Als ich vor acht Jahren von Maarten Schönfeld hörte, dass ein Bausatz des Kreuzers De Ruyter in der Nachkriegsversion herauskommen solle, konnte er mich sofort als Kunden notieren. Das ist ein Schiff, auf das jeder niederländische Marinefanatiker gewartet hat. Für mich als Modellbauer von Nachkriegsschiffen war es ein logisches Projekt. Der Bausatz sollte von Naval Models entwickelt werden, einer Firma, die sich hauptsächlich auf Schiffe der Koninklijke Nederlandse Marine (Königlichen Niederländischen Marine) konzentriert. Dies ist keine große Firma wie Tamiya oder Trumpeter, sondern ein Kleinserienhersteller. Es sollte ein Multimedia-Bausatz werden, d.h. Resin- und Fotoätzteilen enthalten, also eine Herausforderung, die ich aber gerne annehmen wollte. Ich wollte eigentlich die mit Terrier-Lenkwaffen ausgerüstete Hr.Ms. De Zeven Provinciën bauen, aber nach einer langen Entwicklungsphase war der Bausatz der De Ruyter als erster auf dem Markt. Die De Zeven Provinciën soll auch noch erscheinen.
Das Original
Die niederländischen Leichten Kreuzer Hr.Ms. De Ruyter und Hr.Ms. De Zeven Provinciën waren die letzten Kreuzer der Koninklijke Marine. In einer Zeit, in der viele gebrauchte Schiffe aus dem Ausland im Einsatz waren, waren die beiden Kreuzer die größten Nachkriegsschiffe, die in den Niederlanden gebaut worden waren. Jahrelang waren sie neben dem Flugzeugträger Hr. Ms. Karel Doorman die Flaggschiffe der niederländischen Flotte.
Der Bau der beiden Schiffe, die als Ersatz für die zwei Kreuzer der Java-Klasse gedacht waren, begann im Rahmen des Dockers-Flottenplans, der auch den Bau von drei Schlachtkreuzern beinhaltete. Die Rümpfe waren bereits vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in Konstruktion. Unter der deutschen Besatzung ging der Bau aber so langsam voran, dass der Entwurf weitgehend an die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs angepasst werden konnte.
Die Schiffe wurden schließlich 1953 nach einem komplett überarbeiteten Entwurf in Dienst gestellt. Neben einigen kleinen Unterschieden der beiden Kreuzer war das charakteristische Merkmal der De Ruyter ihr sogenannter Atlantikbug, der von den Deutschen angebracht worden war (wie auch bei ihren Schlachtkreuzern der Scharnhorst-Klasse und den Schweren Kreuzern der Admiral Hipper-Klasse). De Zeven Provinciën hatte einen geraden Steven.
De Ruyter (C801) war ab 1954 hauptsächlich Flaggschiff von Geschwader 1 und Geschwader 5 und diente bis 1972 ohne größere Modernisierungen. Der Plan, sie zu einem Lenkwaffenkreuzer umzubauen, wurde aufgrund von Budgetkürzungen gestrichen. 1972 wurde sie für 22,5 Millionen Gulden nach Peru verkauft. Dort wurde sie in BAP Almirante Grau umbenannt und diente bis zur Außerdienststellung am 26. September 2017 als Flaggschiff. 2017 war sie der älteste in Dienst befindliche Kreuzer der Welt und der letzte, dessen Hauptbewaffnung Geschütze waren. Im August 2019 wurde beschlossen, das Schiff in Calao, Peru, als Museumsschiff herzurichten.
Technische Daten:
Länge: 187,32 m
Breite: 17,25 m
Tiefgang: 6,65 m
Wasserverdrängung: 11.850 t
Antrieb: 2 Parsons-Dampfturbinen mit 85.000 PS
Höchstgeschwindigkeit: 32 kn
Besatzung: 973 Mann
Bewaffnung:
8 x 152 mm in Zwillingstürmen
8 x 57 mm in Zwillingstürmen
8 x 40 mm Flugabwehrgeschütze
4 x 7,62 cm Salutgeschütze
1 x 10,3 cm Raketenwerfer (für Leuchtraketen)
2 Wasserbombenwerfer
Das Modell
Der Bausatz wurde von dem Kleinserienhersteller Naval Models, geleitet von Michiel Woort, auf Grundlage von Fotos und Zeichnungen entwickelt. Für die Entwurfs- und Entwicklungsarbeit zeichnen Seraya Prudon und Maarten Schönfeld. Die Bausatzteile wurden von Tillymodels produziert, wobei diese nicht aus Plastik gespritzt, sondern aus Resin (Kunstharz) gegossen wurden. Siehe die Seite von Naval Models.
