Was braucht man?
Die Frage nach realistischen Wasserflächen stellt sich jedem Schiffsmodellbauer immer wieder. Es gibt unterschiedliche Tips und Techniken. So hat Stefan auf dieser Seite ja schon eine Methode vorgestellt. Das Problem ist immer: Wasser ist nicht nur ein lebendiges Medium, es ist auch transparent und hat eine große Tiefenwirkung. Im Bedarfshandel für Profimodellbauer gibt es eine fertige Wasserfläche von Norsemen, die all diese Voraussetzungen erfüllt. Ein teures Teil. Doch das kann man selbst auch hinkriegen - und sogar ganz einfach und preiswert.
Des Rätsels Lösung heißt Silikon. Schlichtes Silikon aus dem Baumarkt. Für eine schicke Wasserfläche braucht man ein Stück Styropor oder Holz als Basisfläche, Silikon, Pappe, Plakafarben aus dem Bastelbedarf, einen Pinsel, Spachtel, einen Löffel, einen Zahnstocher, weiße Modellbaufarbe, ein scharfes Messer - und natürlich ein Schiffsmodell, ganz gleich, ob fertig oder ungebaut.
Zeitansatz: eine gute Stunde plus Trockenzeiten.
Los geht's
Als erster Arbeitsschritt wird der Umriß des Schiffsrumpfs auf ein Stück Pappe übertragen. Ich verwende üblicherweise die Einlagepappen von GMM-Fotoätzsätzen. Sie sind einen guten Millimeter stark und beinahe so fest wie eine Styrene-Platte.
Bei dem Modell handelt es sich in diesem Fall um die "USS Lockwood", eine Fregatte der Knox-Klasse. Das Modell ist von AVF-Club im Maßstab 1:700, wurde aus dem Karton gebaut und mit Fotoätzteilen von GMM und Flagship-Models verfeinert.
Also - einfach mit dem Bleistift um den Rumpf fahren und anschließend die Schablone mit einem Messer oder einer Schere sorgfältig ausschneiden. Am besten kurz beschriften, man kann die Schablone immer wieder verwenden.
Schablone
Basis
Jetzt kommt die eigentliche Wasserfläche an die Reihe. Als Basis verwende ich gern Styroporplatten. Da kann man Verpackungsreste nehmen oder sich für etwa 50 Cent einen halben Quadratmeter im Baumarkt kaufen. Das reicht dann für lange Zeit, jedenfalls bei Schiffen in 1:700. Mit Hilfe der Schablone wird festgelegt, wie das Schiff später auf der Platte stehen soll. Anschließend markiert man die Lage grob mit einem Bleistift auf dem Styropor und legt die Schablone beiseite.
Die Malerei beginnt
Wasser hat die unterschiedlichsten Farben, je nach Sauerstoffgehalt, Temperatur und Wärme. Das geht vom Blauschwarz des Atlantik bis zum fast grünen Wasser des Pazifik.
Schiffe in Fahrt wirbeln das Wasser auf und rund um den Rumpf sowie in der Hecksee ist es stark mit Sauerstoff durchsetzt, damit heller, fast ein Türkiston.
Ich benutze für das Malen der Wasserflächen Plakafarben aus dem Bastelbedarf. Sie sind sehr ergiebig und decken ausgezeichnet. Ich habe mir die Farbtöne "Parisblau", "Karibik" (ein Türkiston) und Schwarz besorgt. Aufgetragen werden die Farben grundsätzlich mit dem Pinsel, in meinem Fall ein breiter Borstenpinsel, wie er auch in der Schule verwendet wird. Die Farben werden kaum verdünnt. Das gibt eine bessere Tiefenwirkung als mit der Airbrush.
Begonnen wird mit dem Bereich, der später rund um das Schiff liegt. Er wird schön satt Türkis gemalt.
Es folgt nach außen Blau, dass immer stärker mit Schwarz durchmischt wird. Es ist wichtig, die dunkleren Farben aufzumalen, solange die helleren noch nicht durchgetrocknet sind. Dadurch erhält man fließende Übergänge bei den einzelnen Farbtönen. Am besten ist, das vorher ein wenig zu üben. Man hat das schnell raus.
