Das erste Gefecht zwischen eisernen Kampfschiffen

Quelle: Wikimedia Commons

 

Vorgeschichte

Mitte des 19. Jahrhunderts eskalierte der Streit in der noch jungen Union der Vereinigten Staaten Amerikas wegen der Ausdehnung der Sklaverei in die neu entstehenden Staaten im Westen des Kontinents. Die mehrheitlich industriell ausgerichteten Nordstaaten waren nicht auf die Sklavenhaltung angewiesen und lehnten sie mehrheitlich ab, während sich die Südstaaten ihre agrarische Wirtschaft auf den Baumwollfeldern ohne die schwarzen Sklaven nicht vorstellen wollten.

Als Abraham Lincoln, ein der Sklavenwirtschaft kritisch gegenüberstehender Politiker, dank der Zerstrittenheit seiner Gegenkandidaten mit 39,8% der Stimmen zum neuen Präsidenten gewählt wurde, erklärten mehrere Staaten, allen voran South Carolina, den Austritt aus der Union. In der Folge schlossen sich die rebellierenden Gebiete zu den Konföderierten Staaten von Amerika (CSA) zusammen. Jefferson Davis wurde erster und einziger Präsident; Alabama zur Hauptstadt erklärt.

Um den Handel mit England ungehindert aufrecht zu halten - die konföderierten Staaten waren auf die Ausfuhr ihrer Baumwolle und den Import von Waffen, Schießpulver und Lebensmittel angewiesen - organisierte der Süden Kaperschiffe, welche die Schifffahrt der Union schädigen sollten. Als Reaktion darauf begann die aus anfänglich 42 Einheiten bestehende Unionsnavy (USN) die Ausfuhrhäfen der Konföderierten nach und nach zu blockieren. Um dieser Blockade begegnen zu können, mussten die Konföderierten, da sie anfänglich kaum eigenen Schiffe hatten, zuerst eigene Marinekräfte aufbauen.

 

Aus USS Merrimac wird CSS Virginia


Als sich Virginia von der Union trennte, fiel dadurch auch der Marinehafen von Norfolk in die Hände der Konföderierten. Das dortige Marinearsenal war gut mit Marinegeschützen und dringend benötigtem Schießpulver bestückt. Ebenfalls fand man dort die teils abgebrannte und auf Grund gesetzte Dampffregatte USS Merrimac. Da der Rumpf intakt geblieben und der Dampfantrieb gut reparabel war, hob man das Schiff, um es in eine speziell ausgerüsteten Angriffswaffe gegen die verankerten Blockadeschiffe der Union umzubauen.

Über der Wasserlinie versah man das Batteriedeck mit nach allen Seiten schräg abfallenden Panzerplatten, die aus gewalzten Eisenbahnschienen bestanden. Die Bewaffnung vorn und achtern wies ein 17,8-cm-Geschütz auf, in der Breitseite waren ein 16,2-cm- und drei 22,8,cm-Dahlgren-Geschütze aufgestellt. Ein Rammsporn ergänzte die Bewaffnung des mastlosen, neuartigen Kampfschiffes, das von einem markanten Kamin überragt wurde. Nachteilig auf die Manövrierfähigkeit wirkten sich ein grosser Wendekreis (1,8 km) und der große Tiefgang (bis max. 6,4 m) in den engen Wasserrinnen und seichten Gewässern der Küstengebiete aus. Obwohl in CSS Virginia umbenannt, blieb der alte Name weiterhin in Gebrauch.

 

USS Monitor


Als man im Norden Wind vom Umbau der ehemaligen USS Merrimac bekam, beauftragte man den ideenreichen John Ericson, schnellstmöglich ein ebenbürtiges Kampfschiff zu bauen. Ericson entwarf einen flossähnlichen, gepanzerten Schiffskörper, der von einem dampfbetriebenen Heckpropeller vorwärts bewegt wurde. Komplett neu war die Bewaffnung. Um die beiden Geschütze nach allen Seiten einsetzen zu können, platzierte man die zwei 27,9-cm-Dahlgren-Kanonen in einem sechs Meter breiten und schwer gepanzerten, drehbaren Turm. Da höchste Eile geboten war, erfolgte der Bau in gerade mal 90 Tagen. Das 52 m lange, gut motorisierte und sehr flach gebaute Schiff eignete sich ausgezeichnet für das Befahren der wenig tiefen Küstengewässer, allerdings war das Panzerschiff keinesfalls hochseetauglich.

