20.03.1949 - 70 Jahre Versenkung der Chungking

 

Heute vor 70 Jahren, am 20. März 1949, wurde der chinesische Leichte Kreuzer Chungking selbst versenkt (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Der Kreuzer war die stärkste Einheit der Marine der Republik Chinas gewesen, bevor er im Bürgerkrieg am 25. Februar nach einer Meuterei auf die Seite der Marine der Volksbefreiungsarmee wechselte. Nachdem Chungking durch eine Reihe von Luftangriffen beschädigt worden war, wurde sie selbst versenkt.

Das Original

Der Leichte Kreuzer Chungking/Chongqing/重慶 der Republik China (Kuomintang, Taiwan) bzw. der Marine de Volksbefreiungsarmee begann seine militärische Laufbahn als HMS Aurora bei der Royal Navy und war dort auch die längste Zeit im Einsatz. Das Schiff wurde am 19. Mai 1948 für die nationalchinesische Republik in Dienst gestellt und nach der Hauptstadt während des Zweiten Weltkriegs, Chungking, benannt.

Am 24. Februar 1949 brachen Mitglieder der Mannschaft in die Kammer für Handfeuerwaffen ein, bewaffneten sich und drangen bis zum Kapitän vor. Sie verlangten das Auslaufen des Schiffes zu einem kommunistisch kontrollierten Hafen und drohten andernfalls damit das Schiff zu sabotieren. Nach längerer Diskussion stimmte der Kapitän schließlich zu und der Kreuzer verließ abgedunkelt den Anlegeplatz ohne dass die Verantwortlichen an Land informiert worden waren.

Am nächsten Morgen versammelten die Meuterer die Besatzung und gaben ihre Pläne bekannt. Die Crew war völlig konsterniert - nicht wegen etwaiger Loyalität zu den Nationalisten als vielmehr weil die meisten Angehören noch auf nationalchinesisch kontrolliertem Gebiet waren. Eine konterrevolutionäre Gruppe von etwa zehn Offizieren drohte damit das Schiff wieder in ihre Gewalt zu bringen, Blutvergießen wurde aber durch das Überlaufen von Kapitän Deng auf die kommunistische Seite verhindert. Chungking erreichte am 26. Februar um 6 Uhr Morgens den kommunistisch besetzten Hafen Yantai auf der Halbinsel Shandong und führte dabei eine improvisierte Flagge mit rotem Stern, um den Seitenwechsel anzuzeigen. Nach Verhandlungen beließ man das Schiff letztendlich unter Kontrolle der bestehenden Mannschaft und ihren Offizieren.

Nun war der Kreuzer aber Luftangriffen der nationalchinesischen Luftwaffe ausgesetzt. Die ersten Angriffe blieben aber erfolglos und die Chunking verlegte in den kommunistischen Hafen Huludao in Nordchina, um sich der Bedrohung zu entziehen.

Nach mehreren Wochen entdeckten aber nationalchinesische Flugzeuge das Schiff doch noch und setzten ihre Bombenangriffe am 18. und 19. März fort. Durch die Angriffe wurden sechs Besatzungsmitglieder getötet, 20 weitere verletzte und beträchtlichen Schaden am Schiff angerichtet. Die kommunistische Führung war der Ansicht, dass man das Schiff während der anhaltenden Kämpfe nicht vor der Zerstörung bewahren konnte und befahl deshalb die Selbstversenkung, um eine spätere Bergung zu ermöglichen. Chungking kenterte am 20. März über Steuerbord und lag in einem 92 Grad Winkel in 11 m tiefem Wasser, die unbeschädigte Backbordseite ragte aus dem Wasser heraus.

1950, nach dem Ende der Kampfhandlungen auf dem chinesischen Festland, begannen die Bemühungen das Schiff zu bergen und zu reparieren. Eine Gruppe russischer technischer Berater wurde entsandt um die rotchinesischen Marineingenieure aus Qingdao zu unterstützen und das Projekt begann im April 1951. Der Zustand des Rumpfes war gut und das Schiff wurde am 13 Juni 1951 gehoben, bei Unterschreitung des vorgesehenen Zeitplans und Budgets. Die Chungking wurde dann in die Schiffswerft nach Dalian geschleppt, wo ein Trockendock zur Verfügung stand. Nach einer gründlichen Untersuchung schätzte aber das russische Expertenteam die Instandsetzungkosten auf über 200 Millionen Rubel - eine zu gewaltige Summe für das kriegszerstörte China. Das Oberkommando der Volksbefreiungsarmee stimmte dem zu und so endete die militärische Karriere der Aurora/Chungking.

Teile des Rumpfes und der Maschinenanlagen wurden entfernt und zur Reparatur anderer Schiffe verwendet, einige Waffen und Ausrüstungsteile gingen an das Militärtechnische Institut und Schule in Dalian. Die Antriebsanlage wurde ausgebaut und in einer lokalen Fabrik verwendet. Einige Ausrüstungsteile wurden zur Untersuchung nach Russland gegeben. Der Rumpf selbst wurde nach Shanghai geschleppt und unter dem Namen Huanghe als Frischwassertanker genutzt. 1964 wurde sie an die zivile Reederei Tianjin Bohai als Wohnquartier für Arbeiter übergeben und in Beijing umbenannt. Später wurde sie ganz aufgegeben, aber die Hulk blieb bis zur Abwrackung in Qingdao 1990 erhalten.

Modifiziert aus Leichter Kreuzer Chungking (1/300, CC Lee) von Doug Hallet.

Zusätzliche Quellen:

Das Modell

Das Modell repräsentiert die Chungking/Chongqing/重慶 im Maßstab 1/700 irgendwann in Februar 1949, kurz vor der Meuterei vom 25. Februar 1949.

Der Flyhawk-Bausatz wurde für den Bau dieses Modells verwendet (siehe Bausatzbesprechung). Die Flyhawk-Bausätze sind bekanntlich sehr gut und sehr detailliert. Das Modell ist im Grunde aus der Schachtel gebaut, da der Bausatz viele Fotoätzteile und sehr detaillierte Teile enthält. Die verwendeten Farben stammen von Sovereign Hobbies, außerdem ist eine leichte Tönung mit Ölfarben aufgetragen, um die Details hervorzuheben. Die Masten und Rahe wurden durch Messingstangen ersetzt und die Takelage wurde mit elastischen Fäden und sehr dünnem Metalldraht gemacht. Die einzigen Zubehör-Teile sind die Ankerkette und die Pom-poms.

Fazit

Der Bausatz ist sehr gut und detailliert, aber manchmal fühlt es sich an, als sei die Konstruktion zu kompliziert. Trotzdem hatte ich viel Spaß beim Bauen dieses Modells.

Erick Chang