Im Baubericht zum S 100 Schnellboot habe ich schon angedeutet, dass ein großer Teil der Besatzung aus umgebauten Figuren anderer 1:72 Schiffe und WK2-Figurensätzen besteht. Obwohl mittlerweile einige gute (und teure) Marinefiguren erhältlich sind, bietet das Transformieren á la Frankenstein noch immer die Möglichkeit spezielle Szenarien und Situationen darzustellen.
Um meine Schnellboote mit Leben zu füllen, lege ich recht großen Wert auf eine vernünftig agierende Besatzung. Problem dabei: Es gibt in 1:72 kaum brauchbare Figuren, weder für die Kriegsmarine, noch für die Royal Navy oder die US-Navy. Einigen Booten liegen zwar 3, 4 Figuren bei, aber das sind in der Regel immer die gleichen stereotypen Posen. Der Kapitän schaut durchs Fernglas, die Besatzung steht mit verkrampften Armen hinter einer Waffe. 3-Party-Sätze wie beispielsweise von CMK, Hecker&Goros oder GFL sind mir zu teuer, verlangen manchmal viel Nacharbeit und vermitteln auch nicht immer die Dynamik, die ich mir wünsche. Deshalb herrscht auf meinen Schiffen ein bunter Mix aus verschiedenen Armeeeinheiten, Nationalitäten und Bautechniken. Uniformfetischisten, die mit der Lupe hinsehen, erkennen natürlich meinen kleinen Betrug, aber das gemeine Volk wird wirksam getäuscht.
Soldaten der Kriegsmarine, speziell die U-Boot und Schnellbootbesatzungen sind in der Beziehung sehr pflegeleicht, da die Uniformvorschriften in den Einheiten in den letzten Kriegsjahren recht leger gehandhabt wurden und man dadurch viel Spielraum allein durch die Verwendung vorhandener Figurensätze erhält.
Im einfachsten Fall kann man Luftwaffen- oder RAF-Personal einsetzen. Farblich angepaßt bekommt man so ganz passable Arbeitsuniformen der Marine hin. Für deutsche Boote in südlichen Szenarien kann man aus Afrika-Corps-Figuren adrette Marine-Tropenuniformen machen. Sogar Wehrmachtsuniformen können verwendet werden, da alle offiziell an Land stationierten Marineeinheiten auch feldgraue Uniformen besaßen. Der Kommandant auf meinem S100 ist z.b. ein Wehrmachtsofizier von Revell, dem ich einen blauen Rock und goldene Ärmelstreifen verpaßt habe, und der Geschützführer der mittleren Flak ist von der Marineartillerie und trägt Feldgau.

