist eine Weiterentwicklung eines Torpedobombers, S.55 genannt. Die beiden Kabinen sind durch einen Kriechtunnel, der unter den Pilotensitzen hindurchführte, miteinander verbunden. Auf einem Strebenbock saßen zwei Isotta-Fraschini-"Asso"-Motoren in Tandemanordnung. Zwei Gitterträger hinter den Bootsrümpfen trugen das Leitwerk.
Unter der Leitung des Luftwaffen-Generals Italo Balbo starteten im Jahre 1933 25 Maschinen dieses Typs in Formation von Orbetello zur Weltausstellung in Chicago. Leider ging schon bei der ersten Zwischenlandung eine Maschine verloren. Soweit überliefert, behielten alle Maschinen auch unter widrigsten Wetter- und Sichtbedingungen ihre Formation bei, was den Piloten sicher enormes Konzentrationsvermögen und Disziplin abverlangte. Obwohl es sich um eine reine Propaganda-Aktion des faschistischen Italiens gehandelt hatte, eine enorme fliegerische Leistung. Beim Rückflug ging leider wieder eine Maschine, diesmal mitsamt Besatzung, bei den Azoren verloren.
Das Modell
Dieses Modell habe ich vor ca. 10-12 Jahren aus einem Delta2-Kit (nicht zu verwechseln mit Mach2, obwohl die "Qualität" dieses Kits sehr stark daran erinnert) in 1:72 gebaut. Die Verbesserungen waren sehr umfangreich insbesondere bei den Rümpfen, deren Deck nach vorn hin ein ganzes Stück tiefergelegt und die Bullaugen neu gebohrt werden mußten.
Die Pilotenkanzel ist nicht die viel zu dicke originale, sondern ist von Falcon (ich staune immer wieder, daß für so exotische Bausätze jemand Zurüstteile macht). Die Bullaugen des Flugbootes sind wegen des sehr dicken Materials von innen mit einem größeren Bohrer aus- aber nicht durchbohrt worden, so erscheinen die Wandstärken dünner. Sie sind am Schluß mit Kristal Kleer verschlossen.
Die Verspannung des Leitwerks besteht hier aus gezogenen schwarzen Gußästen. Die Seiten- und Querruder sind aus 0,1mm-Evergreen-Plastikart selbstgemacht. Die Bausatz-Querruder hatten eine fast 2 mm dicke, runde Hinterkante(!) und die drei Seitenruder waren auch nicht viel besser. Erstaunlicherweise war dagegen das Höhenruder so gut gemacht, dass es ohne Nachbearbeitung eingebaut werden konnte.
Die Bemalung besteht aus einem matten Silbergrau und Schwarz. Das Silbergrau ist eine Mischung aus Revell 99, mit Grau gemischt und kurze Zeit nach dem Anstrich mit einem fusselfreien Tuch leicht poliert. Die größeren schwarzen Flächen sind mit Revell Mattschwarz gestrichen, die feinen Linien sind schmale Decalstreifen, dort, wo sie in Bögen verlaufen, habe ich an einer Pappschablone entlang mit einem feinen schwarzen Edding gezogen. Die Schwingen auf den Flächen hat mir ein Freund am PC hergestellt und auf Decalmaterial ausgedruckt.
Das Diorama besteht aus einer Riffelfolie, die man im Modellbahnhandel von unterschiedlichen Herstellern bekommen kann. Diese ist mit dunkelgrau-blauem Fotokarton unterlegt, um damit die Wasserfarbe zu erzielen. Die Festmacherboje ist ein Benzinfass aus dem Hasegawa-Kit "Field Camp Equipment". Das Motorboot ist scratch gebaut, wobei ein Preiser-Boot in 1:87 als Vorbild diente. Das Gepäck im Motorboot ist aus Milliput.
Zu der Wasserfolie hat mir ein Freund etwas empfohlen, um Wasserbewegung/Gischt darzustellen, und zwar ein Mittel, das auf die Folie verteilt wird und unter UV-Licht hart wird. Leider hat es beidseitig des Bootes (das gerade "Umkehrschub" gibt) die Folie hochgezogen - ein Schönheitsfehler dieses Dios.
Wer mehr über den Bau dieses Modells wissen möchte, hat vielleicht noch das Modell Fan Heft 12/2003 irgendwo, ja wo habe ich die alten Hefte denn noch... oder kann es sich über den Verlag / in der Bucht / bei einem Freund besorgen oder ansehen.
Jürgen Petersen