Das Original
Das deutsche U-Boot UB 10 diente während des Ersten Weltkriegs in Flandern. Es gehörte zur Klasse UB I, einem Typ, der speziell für den Einsatz in Küstengewässern sowie für eine schnelle und billige Bauweise entworfen worden war. Er sollte die größeren Flotten-U-Boote ergänzen. Der Typ UB I war so konstruiert, dass er in drei Teile zerlegt per Bahn transportiert werden konnte. Insgesamt 20 U-Boote des Typs wurden 1914-15 für die Kaiserliche Marine sowie die K.u.K Kriegsmarine gebaut.
UB 10 war 27,9 m lang, 3,2 m breit und verdrängte 127 t (über Wasser) bzw. 142 t (getaucht). Der Antrieb bestand aus einem Dieselmotor mit 60 PS und einem Elektromotor mit 120 PS, womit über Wasser 6,5 kn und unter Wasser 5,5 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 14 Mann, die Bewaffnung aus zwei 53,3-cm-Torpedorohren.
UB 10 wurde 1914-15 von der AG Weser in Bremen gebaut. Es führte während des Ersten Weltkriegs 115 Einsätze durch, bei denen es 36 Handelsschiffe mit insgesamt 22.604 t sowie am 13. August 1916 den britischen Zerstörer HMS Lassoo versenkte. Unter den versenkten Handelsschiffen waren auch vier neutrale, niederländische Schiffe, darunter die Katwijk, das erste Schiff, das es versenkte. UB 10 wurde später im Krieg (2017?) zum Minenleger umgebaut. Hierbei wurde der Bug durch einen neuen längeren ohne Torpedorohre ersetzt, in dem in vier Schächten insgesamt acht Minen mitgeführt werden konnten. Am 2. Juli 1918 wurde es durch britische Luftangriffe beschädigt, am 12. September wurde es außer Dienst gestellt. UB 10 wurde beim Rückzug aus Flandern nicht evakuiert, sondern am 5. Oktober 1918 in Zeebrügge gesprengt.
Das Modell
Nachdem ein Modellbauer seine UB-1 vorgestellt hat, juckte es mich doch arg in den Fingern, auch so ein Küsten-U-Boot zu bauen. Man hat beim Hersteller ub1418 die Auswahl zwischen den Booten der Weser- oder Germania-Werft. Ich habe mich für die Weser-Werft entschieden, da die meisten Boote der Kaiserlichen Marine dort gebaut wurden. Die Boote unterscheiden sich hauptsächlich an der Form der Flutschlitze im Rumpf (Oval=Weser-Werft, fast rund=Germania-Werft).
Ich entschied mich für den Bau von UB 10. Dieses sogenannte Flandern-Boot war eines der erfolgreichsten Boote seiner Klasse mit fast 25.000 Bruttoregistertonnen versenktem Schiffsraum (darunter ein Zerstörer).
Zunächst wurden erstmal die drei Rumpfteile verklebt. Hier kann ich wirklich nur einen Zwei-Komponentenkleber empfehlen. Dadurch hat man genug Spielraum, um die Hälften gut auszurichten. Man könnte zwar auch Sekundenkleber nehmen, aber da die Schnittstellen druckspezifisch (3D-Druck) leichte Rillen haben, steht zu befürchten, dass die Klebeverbindung nicht stabil genug ist.
So sah der Rumpf dann nach dem Zusammenkleben aus. Der Turm war nur mit Teppichklebeband aufgesetzt, um es etwas interessanter zu machen.
Ab jetzt ging es an die leidige Aufgabe des Schleifens. Da der Rumpf ja im 3D-Druck entstand, bleibt es nicht aus, dass man trotz feinster Schichtstärke die einzelnen Schichten fühlen und auch sehen kann. PLA kann eigentlich nur nass geschliffen werden, da das Material relativ wärmeempfindlich ist. Was aber auch sehr gut geht, ist das Trockenschleifen mit Schleifpads, solange man nicht zu schnelle Bewegungen macht.