Bild KommandantOffizier Revell InfantrieOft muß ich aber mehr Aufwand betreiben um bestimmte Situationen darzustellen. Deshalb mache ich von den beiliegenden Plastiksoldaten meiner Boote Silikonabdrücke und gieße daraus Zinnplagiate. Die Nationalität spielt keine Rolle, alles ist austauschbar. Nachfolgend meine grundsätzliche Vorgehensweise.
Ich brauchte für die Heckflak noch einen Ladeschützen. Als Ausgangsfiguren benutzte ich einen Plastiksoldaten von Revell (Panzergrenadier WW2) und den Zinnabguß eines Marinesoldaten vom Airfix-E-boat (Bodenpersonal Luftwaffe geht auch, die Kleidung sollte nur nach Overall aussehen)PVC-Revell+Zinn-AirfixAls erstes werden beide enthauptet. Und zwar der Zinnmann, dessen Körper weiter verwendet wird, genau entlang des Kragens, und der Plastikmann mit zwei schrägen Schnitten, so das der gesamte Hals erhalten bleibt.Köpfe trennenDanach habe ich die Körperhaltung angepaßt. Der große Vorteil von Zinn: Man kann Arme und Beine im kalten Zustand gnadenlos biegen ohne das irgend etwas abbricht. Und falls man es doch mal übertreibt, kann man innerhalb weniger Minuten eine neue Figur gießen. Die geplante Figur soll ein 20mm Magazin bereithalten, deshalb habe ich die Arme weit nach vorn geholt und um fast 90° angewinkelt. Bei so massiven Verformungen ergeben sich manchmal zu kleine Biegeradien oder Risse an Ellbogen- oder Kniegelenken. Dann kann man einfach Material auflöten und die Figur wieder in Form schnitzen. Bei dieser Figur ist der Biegeradius gerade noch erträglich und ehrlich gesagt war ich auch zu faul den Lötkolben anzuheizen.. Die Beinstellung wurde auch ein wenig geändert, damit der Kollege auf dem schwankenden Kahn einen festen Stand hat.
Danach wird der Halsbereich bis zum Kragenrand aufgefräst, um dort den Wehrmachtskopf einsetzen zu können.Hals fräsenAm Wehrmachtskopf wird danach der Hals freigeschnitten, bis er in die gefräste Öffnung paßt. Zum Verkleben ist Sekundenkleber brauchbar. Einfach einen Tropfen in die Halsbohrung träufeln und den Kopf einsetzen. Jetzt muß man sich auch entscheiden, in welche Richtung der Mann schauen soll. Da sich diese Weichplastikfiguren nur sehr schlecht feilen und schleifen lassen, benutze ich nur Köpfe bei denen die Formtrennnaht seitlich sitzt. Läuft die Naht mitten über das Gesicht, ist die Gefahr groß, das Gesicht beim Säubern der Naht irreparabel zu beschädigen (hier erkennbar am ausgefransten Helm)Wehrmachtskopf aufsetztenAnschließend wird der Kerl entfettet und grundiert und lackiert. Ich benutze dazu meist Farben von Revell oder Humbrol. Ich beginne immer mit den Hautpartien und benutze als Basis einer Mischung aus 30% Revell 88 und 70% Revell 35.Danach wurde die Uniform mit einer Mischung aus 80% Revell SM 350 und 20% Revell 8 angemalt. Wichtig ist, das man das seidenmatte Blau nimmt, mit dem matten 56 bekommt man nur eine graue Pampe. Außerdem sollten die Farben etwas heller sein als in Wirklichkeit um dem Scale-Effekt entgegenzuwirken, der kleine Objekte in ihren Originalfarben zu dunkel erscheinen läßt. Lackierte FigurJetzt kommt das Marinesonderzubehör dran. Aus dicker Sektkorkenfolie/Aluminiumfolie schneide ich die abgebildeten Teile aus. SchwimmwestenteileDie Teile bekommen eine beidseitige Basislackierung mit Revell 88. Nach dem Trocknen werden sie dann zu einer Rettungsweste zusammengefügt. Das Material läßt sich hervoragend an die Körperkontur der Figur anpassen und mit entsprechenden Werkzeugen kann man noch Nähte und Taschen einprägen.Montierte Schwimmweste Danach verpasse ich der gesamten Figur ein Ölfarbenwashing in Schwarz und male zum Schluß trocken mit Hellgrau auf der Uniform und mit Sienna im Gesicht ein paar Konturen heraus. Durch das Washing dunkelt die bis dahin zu helle Uniform nach, und man erhält den passenden dunklen Blauton der KM-Uniformen.Fertige FigurHier noch eine etwas einfachere Variante. Ein Original Panzergrenadier mit abgeschnittenem Gerödel wird einfach blau lackiert. Die übergeworfene Weste (noch ein unlackierter Prototyp) verdeckt einen Großteil der zerschnittenen Rückenpartie und statt eine Handgranate zu werfen kann er an einem Bootstau ziehen, eine Kurbel bedienen, Golf spielen usw...Einfacher UmbauAbschließend noch ein Gruppenbild mit einigen meiner Matrosen.

    • Nr.1 ist ein Zinnabguß eines Matrosen vom Airfix E-Boat.

 

    • Nr.2 ist ebenfalls ein Zinnabguß. Ursprünglich war es der Kommandant des Airfix Vosper Type 1 MTB

 

    • Nr.3 war ein Brückenoffizier vom Tamiya-Perkasa Schnellboot. Er bekam einen neuen Kopf und wurde zum Luftraumbeobeachter degradiert

 

    • Nr.4 ist identisch mit Nr.3. Dies ist die unveränderte Figur

 

    • Nr.5 gehört ebenfalls zum E-Boat Bausatz von Airfix. Hier als Abguß mit veränderter Körperhaltung und neuem Kopf



Gruppenbild

 

Lutz

 

    • Nr.1 ist ein Zinnabguß eines Matrosen vom Airfix E-Boat.

 

    • Nr.2 ist ebenfalls ein Zinnabguß. Ursprünglich war es der Kommandant des Airfix Vosper Type 1 MTB

 

    • Nr.3 war ein Brückenoffizier vom Tamiya-Perkasa Schnellboot. Er bekam einen neuen Kopf und wurde zum Luftraumbeobeachter degradiert

 

    • Nr.4 ist identisch mit Nr.3. Dies ist die unveränderte Figur

 

    • Nr.5 gehört ebenfalls zum E-Boat Bausatz von Airfix. Hier als Abguß mit veränderter Körperhaltung und neuem Kopf



Gruppenbild

Lutz