Wie viele andere, besitze ich den Fischkutter „ELKE“, den die Firma Graupner schon seit Jahrzehnten im Programm hat. Nur ist meiner ein norwegischer Kutter mit dem Namen „SJØTROLL“.
Auf meine Suche nach Varianten in der Erscheinung des Bausatzes, stieß ich auf ein Foto eines Kriegsfischkutters der deutschen Kriegsmarine aus den 40er Jahren. Da mir dieses kleine Boot gefiel, recherchierte ich nach weiteren Informationen darüber. Dank Internet und eines speziellen Buches über diesen Typ, wuchs in mir der Entschluss, solch ein Gefährt zu bauen. „Hat eben nicht jeder auf dem Teich“, dachte ich mir. Meine alte „ELKE“ wollte ich dafür nun aber nicht opfern, da sie ja für ihr Alter noch gut in Schuss ist. Also kurzerhand im allseits beliebten Internet, bei einem bekannten Online-Auktionsportal gestöbert.
Quelle unbekannt
Nach ca. drei Wochen fand ich auch ein Objekt, welches meinen Wünschen entsprach. Eine „ELKE“ in leicht defekten und unvollständigen Zustand. Also Augen auf und das Mädchen beobachtet. Am 12.12.2004 hieß es dann: …3, …2, …1, meins. So wechselte für nicht mal € 30,- inklusive Versand, der Kutter den Heimathafen.
Nachdem ich einige Tage später das Objekt in den Händen hielt und begutachtete, war ich zufrieden. Es war sogar noch ein alter unkaputtbarer Marx-Motor eingebaut. Dieser musste nur noch entstört werden. Leider war die originale Welle im Stevenrohr total verharzt. Was wurde hier nur für Öl zum Schmieren verwendet. Ich entfernte also die grüne zähe Masse so gut es ging, aber so richtig leicht lief die Welle dann doch nicht mehr. Also das erste Neuteil gekauft und das Stevenrohr mit Welle durch eine, gleichen Typs ersetzt. Ruderkoker war noch zu verwenden, lediglich eine neue Anlenkung wurde eingebaut. Ansteuerung erfolgt über ein einfaches Mini-Servo von Conrad. Ebenfalls von Conrad, verbaute ich einen „Top25“-Fahrtregler, sowie einen 3-Kanal 40MHz FM-Empfänger. Als Stromversorgung wählte ich einen 6 V Bleiakku mit 7,2 Ah. Dieser ist zwar etwas reichlich bemessen, passt aber aufgrund seines Gewichtes und der Abmessungen optimal ins Boot. Ein weiterer Akkusatz, bestehend aus vier 1900mAh Mignon-Zellen, versorgt die Beleuchtung. Soviel zur Technik.
Nun wurde das alte Modell von den Masten und sämtlichen Aufbauten befreit. Zum Umbau in einen Kriegesfischkutter (KFK), brauchte ich nur das Ruderhaus, die Ankerwinde, die Netzwinde und einige Kisten des Originalmodells. Als erstes wurde von mir das Deck beplankt. Hier besorgte ich mir im Modell-Fachhandel 3mm x 0,2mm Abachi-Holzleisten. Diese klebte ich, im Versatz eins zu vier, auf das vorhandene Deck. Die originalen Öffnungen zum Innenraum des Bootes blieben erhalten, indem ich die Leisten an den entsprechenden Stellen durchschnitt. Nach einigen Tagen war diese stupide Arbeit endlich vorbei.
Als nächstes, galt es, den Rumpf zu lackieren. Da der Vorbesitzer diesen komplett rot bemalt hatte, zeichnete ich erstmal die Wasserlinie an und klebte alles ab. Das Unterwasserschiff sollte schwarz werden. Es gab auch dunkelrote Ausführungen, aber ich entschied anders. Nachdem die Schwarzarbeit getan war, wurde der Rumpf in einem Grauton lackiert, der dem damaligen Anstrichschema entsprach. Ebenso wurde das Ruderhaus grau bemalt. Auf ein Tarnmuster aus zusätzlich dunkelgrauen und –grünen Flächen, wie es vor der norwegischen Küste verwendet wurde, verzichtete ich vorerst. Auch eine teilweise vorhandene Fenderleiste wurde erstmal nicht angebracht. Beides ist aber für die Zukunft geplant.
Als nächstes wurden die beiden Geschützplattformen angefertigt. Diese entstanden aus 2mm starkem Sperrholz mit 10cm Durchmesser für die hintere, und 11cm für die vordere Plattform. Die vordere Plattform wurde nun nach einem Achteck-Spinnennetzmuster, wieder mit den 3mm Leisten beplankt. Die hintere Plattform erhielt eine Längsbeplankung mit 2mm Kunststoffleisten, da diese beim Vorbild oft aus Blech mit Anti-Rutsch Beschichtung war. Dann wurde die mit Reling versehende kleinere Plattform auf das hintere Teil des Ruderhauses geklebt. Als Stützen verwendete ich T-Träger Messingprofile. Für den Mittelpfosten der vorderen Plattform wurden zwei Kunststoffrohre, die ineinander passten, aus Elektro-installations-material, verbaut. Die vordere Plattform sollte abnehmbar sein, da sie die Originalöffnung zum Rumpf teilweise verdeckt. Reling und Aufstiegsleitern wurden aus dem Modellbau verwendet.
