Das Original
Die britischen Zerstörer der Tribal-Klasse wurde im Jahr 1935 in Auftrag gegeben. Benannt nach allerlei Volksstämmen aus aller Welt, waren es für die Zeit große und gut bewaffnete Einheiten, mit einer Hauptbewaffnung aus vier 12 cm Zwillingstürmen. Die Luftabwehrbewaffnung umfasste eine vierläufige Vickers "Pom-Pom" vom Kaliber 40 mm sowie zwei vierläufige halbzöllige Maschinengewehre des gleichen Herstellers. Die Tribals hatten einen vierfachen Torpedosatz. Sowohl dieser als auch die 12 cm-Geschütze mussten nicht mehr von Hand gerichtet werden, sondern waren angetrieben. Der Antrieb der Schiffe brachte 44.000 PS auf die Wellen und lieferte eine Höchstgeschwindigkeit von 36 Knoten.
Sechzehn Einheiten wurden für die Royal Navy gebaut und traten über das Jahr 1938 zur Flotte. Als bislang leistungsfähigste Flottenzerstörer wurden sie sehr stark gefordert, und nur vier der Schiffe überlebten den Krieg.
Der Entwurf fand auch in anderen Ländern des Commonwealth Gefallen, und drei Tribals wurden 1939 für Australien auf Kiel gelegt. Vier weitere wurden auf britischen Werften für Kanada gebaut, und weitere vier in Kanada nach britischen Plänen. Nicht alle dieser Schiffe wurden während des 2. Weltkriegs fertiggestellt. Heute existiert nur noch ein Schiff der Klasse, die HMCS Haida in Hamilton, Ontario.
Die Schiffe wurden während des Krieges analog anderer alliierter Einheiten umgebaut. Ihre Kommunikations - und Radareinrichtungen wurden deutlich erweitert, wozu ihre Masten und Takelung verändert werden musste. Der Vormast wurde durch einen Gittermast ersetzt, und der Hauptmast durch einen Pfahlmast, der die lebenswichtige HF/DF - Antenne trug. Auch die Luftabwehr wurde verbessert. Ein schwerwiegender Fehler des Entwurf war es gewesen, die Rohrerhöhung der Hauptbewaffnung auf 40° zu begrenzen. Man war davon ausgegangen, dass die Schiffe mit der Schlachtflotte eingesetzt werden würden und hielt die vorhandene Flak für ausreichend. Als sich die Realität des Kriegseinsatzes zeigte und die ersten Einheiten verloren gingen, wurde als Notmaßnahme häufig der Turm X durch einen Zwillingsturm des Kalibers vier Zoll ersetzt, der eine größere Rohrerhöhung zuließ. Die zwei vierläufigen Vickers-MG erwiesen sich als unbefriedigend im Einsatz und wurden wo und wie es sich ergab durch 20 mm Oerlikon-Maschinenkanonen ersetzt, von denen teilweise auch weitere eingebaut wurden.
Während die überlebenden britischen Schiffe kurz nach dem Krieg verschrottet wurden, wurden die kanadischen und australischen Einheiten nach Umbauten in der neuen U-Jagd-Rolle während des kalten Krieges teils bis in die sechziger Jahre eingesetzt.
HMS Eskimo überlebte als eine der ganz wenigen britischen Tribals den Krieg, auch wenn es einige Male sehr knapp zuging. Im April 1940 wurde sie im Rombaksfjord vor Narvik vom deutschen Zerstörer Georg Thiele torpediert. Dabei verloren zahlreiche Besatzungsmitglieder ihr Leben, und das Schiff seinen kompletten Bug. Es gelang, den schwer beschädigten Zerstörer in die Heimat zu schleppen, wo das Schiff umfassend repariert wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde auch Turm X wie oben beschrieben ausgetauscht. Nach hartem Winterdienst in der Arktis folgte eine weitere Überholung, bei der der achtere Schornstein verkürzt, der Hauptmast entfernt und zum ersten Mal Radar eingebaut wurde. Nach weiterem Dienst in der Arktis erfolgte eine erneute Überholung. Diesmal wurde die Radarausrüstung modernisiert, das Peilsystem HF/DF eingebaut und die Flakbewaffnung verstärkt. 1942 wurde sie sowohl in der Arktis als auch im Mittelmeer eingesetzt. Sie nahm sowohl an der arktischen Konvoioperation PQ 18/QP 14, am Unternehmen Pedestal zur Versorgung Maltas als auch an der Operation Torch, der Landung in Nordafrika teil.
