Wenn man etwas immer anders macht, ist man offensichtlich mit den bisherigen Methoden nicht zufrieden. So war es längere Zeit bei mir mit der Wassergestaltung für meine Schiffsmodelle. Nachdem ich viel gesehen und einiges ausprobiert habe, möchte ich meine derzeitige Technik zur Diskussion vorstellen. Ich habe letzthin zwei meiner frühen Schiffsmodelle überarbeiten müssen und stelle anhand des zweiten Projekts meine Vorgehensweise vor.
Vor ein paar Jahren war ich von der Silikonmethode fasziniert und habe sie gleich ausprobiert, leider aber mit den besten Absichten verschlimmbessert. Um eine möglichst gute Tiefenwirkung zu erzielen, setzte ich eine mächtig dicke Silikonschicht ein. Das sah anfänglich auch ganz gut aus, überzeugte mit fortschreitender Zeit aber immer weniger. Zudem machte sich die Schrumpfung des Materials bemerkbar, bis die auftretenden Spalten nicht mehr akzeptabel waren. Denjenigen, die die klassische Silikonmethode anwenden, wird das nicht passieren, weil sie viel dünnere Schichten verwenden und die Schrumpfung prozentual ist, sich also mit sinkender Materialstärke umso weniger auswirkt.
Abb. 1 - Schrumpfung der alten Basis der HMS Ark Royal
An der Silikonmethode störten mich die beim Modellieren immer wieder auftretenden nach oben gezupften Fädchen. Zudem ist das Silikon matter, als es für mich stimmig aussieht. Last but not least verbindet es sich schlecht mit Farben.
Abb. 2 – HMS Howe direkt nach Fertigstellung mit Silikonbasis
Abb. 3 – SMS Zähringen auf frei modellierter, bemalter Gipsbasis
Abb. 4 – HMS Argonaut auf gegen Alufolie gegossener Gipsbasis
Zwischendurch hatte ich es mit Gips versucht, zuerst frei modelliert und später nach einer Methode, die ich zuerst bei IPMS Stockholm gefunden hatte. Hierbei wird eine Glasplatte mit einer zerknitterten Alufolie bezogen und über einen Bilderrahmen festgespannt, der mit Gips hintergossen wird. Das ergibt eine schöne Oberflächenstruktur, die einer Wasserfläche recht nahekommt. Nach ausreichendem Trocknen des Gipses kann er bemalt und mit Glanzlack versiegelt werden.
Das funktioniert für einigermaßen ruhige See recht gut und kann durch Schnitzen und/oder auftragen von Acrylgel noch etwas ausmodelliert werden. Eine glänzende Versiegelung bringt die Oberfläche richtig zum Leben und man erhält recht realistische Reflexe. Diese Methode habe ich mehrmals angewendet, war aber noch immer nicht wirklich zufrieden. Das Gewicht ist recht hoch, und es kann immer mal etwas abbröseln. Zudem eignet sich die Methode hauptsächlich für ruhige See.
Die „englische Schule“ um Jim Baumann, Peter Fulgoney, Mike McCabe und Rob Kernaghan, um nur einige zu nennen, produziert exzellente Wasserdarstellungen auf Basis von bemaltem Aquarellpapier. Meine dahingehenden Versuche verliefen tiefgreifend unerfolgreich, um es sachte auszudrücken. Der Vorteil dieser Methode ist auf jeden Fall, dass man problemlos auf einer Stahlplatte arbeiten kann, auf die der Schiffsrumpf festgeschraubt werden kann. Das verhindert das gefürchtete Verziehen der Resinmodelle zuverlässig und ist, wie man an Jims großer Sammlung sehen kann, langfristig stabil und erprobt. Wenn nur das Aquarellpapier und ich besser kompatibel gewesen wären ...
Abb. 5 - Torpedoboot SMS B 98 auf bemalter Glasplatte
Irgendwann kam ich dann auf die Idee, dass es im kleinen Maßstab hauptsächlich darauf ankam, eine leicht strukturierte Oberfläche mit einem gewissen Glanzgrad zu erhalten, egal auf welchem Wege. Ich machte ein paar Versuche und fand heraus, dass Abtönfarbe aus dem Baumarkt, in einer dickeren Schicht mit einem größeren Pinsel stippelnd aufgetragen, zu einer leicht bewegten Oberfläche trocknete, die nach einer Glanzlackierung schon sehr brauchbar wirkte. Diese Technik haben wir bei unserem Liverpool – Diorama benutzt.
Abb. 6 – HMS Hesperus auf dem Liverpool – Diorama; bemalte Holzplatte
Es folgte die nächste Überlegung. Ich suchte ein Medium, das ich auch für bewegtere Wasserflächen verwenden und möglichst einfach bearbeiten konnte. Dabei fiel mir Martin Kohrings exzellentes U-Boot ein, das er in eine Hartschaumplatte aus dem Baumarkt gebettet hatte. Als ich schließlich vor der Renovierung meiner Frühwerke stand, wollte ich versuchen, diese Technik auf meine Bedürfnisse und Fähigkeiten anzupassen. Darauf kommt es ja letztlich an - dass sich jeder aus den vielen Möglichkeiten das heraussucht, was ihm am besten liegt.