Die beiden Geschütze entstanden aus Bausätzen der Fa. Robbe für das Schnellboot der S-100 –Klasse. Auf KFKs wurden die verschiedensten Geschütze installiert Von Beutewaffen, über PaKs, bis zur 4cm Bofors und Vierlings-Flak. In den beiden Kisten unter der Geschützplattform sind die Schalter für Fernsteuerung und Beleuchtung untergebracht. Ebenso sollte das Ruderhaus komplett abnehmbar sein, da sich in seinem Innenraum ein nachträglich eingebauter Fußboden mit darauf stehenden Rudergänger, sowie Beleuchtungseinrichtungen, befinden.
Das Ruderhaus ist nur aufgesetzt und an den Innenseiten mit Holzklötzchen gegen verrutschen und versehentlichen abfallen gesichert. Mit den bewährten Holzleisten wurden beide Seiten der Brückennock beplankt. Zusätzlich wurden das fehlende Geländer und die Brückennockstütze wieder angebaut. Die Rettungsringe wurden nicht direkt angeklebt, sondern aus 0,8mm Messingdraht eine Halterung angefertigt, in der diese eingesteckt werden. Zur besseren Optik wurden die Ringe mit eine echten Leine aus Zwirn versehen. Für die Positionsbeleuchtung wurden geeignete Teile von Graupner besorgt.
Heck und Frontlicht wurden dem Bausatz entnommen und mit 6V Birnchen ausgerüstet. Die vordere Laterne ist auf einem Messingröhrchen erhöht befestigt. Im Ruderhaus erscheint rotes Nachtlicht. Den Mast fertigte ich ebenfalls aus Messingrohr an. Auch hier gab es Unterschiede in der Anordnung der Laternen und des Mastes. Hinter dem Ruderhaus fand die Netzwinde der „ELKE“, als Schleppwinde, Verwendung. Ebenso wurde die originale Ankerwinde auf Deck belassen. Zusätzlich wurde, dem Vorbild entsprechend, eine Ankerhalterung an der Schanzkleidinnenseite aus Messingblech angebracht und anschließend lackiert. Auf einen Ankerdavid, der auf manchen Einheiten vorkam, habe ich verzichtet.
Die beiden Abgasrohre wurden aus Messingrohr und Teilen eines Strohhalms gefertigt. Die Luke an Deck entsprang der Bastelkiste. Nun wurden noch zusätzliche Klüsen und Speigatten gebohrt und gefeilt, sowie der hintere Teil des Schanzkleides, gemäß dem Vorbild, entfernt. Anschließend wurde die Reling aus handelsüblichen Messingteilen gesetzt. Dann wurden noch zwei Treppchen und Wasserbomben mit Abwurfgestellen auf gebaut. Alles aus Holzresten.
Anschließend erfolgte der lang ersehnte Stapellauf in der Badewanne. Nachdem alles dicht war und das Boot gut im Wasser lag, ging es erst mal wieder ins Trockendock Zwischenzeitlich wurde die Besatzung angeheuert. Als Kapitän steht nun auf der backbordseitigen Brückennock eine Zinnfigur der Fa. Peddinghaus, welche eigentlich als U-Boot-Kapitän gedacht war. Für die weitere Besatzung, kamen Bausatzfiguren der Fa. Dragon zum Einsatz. Hier verwendete ich geeignete Panzer-Soldaten, die ich kurzerhand zur Marine versetzte. Alle Figuren wurden bemalt und in Szene gesetzt. Zur weiteren Ausstattung gehören Fässer und Kanister von Tamiya, Säcke von ASOA, und Holzfässer von Krick. Die vorhandenen Munitionskisten entstanden überwiegend im Eigenbau aus Holz, Kunststoff und Messingdraht. Zuletzt gesellte sich noch eine Möwe auf dem Mast.
Am Ostersonntag erfolgte dann der erste Einsatz auf hoher See. Zu meiner Zufriedenheit drehte der Kutter seine ersten Runden auf dem Heimatgewässer. Das Fahrbild ist gut und auch durch andere, schnellere Boote, verursachte Wellen, meistert der kleine Kutter einwandfrei. Dieses kleine Boot ist eben nicht überall anzutreffen und zieht immer wieder neugierige Blicke auf sich, da ja meistens nur die größeren Kampfeinheiten der Kriegsmarine gebaut werden.
Henrik