1943 folgte weiterer harter und gefährlicher Dienst im Mittelmeer. Während des Unternehmens Husky, der Invasion von Sizilien, wurde die Eskimo von deutschen Sturzkampfbombern schwer beschädigt. Eine komplette Überholung in der Heimat folgte auf Notreparaturen in Malta. Hierbei wich der Vormast einem Gittermast und die Vickers-MG wurden schließlich durch Oerlikons ersetzt. Nach der Landung in der Normandie wurde die Eskimo im Kanal eingesetzt. Dort half sie, U 971 zu versenken und wurde Ende Juni einem Feuergefecht mit deutschen Minensuchern beschädigt.
Wenige Tage später kollidierte sie mit dem Zerstörer HMS Javelin und benötigte einen weiteren neuen Bug. Diese große Reparatur dauerte bis in den November 1944. Daraufhin wurde sie zur britischen Pazifikflotte überstellt, bei der sie vom Februar 1945 bis zum Kriegsende diente.
Nach ihrer Rückkehr in die Heimat wurde die Eskimo bald zum Wohnschiff herabgestuft und wenig später in die Reserve überstellt. Wie viele andere Einheiten wurde sie 1949 abgewrackt.
Das Modell
Dieser Bausatz ist ein typischen Produkt der Firma Trumpeter. Er ist nach den modernsten Standards des Formenbaus in höchster Qualität sehr sauber produziert. Durch die Verwendung geteilter Formen können komplexe Formen wie Deckshäuser am Stück produziert werden, die Oberflächendetails sind ausgesprochen fein und klar. Bestimmte Ausrüstungsgegenstände wie z.B. der Torpedorohrsatz sind nichts weniger als herausragend. Der Nachteil ist mangelnde Vorbildtreue. es liegen mehrere gut sichtbare und ärgerliche Folgen von Recherchefehlern vor, die zudem vermeidbar gewesen wären. Hatte die Firma doch über ein Jahr vor diesem Bausatz das gleiche Schiff im Maßstab 1/700 herausgebracht. Seinerzeit waren die Bausatzfehler in den Rezensionen der diversen Modellbaumagazinen und Websites aufgelistet worden. So verwunderte es die Modellbaugemeinde doch sehr, dass der später präsentierte 1/350er Bausatz ebenjene gleichen Fehler enthielt.
Am ärgerlichsten ist das Fehlen jedes Decksprungs am Vordeck, das komplett eben ist und dadurch schlicht falsch aussieht. Zudem sind die Verkehrsboote aus dem Bausatz keine britischen, sondern deutsche Typen. Die Vickers Pom-Pom liegt in der achtläufigen Version vor, die aus Gewichtsgründen auf Einheiten von Zerstörergröße nicht eingesetzt wurde. Und der schon sehr früh nachgerüstete Vier-Zoll-Zwillingsturm fehlt ganz.
So war es kein Wunder, dass ein holländischer Modellbaukollege auf einer Ausstellung sah, dass ich den Bausatz gekauft hatte, spontan das Zeichen gegen den bösen Blick machte und nur sagte: "Bad kit! Bad kit!"
