Das Original

Der australische Schwere Kreuzer HMAS Canberra war eines von sieben Schiffen der Kent-Klasse, von denen 1925-28 zwei für die australische Marine gebaut wurden. Die Kent-Klasse war die erste der County-Klassen und die ersten Schweren Kreuzer, die für die britische Royal Navy entworfen wurden. Die Kreuzer unterlagen den Begrenzungen des Washingtoner Flottenvertrags und waren so konstruiert, dass sie das Limit maximal ausnutzen sollten. Priorität hatte Reichweite, gute Seetüchtigkeit, Geschwindigkeit und schwere Bewaffnung, so dass sie weltweit für die Jagd auf Handelsstörer eingesetzt werden konnten. Die Panzerung hatte nur eine nachrangige Priorität, was typisch für die meisten nach dem Ersten Weltkrieg konstruierten Kreuzer war. Die Panzerung wurde in der Form von Boxen um die Magazine und Maschinen angeordnet waren. Auf einen klassischen Seitenpanzer oder Panzerdeck wurde verzichtet.

Die beiden australischen Kreuzer der Kent-Klasse, Australia und Canberra, unterschieden sich u.a. durch höhere Schornsteine von ihren britischen Schwesterschiffen. Im Gegensatz zu den britischen Schwestern wurden die beiden australischen Schiffe nicht so umfangreich modernisiert. Dies galt insbesondere für Canberra, die, im Gegensatz zu Australia, keinen Seitenpanzer und keine 10,2 cm-Zwillingsflak erhielt.

Die Canberra war 192,1 m lang, 20,8 m breit und verdrängte voll beladen 13.530 t. Der Antrieb bestand aus acht Kesseln und vier Dampfturbinen, die 80.000 PS leisteten, womit 31,5 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand bei ihrem Untergang aus 819 Mann.

Bewaffnung
8 x 20,3 cm L/50 Mk VIII (vier Mk. I*-Zwillingstürme)
4 x 10,2 cm L/45 Mk V (Einzellafetten)
9 x 2 cm L/70 (Einzellafetten)
8 x 53,3 cm-Torpedorohre (zwei Vierlingsrohre)
1 Supermarine Walrus-Bordflugzeug

Die Canberra wurde 1925-28 von John Brown in Clydebank gebaut. Sie erreichte Australien im Februar 1929. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs geleitete sie Konvois und jagte deutsche Hilfskreuzer und Kreuzer. Im März 1941 zwang sie den deutschen Versorger Coburg und den Tanker Ketty Brøvig zur Selbstversenkung. Im August 1942 unterstützte sie die alliierte Invasion auf Guadalcanal. Am 9. August 1942 war sie an der Schlacht von Savo beteiligt. Sie wurde von 27 japanischen Granaten und zwei Torpedos – wahrscheinlich von USS Bagley abgefeuert – getroffen und so antriebslos und brennend außer Gefecht gesetzt. Obwohl sie am nächsten Morgen noch schwamm, wurde ihre Besatzung evakuiert und Canberra von dem Zerstörer USS Ellet versenkt. 84 Mann der Besatzung starben und 109 wurden verwundet. Das Wrack wurde 1992 von Robert Ballard gefunden und untersucht.

Das Modell

Mein Modell des Schweren Kreuzers HMAS Canberra stellt den Zustand vor der Versenkung in der Schlacht von Savo dar. Die größte Herausforderung war die unzureichende Dokumentation ihres letzten Zustands. Es gibt viele hochauflösende Fotos von früheren Bauzuständen und ähnlichen Schwesterschiffen, aber es gibt nur wenige Fotos überwiegend mittelmäßiger Qualität der Canberra ab Mai 1942. Ich gab mein bestes mehr Quellen zu finden, aber selbst mit der Hilfe der Experten für die australische Marine Brett Morrow und Michael Brown konnte ich nicht alle Fragen mit Sicherheit lösen. Ich versuchte mein Modell der Canberra so nahe wie möglich an die Originalfotos anzunähern und Spekulationen auf das unvermeidbare Minimum zu reduzieren.

Das berühmte Foto der Canberra, wie sie Wellington auf dem Weg nach Guadalcanal verlässt, als Deckelbild des Kombrig-Bausatzes deutet an, dass der Bausatz den letzten Zustand darstellt. Tatsächlich stellt der Zustand eine Mischung aus verschiedenen Bauzuständen der Canberra dar. Er ähnelt am meisten einem frühen Zustand während des Kriegs, also etwa zwischen 1938 und der Modernisierung 1942. Entsprechend sind Modifikationen des Bausatzes für die Darstellung jedes Zustands der Canberra notwendig (und möglich), die Australia kann auch vor 1939 dargestellt werden. Es gibt einen Bausatz der Australia von Kombrig, der den Zustand nach 1939 darstellt, aber in Bezug auf dem Rumpf identisch mit der Canberra ist.