Ein Prototyp des Bausatzes, der von Hans Bosma gebaut wurde, war seit Jahren immer wieder mal auf dem Vlootdagen (Flottentag) und der Euro Scale Modelling (ESM) zu sehen gewesen. 2019 erschien dann der Bausatz. Während Hans für den Prototyp noch diverse 1/400-Teile sowie Teile aus dem Bausatz des B-Jager (Friesland-Klasse) von Naval Models verwendet hatte, enthält der Bausatz in der großen und schweren Schachtel einen speziell entwickelten Fotoätzteilsatz. Ein spezieller Satz für die Reling war noch nicht enthalten, befand sich aber in der Entwicklung (und ist inzwischen Teil des Bausatzes).
Zu Beginn war viel zu tun, da bei einem solchen Resinbausatz, der mit Silikonformen hergestellt wird, spezielle Vorarbeiten notwendig sind. So hatte sich bei meinem Exemplar wahrscheinlich beim Gießen eine der Formen verschoben, so dass der Rumpf - zum Glück auf der Unterseite - nicht komplett ausgeformt war. Auch andere Teile hatten mehr oder weniger gelitten (und ich erwähne die zahllosen kleinen Luftblasen nicht einmal), aber es muss auch betont werden, dass bei dieser Art von Bausatz vom Modellbauer erwartet wird, dass er über die notwendigen Fähigkeiten und Eigeninitiative verfügt. Es ist nun mal kein "shake and bake"-Bausatz (ich liebe diesen Ausdruck), wie die von Dragon, Trumpeter und Hasegawa.
Mein Kollege Dr. Plasticus hat in seiner Kolumne in Modelbouw in Plastic 3-2019 über den Unterschied zwischen Modellbau und dem "Zusammenstecken von Teilen" geschrieben. Nun, dieser Bausatz gehört sicher in die erste Kategorie! Nachdem ich den Rumpf vollständig verspachtelt und geschliffen und nochmal verspachtelt und geschliffen hatte, habe ich ihn viele Male zufrieden betrachtet.
Die Wellenhosen aus Resin waren zu dünn, weshalb ich sie durch ein Stück rundes Plastik ersetzte, das mit viel Geduld in die richtige Form geschliffen werden musste. Die Wellen selbst bestehen aus einem Kupferstab. Die speziellen Rösingh-Feijenoord-Schlingerkiele, die aus vielen Flügelprofilen bestehen, sind aus dicken Fotoätzteilen gemacht. Mit einem Anreißer habe ich die Aussparungen im Rumpf tiefer gemacht, um die Schlingerkiele richtig zu befestigen.
Nachdem ich den Rumpf fertiggestellt hatte, fuhr ich, bis ich die Reling erhielt, mit den Aufbauten und den Kanonen fort (siehe später mehr). Hier muss ich meinen Hut vor den Konstrukteuren des Bausatzes ziehen: mit der Reling war dann alles da, um den Bausatz in einem Zug zu beenden. Alle Relingteile wurden nach Maß gefertigt und die Ätzqualität war besser als bei einigen gängigen Herstellern. Ich montiere die Reling immer soweit wie möglich, bevor ich den Rumpf lackiere. Das hat den Vorteil, dass die Ätzteile besser angeklebt werden können und alles auf einmal lackiert werden kann. Viele Modellbauer kleben die vorlackierte Reling nach dem Bemalen des Rumpfs auf. Dies kann jedoch Kleberrückstände auf dem Rumpf und der Reling hinterlassen, was bedeutet, dass die Bemalung noch einmal überarbeitet werden muss.
Ich sprühte erst den Unterwasserrumpf rot, danach folgte der schwarze Wasserpass, bevor ich alles abklebte, um die dunkelgraue Deckfarbe aufzubringen. Danach klebte ich das Deck ab. Das ist der Nachteil der Methode: Es ist eine mühsame Arbeit, da viele kleine Stücke Tamiya-Band angebracht werden müssen. Aber hey, ihr seit ja Modellbauer! Danach konnte die hellgraue Rumpffarbe aufgesprüht und weitere Details an Deck angebracht werden. Wenn man den Rumpf fertiggestellt hat, kann man ihn bereits auf dem Ständer festschrauben und muss ihn dann nicht mehr berühen. Voraussetzung ist, dass man den Rumpf für die Aufbauten gut vorbereitet. Das Backdeck musste gut verschliffen werden, das Achterdeck passte nicht genau und erforderte viel Spachteln und Schleifen.