Naja, ich hatte meine Gründe, den Bausatz zu kaufen. Hatte ich doch den Ätzteilsatz von WEM zur Rezension erhalten, und ohne Bausatz konnte ich damit eher wenig anfangen. Später im Jahr 2014, und zwar ganz knapp bevor WEM in England dicht machte, erhielt ich von dieser von mir sehr geschätzten Firma ihre für den Bausatz empfohlenen Zurüstsätze. Das waren einerseits die Schiffsboote und Schiffsschrauben, aus Resin bzw. Weißmetall sowie Ersatz für die 12 cm-Türme und der Vier-Zoll (10,2 cm)-Turm, jeweils hauchdünn aus Resin gegossen und mit gedrehten Messingrohren. Einzig die vierläufige Pom-Pom war nicht erhältlich. Und diese hat dann auch das Erscheinen dieses Bauberichts deutlich verzögert. Mehr dazu später.
Da mir die WEM Oerlikons, die rein aus Ätzteilen bestehen, nicht zusagten, orderte ich Ersatz von der Firma Master, bei denen der Sockel und das Rohr aus Messing-Drehteilen bestehen.
So ausgerüstet konnte ich an die Planung des Projekts gehen. Ich hatte mich sehr früh dazu entschlossen, die Eskimo im späten Rüstzustand zu bauen, nach der Beschädigung vor Sizilien, also im Frühjahr/Sommer 1944. Der Ätzteilsatz ermöglicht das sehr gut, weil er diverse Teile für frühe und späte Rüstzustände enthält.
Natürlich musste ich mir auch Gedanken über das Farbschema machen. Das war das sogenannte Emergency Fleet Scheme for Destroyers, wie es von vielen Einheiten getragen wurde. Es war ein vergleichsweise unkompliziertes Tarnmuster aus vier Farbtönen und wurde auf beiden Rumpfseiten gleich aufgetragen - sehr vorteilhaft für Modellbauer. Ich folgte der Beschreibung von Alan Raven im entsprechenden Heft aus der Reihe Warship Perspectives, es bedurfte jedoch einiger Mühen, die entsprechenden Farbtöne als Acrylfarben zu finden.
Der Bau des Modells
Wie erwähnt, ist der Ätzteilsatz von WEM sehr hilfreich, indem er Teile für diverse Bauzustände, Namensplatten für alle britischen Einheiten sowie sehr nützliche Hinweise darüber enthält, wie die Fehler des Bausatzes korrigiert werden können. Ich begann direkt mit der Korrektur des fehlenden Decksprungs, wie von WEM bzw. Peter Hall empfohlen. Das bedeutet, die vorderen 47 mm des Vordecks an der Bugspitze um 2 mm zu erhöhen, das erhöhte Deck entsprechend zu verkleiden und die Ankerklüsen nach oben zu verlegen. Ich schaffte es, die erhabenen Umrandungen der Ankerklüsen vorsichtig am Stück vom Rumpf abzutrennen; noch schöner wäre es gewesen, diese Teile als Ätzteile beizulegen. Sie wurden in der neuen Lage wieder angeklebt und die Klüsen entsprechend ausgebohrt.
Beim Vergleich der Bullaugen am Modell mit Vorbildfotos fiel mir auf, dass diese nicht übereinstimmten. Das kann allein mit der Erneuerung des Bugs zusammenhängen. Von daher markierte ich die überzähligen Bullaugen am Rumpf und verschloss sie mit Polystyrol-Rundstabmaterial. Nach Entfernen der Überschüsse und Verschleifen wurden alle verbleibenden und hinzuzufügenden Bullaugen auf einheitliche Weite ausgebohrt. Ich ersetzte die durch das Verschleifen verloren gegangenen Regenabweiser nicht, sondern deutete sie nach der Lackierung nur dezent mit Bleistift an.
