Modell: Scharnhorst
Hersteller: Trumpeter
Maßstab: 1/200
Material: Kunststoff, Fotoätzteile
Art.Nr.: 03715
Preis: noch nicht bekannt
Das Original
"Die Scharnhorst war das erste nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland gebaute Schlachtschiff. Das Schiff wurde nach dem preußischen Generalleutnant und Militärreformer Gerhard von Scharnhorst (1755–1813) benannt. Ursprünglich als Panzerschiff der Deutschland-Klasse geplant, wurde sie nach einer Umkonstruktion 1939 in Dienst gestellt und nahm während des Zweiten Weltkrieges an verschiedenen Operationen der deutschen Kriegsmarine teil, wobei sie mehrfach beschädigt wurde. Die Scharnhorst wurde am 26. Dezember 1943 im Nordmeer etwa 160 km nördlich des Nordkaps nach einem mehrstündigen Gefecht von britischen Seestreitkräften versenkt.
Die Scharnhorst war das Typschiff der nach ihr benannten Klasse von zwei Schiffen. Ihr Schwesterschiff war die Gneisenau. Ihr auffälligstes Merkmal war die für Schlachtschiffe schwache Hauptbewaffnung mit einem Kaliber von nur 28 cm. Die ursprünglich vorgesehene Aufrüstung auf 38-cm-Geschütze, die Hauptbewaffnung der Bismarck-Klasse, wurde nie durchgeführt."
Zitat: wikipedia.org
Der Bausatz
Dem Bericht liegt das gebaute Messemodell der Scharnhorst in 1/200 zu Grunde, welches Anfang 2020 auf der Spielwarenmesse in Nürnberg zu sehen war. Leider liegen mir die Spritzrahmen und Ätzteilplatinen sowie die Bauanleitung nicht vor, so beschränke ich den Bericht auf die am Modell zu sehenden Teile und ihre Ausführung. Vorweg gesagt, ist das Modell überwiegend sehr gut detailliert, auch die Ätzteile sind von guter Qualität und für das Modell auf den ersten Blick durchaus ausreichend.
Der Rumpf ist mit 1177 mm nur ein paar Millimeter länger als die auf den Maßstab umgerechnete Länge von 1174,5 mm (Originallänge über alles nach meinen Unterlagen 234,9 m). Die Breite des Rumpfes beträgt 152 mm, welches in etwa der Originalbreite von 30 m entspricht. Bei der Größe des Modells fallen diese wenigen Millimeter nicht auf. Wer möchte, kann aber selber nochmal genau nachmessen und bei Bedarf den Rumpf verkleinern.
Weit auffälliger ist die (Nicht-) Detaillierung des Unterwasserschiffes, wie leider von anderen Bausätzen von Trumpeter bereits bekannt (mit wenigen Ausnahmen). Hier hätten ein paar Details an der Ruderanlage oder die Darstellung der auf Dock-Fotos gut sichtbaren Sensoren des S-Gerätes am Bugwulst sowie die Darstellung der Seewasserkästen einiges an Aufwertung gebracht! Bei einem Modell dieser Größe kann man das erwarten. Die anderen Wettbewerber stellen das sogar in viel kleineren Maßstäben dar! An beiden Rumpfseiten ist mittig eine leichte Einsinkung im Material zu erkennen. Der Panzergürtel an den Rumpfseiten scheint mir nach dem Vergleich mit Fotos nicht ganz stimmig zu sein, er könnte hier etwas mehr vom Rumpf abgesetzt und hervorgehoben sein.
Ich habe die Bullaugen nicht nachgezählt, ihre Position und Ausrichtung scheint aber, soweit ich das beurteilen kann, mit dem Original übereinzustimmen. An den Rumpfseiten scheinen auch noch nicht alle Backspieren angebracht zu sein. Die Teile sollten dem Bausatz aber beiliegen. Die Seefallreeps mit ihren Aufhängungen an den Davits bestehen aus Ätzteilen.
Über dem Panzergürtel ist eine dünne Linie angeformt, die vom Heck bis fast an den Bug reicht, welche die MES-Kabelschleife darstellen soll. Diese lässt sich auf Fotos des Originals im Heckbereich und übergehend in den Abschluss des Panzers wiederfinden. Im Bugbereich ist dieses Detail auf einigen frühen Fotos der Scharnhorst nicht zu sehen, auf Aufnahmen des späteren Bauzustandes jedoch schon. Hier sollte man, wie auch bei einigen anderen Details des Modells, vor Baubeginn auf jeden Fall den genauen Bauzustand und Zeitraum recherchieren.
Das Hauptdeck ist, soweit ich feststellen konnte, zweigeteilt. Der Stoß ist durch den Wellenbrecher am Bug geschickt abgedeckt. Weitere Details wie Luken, Handräder, Poller oder Ankerspill sind sehr gut und fein wiedergegeben und teilweise mit Ätzteilen ergänzt, die Plankenstöße sind entsprechend längs und quer sauber ausgeführt. Die Seiten der Schlauchtrommeln sind filigran, durchbrochen und gut gestaltet. Die Anker haben eine separate Ankerkette aus Metall. Der dritte Buganker ist für die späte Ausführung überflüssig.
