Das Original

Die Maria S. Merian ist das nach der Polarstern größte deutsche Forschungsschiff und wurde als Ersatz für die Alexander von Humboldt, Valdavia und Victor Hensen gebaut. Sie ist für alle Felder der maritimen Grundlagenforschung ausgerüstet. Neben denen im Schiff befindlichen Laboratorien, sind 22 Container-Stellplätze vorhanden, so dass die Ausstattung leicht den Erfordernissen der jeweiligen Expedition angepasst werden kann. Um die diversen Messinstrumente aus- und einbringen zu können, sind drei Kräne, zwei Hilfskräne, zwei Schiebebalken und ein A-Rahmen vorhanden. Mit dem letzteren können auch ferngesteuerte Tauchroboter eingesetzt werden. Dazu verfügt das Schiff über acht Winden. Für die Erkundung des Meeresbodens ist neben verschiedenen Echoloten auch eine Luftpulser-Anlage (Air Gun) vorhanden. Im Gegensatz zu den Schiffen, die die Maria S. Merian ersetzte, kann sie auch in bis 80 cm starken Eis operieren (Polar Class PC 7) – weshalb sie auch als Eisrandforschungsschiff bezeichnet wird. Damit ist sie neben der Polarstern das einzige deutsche eisgängige Forschungsschiff, sie ist aber nicht nur für Einsätze in den Polarregionen vorgesehen.

Die Maria S. Merian ist 94,8 m lang, 19,2 m breit und verdrängt 5573 BRZ. Der Antrieb ist diesel-elektrisch, wobei vier Diesel-Motoren über Generatoren den Strom für zwei 2583 PS starke POD (drehbare Gondeln) und einen 2175 PS-starken Pumpjet liefern. Damit werden 15 kn erreicht. Die Besatzung umfasst maximal 23 Personen, dazu können maximal 23 Wissenschaftler untergebracht werden.

Maria S. Merian wurde von 2003-05 bei Maritim Ltd. In Gdansk (Rumpf) und der Kröger-Werft in Schacht-Audorf (Endausrüstung) gebaut und 2006 an das Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde als Betreiber übergeben. Sie wird von Briese Schiffahrt bereedert, während die Forschung von dem Institut für Meereskunde der Universität Hamburg koordiniert wird. Der Heimathafen ist Rostock-Warnemünde. Maria S. Merian führte bisher 41 Expeditionen überwiegend im Atlantik (Südatlantik bis in die nördlichen Polarregionen), aber auch in der Ostsee, im Mittelmeer und im Schwarzen Meer durch. 2007 fiel sie länger wegen eines Maschinenschadens aus. Bei der Reparatur in Emden 2008 wurde auch der Aufbau an Backbord hinter der Brücke vergrößert. Am 28. Februar 2010 fuhr ihr die Ro-Ro-Fähre Notos in Limassol, Zypern, ins Heck, wobei u.a. das Freifallrettungsboot zerstört und die Luftpulser-Anlage beschädigt wurde. Sie fuhr danach zeitweise ohne ein Rettungsboot, was bei einer Werfliegezeit im August und September 2010 in Emden wieder ersetzt wurde.

Das Modell

Das Modell wurde im Maßstab 1:250 gebaut (hier eine Bausatzbesprechung) und ergänzt mit dem verlagsseitig zusätzlich erhältlichen Ätzteilsatz sowie einer Brücken- und Hangareinrichtung (Eigenkonstruktion). Bereits während der Konstruktionsphase habe ich mich immer wieder mit dem Konstrukteur, Dr. Henning Budelmann, ausgetauscht, da ich dem Verlag eine Inneneinrichtung der Kommandobrücke und des Hangars zur Verfügung stellen wollte. Der Bau „aus dem Bogen heraus“ begann dann im Mai 2012, also kurz nach der Veröffentlichung des Modells beim jährlichen Kartonmodellbautreffen in Bremerhaven.

Meinen ausführlichen Baubericht findet man hier:
Baubericht auf Kartonbau.de

Modellbaubogen

Ich kann nur sagen, dass dem Konstrukteur ein einmalig schönes Modell gelungen ist. Hier stimmt fast alles, von der Abwicklung der Bauteile über die Details bis hin zur Farbgebung. Letzteres trifft leider nicht auf die Bordwände zu, denn die kommen in einem etwas zu grellen Blauton daher. Aber das ist auch der einzige Wermutstropfen.

Des Weiteren ist die Verwendung von Tonkarton bei diesem Modell ein echter Glücksgriff vom Verlag. Viele der roten bzw. grauen Bauteile gehören zu den hochdetaillierten Kränen, Winden und Schiebebalken. Beim Kartonmodellbau muss man ja sonst regelmäßig „Kanten färben“, wenn Bauteile aus bedrucktem Weißkarton verbaut werden. Das entfällt beim Tonkarton. Auch die Stärke des Kartons (etwas dünner als der normale Weißkarton) trägt zur besseren Baubarkeit der Kleinteile bei.

Kräne und Schiebebalken können am Modell übrigens sowohl in Ruhestellung als auch in Arbeitsposition dargestellt werden. Weitere Highlights beim Modell sind der detaillierte Hauptmast, das Speedboat, das Freifallboot nebst Abwurfvorrichtung sowie der A-Rahmen mit Scissor-Frame.

Anleitung

Die Anleitung wartet u. a. mit einer großen Übersichtsskizze aus der Vogelperspektive auf. Insbesondere Relinge und andere Kleinteile sind darauf gut zuzuordnen. Komplexe Baugruppen werden zusätzlich durch 3D-Skizzen mit Bauteilbezifferung dargestellt. Diese Skizzen helfen beim Bau ungemein und sollten jeweils genau studiert werden.

Ätzteilsatz

In meinen Augen ist der Ätzteilsatz unverzichtbar, wenn man das Modell ernsthaft bauen möchte. Relinge, Leitern, Plattformen und Mast-/Antennen-Equipment etc. sind vorhanden. Die Qualität ist hervorragend und die Bauteile lassen sich sehr gut verarbeiten. Die Platine habe ich mit Fensterreiniger entfettet und dann mit weißem Grundierungsspray und passenden Sprühfarben behandelt. Achtet man auf etwas Abstand, klappt das wunderbar.

Brücken- und Hangarinneneinrichtung

Natürlich habe ich bei meinem Modell auch „meine“ Brücken- und Hangareinrichtung verbaut. Das Peildeck ist abnehmbar, so dass man die Brücke auch jetzt noch zeigen kann.

Beim Hangar ist das schwieriger; hier kann man nur noch durch die geöffneten Tore schauen (am besten mit einer Stablampe).

Letzte Details

Zum Schluss wollte ich noch etwas Leben an Bord bringen und habe das ROV Phoca (steht vor einem offenen Container) und das Tauchboot Jago hinzu konstruiert. Ein paar Preiser-Figuren (1:220) bevölkern Decks und Brücke.

Fertigstellung 08.08.2014

Das Modell steht nun unter einer Acryl-Haube und ist eingebettet in Silikonwasser (wobei ich abwarte, wie sich das Material in den nächsten Wochen verhält; ggf. teste ich noch eine andere Möglichkeit der Wasserdarstellung).

Quellen

Fazit

Ein toller Bausatz, den ich jedem ans Herz lege, der über Erfahrung im Kartonmodellbau verfügt und sich für Forschungsschiffe interessiert.

Lars Wahl

(Text über Original von Lars Scharff)