Silikon
Wenn die Farben durchgetrocknet sind, was etwa nach einer halben Stunden der Fall sein dürfte, wird die Schablone wieder aufgelegt. Jetzt kommt das Silikon zum Einsatz. Ich habe mir ganz einfache Qualität im Baumarkt besorgt, in meinem Fall Obi. Von dem Zeug werden nun einfach Würste neben der Schablone auf die Fläche gegeben. Anschließend wird das Silikon mit dem Sprachtel verteilt und zwar so, dass die Schablone mit zugesprachtelt wird. Nimmt man die Stärke der Schablone als Maßstab, muß man also etwa einen guten Millimeter Silikonmasse auf die Platte spachteln. Der Spachtel sollte nicht zu schmal sein, denn je gleichmäßiger die Masse verteilt wird, umso besser ist anschließend das Ergebnis.
Wellen
Sobald das Silikon aufgespachtelt ist, können die Wellen eingearbeitet werden. Ich benutze dazu einen alten Teelöffel. Damit wird leicht auf die Silikonfläche getupft und man erhält die schönsten Wellen. Man sollte sich damit nicht allzu viel Zeit lassen, denn die Silikonmasse wird schnell zäh und entsprechend zäh wird es dann auch mit den Wellen im Pudding.
Grundsätzlich sollte man die See nicht zu sehr aufwühlen. Wichtig ist, sich immer den Maßstab vor Augen zu halten. 1:700 ist ein kleiner Maßstab, da hat man schnell eine Orkansee gebaut. Meistens ist weniger mehr. Der Effekt ist am besten, wenn er im Maßstab paßt. Zu hoch geratene Wellenkämme und -spitzen lassen sich mit dem Spachtel einfach wieder glätten.
Mit Hilfe eines Zahnstochers wird dann die aufgewühlte See rund um den Schiffsrumpf sowie die Hecksee in die Oberfläche getupft. Die Bugwelle kann man ebenfalls mit dem Zahnstocher prima aufarbeiten. Über den genauen Verlauf von Bugwelle und Hecksee geben Fotos Aufschluss.
Ausschneiden der Schablone
Wenn die Silikonmasse durchgetrocknet ist, sie braucht etwa eineinhalb Stunden, wird die Schablone sauber mit dem Cutter herausgetrennt. Dazu braucht man einfach nur mit dem Messer am Rand der Schablone entlang zu fahren. Die Schablone nimmt man heraus und kann sie für ein neues Projekt aufheben. Mitten in der Wasserfläche ist nun eine saubere Aussparung, in die das Schiff genau hineinpasst.
Bug- und Hecksee
Die weiß aufschäumende Bug- und Hecksee des Schiffs sowie die Verwirbelungen an der Seite müssen nun noch hervorgehoben werden. Das geschieht mit mattweißer Modellbaufarbe, ganz gleich welcher Hersteller und ob Acryl- oder Emaillefarben. Einfach einen nicht zu kleinen Pinsel in die Farbe tauchen, leicht abwischen und dann vorsichtig über die Wellenkämme entlang des Schiffsrumpfs pinseln. Den Vorgang so oft wiederholen, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist.
Jetzt braucht man nur noch das Modell in die Aussparung zu setzen und - fertig.
Umrandung und Schlussbemerkungen
Damit Alles etwas netter aussieht baue ich noch eine Umrandung aus Holzkehlleisten, die passend auf Gehrung geschnitten und dann einfach zusammengeleimt werden. Die Styroporfläche kann mit UHU-Por in die Umrandung geklebt werden.
Die Methode ergibt verblüffende Effekte. Durch die Struktur des Styropor gast Luft aus, während das Silikon trocknet. Die kleinen Bläschen geben einen sehr realistischen Effekt. Das Silikon trübt beim Trocknen etwas ein, was dem Ganzen einen ungewöhnlichen Tiefeneffekt gibt. Man hat wirklich den Eindruck, als ob es unter dem kleinen Schiffchen meterweit in die Tiefe geht.
Die Silikonkartusche reicht für mehrere Flächen, ebenso die Farbe. Einschließlich Umrandung kostet so eine Fläche etwa zwei Euro pro Schiff. Wir haben diese Flächen mit der IG Waterline auf Ausstellungen mehrfach gezeigt und die Resonant war einhellig positiv.
Frank Ilse