Wasa

Der Kutter wäre fast aus dem Kasten gebaut worden, hätte ich nicht in Sachen Ankergeschirr durch „den Mondfeld“ geblättert – als Schüler habe ich dieses Standardwerk in unserer Stadtbücherei entdeckt, ausgeliehen und über Monate hin immer wieder verlängert, leisten konnte ich es mir damals nicht. Vor einigen Jahren fiel es mir dann für billig Geld in die Hände. Darin enthalten ist ein Satz Zeichnungen des Kutters, anhand derer ich mit Polystyrolprofilen zur Hand ging und das nackichte Innere etwas aufhübschte. Eine Ruderpinne und ein paar Ruder waren auch noch drin, und die Bemalung machte richtig Spaß. In dieser Bauphase ging ich auch an die Rüsten. Die angespritzten Jungfern wurden abgetrennt, ebenso die Abstrebungen nach unten. Diese wurden aus Polystyrolprofilen ersetzt, ebenso wie ein paar Versteifungen oben auf den Rüsten, die so ganz ohne alles etwas traurig aussahen.

Die Kranbalken mußten etwas angepaßt werden, stellten aber kein größeres Problem dar. Ich wollte das Schiff nur vor dem Steuerbordanker zeigen, so dass der Backbordanker am Kranbalken gefahren wurde, bereit zum Auswerfen. Der Anker wurde etwas versäubert und verspachtelt, wozu Gusswachs benutzt wurde. Zur Bemalung des neuen eisernen Ankers verwendete ich Vallejo Gunmetal metalizer und war sehr zufrieden mit dem Eindruck.

Die Flaggenstöcke entstanden aus Messingrohren, mit Acrylfarbe und Ölfarbe bemalt. Die Flaggen selbst entpuppten sich als Problem. Der Flaggensatz aus dem Bausatz war mir zu dick und steif, also mußte ich irgendein Medium bemalen. Alufolie erwies sich als ungeeignet, weil die Verbindung zwischen der Acrylfarbe und der Folie nicht stabil genug war, und die Folie auch etwas dick. Am Ende benutzte ich großformatiges Zigarettenpapier. Dieses wurde mit Tamiya Tape auf eine Glasplatte fixiert und zuerst Revell Aqua Color Lufthansagelb gespritzt. Darüber wurde (mutig, mutig!) mit Tamiya Tape das Kreuz abgeklebt und dann mit blauer Acrylfarbe übergesprüht. Nach dem Trocknen ließ sich das Tape überraschenderweise abziehen, ohne das Papier zu zerreißen. Das intensive Gelb wirkte sogar auf der Rückseite noch gut, so dass ich einfach das Papier mit der Rückseite nach vorn auf die Glasplatte befestigte, wieder das Kreuz maskierte, und nochmals mit blau spritzte. Diese Fahnen ließen sich sehr gut verarbeiten. Ich unterstelle einen praktisch windstillen Tag, also hängt das Banner am Heck mehr oder minder schlapp herunter, die Banner an den Flaggenmasten ebenfalls. Am Heck liegt das Banner dabei in Falten; das ließ sich unkompliziert durch vorsichtiges Befeuchten und Formen erreichen, die Form blieb nach dem Trocknen erhalten.

Die Flaggenmasten wurden vorerst noch nicht auf dem Schiff befestigt, um Unfälle beim Hantieren zu vermeiden.

Das Schiff wurde nun in die Basis eingeklebt, wozu vorn und achtern zwei Punkte Silikon benutzt wurden. Die verbleibenden Spalten wurden mit weißem Anschlussacryl von unten gefüllt. Dieses wurde nach dem Entfernen der Überschüsse und Durchtrocknen in der Farbe des Wassers bemalt. Die verbleibenden Spalten wurden mit glänzendem klarem Acrylgel gefüllt, das mit Pinseln aufgetragen wurde.

Nun konnten auch die Flaggenmasten und die Takelung der Anker, die Sorgleinen und das Ankertau befestigt werden. Nach den üblichen Versäuberungen fehlte eigentlich nur noch etwas Leben auf dem Kahn. Leider sind mir keine passenden Figuren untergekommen, so daß ich für schmales Geld ein Beutelchen Modellbahnfiguren in Spur N chinesischer Provenienz erwarb, von merkwürdigen Proportionen und in einander wild bekriegenden Farben bemalt.

Diese wurden mit dem schon mehrfach erwähnten Gußwachs ummodelliert; die erste Figur sah ursprünglich aus wie der junge Travolta in „Saturday Night Fever“, ich modelte ihn zu etwas in der Richtung von Mandy Patinkin in „Die Braut des Prinzen“ um („Hallo – mein Name ist Inigo Montoya. Du hast meinen Vater getötet – jetzt bist Du des Todes!“) Nach der Bemalung sah er schon ganz brauchbar aus. Ich bemalte insgesamt ein gutes Dutzend Figuren und platzierte sie auf dem Deck, den Rüsten und im Kutter.

Auf Intervention meines britischen Modellbaufreundes Jim Baumann belebte ich schließlich das Diorama noch mit einigen zugegebenermaßen recht träge herumsitzenden Möwen. Diese entstanden aus Papier, zahntechnischem Gusswachs, Polystyrolprofil und Farbe. Trotz ihrer skandinavisch-ruhigen Art bilden sie für mich das I-Tüpfelchen des Dioramas.

Fazit

Ein echter Klassiker, ein Bausatz, der mit fast 40 immer noch eine gute Figur macht, und besonders mit der neuen Bemalung ein echter Hingucker. Zudem eine willkommene Abwechslung!

Sehr empfehlenswert!

 

Quellen

TEIL 1

Frank Spahr

VMF-06 "German Gamblers"

IG Waterline