Das Original
Der Zerstörer Z 30 gehörte zum Typ 1936A. Dies war eine leicht vergrößerte Version des Typs 1936, die 15 cm-Geschütze anstelle der 12,7 cm-Geschütze erhielt. Damit besaßen die Zerstörer eine Bewaffnung, die den älteren britischen Leichten Kreuzern der C-Klasse entsprach. Schon die Kaiserliche Marine hatte einen Zerstörertyp mit 15 cm-Geschützen entwickelt, von denen nur S 113 und V 116 fertig wurden. Diese Zerstörer sollten auch fähig sein, Leichte Kreuzer zu bekämpfen. Warum die Zerstörer des Typs 1936A eine so schwere Bewaffnung erhielten, ist mir nicht bekannt. Möglich ist sowohl, dass sie stärker als alliierte Zerstörer bewaffnet sein sollten, um die zahlenmäßige Unterlegenheit auszugleichen, als auch die Planung, den Mangel an Kreuzern durch große Zerstörer zu kompensieren.
Um die Gewichtsprobleme beim Vorgängertyp zu verringern, war statt der zwei Einzellafetten vor der Brücke ein Zwillingsturm vorgesehen. Dessen Fertigstellung verzögerte sich aber massiv, sodass die acht Schiffe der Klasse (Z 23 bis Z 30) nur mit einer 15 cm-Einzellafette auf dem Vorderdeck fertig gestellt wurden, also insgesamt vier statt fünf 15 cm-Geschützen erhielten (Z 28 wurde nach einem geänderten Entwurf als Flaggschiff gebaut und hatte zwei 15 cm-Einzellafetten vorne und zwei achtern). Aber bereits in dem Zustand mit nur einer Einzellafette auf der Back waren die Schiffe vorne sehr nass und hatten einen eingeschränkte Seetüchtigkeit. Dieses Problem wurde bei den Zerstörern, die den Zwillingsturm vorne erhielten (Z 30 gehörte nicht dazu), deutlich verschärft. Wie bei den mit 15 cm-Geschützen ausgerüsteten Zerstörern der Kaiserlichen Marine wurde auch hier ein zu kleiner Rumpf mit einer zu schweren Bewaffnung kombiniert.
Z 30 war 127 m lang, 12 m breit und verdrängte 3691 ts. Der Antrieb bestand aus sechs Kesseln und zwei Dampfturbinen, die insgesamt 70 000 PS leisteten, womit 36 kn erreicht wurden. Die Besatzung setzte sich aus 315 Mann zusammen.
Bewaffnung
4 × 15 cm L/48 Tk C/36 (Einzellafetten)
4 x 3,7 cm L/83 C/30 (zwei Zwillingslafetten)
5 x 2 cm L/65 C/30 (Einzellafetten)
8 x 53,3 cm Torpedorohre (zwei Vierlingsrohre, insgesamt zwölf Torpedos)
Wasserbomben
60 Minen
Z 30 wurde 1940-41 bei Deschimag in Bremen gebaut. Sie gehörte zur 8. Zerstörer-Flottille und wurde Anfang 1942 mit den Schwesterschiffen Z 24 und Z 26 nach Norwegen verlegt. Am 5. Juli 1942 lief sie zusammen mit dem Schlachtschiff Tirpitz, den Schweren Kreuzern Admiral Scheer und Admiral Hipper sowie den Zerstörern Z 4, Z 14, Z 24, Z 27, Z 28 und Z 29 zum Unternehmen Rösselsprung aus, dem Angriff auf den Konvoi PQ-17. Nachdem dieser Konvoi aufgelöst wurde und in der Folge schwere Verluste durch Angriffe von Flugzeugen und U-Booten erlitt, wurde der Angriff mit den Überwassereinheiten abgebrochen. Im September und Oktober 1942 war Z 30 an Minenlegunternehmen in der russischen Arktis beteiligt, im November an einem Vorstoss gegen alliierte Frachter. Am 30. Dezember war Z 30 zusammen mit den Schweren Kreuzern Admiral Hipper und Lützow sowie den Zerstörern Z 4, Z 6, Z 16, Z 29 und Z 31 am Unternehmen Regenbogen beteiligt, dem Angriff auf den Konvoi JW-51B. Dieser scheiterte am Widerstand der britischen Konvoisicherung und in der daraus resultierenden Schlacht in der Barentsee wurde Admiral Hipper schwer beschädigt und Z 16 versenkt. Auf britischer Seite wurden ein Zerstörer und ein Minensucher versenkt sowie zwei Zerstörer und ein Frachter beschädigt. Nach dieser Schlacht geleitete Z 30 die Admiral Hipper zurück nach Deutschland, wo sie selbst in Kiel überholt wurde.
Im Juni 1943 wurde Z 30 zurück nach Norwegen verlegt, wo sie als Sicherung von Minenlegunternehmen diente. Am 6. September 1943 griff sie zusammen mit den Schlachtschiffen Tirpitz und Scharnhorst sowie acht weiteren Zerstörern die alliierten Stützpunkte auf Spitzbergen an (Unternehmen Sizilien). Auf Z 30 waren hierfür Truppen eingeschifft, die Einrichtungen an Land zerstörten. Es folgte zusammen mit dem Schlachtschiff Scharnhorst und den Zerstörern Z 29, Z 33, Z 34 und Z 38 die Teilnahme an Unternehmen Ostfront, dem Angriff auf den Geleitzug JW-55B. In der Schlacht am Nordkap am 26. Dezember wurde die Scharnhorst versenkt.
Im Mai 1944 wurde Z 30 nach Süden verlegt und geleitete danach Transporte zwischen Dänemark und Norwegen. Außerdem war sie an Minenlegunternehmen beteiligt. Am 20. Oktober 1944 lief sie nahe des Oslofjords auf eine Mine, wodurch 14 Mann getötet und 12 schwer verletzt wurden. Das schwer beschädigte Schiff wurde von Z 20 nach Oslo eingeschleppt. Sie wurde bis Kriegsende nicht wieder hergestellt und lag immer noch in der Werft, als sie von der Royal Navy erbeutet wurde. Sie wurde nach Großbritannien geschleppt, aber wegen des schlechten Zustands 1948 abgewrackt.
Das Modell
Das Modell ist aus dem Bausatz von Trumpeter gebaut und stellt den Bauzustand von 1942 dar. Die Brücken über den Torpedorohren, das besondere Merkmal dieses Schiffs, sind aus Fotoätzteilen ergänzt.
Roland Nienkirchen
(Text über Original und Fotos von Lars)