Mein Modell der Canberra ist das erste, das ich aus einem Resinbausatz gebaut habe. Es ist keine schlechte Wahl für einen ersten Resinbausatz, aber auch nicht die beste – also eine weitere Herausforderung für mich. Zu meiner Überraschung war die Verarbeitung der Resinteile kein wirkliches Problem, aber natürlich gab es andere Probleme. Zunächst gibt es das bekannte Problem mit dem Achterdeck, das sich nach achtern ansteigt, obwohl es parallel zur Wasserlinie verlaufen sollte. Vielen Dank an Jon Iverson für die Erklärung, wie man dies korrigieren kann! Die Details des Bausatzes sind überwiegend gut, aber die Türme der 20,3 cm-Geschütze sehen merkwürdig aus und sind zu stark vereinfacht. Mitten während des Baus erkannte ich, dass der mittlere Schornstein im Querschnitt vollkommen falsch ist (zu lang, zu schmal). Also entwarf ich meine ersten Teile für 3D-Druck und nutzte die Gelegenheit auch gleich, um neue Plattformen für die 2 cm-Flak neben den Schornsteinen zu gestalten. Kurz vor dem Bemalen erkannte ich noch, dass auch etwas mit der Form des Bugs falsch ist. Er sollte gerade (und nicht geschwungen) und senkrechter sein. Mit zwei Polystyrolteilen und viel Schleifen konnte ich dies korrigieren.

Die untere Reihe der Bullaugen ist im Bausatz dargestellt, aber diese wurden 1942 verschlossen, als auch die Plattformen mittschiffs für die 2 cm-Flak modifiziert wurden. Die Plattformen und der Splitterschutz für die 2 cm-Flak auf den Türmen sind im Bausatz enthalten, aber sie sind zu klein, haben die falsche Form und sollten zwei Flak statt einer aufnehmen. Eine der Plattformen kann man aber für die 2 cm-Flak auf dem Achterdeck nutzen. Die Brücke ähnelt dem Zustand bevor sie etwa 1930 modifiziert wurde. Es fehlt auch der Typ 271-Radar, der Anfang 1942 an Bord kam.

Hier eine Zusammenfassung der weiteren Umbauten, die ich vornahm:

Rumpf:

  • Es waren nur zwei Anker vorhanden, die zweite Ankerklüse an Steuerbord war verschlossen worden.
  • Das Achterdeck wurde modifiziert, da es mehr dem der Australia ähnelt. Fallreeps, 2 cm-Plattform, Wasserbomben und Rauchgeneratoren wurden ergänzt.
  • Zahlreiche Lüfter inklusive etwas größere Ausgaben an den Aufbauten (eigene 3D-gedruckte Teile) wurden hinzugefügt.

Brücke:

  • Die Brückenflügel auf der zweiten Ebene wurden schmaler gemacht, die geschlossene Reling wurde entfernt und durch fotogeätzte ersetzt. Die Persenning an dieser wurde mit Hilfe von Weißleim dargestellt.
  • Windabweiser wurden auf dem dritten Brückendeck ergänzt.
  • Die obere Brücke wurde modifiziert, u.a. die großen runden Ausguckpositionen, die typisch für den Zustand ab 1930 waren, hinzugefügt.
  • Die achteckige „Laterne“ mit dem Typ 271-Radar wurde aus selbst gebauten Teilen und Fotoätzteilen von LionRoar gebaut.
  • Diverse Stützen wurden montiert.