Die dünnste Platte von immerhin 30 mm Dicke ließ sich erfreulich einfach bearbeiten. Die Feinheit des Materials vermindert den Dreck beim Arbeiten und lässt feinere Schnitte zu als gewöhnliches Styropor. Nach Zuschnitt auf die erforderliche Größe (mit einem alten Brotmesser) wurde eine Aufnahme für den Schiffsrumpf eingekerbt. Dazu eignen sich verschiedene Bastel – oder Küchenmesser. Etwas Verschnitt ist nicht weiter tragisch. Die gewünschte Dünung wurde grob mit dem Brotmesser herausgeschnitten, die Oberfläche mit einem groben Schmirgelpapier geglättet – das war der dreckigste Arbeitsschritt. Hierbei hilft es, sich möglichst viele Vorbildfotos anzuschauen, um ein stimmiges Bild hinsichtlich Wellenmuster und vom Schiff aufgewühlten Wassers zu erzielen.
Nun wurde der später durch das Schiff aufgewühlte Bereich mit einem lösungsmittelbasierten Grundierspray eingesprüht und etwas abgewartet. Hier eignet sich auch vorsichtig angewendeter Verdünner für Emailfarben. Das löst das Material an und rauht die Oberfläche auf, wodurch ein recht stimmiger Effekt entsteht. Übermäßige Rauheiten können nach dem Abbinden weggeschmirgelt werden.
Zum Bemalen verwende ich zuerst graue Abtönfarbe aus dem Baumarkt, reichlich mit einem dicken Pinsel stippelnd aufgetragen. Das füllt eventuell verbliebene Macken im Hartschaum und sorgt für eine dichte und leicht strukturierte Oberfläche. Den aufgewühlten Bereich um das Schiff habe ich ebenso mit weißer Wandfarbe vorgestrichen.
Abb. 10 – Die verwendete Grundierfarbe
Abb. 11 – Nach dem Auftragen der grauen Grundierung
Abb. 12 – Nun ist die ganze Platte grundiert
Nach dem Durchtrocknen wurde die Oberfläche mit verschiedenen Acrylfarben in Grün – und Blautönen nass in nass gespritzt. In diesem Fall soll das Schiff im Pazifik unterwegs sein, die Nordsee oder das Mittelmeer hätten andere Farbtöne.
Abb. 13 – Die benutzten Acrylfarben
Abb. 14 – 16 – Die einzelnen Arbeitsschritte beim Spritzen mit Acrylfarbe
Nachdem auch die Acrylfarbe getrocknet ist, kann die Oberfläche mit Klarlack versiegelt werden. Dabei ergeben sich je nach der Oberfläche unterschiedliche Glanzgrade. Mehrere dünne Schichten nacheinander aufgetragen führen bald zu einem ansprechenden Bild. Es zeigt sich, dass die Tiefenwirkung zumindest in unseren gewöhnlichen Maßstäben keine dickere transparente Schicht erfordert. Je größer der Maßstab, umso mehr Transparenz muss natürlich sein. Auch acrylbasierter Glanzlack funktioniert gut, vielleicht sogar besser, weil hier keine Gefahr des Anlösens, also der chemischen Reaktion mit der Hartschaumplatte besteht. Vor der Anwendung von lösungsmittelbasiertem Lack wie dem hier gezeigten sollte länger gewartet werden, um die Restfeuchtigkeit der vorher benutzten Farben entweichen zu lassen. Ansonsten bilden sich Bläschen und Stippel in der Oberfläche.
Nach ausreichendem Durchtrocknen des Glanzlacks kann das aufgewühlte Wasser weiter mit weißer Farbe bearbeitet werden, je nach Erfordernis als Bemalen oder als Trockenmalen. Hier eignet sich Künstler-Ölfarbe sehr gut, weil die Pigmente sehr fein sind. Allerdings ist die Trocknungszeit sehr lang.
Abb. 18 – Die verwendete Ölfarbe mitsamt „Palette“
Abb. 19 – Nach dem Bemalen mit Ölfarbe
Das Schiff wird nun mit ein paar kleinen Klecksen Silikon sicher an die Basis geklebt. Nachdem das Silikon abgebunden ist, kann der verbleibende Spalt mit Anschlußacryl aus dem Baumarkt gefüllt werden, direkt aus der Kartusche. Zum Ausmodellieren eignen sich Spachtel für Kunstmaler sehr gut. Ich habe in einem Resteladen einen Satz für wenige Euro erstanden und möchte sie nicht missen. Das Acryl trocknet mattweiß aus und ist problemlos überstreichbar.
Abb. 20 – 23 – Auftragen und Ausmodellieren des Anschlußacryls
Weitere Gestaltungsmöglichkeiten sind das Anbringen eines Washings aus Acrylfarben sowie das Auftragen von klarem glänzendem Acrylgel, mit dem sich schöne Akzente setzen lassen. Allein durch den unregelmäßigen Glanzgrad wirkt die Oberfläche stimmiger.
Ich halte die Technik für ausbaufähig und relativ weit einsetzbar. Die Platten sind leicht und – in einen Rahmen eingebaut – recht stabil. Man kann sie in Ruhe ausformen und korrigieren und ist nicht an Abbindezeiten geunden. Wie sich die langfristige Haltbarkeit entwickelt, werde ich sehen. Als nächstes werde ich mich an einer bewegteren Oberfläche versuchen.
Ich bin mir bewusst, dass es nahezu so viele Methoden zur Wasserdarstellung gibt wie Schiffsmodellbauer. Das Hobby lebt vom gegenseitigen Geben und Nehmen; ich habe über die Jahre sehr viel von vielen genommen und gebe auch gern etwas, wenn ich das Gefühl habe, es könnte nützlich sein. Ich hoffe, ich konnte dem einen oder anderen Leser eine Anregung geben.
Viel Spaß beim Basteln wünscht
Frank