Baubericht Typ IX C Uboot, Mirage Hobby 1/400 mit Ätzteilsatz
Dieser kleine Bausatz läßt sich recht zügig fertigstellen. Baubeginn Freitag, fertiggestellt am darauffolgenden Dienstag.
Vor Baubeginn gravierte ich die am Rumpf nicht ausgeführten Mündungsklappen nach. Dann klebte ich nach Trockenpassen und Zurechtschleifen die Rumpfhälften zusammen sowie die Hälften des Turms. Die Passung war nicht überragend, aber auch nicht wirklich schlecht. Beim Einpassen des Decks in die Rumpfhälften mußte jedoch etwas Flash entfernt werden, und die Passung war nicht wirklich gut. Aber ich wollte ja sowieso das zweiteilige geätzte Deck aufsetzen. Nach einiger Schleiferei und einigem Gebrauch von Spachtelmasse war ich soweit, das Deck anpassen zu können. Alle einmodellierten Decksstrukturen müssen ja weg, damit sich eine plane Unterlage ergibt. Geklebt habe ich das Ersatzdeck mit Vollmer Flüssigkleber, der das Plastik gut anlöst und für einen festen Verbund sorgt. Mehrere Klemmen sicherten den Halt der Ätzteile. An einigen Stellen mußte ich mit Sekundenkleber nachhelfen.
Das geätzte Deck ist etwas schmaler als der Kunststoffrumpf, von daher entstehen Übergänge, die in mehreren Runden mit Mr Surfacer gefüllt und verschliffen wurden. Traditionell sah ich erst nach der Grundierung mit Model Master Primer verschiedene Macken, was weitere Runden spachteln und schleifen bedeutete. Nun konnte ich den Turmunterbau anpassen und aufkleben, dabei bemühte ich mich, Spalten zu vermeiden. Etwas Mr Surfacer mußte aber doch her.
Was die Lackierung anging, so wollte ich es mir einigermaßen einfach machen. Zuerst muß ich dazu sagen, daß die Bemalungsanleitung nichts entspricht, was ich je gelesen oder gesehen habe. Also entschied ich mich nach Ansicht der Bilder in meinem Referenzmaterial für eine halbwegs normale Lackierung mit hellgrauen vertikalen Oberflächen über der Wasserlinie und einem dunkelgrauen Deck und Unterwasserschiff. Das Modell, das in dem Heft Vom original zum Modell vorgestellt wird, hat ein rotes Unterwasserschiff. Ich hatte auf modelwarships.com im Forum nachgefragt, wie es um die Anstriche und speziell das Unterwasserschiff bestellt war, und hatte einen sehr interessanten Link (die Seite ist in englischer Sprache) erhalten, aus dem letztendlich hervorgeht, daß es zwar grundsätzliche Farbvorschriften gab, diese aber für jedes Boot individuell mit der Führung abgestimmt wurden. Ein rotes Unterwasserschiff ist für die Kriegszeit aber nicht nachgewiesen. Es mag sein, daß sich hier irgendwann einmal ein Zeichner eine künstlerische Freiheit herausgenommen hat oder davon ausging, daß es bei den U-Booten unter Wasser farblich genauso zuging wie bei den Überwassereinheiten, jedenfalls scheint es in der Realität nicht so gewesen zu sein.
Im Nordmeer und im Mittelmeer gab es spezifische Bemalungsvorschriften, und es gab auch Tarnanstriche bei einzelnen Typ IX - Booten. Wenn man dann noch die Veränderungen durch Neuanstriche bei Werftliegezeiten, die Farbveränderungen im Einsatz und schlußendlich noch den umstrittenen Maßstabseffekt in Betracht zieht, kann man meiner Meinung nach bei einem so kleinmaßstäblichen Modell nicht gerichtsfest sagen, welcher Farbton hier richtig ist. Ich wählte also aus meinen mehreren Dutzend Grautönen ein helles und ein dunkles Grau von Revell (Nr. 76 und 57) aus und lackierte zuerst das ganze Boot mit dem helleren Ton.
Als nächstes klebte ich die später hellgrauen Bereiche mit Tamiya - Tape ab. Das war der Turm sowie der Bereich des Rumpfes oberhalb der Flutschlitze sowie das Deck im Bugbereich vor dem Holzdeck. Nun kam mein erster Versuch mit einem Trick, den ich neulich in irgendeinem Modellbauforum gelesen habe: Zumindest bei mir läuft immer mal wieder etwas Farbe unter das Abklebeband. Der hilfreiche Kollege empfahl deshalb, bevor man die zweite Farbe spritzt, noch einmal mit der ersten Farbe über das Band zu gehen. Alles, was dann darunter kriechen mag, hat automatisch die richtige Farbe und fällt nicht auf. Zudem versiegelt es sozusagen die Spalten, so daß die zweite Farbe nicht mehr herunter kann. Das fand ich ziemlich schlau und es kommt meinem verläßlichen Ungeschick sehr entgegen.
So funktionierte es dann auch, aber vorher habe ich noch die diversen Anbauten am Unterwasserschiff angebracht, also Seiten- und Tiefenruder sowie Schraubenwellen und Propeller. Hier bin ich aus der Bauanleitung nicht ganz schlau geworden, und wahrscheinlich habe ich auch irgendetwas instinktiv falsch herum angeklebt. Es ist nämlich so: In der Anleitung sind Maße für die Montage der Wellenböcke angegeben, obwohl genau diese Maße eigentlich am Boot durch Vertiefungen, in die die Böcke eingesetzt werden müssen, definiert sind. Die Länge der Wellen und die Lage der Vertiefungen läßt einem da keine Wahl. Was ich nicht richtig hinbekommen habe, ist die Lage der Böcke, so daß sie in einem korrekten Winkel stehen und die achteren Tiefenruder auch die richtige Lage bekommen. Da habe ich schon hin- und herprobiert und war mir immer noch unsicher. So, wie es jetzt steht, kommt es noch am besten hin.