Größtes Manko (nach meinem Empfinden) ist das Fehlen jeglicher Nieten. Und da gab es unzählige am Boot! Ich schätze mal grob, das allein der Rumpf runde 2000 Nieten hatte.
Hier mal ein Ausschnitt vom Rumpf vor und nach dem schleifen:
Große Preisfrage, was kann man da machen? Es gibt zwar von Archer Transfers Resin-Nieten, die aber sündhaft teuer sind. Fällt also aus. Mit einem Nietenroller ginge es zwar, aber da es sich ja um ein Schiff handelt, ist das auch keine Option, da ich mit dem Roller ja Vertiefungen in das Material drücken würde, was also den versenkten Nieten eines Flugzeugs entsprechen würde. Was das Boot braucht sind eben erhabene Nieten. Jede Niete einzeln mit einem Tröpfchen Ponal erstellen, dauert viel zu Lange und ist zu ungenau, da der Abstand ja nicht mal einen Millimeter betragen darf! Dann kam mir die zündende Idee. Von meinem Dachausbau hatte ich noch eine Rolle Aluklebeband, welches man für das Verbinden der Dampfsperrfolie verwendet. Dieses Klebeband ist extrem dünn, und lässt sich mit dem Nietenroller wunderbar prägen. Und so sah dann der erste Versuch aus:
Nachdem ich mein Werk überschlafen hatte, war ich doch noch nicht so recht zufrieden. Durch die "Handarbeit" erreicht man natürlich kaum ein zufriedenstellendes Ergebnis, was die Genauigkeit angeht. Und schon hatte ich die nächste Idee. Als stolzer Besitzer einer CNC-Fräse hatte ich das Zahnrad des Nietenrollers an meine Fräse gebaut, und die Nieten damit geprägt. Jetzt war es auch möglich, den Abstand der Nietenreihen auf 0,6 mm zu bringen, damit vier Reihen Nieten parallel laufen.
Danach wurden die fertigen Nietenreihen nur noch mit einem Skalpell zugeschnitten und am Rumpf angebracht.
So, nachdem ich alle Nieten soweit zusammen hatte, wurden diese dann natürlich auch angebracht. Ich denke mal, der Aufwand hat sich gelohnt. Ob ich die Nieten wirklich am korrekten Platz kann ich nicht zu 100% garantieren, aber nach den Originalbildern, die ich habe, sollte es eigentlich recht stimmig sein.
Auch die Ruderanlage wurde ein wenig gepimpt. Mittels Ponal wurden einige Nieten an den Ruderblättern imitiert.
Danach begann ich die Luken etwas zu detaillieren. Die linke Luke zeigt den Urzustand. Mittels Plastikstreifen wurden nun auf der Innenseite zusätzlich Verstrebungen eingefügt, wie auf der rechten Luke zu sehen ist.
Der Rumpf sowie der Turm wurden zur weiteren Bearbeitung hellgrau grundiert. Nun kam die erste Farbe ran. Wobei man bei Dunkelgrau ja nicht direkt von Farbe sprechen kann. Zur Vorbereitung wurden am Rumpf erstmal Roststellen aufgepinselt, um ein Chipping zu ermöglichen.
Nachdem der Rost getrocknet war, ging es los. Ich habe mich für die Salz-Methode für das Chipping entschieden.
Jetzt wurde der Luftpinsel geschwungen und der Rumpf mit Dark Grey (entspricht in etwa der damals verwendeten Farbe) lackiert.
Nachdem Trocknen wurde dann vorsichtig das Salz wieder entfernt, und der erste Schritt des Alterns war gemacht.
Die Mündungsklappen der Torpedorohre waren eher so eine Art Balg, welcher zum Öffnen zusammengeklappt wurde. Ich habe versucht, dies durch Farbe etwas darzustellen.
