Das Original
Das erste japanische Antarktis-Forschungsschiff Soya liegt heute in Tokio als Museumsschiff. Ursprünglich 1936 von der Sowjetunion in Japan unter dem Namen Vorochavets als einer von drei Fracht-Eisbrechern bestellt und 1938 vom Stapel gelaufen, wurde das Geschäft jedoch annulliert und das Schiff als Chiryo Maru in Japan in Dienst gestellt. 1940 wurde die Chiryo Maru in Soya umbenannt (nach einer Präfektur auf der japanischen Nordinsel Hokkaido bzw. nach der Wasserstraße zwischen Hokkaido und dem heute russischen Sachalin) und von der japanischen Marine (vermutlich als Munitionstransporter) übernommen. Die Soya überstand den Krieg und wurde 1956 umfassend umgebaut, um in der Antarktis eingesetzt zu werden. Zwischen 1956 und 1962 unternahm sie sechs Reisen in die Antarktis. Auf Königin-Maud-Land an der Lützow-Holm-Bucht errichtete Japan die Forschungsstation Showa.
Bei der Expedition von 1957/58 geriet die Soya in Seenot, wegen technischer Probleme musste die Überwinterung abgebrochen werden. Der amerikanische Eisbrecher USS Burton Island kam ihr zur Hilfe. Bei dem überstürzten Abzug wurden die insgesamt 12 Schlittenhunde der Expedition zurück gelassen. Erstaunlicherweise fand man bei der Ankunft der nächsten Expedition im Folgejahr zwei der Hunde, Taro und Jiro, am Leben vor, wodurch die Tiere in Japan ungeheuer populär wurden. Während Jiro 1960 in der Antarktis verstarb, wurde Taro mit zurück nach Japan genommen und erhielt in der Universität von Hokkaido in Sapporo sein Gnadenbrot bis zu seinem Tod 1970. Beide Hunde wurden präpariert und sind in Sapporo bzw. in Tokio ausgestellt. Bis heute erinnert man sich in Japan an die Expedition, das Schiff und die beiden Hunde. Das mag mit ein Grund für die Erhaltung der Soya sein. Sie wurde in der Antarktisfahrt ab 1962 durch ein anderes Schiff ersetzt und bis 1978 in Hokkaido als Eisbrecher eingesetzt. Seitdem ist sie als Museumsschiff im Schiffahrtsmuseum von Tokio ausgestellt.
Der Bau des Schiffes
Beim Bau meines Modells ging ich aufgrund der Komplexität und der hohen Qualität des Bausatzes hauptsächlich nach der Bauanleitung vor. Als weitere Quelle benutzte ich die zahlreichen Fotos, die Dave Lockhart auf der Soya aufgenommen und ins Internet gestellt hat (www.modelwarships.com) Der Bau begann mit dem mehrteiligen Rumpf; dieser wurde sehr vorsichtig zusammengesetzt und verklebt, um die feinen Gravuren möglichst nicht zu beschädigen. Auftragen von Flüssigkleber von der Innenseite in den Klebespalt führte zu einem stabilen Rumpf fast ohne Überschüsse von Klebstoff. Die zahlreichen stabilisierenden Schotten wurden eingebaut, die Nähte versäubert, die Bullaugen mit einem feinen Handbohrer aufgebohrt, und es konnte an die Lackierung gehen.
Zuerst wurde das Modell entlang der Details mit grauer Gundierung vorschattiert. Die Innenseiten der Schanzkleider wurden mit Xtracrylix Neutral Grey gespritzt. Daraufhin wurde der gesamte Rumpf mit der orangen Farbe von Gunze gespritzt. Diese läßt sich mit dem speziellen Verdünner „Mr Thinner“ - und NUR mit diesem, alles andere führt ins Desaster - sehr gut verarbeiten und trocknet rasch durch. Für die Markierung der Wasserlinie erwies sich die in Originalgröße des Modells vorliegende Bemalungsanleitung mangels einer Wasserliniengravur als hilfreich.