Aufbauten und Anleitung
Während ich auf den Relingsatz wartete, konnte ich mich bereits mit den Aufbauten befassen. Viele Details waren bereits angegossen, was den Bau erleichtert und beschleunigt. In jedem Fall müssen die Resinteile gründlich gereinigt werden, um eine bessere Haftung von Kleber und Farbe zu ermöglichen. Die Anleitung besagt, dass man die Bullaugen schwarz malen soll. Ich habe sie aber so tief wie möglich aufgebohrt, ein weiterer Vorteil eines massiven Resinteils. Ich habe auch einige Türen aufgefräst, um sie geöffnet darstellen zu können. Für alle Türen benutzte ich Fotoätzteile von Gold Medal Models.
Die Anleitung wurde von Naval Models erstellt, bevor alle Teile verfügbar waren, so dass die Platzierung einiger Teile nicht ganz klar ist. Das erfordert ein sorgfältiges Studium der Teile. Nachdem ich das Modell gebaut hatte, habe ich auf Wunsch von Naval Models begonnen, die Anleitung mit den Fotos, die ich während des Baus aufgenommen habe, zu verbessern. Dies wird in Kürze auf der Seite von Navals Models zum Runterladen angeboten. Ein Beispiel ist die Platzierung von sieben Stützen zwischen dem Ober- und dem Aufbautendeck neben der Brücke. Hans, dessen Fotos seines Modells in der Anleitung enthalten sind, hat sieben gesehen und auch sieben verbaut. Also hatte ich dies auch so gemacht. Es stellte sich aber heraus, dass es neun waren - und neun sind auch richtig im Fotoätzteilsatz für die Relings enthalten!
Die Fotos des Originals zeigen Verstärkungen seitlich am Aufbau unter dem vorderen Schornstein. Diese wurden später hinzugefügt, da sie bei frühen Aufnahmen der De Ruyter noch fehlen. Vermutlich kamen sie erst nach den Probefahrten an Bord, wahrscheinlich aufgrund der Vibrationen der (Aluminium-)Aufbauten. Während der Entwicklung des Bausatzes wurden die Verstärkungen nicht rechtzeitig entdeckt und ich musste sie daher selbst bauen. Ich habe sie mit dünnen, kleinen Stücken von Evergreen-Plastikplatten und einigen Fotoätzeilstücken dargestellt.
Auch an den Aufbauten habe ich einige zusätzliche Details hinzugefügt, z.B. Rohre, kleine Plattformen und dergleichen. Bei den Aufbauten bin ich wie beim Rumpf vorgegangen: Zuerst habe ich Reling und Treppen hinzugefügt und dann alles lackiert. Die Fenster des vorderen Aufbaus wurden mit einem sehr feinen Pinsel und verdünnter schwarzer Farbe ausgefüllt. Da die Fenster tief genug sind, schlossen sie sich automatisch. Ich hatte einen ganzen Abend reserviert, aber nach 15 Minuten hatte ich alles fertig - und es waren keine Korrekturarbeiten notwendig! Jetzt machte der Bau Fortschritte und ich konnte mich schneller als gedacht mit Details, wie den Waffen, befassen.
Die Geschütze
Alle Rohre der 152-mm- und 40-mm-Geschütze sind aus Resin gegossen. Es sind keine Rohre für die 57-mm-Flak vorhanden. Kleinere Resinteile sind sehr zerbrechlich und ich war im Falle der 40-mm-Rohre zurecht besorgt. Vier brachen ab, als ich die Geschütze vom Gussast entfernte. Auf der Euro Scale Modelling 2018 habe ich von Master einen Satz mit 40-mm- und 20-mm-Rohren (SM-350-081) sowie einen für die Geschütze der Belfast (SM-350-079 HMS Belfast Armament Barrels) gekauft. Die 152-mm-Rohre des letzteren haben bereits die richtigen Abmessungen. Ich hatte ursprünglich überlegt, für die 57-mm-Rohre Metallrohre zu verwenden, aber das sah nicht sehr realistisch aus. Die 102-mm-Rohre aus dem Belfast-Satz waren viel überzeugender. Die Türme habe ich für die Befestigung der Rohre aufgebohrt, mit den Rohren versehen und lackiert. Zufrieden konnte ich dann mit den Masten weitermachen.
