Das Diorama
Das Diorama wurde aus einem Bilderrahmen hergestellt; Glasscheibe und Pappunterlage wurden herausgenommen, der Rahmen mit mehreren Zwingen auf eine beschichtete Spanplatte gespannt, die ich vorher mit einem Stück zerknitterter Alufolie überzogen hatte. Vaseline auf der Platte erleichtert das Anbringen der Folie und vermindert die Gefahr des übermäßigen Faltenwurfs. Nun konnte Modelliergips aus dem Baumarkt in den Rahmen gegossen werden. Nach dem Aushärten des Gipses wurde der Rahmen von der Platte gelöst, die Gipsüberschüsse zurückgetrimmt und das Schiff konnte eingepasst werden. In diesem Fall sollte in einer Ecke der Platte ein Stück Ufer zu sehen sein, auf das das Schiff mit langsamster Fahrt zusteuerte. Also wurde das Modell an der gewünschten Stelle etwas außerhalb der Mitte und leicht schräg platziert und mit einem Bleistift umfahren. Nun konnte der Gips mit einem kräftigen Modelliermesser so lange abgetragen werden, bis das Schiff in der gewünschten Tiefe lag. Die Befestigung erfolgte später mit Acrylgel.
Gipsreste goss ich auf eine Glasplatte, so dass sie eine wenige Millimeter dicke Schicht bildeten. Ihre Oberseite wurde mit Backpulver bestreut.Die Gipsreste wurden mit einem Spachtel von der Glasplatte getrennt und zerbrochen, wobei passende Eisschollen entstanden. Um die Ecke mit dem Ufer wurde aus zwei verklebten Holzleisten ein Rahmen mit Schnellspannzwingen befestigt. Die Platte wurde schräg gelagert, und mit einigen der Gipsbruchstücke und frischem Gips wurde das Ufer modelliert. Kleinere Gipsbruchstücke wurden in den weichen Gips gelegt, um als freigelegte Felsoberfläche dienen zu können. Wieder wurde der frische Gips mit Backpulver bestreut. Nach dem Aushärten konnte der Rahmen entfernt werden, und ich konnte die Basis bemalen. Dazu wurde der Holzrahmen zuerst abgeklebt. In diesem Fall wollte ich möglichst kalt-blaues Wasser haben und benutzte JPS Acryl Sea Blue aus der Airbrush. Das funktionierte zuerst sehr gut und ergab einen Farbton, der mir sehr passend erschien. Das Landteil wurde mit verschiedenen Grautönen für die Felsen und weißer Wandfarbe für den Schnee bemalt. Ich bekam Probleme mit dem Glanzlacküberzug der See. Vermutlich reichte die Trockungszeit nicht aus, weshalb noch Feuchtigkeit aus dem Gips austrat und zur Blasenbildung unter dem wasserundurchlässigen Lack führte. So mußte ich sehr viele Schichten Glanzlack auftragen, bis die Oberfläche homogen und frei von Bläschen war – wieder etwas dazugelernt.
Die Eisschollen wurden mit Weißleim aufgeklebt, und bis auf Figuren und Fahrzeuge war die Basis fertig.
Die Takelung erfolgte während mehrerer sehr unentspannter Abende mit gezogenem Gußastmaterial; analog der Echternacher Springprozession kam es dabei oft vor, dass für jede erfolgreich angebrachte Leine eine oder zwei andere dran glauben mussten. Trotzdem war es schließlich so weit, dass ich das Schiff als getakelt ansehen, die Bemalung überprüfen und korrigieren und schließlich an den Einbau ins Diorama gehen konnte.
Das Acrylgel wurde mit Spachteln aus dem Künstlerbedarf verstrichen und Überschüsse mit Wattestäbchen entfernt. Die Schrumpfung des Materials erforderte mehrfaches Nachlegen, und es dauerte jeweils einige Tage bis zur Durchtrocknung. Schließlich konnte ich meine Fotos machen und das Diorama in den Schrank stellen.
Die Figuren
Zu dem Ätzteilsatz gehören auch Figuren von Menschen, Hunden und Pinguinen. Ich benutzte davon nur die letzteren, verlieh ihnen aber mit Weißleim etwas mehr Volumen, bevor ich sie bemalte. Leider desertierten drei der fünf Pingus in der Endphase des Baus, so dass es auf den Eisschollen ziemlich einsam wurde. Deshalb schaffte ich selbst Ersatz. Mir war sofort klar, dass ich nicht so klein arbeiten konnte, wie die geätzten Pinguine gewesen waren. Ein kurzer Blick ins Internet zeigte mir, dass die größten Pinguine, die aus dem Kinofilm „Die Reise der Pinguine“ bekannten Kaiserpinguine, bis zu 120 cm groß werden – das entspricht 3,43 mm in 1:350. Die Königspinguine werden bis zu 90 cm groß, Zwergpinguine bringen es auf gerade einmal 35 cm – sie schieden von daher aus.
Nach einigem Nachdenken und Herumprobieren ging ich von einem Polystyrol-Rundstab aus, dessen Ende ich von zwei Seiten schräg zufeilte und von der späteren Vorderseite her mit einer Feile einkerbte. An diesen wurden zwei Stummelflügel aus Papier geklebt, die strömungsgünstige Rundung erhielt der Pingu aus Weißleim. Nach der Bemalung wirkten die Pinguine zumindest mit dem unbewaffneten Auge stimmig und wurden auf ihre Eisscholle geklebt.
Die Besatzungsfiguren entstanden aus meinen letzten Vorräten an unbemalten Preiser-Figuren sowie einigen Figuren von L `Arsénal. Diese wurden umbemalt und auf dem Schiff verteilt.
Die Figuren habe ich auch gebaut, bin aber alles, nur kein Figurenbauer. Sie wurden zuerst mit einer Minibohrmaschine und diversen Schleifkörpern versäubert und dann mit Sekundenkleber verklebt. Es wurde einiges an Spachtelmasse benötigt und einiges an Nacharbeit mit verschiedenen Werkzeugen, hauptsächlich wieder mit der Minibohrmaschine, bis ich einigermaßen zufrieden war.
Nach Auftragen von Mr. Metal Primer von Gunze wurden die Figuren mit Model Master Grundierung gespritzt und dann mit verschiedenen Acrylfarben mit dem Pinsel bemalt. Bei den Hunden wurde auch die Airbrush eingesetzt. Leichtes Trockenmalen zum Aufhellen der höher liegenden Bereiche beendete das Minimalprogramm.
Fazit
Ein exzellenter Bausatz auf höchstem Niveau, aber auch eine Herausforderung und teilweise überkonstruiert (ich denke hier an den durchsichtigen Aufbau). Ich habe zwischendrin mehrere Pausen benötigt, in denen ich weniger anspruchsvolle Projekte gebaut habe, um für dieses genug Ruhe und Motivation zu haben. Für Fortgeschrittene uneingeschränkt zu empfehlen!
Quellen
- Ein japanisches Modellbaumagazin mit einem Artikel zur Soya (leider nur auf japanisch …)
- Ein Fotorundgang um das Museumsschiff
- Die Website des Schiffahrtsmuseums, das die Soya ausstellt
Frank Spahr