Was weder am Boot noch in der Anleitung markiert ist, sind die Ansätze der Seitenruder und, nebenbei bemerkt, die achteren Torpedorohre. Unter Verwendung der Ätzteile und mit Geduld bekam ich schließlich die Konstruktion soweit hin. Mr Surfacer mußte die verbleibenden Spalte abdecken, und schließlich konnte ich das Unterwasserschiff und das Holzdeck dunkelgrau spritzen. Die Schrauben habe ich durch die Ätzteile ersetzt, die ich vorsichtig etwas schraubenartig zurechtgebogen habe. Richtig glücklich bin ich aber nicht. Diese Messingteile blieben unbemalt.
Nach Entfernen des Abklebebandes ging es an die verbleibenden Anbauten. Entgegen der Anleitung benutzte ich für die Wintergärten nur die Ätzteile und nicht die Bausatzteile, um eine korrekte Dicke zu erreichen. Die Geländer wurden vorsichtig zurechtgebogen. Die Flak auf den Wintergartenplattformen erhielt geätzte Bodenplatten, Verstrebungen, und eine erhielt auch eine Abstützung für den Schützen, die andere ist irgendwo verschwunden. Das 105-mm Geschütz ist aus dem Kasten, bis auf die geätzte Abstrebung darunter. Diese sollte eigentlich für das (von mir nicht verwendete) achtere Geschütz sein, aber ich habe sie ganz frech vorn aufgeklebt, um zu vermeiden, sechzehn(!) winzige Blechstreifchen in Vertiefungen an der Geschützbasis einkleben zu müssen. Denn das hätte ich garantiert vergeigt. Weitere Ätzteile sind der Peilrahmen und das Funkmeß-Beobachtungsgerät am Turm sowie eine Reihe Poller an Deck. Der Netzabweiser am Bug wird aus zwei Teilen zusammengesetzt, was nicht ganz unkompliziert war, aber machbar. Es fehlten die Böcke, auf denen die Antennen am Heck landen. Diese habe ich aus Teilen von White Ensign für 1:400er Relings zurechtgebaut. Etwas ins Fluchen kam ich bei den Relings; diese ruhen nur auf den Relingsstützen und lassen sich somit schwerer befestigen als andere Relings mit einer Fußleiste. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Sekundenkleber hielt, aber dann war auch das geschafft.
Es folgte die weitere Bemalung, insbesondere das Abdecken von Macken an den Ätzteilen, bis ich bereit für das Altern war. Zuvor erhielt das Modell einen Überzug aus seidenmattem Acryllack. Ich habe an diesem Modell bis auf den Anker keine rostfarbenen Spuren verwendet, sondern nur einen schwarzen "Wash" in den Vertiefungen auf dem Deck sowie eine Streifenbildung entlang der Rumpfseiten, besonders unter den Relingsstützen. Das wurde mittels Wasserfarben erreicht. Der Effekt wurde mit Q-Tips und einem Glasfaserstift nachbearbeitet, bis ich das Gefühl hatte, nichts mehr verbessern zu können.
Zu guter Letzt wurden die Antennen aus schwarzen gezogenen Gußästen angefertigt; die Isolatoren sind Kügelchen aus Kristal Kleer (=Weißleim), die grau gestrichen wurden, um einen Kontrast zum schwarzen Takelmaterial zu erzielen.
Schwierigkeiten hatte ich an folgenden Punkten:
- Die Paßform erforderte durchweg Nachbearbeitung.
- Die Konstruktion der Ruderanlage war etwas schwer verständlich und umsetzbar, die Hilfen in der Anleitung betrafen ausgerechnet das, was sowieso klar war.
- Die Ätzteile ließen sich oftmals schwer vom Rahmen abtrennen, was an der Konstruktion des Ätzblechs und der Lage der Befestigungsstege lag.
- Leider hatte ich wieder Schwierigkeiten mit Revellfarben. Das hellgraue Nr. 76, 2003 gekauft, funktionierte prima, das eigentlich sehr unkomplizierte Nr. 57, das ich seit locker 25 Jahren gerne verarbeite, wollte nicht trocknen und ist auch nach drei Tagen noch nicht richtig trocken und zieht Staub und Fussel magnetisch an. Ich habe keine Ahnung, woran das liegt. Diese Dose habe ich jedoch erst 2005 gekauft, also ist da vieleicht etwas in der Zwischenzeit etwas in der Rezeptur der Farbe passiert.
Fazit
Im großen Ganzen ein hübsches Modell eines wichtigen U-Boots, das immer im Schatten des Typs VII stand; es hat einen Maßstab, in dem es gar nicht so wenige andere Bausätze gibt, und eine sehr handliche Größe. So wie von mir aus dem Kasten gebaut, geht es auch sehr schnell. Ich habe davon abgesehen, die Nasschiebebilder zu verwenden und es auch nicht als spezifisches Boot gebaut. So wie es ist, gefällt es mir und spricht einfach durch seine Form an. Auch wenn ich keine Umbauten und Verbesserungen vorgenommen habe, würde ich zur besseren Information über den Typ das Heft "Vom Original zum Modell" empfehlen.
Gesamturteil: Empfehlenswert!
Frank Spahr