Titelbild
Titel: The USS Constitution´s Finest Fight, 1815
Autor: Assheton Humphrey, edited by Tyrone G. Martin
Sprache: Englisch
Verlag: ---
ISBN: 1-877853-60-7
Preis: ca. 15,- Euro in Antiquariaten

Inhaltsverzeichnis

  • Forword (by T. Martin)
  • Introduction
  • "A Recapitulatory Journal"
  • Afterword
  • Appendix 1 - A modern Description of the Battle
  • Appendix 2 - and of the Chase
  • Appendix 3 - Constitution´s Muster Roll (including Prisoners of war)
  • Appendix 4 - Constitution´s Casualties 20.2.1815
  • Appendix 5 - "Constitutions last fight" A Poetic Broadside
  • Index


Beschreibung


Das "Journal" ist ein interessanter kleiner Band, den der Kaplan des Schiffes unter Kapitän Charles Steward auf der letzten Fahrt im Krieg 1812-1815 gegen England geschrieben hat, und in dem er vor allem die Seeschlacht der USS Constitution gegen die HMS Cyane und HMS Levante sowie die darauf folgende Verfolgung beschreibt.
Zur Geschichte: im Krieg 1812 gegen England hat die USS Constitution schon zwei herausragende Erfolge gegen die scheinbar übermächtige britische Navy für sich verbuchen können: im Sommer 1812 besiegt der Amerikaner Isaac Hull eine britische Fregatte, die HMS Guerriere, im Winter 1812 kann Cmd. William Bainbridge die HMS Java besiegen. Sein Nachfolger, Charles Steward, steht unter einem gewissen Erwartungsdruck. Zunächst stehen seine Chancen dazu jedoch schlecht, da die amerikanischen Schiffe in ihren Häfen von jeweils mehreren britischen Fregatten bewacht werden. Im Winter 1814 gelingt nach einem Sturm der USS Constitution der Durchbruch und die hier nieder geschriebene Geschichte beginnt.
Das Journal ist der originale Bericht des Captains Clerk und späteren Chaplains. Der Text liest sich entsprechend schwer. Der Stil der Zeit neigt zu langen Sätzen und Paragraphen. Auch benutzt der Autor z. T. Slang, was das Verständnis nicht eben erleichtert. Daher ist das Buch auch nicht so spannend verfasst, wie z. B. ein Kapitel aus einer O´Brian Reihe.
Es beschreibt andererseits sehr authentisch die Situation, die Stimmung an Bord. Man war sich bewusst, die einzige amerikanische Fregatte auf See zu sein und einem überall herrschenden Feind gegenüber zu stehen, der jederzeit auftauchen konnte. Auch der kürzliche Verlust der USS Chesapeake gegen eine britische Fregatte lies die vormals überschwängliche Moral der amerikanischen Marine schnell kippen und im Hafen waren Desertationen an der Tagesordnung. Gleichzeitig war wohl auch die Stimmung der Bevölkerung der USA zu diesem Zeitpunkt eher gespalten. So war die Stimmung an Bord nicht mehr von dem Überschwang der Gefühle der Unbesiegbarkeit geprägt – obwohl man an Bord der Old Ironsides war.
Graphik der Schlacht, auch in 'a most fortunate ship' veröffentlicht
Es werden überall im Buch menschliche Augenblicke spürbar, geprägt von der Haltung der Zeit. Ein Beispiel?
In einer Sturmnacht bricht eine ordentliche Menge Wasser („tons of water“) über die aufgeschlagenen Ankerklüsen in das Kanonendeck ein und läuft offenbar einige Schiffsbewegungen lang längs und quer durchs Schiff, wobei unter anderem auch nicht unwesentlich viel Lärm verbreitet wird. Die Situation ist für das an sich schon sehr „nasse“ Schiff sogar nicht ungefährlich. Hier nun der O-Ton: No water yet had found its way into the Ward Room and though a little frightened I concluded to remain where I was, in which I was further encouraged by Capt. Henderson, who having been waked by the noise, ejected his head with night cap on and eyes half opened thro the door of his stateroom & inquired what was the matter, upon being told, he coolly observed there was no water here, and then turned in, an example I speedlily followed, concluding that if he took it so easily, there was no reason why I should not.
"HIER ist noch kein Wasser! Gut Nacht also!"
Eigentlich auch fast sympathisch, wie sich der Kaplan darüber lustig macht, dass die Crew der HMS Levante während der Schlacht zweimal die Posten verlies, um dem "Schlachthaus" an Oberdeck zu entgehen (es muss grauenhaft gewesen sein, denn sogar die Amerikaner waren schockiert über die Wirkung ihrer Breitseiten – die Levante hat mehr als die Hälfte ihrer Männer verloren), während er sich vorher noch selbst über die Undiszipliniertheit der eigenen Ausguck-Besatzungen beschwerte, die einmal sogar vom Bordhund (ein Terrier mit Namen "Guerriere") blos gestellt wird, der als erster eine sich nähernde (portugiesische) Fregatte "aussang", die zu diesem Zeitpunkt schon von Deck aus zu sehen war! Humphrey schreibt, es sei offenbar angenehmer, sich in stürmischen Winden hinter dem Masttop auf der windabgewandten Seite zu verstecken, als einer schlecht geführten Katze 12 Schläge ausgesetzt zu sein! Ich finde, es spricht auch ein wenig für die im Vergleich zu den Briten eher zutage tretende Undiszipliniertheit der Amerikaner, dass einem wegen solcher Fahrlässigkeit zwei mögliche Prisen vor der Nase entkommen konnten, wo man doch genau wusste, wie sehr man die Erfolge in der Heimat und auch an Bord gebrauchen konnte. Oder spiegelt sich hier nur wieder ein persönliches Vorurteil? :14:
Aber auch schöne Augenblicke werden beschrieben – hier eine Situation, wie sie vermutlich nur ein Segler kennt:
"Wednesday the 22d of February comes in with some of the finest weather I have ever experienced, and in which with a due degree of temperance and no cares harrass him I think a man would live forever."
Was muss das für ein Wetter sein? Guter Wind, warme Luft, weite Sicht? Klingt nach einem wirklich angenehmen Törn!
Der Text wird regelmäßig von Erläuterung unterbrochen, was aber den Lesegenuss nicht stört.
Ergänzt wird der Text durch ein Vorwort von T. Martin und die Beschreibung der Schlacht der drei Schiffe, sowie die folgende Jagd durch britische Schiffe aus der heutigen Sicht.
Außerdem ist die Musterrolle (inklusive der Kriegsgefangenen), sowie die Gefallenenliste aufgeführt.
Schließlich wird der Text eines nach der Rückkehr veröffentlichten kleinen Liedes wiedergegeben, der wohl zu Propagandazwecken im Land verteilt wurde und ähnlich dem Yankee Doodle einfach die Moral durch den Lobgesang auf die glorreichen Taten hoch heben helfen sollte.
Ein nicht unwesentlicher Punkt, denn letztlich waren die Erfolge auf See für die Amerikaner im Krieg gegen die Briten weit weniger wichtig, als man es bei den Ruhmestaten DES amerikanischen Schiffes so annehmen könnte. Der wichtigste Erfolg der USS Constitution war vielmehr ein Propaganda-Effekt. Erst über die Siege der US Navy wurde ein wieder erstarktes Einheitsgefühl der "Amerikaner" geschaffen, die im Laufe des Krieges schon dabei waren, ihre separatistischen Interessen dem US-Gemeinwohl zu opfern und Teil- und Zweckverträge mit den Engländern auszuhandeln. Da spielten die Siege der "gemischen" Mannschaft der US Marine über den schier unbesiegbaren Feind "britische Navy" eine große psychologische Rolle. Aber die wirklich wichtigen Schlachten für den Krieg wurden an Land geschlagen!
Eine von zwei Graphiken, die die Schiffe in Aktion zeigen.

