06.02.1991 - 30 Jahre Zweiter Golfkrieg (Desert Storm)
Heute vor 30 Jahren, am 6. Februar 1991, eröffnete das Schlachtschiff USS Wisconsin mit seinen 40,6-cm-Geschützen das Feuer auf eine irakische Artilleriestellung im Süden Kuwaits. Sie verwendete diese Geschütze zum ersten Mal in einem Kampfeinsatz seit dem März 1952 im Koreakrieg (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Wisconsin war im Zweiten Golfkrieg sehr aktiv und feuerte insgesamt 24 Tomahawk-Marschflugkörper, 319 40,6-cm- und 881 12,7-cm-Granaten sowie 5200 Schuss aus den 2-cm-Phalanx. Sie war auch das letzte Schlachtschiff, dass je an einem Kampfeinsatz beteiligt war.
Das Original
Die USS Wisconsin gehört zu den vier Schiffe den Iowa-Klasse und wurde am 16. April 1944 in Dienst gestellt. Kiellegung war am 25. Januar 1941. Formal entsprachen diese Schiffe bei der Wasserverdrängung noch den Kriterien, die auf der Londoner Flottenkonferenz 1936 als Obergrenze festgelegt worden waren, doch tatsächlich verdrängten die Schiffe mit 58.000ts rund 13.000 ts mehr als durch die Obergrenze zugelassen.
Die Abmessung der Iowa-Klasse waren – wie auch bei den Flugzeugträgern der Essex-Klasse – so gewählt, dass die Schiffe die Schleusen des Panamakanals passieren konnten: knapp 33 Meter in der Breite, 270,5 Meter in der Länge. Die Iowas liefen rund 33 Knoten Höchstgeschwindigkeit und wurden von vier Schrauben angetrieben. Wisconsin wurde auf dem Philadelphia Shipyard gebaut und mit seiner Indienststellung nur knapp drei Jahre später war sie die dritte Einheit der Klasse, die zur Flotte stieß.
Und das zu einer zeit zu der längst klar geworden war, dass sich der Typus Schlachtschiff überholt hatte. Wie auch ihre drei Schwestern war die Wisconsin dann nicht mehr Kern einer Schlachtflotte, die im Überwasserduell mit der japanischen Marine eine Entscheidung herbeiführt, sondern gehörte zum Schutzschirm der Flugzeugträger, jener Waffe also, die beim Angriff auf Pearl Harbor das Ende dieser Schiffsklasse eingeläutet hatte. Tatsächlich war das Schiff Teil mehrerer Trägerverbände in der Endphase des Pazifikkriegs.
Zweieinhalb Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Wisconsin außer Dienst gestellt, eingemottet und kam zur Reserveflotte nach Norfolk/Virginia. Die erste Reaktivierung erfuhr das Schlachtschiff im Frühjahr 1951, zur Unterstützung der US-Flotte vor der Küste von Korea. Ab Ende 1951 beschoss das Schlachtschiff mit seiner 16-Zoll-Hauptartillerie Ziele an der Küste, darunter nordkoreanische Truppen und Artilleriestellungen. Insgesamt blieb das Schlachtschiff bis März 1952 vor der koreanischen Küste.
Nach dem Koreakrieg folgten mehrere Fahrten nach Fernost und in europäische Gewässer sowie längere Werftliegezeiten. Anfang Mai 1956 fuhr die Wisconsin eine Übung im dichten Nebel mit dem Flugzeugträger USS Coral Sea, dem schweren Kreuzer USS Des Moines sowie vier Zerstörern. Bei dieser Übung kollidierte sie mit dem Zerstörer USS Eaton. Dabei wurde der Bug der Wisconsin stark eingedrückt, die Eaton musste mit gebrochenem Kiel abgeschleppt werden. Auf beiden Schiffen wurde niemand ernsthaft verletzt.
Im März 1958 wurde Wisconsin wieder außer Dienst gestellt und mit der Iowa gemeinsam im Philadelphia Naval Shipyard eingemottet. Mitte der 80er Jahre gab es allerdings dann noch einmal eine Aktivierung. Am 29. August 1988 ging die Wisconsin nach umfassendem Umbau, bei dem unter anderem Tomahawk-Marschflugkörper, Harpoon-Raketen und Phalanx-Nahzielgeschütze an Bord kamen, wieder auf Probefahrt und Ende des Jahres dann auch in Dienst.
1990 verlegte sie Anfang August in den Persischen Golf. Dort feuerte sie Mitte Januar 1991 insgesamt 24 Tomahawks gegen Ziele im Irak ab. Am 6. Februar 1991 schließlich feuerte ihre Hauptartillerie noch einmal Granaten auf irakische Stellungen. Ab dem 28. Februar schwiegen ihre Waffen für immer. Die Wisconsin stellte am 30. September 1991 endgültig außer Dienst. Seit der Jahrtausendwende ist das alte Schlachtschiff Kern des Hampton Roads Naval Museums in Norfolk (siehe Fotogalerie).
Von insgesamt 47 Jahren zwischen ersten In- und letzter Außerdienststellung war die Wisconsin nicht einmal 14 Jahre im aktiven Einsatz.