Es scheint, dass in dem Bausatz einige unterschiedliche Bau- und Ausrüstungsstände vermischt worden sind, was auf spätere Modellvarianten unterschiedlicher Zeiträume hindeutet. Der Turm „Anton“ der großen Schiffsartillerie hat an beiden Seiten die Gehäuse für die 10,5-m-Entfernungsmesser, welche im Bauzustand 1942/1943 nicht mehr vorhanden waren. Die Führungen für die Abdeckungen der Optiken zwischen den Rohren scheinen aus Zeitmangel auch nicht angebracht worden zu sein. Ein in der Position falsch angebrachtes Detail am Turm „Cäsar“ lässt aber darauf schließen, dass diese im Bausatz vorhanden sein könnten. Die Türme und Barbetten sind mit diversen Ätzteilen verfeinert. Die Rohrmündungen der SK 28 cm L/54,5 sowie der SK 15 cm L/55 sind offen dargestellt, die Rohrmanschetten fehlen. Ob hier gedrehte Metallrohre als Ersatz sinnvoller sind, muss jeder für sich entscheiden.
Die Drillingstürme, Doppel- und Einzeltürme der SK 15 cm L/55 könnten an den Turmseiten und Turmdecken etwas besser detailliert sein. Auf den Originalfotos kann man hier Schrauben- bzw. Nietköpfe erkennen. Auch dieses Detail wird bei anderen Herstellern in kleineren Maßstäben besser ausgeführt! Die Einzeltürme sind an der Rückseite offen.
Die Fla-Bewaffnung angefangen mit den sieben Doppellafetten der 10,5 cm L/65, den acht Doppellafetten der 3,7 cm L/83, fünf 2-cm-Fla-Vierlingen bis zu den zehn 2-cm-Fla auf Sockellafette sind durchweg gut detailliert, teilweise mit Ätzteilen ausgestattet und haben filigrane Rohre. Zwei der 2-cm-Vierlinge befinden sich mit gut detaillierter Plattform und Kästen für die Bereitschaftsmunition auf den vorderen Doppeltürmen der SK 15 cm L/55.
Die Aufbauten sind gut dargestellt und enthalten viele Details, die Fenster der geschlossenen Admiralsbrücke sind offen. Hier fehlen nur noch die Klarsichtteile der Fenster, wie sie der Wettbewerber anbietet. Der Schornstein sollte in der Schrägkappe etwas mehr Details aufweisen. Hier könnten Abgasrohre ergänzt werden, da ansonsten an dieser Stelle zu tiefe Einblicke ins Innere möglich sind. Die dargestellten See-Türen sind zu schlicht und könnten in diesem Maßstab mit mehr Details versehen sein. Alle anderen Teile wie Scheinwerfer, Masten, Entfernungsmesser, Kräne oder Flak-Leitstände sind gut wiedergegeben. Die Radaranlage besteht aus filigranen Ätzteilen und macht einen sehr guten Eindruck. Die Flugzeughalle und das Katapult sind mit den angebauten Details gut wiedergegeben, lediglich die Bordflugzeuge vom Typ Ar 196 fehlen. Sie sollten aber im Bausatz enthalten sein.
Die Jollen und Kutter sind schön gefertigt, die Ruder und Riemen werden wohl als Ätzteile im Bausatz zu finden sein. Lediglich die Verkehrs- und Motorboote könnten besser detailliert sein. Hier wären wieder Klarsichtteile für die Fenster wünschenswert und der Bootskörper könnte tiefer ausgeformt sein.
Die Fotoätzteile
Wie bei etlichen anderen Bausätzen von Trumpeter im Maßstab 1/200 üblich, wird auch bei der Scharnhost ein umfangreicher Fotoätzteilsatz dabei sein. Die Ausführung der Teile ist durchweg gut, die Anzahl und Auswahl entsprechend sinnvoll. Welche Teile noch mit auf den Platinen sind, kann erst bei Sichtung des kompletten Bausatzes gesagt werden.
Fazit
Wo viel Licht ist, da ist auch einiges an Schatten. Der neue 1/200-Bausatz der Scharnhorst von Trumpeter ist nicht schlecht, er ist eigentlich gut bis sehr gut detailliert. Er stellt eine tolle Erweiterung der Bausatzreihe im Großmaßstab von Trumpeter dar. Bis auf die erwähnten Mängel, ist der Bausatz auf jeden Fall empfehlenswert. Doch bei einigen Details (z.B. Unterwasserschiff) könnte man meinen, dass in der Planung einfach aufgehört wurde. Ebenso wäre es wünschenswert, wenn einige Teile als Klarsichtteile beiliegen würden. Andere Hersteller machen das bereits länger vor!
Da Trumpeter hier noch einiges verbessern könnte, bekommt der Scharnhorst-Bausatz von mir
empfehlenswert
Holger Siegel
Wir danken Trumpeter für das Messemodell