Die Masten
Der vordere Aufbau ist mit einem "Mack" versehen. Das ist ein "Mast" und ein "Stack" (Schornstein) in einem. Der Schornstein ist Teil des Aufbaus mit einem kleinen Mast darauf. Die Teile für den Mast sind in dem Fotoätzteilsatz enthalten. Ich habe hier die Anleitung aber nicht befolgt, denn zwischen der Gitterstruktur und der Plattform muss auch ein sogenannter Wellenleiter angebracht werden. Diese Struktur leitet elektromagnetische Wellen, um Energieverluste zu vermeiden, die auftreten würden, wenn sich sonst die Welle in alle Richtungen verteilen würde. In unserem Maßstab 1/350 besteht der Wellenleiter aus zwei Plastikstücken. Der Wellenleiter am Großmast ist sehr lang und damit sehr auffällig. Ich beschloss, zuerst den Fockmast, den ich aus drei Metallstäben hergestellt habe, auf dem vorderen Aufbau auszurichten, um dort drei Löcher für die spätere Montage des Masts bohren zu können. Danach brachte ich den Wellenleiter an und zuletzt die Fotoätzteile, die zu meiner Zufriedenheit genau dazwischen passten. Danach baute ich den Mast weiter, fügte die Plattformen und Reling an.
Die Signalrah ist im Fotoätzteilsatz enthalten, aber auf der Basis der Fotos habe ich beschlossen, sie aus einem 0,3-mm-Metallstab herzustellen, der auch viel fester ist. Das gleiche habe ich mit der langen Rah gemacht. Das Ganze konnte ich jetzt separat lackieren und später auf dem Aufbau montieren.
Der Bau des Großmasts war viel einfacher. Er besteht aus einem großen Fotoätzteil mit zwei fotogeätzten Plattformen dazwischen. Ich habe den Mast innen mit Metallstäben verstärkt, die unten über das Fotoätzteil hinausragten, so dass ich diese in Bohrungen auf dem Aufbau kleben konnte. Laut Anleitung soll man den Mast einfach so auf den Aufbau kleben, aber das wird natürlich so nicht funktionieren.
Laut Anleitung soll man den Wellenleiter auf das rechte Bein des Großmasts kleben, aber tatsächlich verläuft er oben am linken Bein entlang, weiter zum rechten Bein und von dort zum Aufbau. Ich stellte ihn aus drei sorgfältig abgemessenen Plastikstreifen her. Auch hier ist das Studieren der Fotos ein Muss! Die Plattform und das Radar waren einfach zu installieren. Den zusammengebauten Mast habe ich lackiert, was ein sorgfältiges Abkleben erfordert, da der obere Teil des Masts schwarz war.
Ausrüstung
Am Heck habe ich die Wasserbombenablaufbühnen angebracht. Für diese verwendete ich Fotoätzteile von Gold Medal Models für die Gearing-Klasse, die für mich überzeugender als die Bausatzteile wirkten. Den Leuchtraketenstarter ("die Kuh"), der im Bausatz fehlte, habe ich aus Plastik und Fotoätzteilen selbst gebaut. Für die vier Mk 57-Feuerleitgeräte (für die 40-mm-Flak) und die 3-Pfünder-Salutgeschütze fand ich bei Shapeways 3D-gedruckte Teile, die detaillierter als die Bausatzteile waren.
Ich war jetzt in der Bauphase angelangt, in der ich den fertig zusammengebauten und bemalten Rumpf, die Aufbauten, Geschütze, Masten und Radargeräte zusammenfügen konnte. Es passte alles perfekt. Als Letztes kamen die Beiboote an Bord. Nach acht Monaten hatte ich eine fertige, schöne De Ruyter, die auf verschiedenen Modellbauausstellungen wie der Scale Model World in Telford und der Euro Scale Modelling in Houten große Aufmerksamkeit auf sich zog.
Quellen
- Wikipedia
- Deugdelijke Schepen, S.G. Nooteboom, ISBN 90-288-2637-8
- Koninklijke Marine in beeld 1960-1969, Lanasta, ISBN 90-807822-4-6
- Kruisers De Ruyter en de Zeven Provinciën, Vlootrevue serie A, ISBN 90-248 7502 1 (ausschließlich antiquarisch verfügbar)
Fazit
Der Bausatz von Naval Models ist eine gute Basis für ein beeindruckendes Modell dieses schönen Kreuzers. Aber wie bereits erwähnt, ist er für erfahrenere Modellbauer gedacht, die bereit sind, eigene Nachforschungen anzustellen und Erfahrung mit dem Bau dieser Art von Bausätzen haben. Es ist kein TamiHasegaTrumpy-Bausatz, in den man sozusagen etwas Kleber und Farbe wirft, schüttelt und ihn dann fertig in die Vitrine stellen kann. Das Modell erfordert viel Geduld, Schleifen und Verspachteln sind notwendig. Ich habe meine Entscheidung, neue Medien (3D-gedruckte Teile) und Metallrohre zu benutzen, nicht bereut.
Walter Sonderman
(übersetzt aus dem Niederländischen von Lars)