Fazit


Das kleine Büchlein ist eine nette Unterhaltung für denjenigen, der sich für die USF Constitution und/oder die Geschichte der Vereinigten Staaten interessiert. Da das englisch weitestgehend im Originalton gehalten wurde, ist der Text nicht ganz einfach zu lesen. Auch ist der Spannungsbogen verständlicherweise nicht vom Format eines O´Brian.
Wer von T. Martin „a most fortunate ship“ gelesen hat, wird hier auch kaum neue Fakten kennen lernen. Lediglich die Stimmung an Bord wird besser eingefangen.
Das Buch bietet wenige Graphiken: ein SW-Bild von Charles Steward, eine Graphik der Schlacht (die selbe, wie im Buch von T. Martin), eine der Reiseroute, sowie zwei kleine Stiche / Bilder von den drei Schiffen in Aktion. Dem Modellbauer bietet sich hier wenig bis gar nichts.
Dennoch: auch die Erläuterungen von T. Martin machen aus dem Journal ein lesenswertes Buch – einzig der Preis erscheint dafür ein wenig hoch.
Sollte man das Buch in die Finger bekommen: lesen!
Kaufen sollte es nur, wer wirklich großes Interesse an der schönen Fregatte und ihrer Geschichte hat!
Wir danken Marcus Koch für die Buchbesprechung