Auch die Deckhäuser wurden zu dieser Zeit angegangen, wie ich stets so viele Baugruppen wie möglich gleichzeitig in Arbeit habe, um immer irgendwo etwas tun zu können, wenn ich anderswo warten muss. Nachdem ich mit dem korrigierten Rumpf zufrieden war, konnte ich ihn grundieren, verschleifen und erneut grundieren. Nun wurde er mit Abklebeband isoliert und es ging an das Einpassen in die Basis. Ich hatte mir ganz zu Anfang aus einer 30 mm starken Styrodur-Isolierplatte aus dem Baumarkt ein für meine Displaybox passendes Stück zurechtgeschnitten. In diesem wurde ein Ausschnitt für den Rumpf angelegt, die Oberfläche wurde zum gewünschten Dünungsbild zurechtgeschnitten. Dazu eignet sich ein Cuttermesser gut. Nach entsprechendem Verschleifen konnte ich den isolierten Rumpf einsetzen und die verbleibenden Spalten mit Anschlußacryl aus dem Baumarkt füllen. Nachdem das ausgehärtet war, wurde der Rumpf wieder entfernt, das Abklebeband entfernt und ich konnte sowohl mit der Basis weiterarbeiten als auch den Rumpf lackieren. Mir ist es immer lieber, wenn ich beides so lange wie möglich getrennt lasse, es erleichtert mir die Zugänglichkeit und die Arbeit.
An der Basis wurden Überschüsse des Acryls entfernt und dann dickflüssige weiße Wandfarbe stippelnd mit einem Heizkörperpinsel aufgetragen. Das ergibt eine Oberflächenstruktur, die nach Einfärben und Glänzen einer Wasseroberfläche optisch nahe kommt. Zum Einfärben benutze ich meist einen grünen und einen dunkelblauen Farbton, meist Vallejo-Acrylfarben aus meiner Airbrush. Sind diese wasserlöslichen Farben wirklich gut durchgetrocknet (das dauert!), benutze ich lösungsmittelhaltigen Hochglanzlack aus der Sprühdose, wieder aus dem Baumarkt, um die Oberfläche zu versiegeln und ihr den wasserähnlichen Effekt zu geben.
Am Rumpf wurde zuerst die rotbraune Unterwasserfarbe aufgetragen und abgeklebt, dann der fast schwarze Wasserpass, und schließlich die diversen Farbtöne des Tarnmusters. Hier die für mich richtigen Töne zu finden, bedeutete langes Studium von Vorbildfotos, Farbvergleichstabellen, anderer Modelle und schließlich telefonischer Diskussionen mit einem Modellbaufreund.
Ich benötigte ein dunkles Grau für G 20, den dunkelsten Farbton am Rumpf. Dieser musste aber auch im Vergleich zur Decksfarbe noch stimmig wirken, was die Sache nicht einfacher machte, zumal die Vorbildfotos je nach Wetter und vermutlich Filmmaterial recht unterschiedlich wirkten. Der hellste Ton war Weiß, was ich hier auch tatsächlich benutzte, und zwar den weißen PU-Primer von Vallejo, eine für mein Empfinden sehr gute Farbe im Vergleich zu anderen weißen Farben, die gerne mal schlecht decken und sich schlecht verstreichen lassen. Nun brauchte ich stimmige Äquivalente für B 30 und G 45, die verbleibenden Farbtöne. Ich benutzte hierfür die Farbtöne RLM 65 und Light Grey Green von Vallejo Model Air. Diese sind vermutlich nicht ganz genau, aber ich bevorzuge käufliche und reproduzierbare Farbtöne gegenüber eigenen Anmischungen, die ich nie wieder so genau hinbekomme. Hier muss und kann in meinen Augen jeder Modellbauer für sich auswählen, was richtig und stimmig erscheint, und viele Resultate können jeweils für jeden Einzelnen richtig sein, ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Bedenkt man, dass viele Tarnfarben schiffsseitig individuell gemischt oder bei Materialmangel verändert wurden, und berücksichtigt man die oft schlechte Materialqualität mit geringer Farbbeständigkeit, so zeigt sich für mich, dass der Anspruch auf Allgemeingültigkeit nicht zu hoch gehängt werden sollte. Erfreulicherweise funktionierte das Abkleben bei diesem Projekt sehr gut und die Farbe hielt gut am Modell - ich habe das leider auch schon anders erlebt.
