HMS Illustrious-Spezial

 

HMS Illustrious

Das Original

Die bestimmenden Schiffsklassen der Royal Navy der letzten Jahrzehnte waren die „Harrier Carrier“ der Invincible-Klasse und die Zerstörer vom Typ 42. Nun werden die letzten dieser Einheiten nach und nach verschrottet.

Die Invincible-Klasse entstand in den 1970er Jahren; nach dem Verzicht der Briten auf echte Flugzeugträger war sie als hubschraubertragender U-Jagd-Kreuzer gedacht; die Schiffe sollten sowjetische U-Boote am Marsch in den Atlantik hindern. Zur Abwehr sowjetischer Patrouillenflugzeuge wurden sie mit Harrier-Senkrechtstartern ausgerüstet und erhielten somit der britischen Marinefliegerei eine gewisse offensive Komponente. Im Falklandkrieg 1982 bewährte sich das Konzept, und Pläne zum Verkauf des Typschiffs nach Australien wurden zurückgezogen. Statt dessen wurden die drei Schiffe der Klasse im Rahmen ihrer Möglichkeiten aufgerüstet und schließlich zu sehr vielseitig einsetzbaren kleinen Trägern. Ursprünglich sollten sie solange im Dienst bleiben, bis die beiden neuen großen Träger der Queen Elizabeth-Klasse einsatzreif würden. Die desolate Finanzlage der Briten führte jedoch zu einer früheren Verschrottung von Invincible und Ark Royal und zur Beschränkung der verbleibende Einheit Illustrious auf die Rolle als Hubschrauberträger. Sie soll noch bis 2014 in Dienst bleiben.

Der Zerstörer vom Typ 42 war ein Versuch, in der angespannten Finanzlage der 1970er Jahre ein möglichst billiges Luftabwehrschiff in möglichst großen Stückzahlen in die Flotte zu bekommen. Es wurde ein möglichst kleiner Rumpf gewählt und auch sonst alles getan, um Kosten zu sparen. Neben der 114 mm-Kanone war die Hauptwaffe des Schiffes das Sea Dart-Luftabwehrraketensystem. Zuerst wurden 10 Einheiten in zwei Baulosen (britisch „batch“) für die Royal Navy erstellt. Von diesen gingen zwei 1982 vor den Falklands verloren. Es wurden daraufhin weitere vier Einheiten einer verbesserten Batch 3 gebaut. Diese zeichneten sich durch einen verlängerten Rumpf vor dem Aufbau aus, so sollte Platz gewonnen und auch die See-Eigenschaften verbessert werden. Der ursprüngliche Bug hatte sich als sehr nass erwiesen, und überkommendes Wasser führte mehrmals zum Ausfall des Sea Dart-Raketensystems. Alle Schiffe der Klasse litten unter mangelnder Stabilität der Rümpfe, sichtbarer Beweis dafür sind die nachgerüsteten Längsversteifungen auf Hauptdeckshöhe. Mit dem Zulauf der modernen Typ 45-Zerstörer wurden die letzten drei vorhandenen Typ 42 sukzessive außer Dienst gestellt.

HMS Illustrious und HMS Manchester

Das Modell

Meinen Bausatz der Illustrious habe ich vor einigen Jahren für sehr wenig Geld bei einem Modellbautreffen erstanden; in der Revell-Schachtel steckt ein Bausatz, der ursprünglich von Pit-Road stammt und auch von Dragon erhältlich war. Zwischenzeitlich hatte ich die erforderlichen Ätz- und Resin-Zurüstteile von WEM besorgt und einen Bausatz der schnittigen verlängerten Typ-42-Zerstörer. Die starke Verkleinerung der Royal Navy und die beschleunigte Außerdienststellung dieser Schiffsklassen war der Anlass, beide Modelle zu bauen.

HMS Illustrious

Der Bauzustand der Illustrious ist korrekt für die zweite Hälfte der 1990er Jahre, bevor das Sea Dart-System von Bord gegeben und das Flugdeck erweitert wurde. Beide Schiffe passten knapp zusammen in die größte Kunststoffvitrine von Trumpeter, auch wenn ich sie näher als in Wirklichkeit platzieren musste. Ich begann damit, das Unterwasserschiff der Illustrious abzutrennen und den verbliebenen Rumpf zusammenzubauen. Dazu musste ich einige Versteifungen einbauen und Halterungen für die Gewindeschrauben, die das Modell beim Bau und später auf der Basis halten sollten. Auch am Zerstörer wurden Schrauben eingebaut, und in die Basis an den erforderlichen Stellen Löcher gebohrt. Während das später kaum sichtbare Vordeck mit den Ankern nicht verändert wurde, detaillierte ich das (kaum besser sichtbare) Achterdeck mit Ätzteilen und Kunststoffprofilen. Es erhielt – wie im Original - ein „Holzdeck“ aus Evergreen N-scale Car siding. Am Rumpf der Illustrious musste das eine oder andere gespachtelt und verschliffen werden, insbesondere im Bugbereich.

Auf der Basis wurden die Umrisse der Schiffe markiert und mit Spachtelmasse aus dem Baumarkt die aufgewühlten Bereiche der See modelliert. Zum Modellieren benutzte ich Spachtel für Künstlerölfarben, Zahnstocher und eine Drahtbürste. Das funktionierte recht gut und, nach dem Durchhärten und Korrigieren der Masse, wurde eine Schicht Wandfarbe aufgestippelt, um für eine homogene und leicht unregelmäßige Oberfläche zu sorgen. Mit der Airbrush und diversen Acrylfarben in Grün- und Blautönen wurde die Basis nun eingefärbt, wobei ich ein kalt wirkendes dunkelblaues Wasser anstrebte. Die Bereiche näher zu den Schiffen spielen etwas ins Grünliche. Nach gründlichem Durchtrocknen der Basis wurde lösungsmittelbasierter Klarlack aus der Spraydose so lange aufgetragen, bis eine homogene und hochglänzende Oberfläche entstanden war. Abschließende Effekte wurden mit weißer Künstlerölfarbe und etwas klarem Acrylgel erzeugt. Die Schiffe wurden erst nach kompletter Fertigstellung mit der Basis verschraubt, das ermöglichte mir guten Zugang und Handhabung in der Bauphase.

