Ausbildung bei der DGzRS - Teil I

Was nützt die beste Technik? ...


.... Wenn das Personal damit nicht umgehen kann? Oder gar noch schlimmer... selbst hinderlich wird, da es nicht weiß, wie es sich in bestimmen Situationen verhalten soll.

Um solchen Unfallquellen vorzubeugen trainieren die Seenotretter ständig, halten ihre Ausrüstung in einwandfreiem Zustand und machen Kontrollfahrten, um z.B. im Wattenmeer auf die Veränderungen im Watt vorbereitet zu sein.
Zu diesem Zweck gibt es bei der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger die DGzRS-Ausbildungsstation Neustadt. Diese bietet verschiedenste Lehrgänge für die unterschiedlichsten Ausbildungsgrade in der Flotte der DGzRS an. Sei es nun ein festangestellter Rettungsmann von einem Rettungskreuzer oder ein gerade angefangener Freiwilliger auf einem kleineren Seenotrettungsboot (SRB). Diese Lehrgänge finden dann hauptsächlich in der Zeit statt, wo die Einsatzlage zurück geht, sprich die Sportschifffahrt ihre Boote winterfest gemacht hat und dann auch bei den SRBs weniger Einsätze auflaufen. Dann kann die Zeit für die angesprochenen Fortbildungen genutzt werden .
Ende Oktober war es für mich soweit. Obwohl ich jetzt schon knapp über ein Jahr auf dem hier in Bremerhaven stationierten Rettungskreuzer Hermann Rudolf Meyer fahre, habe ich die Gelegenheit wahrgenommen einen dieser Lehrgänge in Neustadt zu besuchen. Dieser Lehrgang beinhaltet Grundlagen für das Verhalten an Bord in Notsituationen wie "Wasser im Schiff" oder "Feuer". Und über diese eindrucksvollen Erlebnisse möchte ich heute an dieser Stelle berichten.

Der erste Tag

Der Lehrgang ging am Montagmittag richtig los, nachdem die Lehrgangsteilnehmer angereist waren. Da man im Fall eines Motorschadens keinen Antrieb mehr für sein Schiff hat, ist man darauf angewiesen von jemandem geschleppt zu werden oder von unserer Warte aus gesehen jemanden in Schlepp zu nehmen. Nicht immer hat man dabei ruhiges Wetter und spiegelglattes Wasser, so dass es zu riskant wäre sich mit dem Schiff dem Havaristen zu nähern, da die Gefahr einer Kollision sehr stark zunehmen würde. In solch einem Fall ist es immer besser eine Leinenverbindung mit der Wurfleine herzustellen und dem Havaristen dann damit die Schleppleine zu übergeben, die er dann an seinem Boot fest macht.
Der Umgang mit so einer Wurfleine ist eigentlich nicht schwierig, wenn man weiß worauf man achten muss. Sonst passiert es schnell, dass sich die Leine vertörnt (verdreht/vertütelt) und dann nicht beim Havaristen ankommt, sondern viel zu kurz ins Wasser fällt. Um dieses zu üben gab es an Land erst einmal ein paar Trockenübungen bevor es dann auf die Lübecker Bucht raus ging. 

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Nach den Übungen ging es mit vier Booten auf die Bucht hinaus und es wurde in verschiedenen Konstellationen das Manöver geübt. Einmal war man Crew auf dem SRB und musste die Schleppverbindung zum Havaristen herstellen und diesen in den Hafen einschleppen. Dort bestand dann noch die Schwierigkeit den Havaristen längsseits zu nehmen, so dass man ihn kontrollierter an die Kaimauer bringen konnte (zweites Bild). Dann wurden die Crews durchgetauscht, so dass man in den Genuss des "gerettet werden" kommt.