Aufbauten

  • Die achtere Brücke wurde modifiziert, insbesondere der Bereich unterhalb der Brücke, wobei diverse Fotoätzteile zum Einsatz kamen.
  • Die 20,3 cm-Türme, das achtere HACS-Feuerleitgerät, die Scheinwerfer, offene Boote, Carley-Flösse und Torpedorohre wurden durch 3D-gedruckte Teile von Micro Master ersetzt (siehe hier für mehr Details)
  • Die Rohre der 20,3 cm-Türme wurden durch Messingrohre von NNT ersetzt.
  • Die 10,2 cm- und 2 cm-Lafetten wurden durch Teile von 3D Model Parts, die Rohre durch Messingrohre bzw. Fotoätzteile von FlyHawk ersetzt.
  • Schornsteine, die 2 cm-Plattformen neben diesen und die Drucktanks auf dem Torpedodeck wurden durch eigene, 3D-gedruckte Teile ersetzt.
  • Das Fotoätzteilset von White Ensign Models für die County-Klasse wurde für die Kräne, das Katapult und diverse kleinere Teile verwendet, die von LionRoar, Gold Medal, FlyHawk und Rainbow wurden für Reling, Schotten, Luken, Davits, Schornsteingrille etc. benutzt.
  • Die Masten wurden durch verlötete Messingteile ersetzt.
  • Der Typ A290-Radar auf dem Fockmast wurde selbst gebaut (die Geschichte dieses ersten lokal in Australien produzierten, fast unbekannten Radars wäre alleine auch spannend)

Bemalung

Die Recherchen in Bezug auf die Bemalung waren auch sehr interessant. Anscheinend hatte Canberra drei (!) verschiedene Tarnschemen in den wenigen Wochen nach ihrer Modernisierung 1942. Laut den letzten Ergebnissen von Michael Brown wurden ihre vertikalen Flächen mit 5-N Navy Blue der US Navy gestrichen, wobei die Farbe wohl aus den Beständen der USS Chicago stammte. Die Topspieren wurden mit Sky Blue K3/195 der RAAF bemalt. Wir fanden keine Hinweise auf die Farben der Decks, allerdings halte ich es für unwahrscheinlich, dass die Decks unbemalt gelassen wurden, da das Risiko durch japanische Luftangriffe sehr hoch war. Die Australia hatte in der Schlacht im Korallenmeer die Decks mit 507A gestrichen. Es wäre logisch, dass die Canberra nach ihrer Modernisierung im Mai 1942 auch so gestrichene Decks erhielt und diesen Anstrich bis zu dem Einsatz nach Guadalcanal behielt. Da aber der Hauptgrund, wie im Falle von Australia und Hobart, für den Anstrich mit 5-N war, diesen an die Schiffe der US Navy anzupassen, wäre auch ein Anstrich mit 20-B Decksblau möglich. Ich entschied mich für diese Option. Diese mag umstritten sein, aber so lange es keine besseren Quellen gibt, ist diese Option genauso wahrscheinlich wie jede andere. Ich benutzte Farben von Lifecolor sowie Ölfarben für die Alterung.

Die Supermarine Walrus auf der Canberra stammt von FlyHawk und erhielt einen Temperate Sea-Anstrich (Extra Dark Sea Grey, Dark Slate Grey, Sky). Der rote innere Teil der Kokarden auf den Flügeloberseiten wurde mit Weiß übermalt, die an den Flügelseiten erhielten gelben Umrandungen.

Die Verspannung der Masten und Schornsteine erstellte ich aus 0,06 mm dicken Faden für Angler, die restlichen Teile aus 20 Denier-Faden von UNI Caennis: schwarz für die Antennen und weiß (mittelbraun eingefärbt) für die Signalleinen.

Quellen

Danksagung

  • Brett Morrow für seine Recherchen und Ratschläge sowie schnelle und freundliche Antworten auf meinen nie endenden Strom von Anfragen.
  • Michael Brown für seine Recherchen in Bezug auf den Anstrich der Canberra
  • Simon Percival (Micro Master) für die Modifizierung seiner 3D-gedruckten 20,3 cm-Türme, die ursprünglich für HMS Exeter gedacht waren, zu der früheren Mk I*-Variante der Kent-Klasse inklusive der speziellen Plattformen für die 2 cm der Australia und Canberra. Vielen Dank auch für Simons Hilfe bei meinen ersten 3D-Entwürfen.
  • Carl Allsup (3Dmodelparts) für seine 10,2 cm QF Mk V-Flak
  • Randy Short und Jon Iverson für ihre Hilfe und Ratschläge in der frühen Phase dieses Projekts.
  • Mac Gregory (R.I.P.), Officer of the Watch auf der Canberra während ihrer letzten Schlacht für sein Interesse und seine Ratschläge.
  • Ratschläge, Quellen und Ideen von Nutzern von ModelWarships.com und Britmodeller.com
  • Meinem Sohn Vojtech für seine Hilfe beim Fotografieren des Modells und meiner ganzen Familie für ihr Verständnis und ihre Geduld

Vladimír Karen

(Text über Original und Übersetzung aus dem Englischen von Lars)