Die USS Monitor (bedeutet „Warner“, „Aufseher“) wurde in der Folge zur Namensgeberin einer ganzen Schiffsgattung von schwer bewaffneten Küstenschutzschiffen.

 

Die Seeeschlacht von Hampton Roads

am 8. und 9. März 1862

Quelle www.battlefields.org


Kaum fertiggestellt, ging die unerprobte CSS Virginia unter dem Kommando von Captain Franklin Buchanan in ihr erstes Gefecht. Von Norfolk aus dampfte sie den Elizabeth River hinab in die Hampton Roads Bay, um dort am nördlichen Ufer die Blockadeschiffe der Union anzugreifen. Unbeeindruckt vom Feuer der gegnerischen Artillerie, deren Kugeln an ihrem Panzer abprallten, nahm das konföderierte Monster Kurs auf USS Cumberland, in die sie ein scheunengrosses Loch rammte, worauf die Korvette in kürzester Zeit sank. Gerade noch rechtzeitig freigekommen, nahm sich das Südstaaten Panzerschiff unverzüglich die USS Congress vor, welche sie mit Kanonenfeuer schwer beschädigte und auf eine Sandbank trieb. Nachdem die Besatzung das Schiff aufgegeben hatte, wurde die Segelfregatte in Brand geschossen und explodierte in der Nacht. Die zur Unterstützung herbeigeeilte USS Minnesota lief, um einem Rammstoss zu entgehen, auf eine Sandbank. Weil der Tiefgang der CSS Virginia ein Nähergehen verunmöglichte, konnte das gegnerische Schiff durch Artilleriefeuer nur beschädigen werden. Mit der Absicht, am nächsten Tag erneut anzugreifen, zog sich USS Virginia ans südliche Ufer der Bay zurück.

Inzwischen war die USS Monitor von Norden kommend auf dem Schauplatz eingetroffen, wo sie sich schützend vor die USS Minnesota legte. Einen Tag später, am 9. März, dampfte CSS Virginia, von Kanonenbooten begleitet, über die Roads, um der USS Minnesota den Rest zu geben. USS Monitor griff sofort an und es kam zum Duell auf kurze Distanz. USS Monitor feuerte alle sieben Minuten ein Salve, währen CSS Virginia im Viertelstundentakt schoss. Es würde weder hüben noch drüben eine Wirkung erzielt. Kommandant Catesby Jones, der den verwundeten Captain Buchanan abgelöst hatte, versuchte das Turmschiff zu rammen, aber Lieutenant John Worden auf der Monitor wich geschickt aus. Munitionsmangel auf der CSS Virginia und die einsetzende Ebbe zwangen das konföderierte Panzerschiff, das Gefecht abzubrechen. Der Kampf war zu Ende und blieb taktisch gesehen ein Unentschieden. USS Minnesota kam in der Nacht frei und konnte abziehen.

Quelle www.battlefields.org


In der Folge vermied die USS Monitor weitere Gefechte mit der CSS Virginia, da man befürchtete, dass mit verbesserten Geschossen die Panzerung des Turms durchschlagen werden könnte. Weil sich durch die Anwesenheit der USS Monitor das restliche Geschwader zurückziehen konnte und die Blockierung erhalten blieb,  war dies für die Union letztlich ein strategischer Erfolg.

Als im Mai Norfolk aufgegeben werden musste, saß die CSS Virginia in der Falle. Nach Norden konnte sie wegen ihres Tiefgangs nicht ausweichen, in Richtung Süden war ein Ausbruch nicht möglich, weil der Ironclad im offenen Wasser zu wenig seetüchtig war. Nachdem das Schiff bei Craney Island auf Grund gesetzt war, wurde es am 11. Mai gesprengt.

USS Monitor sank gut ein halbes Jahr später am 31. Dezember im Sturm auf der Höhe von Kap Hatteras anlässlich einer Verlegungsfahrt nach Charleston.

Das Gefecht von Hampton Roads bewies die Tauglichkeit der neuen Konzepte. Die kanonenbestückten, mehrere Deck hohen, hölzernen Bordwände der Segellinienschiffe konnten den modernen Geschützen der eisernen Panzerschiffe nicht mehr standhalten und hatten ausgedient. Eine neue Ära im Kriegsschiffbau und in der Seekriegsführung war angebrochen.