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Der zweite Tag

Am Dienstag ging es erst mal mit theoretischem Unterricht los. Wir erfuhren viel über den Umgang mit Seenotsignalen und deren Lagerung etc.. Zum Ende des Lehrgangs sollte noch ein Test für den Erwerb des Pyro-Scheins erfolgen, so dass man diesen dann noch erwerben konnte. Abgerundet wurde der Unterrichtsvormittag mit einer Einweisung bei dem Aufbau und der Funktion von Rettungsmitteln (wie Rettungsinseln etc.).
Am Nachmittag ging es dann wieder praktischer weiter. Wieder wurden zwei Gruppen eingeteilt. Während die Eine sich mit dem Packen einer Rettungsweste beschäftigte, durfte die zweite Gruppe ein Bad nehmen. Dieses Bad war aber nicht von der angenehmen Sorte, sondern hatte einen ernsten Hintergrund. Es ging in einen nachgestellten Schiffsrumpf (Torso) in dem man verschiedene Wassereinbrüche darstellen kann. Das Wasser fiel nur von einem 3 Meter hohen Tank (also mit 0,3 bar) herunter, aber bei einem Loch von gut 10 cm Durchmesser hat man trotzdem schon gut zu tun, den Wassereinbruch zu stoppen. Die Aufgabe bestand dann darin das Leck mit den Bordmitteln zu verschließen, die man auf einem herkömmlichen Sportboot so findet (z.B. Matratzen, Segelsäcke etc.), denn Material wie Holz, wie es auf großen Schiffen für die Leckabwehr fährt, hat man ja auf einer Segelyacht nicht zur Verfügung.

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Nachdem die Teilnehmer ordentlich durchgenässt waren, ging es abends nach dem Essen noch mal zu einem praktischen Teil. Die am Morgen gewonnenen Kenntnisse für die Seenotsignale sollten in die Praxis umgesetzt werden. Lasst euch nicht von den Bildern täuschen, sie sind zur gleichen Zeit entstanden. Aber die Leuchtkraft der Handfackeln ist enorm, so dass die Umgebung durch das Fotografieren sehr dunkel aussieht. Auf dem zweiten Bild sieht man einen Rauchtopf, der dann im Notfall mehrere Minuten auf dem Wasser schwimmt und damit etwaigen Rettungskräften die Position zeigen soll.

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Der dritte Tag

Wie Tage zuvor ging es am Morgen des Mittwochs erst einmal wieder mit theoretischem Unterricht los. Um die praktischen Teile dieses Tages vorzubereiten ging es um die einzelnen Methoden zum Feuerlöschen an Bord eines Schiffes, z.B. verschiedene Arten von Feuerlöschern wie CO2 - oder Pulverlöscher. Am frühen Vormittag ging es dann in die Brandhalle, wo unter kontrollierten Bedingungen mit Hilfe der Feuerwehr verschiedene Brände dargestellt werden können. Nun war jeder Lehrgangsteilnehmer an der Reihe mit verschiedenen Löschmitteln jedes dieser Feuer zu bekämpfen.

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Auch hier gibt es Schaulustige und Paparazzi ;-)

Am Nachmittag ging es für weitere praktische Ausbildungen an Bord der ausgemusterten Fregatte „Ex Köln“.Dieses Schiff ist von der Deutschen Marine zu einem Übungsschiff umgebaut worden, in dem verschiedenste Brandszenarien an Bord eines Schiffes in authentischer Umgebung dargestellt werden können. Uns erwartete dort das Löschen eines Brandes in einer Kombüse und später noch einmal das Löschen eines Feuers, welches hinter einem verschlossenen Schott brennt und dem man sich vorsichtig nähern muss (was bei einem Kollegen durch angeschmorte Haare bewiesen wurde) 

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Anschließend ging es noch an die frische Luft und es wurde der Transport von Verletzten an Bord besprochen und gezeigt. Neben bekannten Tragen wurde auch eine Schaufeltrage gezeigt und andere Bordmittel die man sonst noch für den Transport von Verletzten benutzen kann (denn es ist ja nicht immer solche Ausrüstung vorhanden, so dass man improvisieren muss).

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"Hannibal Lector" war auch auf dem Lehrgang ;-)

Das waren die ersten drei Tage einer lehrreichen Woche in Neustadt (i.H.). Die beiden letzten Tage folgen morgen

Carsten