Beim Bau der diversen Deckshäuser benutzte ich meist die empfohlenen WEM-Zurüstteile, mit Ausnahme der von Trumpeter sehr schön detaillierten offenen Brücke. Sowohl die Holzgrätings als auch der Windabweiser und das sehr feine Rahmenwerk für ein Sonnensegel waren sehr fein und passten sehr gut. Ich bevorzugte auch die Schornsteingitter von Trumpeter gegenüber den Teilen von WEM. Hier konnte ich vorsichtig die gewünschte Wölbung hineinbringen. Während die Trumpeter-Teile sehr fein und dünn und empfindlich sind, sind diejenigen von WEM teilweise etwas zu dick und starr. Das liegt wohl daran, dass es nur eine Platine ist und hier Kompromisse hinsichtlich der Materialstärke geschlossen werden mussten.
Nach langer Überlegung ersetze ich die vorgesehenen Relings am achteren Deckhaus durch Splitterschilde aus dünnem Polystyrolplatten, ich kann damit aber auch leicht falsch liegen. Hier und dort wurden auch Ätzteile allgemeiner Art von Lion Roar benutzt, wie die "Perforate bars" als Unterzüge unter den Wellenbrechern vorn und achtern an den Deckshäusern.
Nachdem die Aufbauten grundsätzlich zusammengebaut waren, lackierte ich sie im Tarnmuster, wobei ich stets darauf achtete, dass die Farbgrenzen jeweils passten.
Ich verbrachte einige Zeit mit dem Zusammenbau des Gittermasts sowie der diversen Radarantenen und Feuerleitgeräte. Auch hier ist zuerst auf den gewünschten Rüstzustand zu achten. Der Großmast liegt dem Ätzteilsatz bei, wirkte mir aber sowohl zu flach als auch zu instabil, so dass ich ihn aus konischem gedrehten Messingmaterial ersetzte.
Die Geschütztürme von WEM sind geradezu unglaublich dünn aus Resin gegossen, und benötigen eine sanfte Hand beim versäubern und Zusammenbau. Wie man die Waffe unter den Turm bekommt, erschließt sich auch nicht sofort, und ich probierte eine ganze Weile herum, bis ich es einigermaßen richtig hin bekam. Das Endergebnis schien mir die Mühe jedenfalls wert.
Hinsichtlich der Bemalung der diversen Details auf den Decks schaute ich die entsprechenden Vorgaben nach. Zuerst musste jeder Turm in der richtigen Farbe bemalt werden, ansonsten stellte es sich heraus, dass nahezu alle Ausrüstungsteile auf den Decks weiß zu bemalen war - das sah für mich sehr adrett und schick aus.
Die 20 mm Oerlikons von Master sind sehr fein detailliert und sehen zusammengebaut sehr stimmig aus, aber sie sind auch ziemlich anspruchsvoll in der Verarbeitung. Ich meine mich zu erinnern, dass mir die Verarbeitung der Pontos-Oerlikons leichter fiel, aber ich kann mich leicht irren.
Die Schiffsboote wurden versäubert, erhielten ein paar zusätzliche Ätzteile und wurden hellgrau über alles gestrichen.
Alle Baugruppen wurden zuerst grundiert, dann entsprechend lackiert und dezent gealtert. Ich benutze hierzu normalerweise einen Wash aus Humbrol-Verdünnung und brauner Ölfarbe zum Betonen von Details. Verschmutzungen und Rostanflug am Rumpf simuliere ich, indem ich einen winzigen Klecks brauner Ölfarbe mit einem Wattestäbchen nach unten verstreiche. Für mich ist hier weniger mehr, und es ist leicht, die Dinge sowohl von der Farbintensität als auch von der Menge her zu übertreiben. Zudem halte ich es für wichtig, sich vor Augen zu führen, welche Bereiche des Schiffs der Pflege durch die Besatzung wie zugänglich waren.