Die Wasserlinie wurde mit extrafeinem Klebeband von Rai-Ro und breitem Tamiya-Tape abgeklebt. Nun wurde noch einmal mit oranger Farbe übergesprüht. Eventuelle Undichtigkeiten des Tapes werden so vom zuerst aufgebrachten Farbton unterkrochen; wenn man mit der zweiten Farbe spritzt, reicht diese nur noch an das Tape heran und die Grenzlinie ist sauber. Diesen ausgesprochen nützlichen Tipp möchte ich gern weitergeben. Auch die Schiffsbodenfarbe von Gunze ließ sich sehr gut verarbeiten. Zum Schluss konnten die weißen Bereiche des Rumpfes vorsichtig nach entsprechendem Abkleben gespritzt werden. Nach Durchtrocknen wurde das Unterwasserschiff einige Millimeter unterhalb der Wasserlinie mittels einer Diamantscheibe in der Minibohrmaschine abgetrennt. Die Schotten wurden mittels einer Laubsäge durchtrennt. Nach dem Versäubern war der Rumpf bereit zum Einpassen in das Diorama.
Es folgte die Bemalung der Decks. Das ursprüngliche Vordeck verschwindet unter dem neuen Deck, also blieb es unbemalt. Die anderen Holzdecks wurden mit verschiedenen Vallejo-Acrylfarben holzfarben bemalt und erhielten einen schwarzbraunen Wash aus Wasserfarben, mit Sidolin Streifenfrei angemischt. Dadurch kamen die kalfaterten Nähte besser heraus und das Deck wirkte benutzter und lebendiger. Die zahlreichen Decksdetails wurden von Hand mit Xtracrylix Neutral Grey bemalt. Das Flugdeck wurde nach Abkleben mit Xtracrylix Extra Dark Sea Grey gespritzt und zur Aufnahme der Decals mit Future hochglänzend lackiert.
Auch die Rumpfseiten wurden mit Future auf das Auftragen der zahlreichen Decals vorbereitet. Diese ließen sich sehr gut verarbeiten und es kam zu keinem „silbern“. Nach einer weiteren Schicht Future wurden der Rumpf und das Flugdeck wieder mattiert.
Die zahlreichen Decksanbauten auf dem Achterdeck wurden eher ereignislos hergestellt und angebaut. Die beiden großen, sehr sauber gespritzten Winschen wurden mit einer blaugrünen Mischung aus RLM 65 und 83 lackiert, dann mit einem dunklen Wash versehen. Zwei Schotten wurden aus Ätzteilen für die HMS Hood ersetzt. Das Flugdeck konnte nun aufgeklebt werden; gesichert wurde es mit einer Schnellspannzwinge.
Es gibt manchmal Teile, die über die Maßen Schwierigkeiten verursachen. Das mag am Teil liegen, aber auch an den Befürchtungen, die man hinsichtlich dessen Verarbeitung hat. Ich arbeite nicht gern mit Klarsichtteilen; als ich sah, dass die Brückenfront so ausgeführt ist, freute ich mich nicht. Ich denke, ich hätte mit den zahlreichen kleinen rechteckigen Fenstern besser umgehen können, wenn sie offen gespritzt wären. Einfach lackiert und nachher mit Weißleim ausgefüllt – gut so. In diesem Fall muß man die Fenster sehr fein abkleben und nachher Decals mit den hölzernen Fensterrahmen darübersetzen – d.h. auf den Glasscheiben liegt nachher Decalfilm. Ich versuchte es zuerst, indem ich die Fenster mit Maskol auslaufen ließ, und lackierte dann weiß darüber. Das ergab einige größere und kleinere Probleme, die ich auf meinen innerlichen Unwillen und Angst zurückführte. Jedenfalls habe ich drei oder vier Mal zum Spiritus gegriffen und die Farbe wieder abgewaschen. Schließlich klebte ich jedes Fensterchen mit zurechtgeschnittenem Tamiya tape ab – das wäre von Anfang an die beste Variante gewesen. So oder so nimmt der Decalfilm den Fenstern einiges an Durchsichtigkeit weg.
Die nächsten Enttäuschungen kamen beim Zusammenbau des Brückenaufbaus – hier blieben Spalten zurück, die in unmittelbarer Nähe der empfindlichen Decals gefüllt, verschliffen und überlackiert werden mußten – einiges an Mehrarbeit, und kein so schönes Ergebnis wie erwünscht.
Die Niedergänge am Brückenaufbau wurden auf der unteren Ebene von mit Ätzteilen von Saemann und oben mit WEM-Teilen ersetzt – oben ist sehr wenig Platz in der Breite, deshalb die schmaleren Teile. Die Bausatzteile – Kunststoffstufen mit geätztem Geländer – fand ich unter dem sonstigen Niveau des Ätzteilsatzes; warum Hasegawa diese Lösung gewählt hat, verstehe ich nicht ganz. Auch so musste ich die Decksausschnitte noch vergrößern, um die Niedergänge einbauen zu können.
Frank Spahr