Als nächstes wurde der obere Teil des Rumpfes wieder nach der Salz-Methode gestaltet, und mit einem Hellgrau versehen. Der Hintergrund dieser Aktion ist ganz simpel. Das Boot soll später in ein Trockendock gestellt werden. Die UB 10 wurde lediglich einmal grundüberholt und das nach zwei Jahren im Dauereinsatz (1917). Dies will ich dann im Dock darstellen. UB 10 hatte in seiner Einsatzzeit (1915-18) 115 Unternehmungen! Da blieb wohl keine Zeit für weitere Werftliegezeiten.
Nun habe ich mich ein wenig mit dem Turm weiter beschäftigt. Zuerst mal ganz viele kleine Löcher gebohrt (0,2 mm). In diese kleinen Löcher habe ich dann Ringösen aus meinem Fliegerbestand (Ätzteile) eingeklebt. Diese Ösen nehmen dann später den Draht für die seitliche Turm Reling auf. Auch ein Teil der Reling auf der Plattform wurden schon mal provisorisch gesteckt. Wieder kamen Ätzteile in Verbindung mit einem 0,6-mm-Messingrohr zum Einsatz.
Das Periskop bekam auch noch eine Linse ab.
Bevor die Drähte an die Reling konnten, musste die Bootsnummer auf dem Turm verewigt werden. Sie ist absichtlich nur mit einem blassen Weiß gemalt, damit sie nicht zu frisch gegenüber der verranzten Oberfläche raussticht.
Nachdem alle Ösen gesetzt waren, ging es ein wenig weiter. Frei nach dem Motto "Sie müssen erst den Nippel durch die Lasche ziehen", in diesem Fall allerdings "Sie müssen erst den Draht durch die Öse ziehen" kam wieder mal eine etwas knifflige Aufgabe, die eine sehr ruhige Hand erforderte. Der Draht wurde Öse für Öse durchgefriemelt. Das war schon ein Geduldsspiel, da dieser Draht nur 0,1 mm dünner ist als die Ösen. Nachdem das aber geglückt war, wurde die so entstandene Reling nur noch mit dunklem Eisen lackiert.
Mein ursprünglicher Plan, die Decksreling mittels Messingrohren zu bauen, habe ich dann doch wieder fallen lassen, da ich noch eine passende Reling in meiner Restekiste hatte. Man muss sich ja nicht unnötig quälen. Auch das Periskop habe ich gegen die ausgefahrene Version getauscht.
Die UB 10 soll zwar später in einem Trockendock präsentiert werden, aber irgendwie fehlte mir ein Typschild des Modells. Der Bausatz hatte sowas ja nicht vorgesehen. Also habe ich mir kurzerhand eins in Messing graviert.
Die "Roststellen" am Rumpf wurden mit feinen Kiespartikeln (als Ersatz für die Seepocken) und dunkelgrauen Graspartikeln (Eisenbahn) als Bewuchs verdeckt. Alles bekam ein Washing mit Black, Salt Streak und Rost.
Außerdem wollte ich unbedingt das charakteristische Auge am Bug haben. Also mit Inkscape gezeichnet, und auf Decalpapier gedruckt.
Die Takelage ist mit Garn gemacht, welches ich noch von meiner Camel in 1/16 übrig hatte. Auch die mitgelieferte kaiserliche Reichskriegsflagge aus Papier habe ich mit Ponal in Form gebracht und angeklebt.
Nachdem ich zwei Segmente des Trockendocks von Uschi van der Rosten nachgebaut hatte, wurde die fertige UB 10 dort auf der Pallung festgeklebt, und das Modell war bereit für Präsentationen.
Anmerkung: Auf dem Bild des fertigen Turms ist zu sehen, dass ich die Farben des Positionslichtes vertauscht habe! Der Fehler ist aber mittlerweile behoben.
Jürgen Bellenbaum
(Text über Original von Lars)