Geschichte
Benannt wurde das Schiff nach dem preußischen Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher.
Der Panzerkreuzer SMS BLÜCHER lief am 11. April 1908 in Kiel auf der Kaiser Wilhelm Werft vom Stapel. Der Bau dieses Schiffes war Teil des Rüstungswettlaufes zwischen Deutschland und England und direkte Folge erster Berichte einer neuen Klasse britischer Panzerkreuzer. Die Angaben bezüglich der neuen Invincible Klasse waren jedoch ungenau und führten dazu, dass die Blücher von Anfang an zu schwach bewaffnet, zu langsam und somit an Kampfkraft deutlich unterlegen war. Als diese Tatsachen auch der deutschen Seite klar wurden war es für eine Umrüstung der Blücher bereits zu spät. Die Deutschen begannen nun mit der SMS VON DER TANN Schlachtkreuzer zu bauen – diese Schiffe wurden aber bis zum Ende des 1. Weltkrieges weiterhin als Große Kreuzer bezeichnet.
Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges war die SMS BLÜCHER unter dem Kommando von Fregattenkapitän Alexander Erdmann in der Ostsee stationiert und wurde kurze Zeit später dem Schlachtkreuzergeschwader zugeteilt und in die Nordsee verlegt. Zusammen mit den Schlachtkreuzern beschoss die Blücher am 3. November 1914 Hartlepool. Bei diesem Einsatz wurde das Schiff von einer Küstenbatterie unter Feuer genommen und erhielt 3 Treffer von 15,2cm Granaten, die neun Mann der Besatzung töteten. Die Blücher konnte jedoch trotz der Schäden aus eigenem Antrieb heimkehren.
Mitte Januar 1915 liefen Teile der Hochseeflotte zu Übungen in die westliche Ostsee aus, gleichzeitig waren für einige Schiffe Instandsetzungsarbeiten notwendig geworden. Um den Zustand vorübergehender Schwäche zu verschleiern beabsichtigte der Chef der Hochseeflotte Admiral von Ingenohl einen Vorstoß der Schlachtkreuzergruppe gegen die Doggerbank, um offensive Tätigkeit der deutschen Flotte vorzutäuschen.
Am 23.Januar 1915 erhielt der Befehlshaber der deutschen Aufklärungsschiffe, Vizeadmiral Hipper, den Befehl, mit der 1. Aufklärungsgruppe in die Doggerbank vorzustoßen und sie von feindlichen Schiffen zu säubern. Das Unternehmen war so angelegt, dass ein Zusammentreffen mit englischen Schiffen nicht zu erwarten war.
Was die Deutschen nicht ahnten: Die Briten wussten von diesen Plänen und bereiteten eine gigantische Falle vor. Sie zogen eine gewaltige Streitmacht zusammen – 19 Linienschiffe – 5 Schlachtkreuzer – weitere 7 ältere Linienschiffe sowie 3 Kreuzer und etwa 20 Zerstörer.
Die 8 deutschen Kreuzer fuhren somit geradewegs in die Falle. Als Hipper am frühen Morgen des 24.01.1915 die Doggerbank erreichte wurde er bereits erwartet. Hipper machte sofort kehrt und es begann ein Verfolgungsgefecht, in dessen Verlauf auf deutscher Seite BLÜCHER und SEYDLITZ, auf englischer Seite LION schwer getroffen wurden. Gegen 12 Uhr gab es von LION ein unklares Signal, worauf 5 englische Schlachtkreuzer das Feuer auf BLÜCHER vereinigten. Damit war das Schicksal der SMS BLÜCHER besiegelt – die restlichen Schlachtkreuzer Hippers konnten jedoch entkommen, auch die schwer angeschlagene SMS SEYDLITZ.
Verluste auf deutscher Seite:
- SMS KOLBERG : 2 Gefallene gleich zu Beginn der Schlacht durch Treffer, die auf dem Schiff selbst kaum Schaden anrichteten
- SMS SEYDLITZ: durch Kartuschenbrand 165 Gefallene.
- SMS BLÜCHER: 792 Besatzungsmitglieder der "BLÜCHER" finden den Tod, 260 Mann werden von englischen Zerstörern gerettet
Gesamt: 959 Gefallene deutsche Seeleute und 14 gefallene Briten
Die angegebene Zahl von 954 Gefallenen auf deutscher Seite stimmt nicht mit den Verlustzahlen der einzelnen Schiffe überein. Möglich, dass später an Ihren Verwundungen verstorbene Seeleute nicht miteinbezogen wurden.
Anmerkung: Der spätere Admiral Raeder, der von 1928 bis 1943 an der Spitze der Reichs- und Kriegsmarine stand, begann seine militärische Laufbahn als Seeoffiziersanwärter im Jahre 1894. Er besuchte die Marineakademie und wurde 1913 Erster Admiralstabsoffizier beim Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte der Hochseeflotte. Als solcher nahm er an den Seeschlachten an der Doggerbank (1915) und vor dem Skagerrak (1916) teil, bevor er 1917 ein eigenständiges Kommando als Kommandant des Kleinen Kreuzers "CÖLN" bekam.
Technische Daten
Wasserverdrängung Konstruktion: 15.842 t Maximal: 17.500 t Länge: 161,7 m Breite: 24,40 m Tiefgang: 8,80 m Maschinenanlage: 18 Doppel-Dampfkessel 3 stehende 4-Zylinder- Dreifachexpansions- Dampfmaschinen Anzahl der Schrauben: 3 (Mittelwelle: vierflügelig Ø 5,3 m Außenwellen: vierflügelig Ø 5,6 m) Wellenumdrehung: 112 U/min Leistung an den Wellen: 43.886 PS Höchstgeschwindigkeit: 25,8 kn Brennstoffvorrat: 2400 t Kohle Reichweite: 6.600 sm bei 12 kn 3.520 sm bei 18 kn Panzerung Gürtelpanzer: 160-180 mm Deck: 50-70 mm Wallgangsschott: 35 mm Kommandoturm vorn: horizontal: 80 mm vertikal: 250 mm Kommandoturm achtern: horizontal: 30 mm vertikal: 140 mm Kasematten: 140 mm (Schilde: 80 mm) Zitadelle: 160 mm Geschütztürme: 180 mm Bewaffnung 21 cm L/45 C/04: 12 (in 6 Zwillingstürme Waffenreichweite 21 cm: 19,1 km bei 30° 15 cm L/45 C/06: 8 in Kasematten 8,8 cm L/45: 16 Torpedorohre Ø 45 cm: 4 Kommandanten Kapitän zur See Freiherr von Rössing Okt. 1909 - Sept. 1910 Kapitän zur See Scheidt Sept. 1910 - April 1911 Kapitän zur See Trendtel April 1911 - Sept. 1911 Kapitän zur See Pieper Sept. 1911 - Sept. 1913 Fregattenkapitän Erdmann Sept. 1913 - Jan. 1915
Bernd Villhauer