Das Flugdeck erforderte einigen Einsatz, um die erhabenen Markierungen darniederzuschleifen, aber der Aufwand lohnt sich. Auch bei der Befestigung des Flugdecks am Rumpf und am Übergang zwischen der „Skischanze“ und dem Flugdeck musste gespachtelt werden. Das Flugdeck wurde zuerst weiß gespritzt und alle Markierungen dann abgeklebt – für die Feinheiten eignet sich das feine Papierband von AIZU recht gut. Da es bislang leider keine Acrylfarben für die Royal Navy gibt, benutzte ich möglichst gut entsprechende Farbtöne aus dem Programm von Vallejo, Revell und JPS. Nach einem Glanzlackauftrag konnten die Decals aufgetragen werden; eine erneute Schicht Glanzlack und daraufhin ein Mattlacküberzug (beide von Vallejo ModelAir) sorgten für ein befriedigendes Ergebnis. Das Deck wurde nun gealtert, wozu diverse Ölfarben benutzt wurden – dieser Schritt ließ sich ohne Aufbauten und empfindliche Anbauten recht entspannt durchführen.

Der Aufbau wurde parallel zu den Arbeiten am Rumpf erstellt und mit den diversen Ätz- und Resinteilen von WEM optimiert. Die angespritzten Schotten wurden jedoch belassen. Jedes Schiffsmodell hat eine mehr oder weniger große Zahl weiterer Baugruppen, und selbst dieser moderne Träger ist da keine Ausnahme. Die Schornsteine und die Radarmasten sind recht komplizierte Konstruktionen, sie ließen sich aber recht zügig erstellen, die Ätzteile ließen sich gut verarbeiten. Alle Baugruppen wurden vorlackiert und schließlich konnte alles zusammengefügt werden, wobei der Aufbau etwas Druck benötigte. Getreu der Maxime, vom Zentrum zur Peripherie zu arbeiten, wurden nach den Aufbauten die diversen Anbauten angebracht, die das Deck umgeben bzw. sich an der Bordwand befinden. Knifflig sind hier die Sicherheitsnetze, die ein Zuviel an Klebstoff nicht vertragen.

Das Schiff als solches erfuhr wenig Alterung, weil das Original auch meist gut in Schuß war und extreme Rostspuren nicht stimmig gewirkt hätten. Etwas Rost zeigt aber jedes Schiff, und wenn es nur unter den Ankerklüsen ist. Hierzu benutzte ich wenig Ölfarbe, Humbrol-Verdünnung und reichlich Wattestäbchen.

Die Decksfahrzeuge von WEM wurden von den Angüssen befreit, versäubert, grundiert und mit dem Pinsel bemalt. Ich richtete mich nach den vielen im Netz gut zugänglichen Vorbildfotos und meinen Bildunterlagen. Die Flugzeuge und Hubschrauber bestehen aus Resin mit geätzten Details, sie wurden als weitere Baugruppen vorbereitet, mit Decals versehen und mit Klarlack versiegelt.

Schließlich kam der Tag, an dem ich das bislang leere Deck belebte. Fahrzeuge und Flugzeuge wurden einigermaßen glaubhaft verteilt, und eine nicht unerhebliche Zahl an fotogeätzten Figuren von Eduard und Lion Roar kamen hinzu. Das Minimum an Takelung erfolgte mit Caenis-Faden der Firma UNI. Schließlich erhielt das gesamte Modell einen Überzug mit Mattlack, um die unvermeidlichen Klebstoffüberschüsse zu verbergen und die Oberfläche zu vereinheitlichen. Nun konnte die Illustrious auf der Basis verschraubt werden.

HMS Manchester

Die Manchester entstand parallel bis kurz nach dem Träger, und manche Arbeitsgänge (wie der Bau des Luftraumüberwachungsradars) waren sogar gleich. Auch hier wurden möglichst viele Baugruppen erstellt, die vorbereitet und schließlich zusammengefügt werden konnten. Auch das Farbschema war praktisch gleich, wenn auch der Zerstörer ein klein wenig stärker gealtert wurde. In großen und ganzen ging der Bau der Manchester recht flott und unkompliziert voran, alles paßte recht gut und ich hatte mich am Träger sozusagen warmgebaut. Die Decals für das Schiffswappen am Schornstein wurden auf passende Messingscheiben aufgetragen, um die etwas erhabene Befestigung am echten Schiff zu imitieren. Die Radome für die Satellitenkommunikation entstanden aus Stecknadeln mit Kugelköpfen.

Nachdem die Manchester schließlich ihren Hubschrauber und ihre Besatzung erhalten hatte, wurde auch sie mit Mattlack versiegelt und auf der Basis befestigt.

Quellen

  • Nick Childs: The Age of Invincible. London 2009
  • David K. Brown: The Royal Navy and the Falklands. London 1987

Fazit

Auch wenn die Bausätze schon einige Jahre auf dem Buckel haben – zusammen mit den Angeboten aus dem Zubehörbereich und etwas Verfeinerung bieten sie eine gute und preiswerte Basis für ansprechende Modelle.

Frank Spahr
VMF-06 German Gamblers