Die Union blieb im weiteren Kriegsverlauf bei ihrer Konzeption und baute weitere 39 Einturm-und 8 Doppelturmschiffe, während die Konföderierten ihrem panzerbewehrten Blockhausstil treu blieben.

Erinnern wir uns am heutigen Gedenktag auch der über 800.000 Opfer des Amerikanischen Bürgerkrieges, die in Schlachten, durch Plünderungen, Massaker und Brandschatzungen ums Leben kamen, gerade so wie – undenkbar bis dato in Europa – in der Ukraine ein mit irrigem Geschichtsverständnis und schwärzester Pädagogik begründeter Krieg Tod, Verderbnis und Zerstörung hinterlässt.

 

Die Modelle

1986 brachte die Firma Lindberg im Rahmen ihrer Classic Replica Series sowohl die CSS Virginia wie auch die USS Monitor in einer gemeinsamen Verpackung erneut in den Verkauf, leider in zwei unterschiedlichen Massstäben. Der Ursprung der Modellformen ist meiner Einschätzung nach in den Fünfziger Jahren zu finden.

 

Das Modell der USS Monitor


Im Maßstab 1/210 gehalten, ist das Modell knappe 25 cm lang. Trotz des Alters der Bauformen ist eine relativ genaue Abbildung gelungen. Panzerplattenstösse und Vernietung sind dezent ausgebildet. Detailreichtum ist wenig zu finden, da das Original selbst sehr einfach gehalten war.

Für Verlegungsfahrten wurde den beiden Rauchabzugstümpfen ein Kamin aufgesetzt. Ebenfalls erhielten die Lüfter Verlängerungsrohre. Man findet in Abbildungen auch noch an Davits aufgezurrte Boote, je eines an Steuer- und an Backbord achtern. Scratch gebaut, wären dies für den versierten Modellbauer Möglichkeiten, das Modell noch etwas attraktiver zu gestalten. Wer möchte, kann auch noch den rundzeltartigen Sonnenschutz auf dem Turm aufstellen.

 

Das Modell der CSS Virginia


Im Unterschied zur Monitor ist das Modell im Maßstab 1/300 gefertigt und fällt qualitativ eher ab, was einiges an Nacharbeit erfordert. Gemäß Modell war die CSS Virginia mit vier Booten ausgerüstet, was man aber auf keiner Abbildung so erkennen kann. Für eine Korrektur sind die Boote nicht verwendbar, da viel zu klein. Sie wurden scratch samt Halterung und Davits neu angefertigt. Auch fehlen eine Reling auf dem Oberdeck und die Stützmasten für die Sonnensegel.

 

Modelle anderer Firmen

Es scheint, dass Lindberg die beiden Schiffe auch noch in einem gleichen Maßstab (1/245?) produzierte. Atlantis-Models sammelt derzeit Anmeldungen für eine Neuauflage.

Bei ROP o.s. Samek Models gibt es beide Modelle in 1/700 und 1/350.

MicroMir bietet neuestens die USS Monitor gar in 1/144 an. Leider ist nur das Innere des Drehturms ausgestaltet. Zu hoffen wäre, dass auch noch die CSS Virginia im gleichen Maßstab erscheinen würde.

Nicht vergessen an dieser Stelle sollte man die zahlreichen, zum Teil hervorragenden Modelle in Kartonbauweise.

 

Literaturverzeichnis & Quellenmaterial

  • Peter Freuchen, BUCH DER SIEBEN MEERE, Droemersche Verlagsanstalt München-Zürich 1958
  • Oliver Warner, GROSSE SEESCHLACHTEN, Ariel Verlag Frankfurt am Main 1963
  • William König, SEESCHLACHTEN DER WELTGESCHICHTE, Von 1789 bis zur Gegenwart, Buch und Zeit Verlagsgesellschaft mbH Köln, 1975 Octopus Books Limited
  • Ironclad CSS Virginia, Nr. 318 aus der Reihe Schiffe-Menschen-Schicksale, SMS Verlag für Marinegeschichte Berlin
  • Bernd Loose / Bernd Oesterle, KRIEGSSCHIFFE, Maschinengetriebene Schiffe des 19. Und 20. Jahrhunderts, Transpressverlagsgesellschaft mbH Berlin 1993
  • Die grossen Seeschlachten, Band 7, HAMPTON ROADS, Finix Comics Wiesbaden 2019
  • Clausewitz Spezial, DER AMERIKANISCHE BÜRGERKRIEG, GeraMond Verlag München 2021
  • Diverse Informationen via Wikipedia und Scalemates


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