Nun wurde das Modell schrittweise zusammengesetzt, wobei ich versuche, stets von der Mitte nach außen hin zu arbeiten. So ist das Risiko von "Kollateralschäden" wenigstens etwas geringer. Die fotogeätzten Relings wurden hell grundiert und dann angebaut. Die Relingszüge wurden in einem dunkleren grau bemalt, während die Relingsstützen hell gelassen wurden. Segeltuchbespannungen wurden durch Auftragen von Weißleim simuliert. Verbleibende Spalten wurden mit Sekundenkleber ausgefüllt. Einiger Aufwand an Ausbesserungen an der Bemalung folgte, bis ich einen Überzug aus Mattlack aufsprühen konnte, um ein einigermaßen einheitliches Bild zu erzielen.
Ich bemannte mein Schiff mit den hervorragenden 3D-gedruckten Figuren von NorthStar, ich kenne derzeit nichts besseres. Zur Takelung benutzte ich das ultrafeine Monofilament Caenis von UNI, besser dünner takeln als zu dick. Den White Ensign entnahm ich dem Abziehbilderbogen des Bausatzes, brachte ihn auf Alufolie auf und befestigte ihn am Flaggenstock. Nachdem nun wirklich alles fertig war, versiegelte ich das Modell mit einem letzten Mattlacküberzug. Nun konnte ich es auf der vorbereiteten Basis befestigen, alles in die passende Vitrine tun, und darauf warten, dass ich eine vierläufige Pom-Pom auftrieb.
Ich hatte mich schon sehr auf die von NorthStar angekündigte Pom-Pom gefreut, die CAD-Zeichnungen sahen schlichtweg beeindruckend aus. Leider ließ die Lieferung aber immer länger auf sich warten, so dass ich nach knapp drei Monaten nach Alternativen Ausschau hielt.
Beim Stöbern nach Material für ein neues Projekt stieß ich bei L'Arsénal auf eine Pom-Pom von Niko in 1/400, die ich auf Verdacht bestellte. Schließlich hatte ich es schon ein paar mal mit Zurüstteilen zu tun, die sich als etwas kleiner oder größer als erwartet erwiesen. Ich war dann sehr zufrieden mit dem Niko-Teil, es besteht aus zwei Resin- und einem halben Dutzend Ätzteilen, lässt sich recht gut verarbeiten und wirkt einigermaßen stimmig von der Größe her. So konnte ich meine HMS Eskimo und diesen Baubericht schließlich doch fertigstellen
Zurüstteile
- Ätzteilsatz WEM PE 35169
- Korrekte Schiffsboote (25ft Motor Boat, 25ft Admiralty Motor Cutter und 27ft Whaler ) WEM PRO 3534
- Vierläufige Pom-Poms von Niko Model, gelistet unter ZW 4006 bei L'Arsenal
- Vierzoll-Zwilling QF Mk.XVI - WEM PRO 3533
- 4,7 Zoll Zwilling - WEM PRO 3535
- 20 mm Oerlikon - Master NW 35052
Fazit
Mir fällt hier nur ein: "Das wäre doch nicht nötig gewesen!" Ich bin mit dem fertigen Modell zufrieden, aber es war absolut vermeidbar, diese Fehler herstellerseits nicht zu beseitigen. Bei all der Kompetenz, der hochentwickelten Technik im Formenbau und dem makellosen Spritzguss war es nicht nötig, uns Modellbauer dazu zu zwingen, teils schwer oder gar nicht erhältliche Zurüstteile zu beschaffen, um das zu erreichen, was eigentlich im Bausatz hätte sein sollen.
Frank Spahr