Technische Daten:
Länge 270,43 m
Breite: 32,98 m
Tiefgang: 11,6 m
Antrieb: Vier Dampfturbinen mit 212.000 PS, 8 Kessel, 4 Propeller
Geschwindigkeit: 33 Knoten
Bewaffnung:
3 Drillingstürme 16 Zoll (40,6 cm)
10 Zwillingstürm 5 Zoll (12,7 cm)
zahlreiche Flakstände 40 mm und 20 mm
ab 1988:
3 Drillingstürme 16 Zoll
6 Zwillingstürme 5 Zoll
8 Startkanister Tomahawk
16 Rohre Harpoon
4 Nahbereichsgeschütze Phalanx
Das Modell
Mein Modell stellt die USS Wisconsin im Maßstab 1/350 in ihrem letzten Bauzustand dar. Grundlage ist der sehr bekannte Bausatz des Schwesterschiffs USS New Jersey aus dem Hause Tamiya. Der Bausatz stammt ursprünglich aus dem Jahr 1984 und ist immer wieder mit neuen Details ausgestattet worden. Meine Version ist die aktuellste von 2012. Darin enthalten sind neben der kompletten Bewaffnung und einem Seahawk-Bordhubschrauber auch einige Fotoätzteile, unter anderem für die Kommunikationsantenne am Schiffsbug.
Der Tamiya-Bausatz ist zwar alt, deshalb aber keinesfalls veraltet. Die Passform ist ausgezeichnet, der Aufbau der Teile so gestaltet, dass auch weniger geübte Modellbauer aus dem Karton ein attraktives Modell bauen können. Wer mehr möchte, bedient sich auf dem weiten Feld der Zurüstteile.
Ganz vorn dabei ist in dieser Sparte die koreanische Firma Pontos, die vor einigen Jahren begonnen hat, sehr umfängliche Komplett-Sätze für die Superdetaillierung unterschiedlicher Schiffsmodell im Maßstab 1/350 auf den Markt zu bringen. Die vier Iowa-Schwestern gehörten zu den ersten Komplett-Sätzen. Und tatsächlich war es eher das Pontos-Angebot als das Schiff selbst, das mich dazu brachte, mein erstes Schlachtschiff nach 46 Jahren zu bauen. Damals war es die USS Iowa von Revell. Das überaus attraktive Deckelbild lockte mich als Jungmodellbauer, ich sparte mir die gut 19 Mark zusammen, um dann bei der Öffnung des Kartons zu Hause eine Riesenenttäuschung zu erleben. Die paar Teile damals waren schnell zusammengeklebt.
Das war diesmal anders. Tatsächlich brachte mir der Tamiya-Bausatz mit den Pontos-Teilen eine Ebene, die ich bislang bei Bau aus der Kiste noch nicht kennengelernt hatte. Alles passte, der Grad der Detaillierung ist sehr hoch. Selbst kleinste Teile an Ausrüstung oder Elektronik sind filigran wiedergegeben. Pontos bietet etliche Fotoätzplatinen, zahlreiche Teil aus gedrehtem Messing, zum Beispiel für die Masten, sowie ein Holzdeck. Darüber hinaus ist die komplette Bewaffnung außer den drei Haupttürmen in Resin-Teilen der Firma Veteran-Models dabei. Markierungen sind in Form von Reibefilm beigelegt.
Ich entschied mich, Wisconsin in ihrem Element zu zeigen. Grundlage dafür ist eine Styrodurplatte entsprechender Größe. Darin wurde zunächst eine etwas gröbere Aussparung für dem Rumpf geschnitten. Dann modellierte ich eine sanfte Dünung. Anschließend wurde der Rumpf in Klarsichtfolie aus der Küche gepackt, in die Aussparung gesetzt und mit handelsüblicher Spachtelmasse aus dem Baumarkt angespachtelt. Nachdem die Masse ausgehärtet ist, lässt sich der Rumpf mit der Folie problemlos herausnehmen. Die gespachtelte Oberfläche erhielt noch eine modellierte Bugwelle, die sich schön bricht und wurde nach der Methode Frank Spahr behandelt: Mit Wandfarbe satt gestippelt, dann mit unterschiedlichen Blau- und Türkistönen bemalt, mit ordentlich Klarlack versiegelt und zum Abschluss mit weißer Farbe trockengemalt.
Das Modell ließ sich wunderbar in einzelnen Modulen bauen. Erst ganz zum Schluss wurden die einzelnen Baugruppen zum Gesamt-Modell zusammen gesetzt.
Der glatte und einfach gehaltene Schiffsrumpf erhielt die Stöße der Panzerplatten und Bilgeswasser-Ablaufrohre aus Evergreen-Streifen unterschiedlicher Stärke. Das war es dann auch schon mit Eigenbau-Anteilen oder scratch. Der Rest ging aus der Kiste. So wurde zunächst das Plastik-Deck aus dem Bausatz montiert. Anschließend kamen Fotoätzteile für den Heckbereich. Dann wurde lackiert, mit einer Triplex-Airbrush und Farben aus der Colourcoat-Reihe von ehemals WEM. Gealtert habe ich wie immer mit Pastellkreide. Dann kam das Holzdeck. Die Passform des selbst-klebenden Decks ist herausragend. Zehn Minuten – und fertig! Alles bereit für die Reling.
Die Aufbauten der Wisconsin und die Waffen wurden ebenfalls modular gebaut: Vordere Aufbauten mit Schornstein und Mast, hintere Aufbauten mit Waffenplattformen, Schornstein und Mast. Die Passgenauigkeit der Teile ist erstklassig. Alle Relingstücke zum Beispiel sind in der korrekten Länge und mit den exakten Biegestellen. Gleiches gilt für Niedergänge, Handläufe oder die filigrane Maststruktur.
Einziger Kritikpunkt ist die leider etwas chaotisch anmutende Bauanleitung des Pontos-Satzes, deren Details sich teilweise erst unter der Lupenlampe erschließen.
Fazit
Alles in allem dauerte der Bau rund zehn Wochen, wobei ich langsam baue, selten einmal mehrere Stunden an einem Tag und auch nicht jeden Tag. Das Ergebnis ist ein Modell, das für die große Enttäuschung über die erste Iowa meines Lebens großzügig entschädigt.
Frank Ilse