Das Original

Die Scharnhorst und ihr Schwesterschiff Gneisenau wurden als Antwort auf die französische Dunkerque-Klasse gebaut. Sie waren seltsame Hybriden. Ihre Geschwindigkeit von 31 Knoten entsprachen den damaligen Kreuzern, aber sie waren genau so stark gepanzert wie Schlachtschiffe (35 cm dicker Seitenpanzer). Auf der anderen Seite war ihre Hauptartillerie von neun 28 cm Geschütze zu schwach, um ein Schlachtschiff effektiv bekämpfen zu können. Admiral Raeder wollte sie mit sechs 38 cm-Geschützen bewaffnen. Hitler entschied aber, um Großbritannien nicht zu provozieren, sie mit 28 cm-Artillerie zu bewaffnen.

Der Kiel der Scharnhorst wurde im Juni 1935 gelegt und am 3. Oktober 1936 lief sie vom Stapel. Während der Probefahrten erwies sich, dass sie sehr "nass" war. Ihr Vorschiff wurde deshalb umgebaut, und sie bekam den schönen "Atlantik-Bug". Jetzt war sie das schönste Schiff ihrer Seit. Die einzige Konkurrenten waren die italienische Schlachtschiffe der Littorio-Klasse.

Beim Seegang half die Schönheit wenig. Ihr Freibord war einfach zu niedrig und schon bei mäßigem Seegang wurde ihr Hauptdeck überspült. Beim Gefecht mit der HMS Renown am 9. April 1940 wurde der Turm "Anton" wegen Wassereinbruch außer Betrieb gesetzt.

Während der ersten anderthalb Jahre des Krieges waren die Scharnhorst und die Gneisenau sehr aktiv und auch erfolgreich. Von den Engländern bekamen sie sogar den Spitznamen "The Elusive Sisters", weil es ihnen immer gelang, den Engländern zu entkommen.

Die Scharnhorst galt bis zum 26 Dezember 1943 als glückliches Schiff, als sie von überlegenen britischen Streitkräften in der Schlacht vom Nordkap versenkt wurde. Nur 36 der Besatzung von 1932 Mann konnten gerettet werden.

Das Wrack wurde am 3. Oktober 2000 von norwegischen Tauchern gefunden.

Mehr über ihre dramatische Geschichte finden sie hier.

Das Modell

Der Bausatz von Dragon des Schlachtschiffs Scharnhorst im Maßstab 1/350 ist sehr gut, aber auch inkonsequent. Die Decks, Aufbauten, Artillerie und andere Ausrüstung sind sehr gut detailliert, aber unter der Wasserlinie gibt es keine Details. Die 37 mm-Zwillinggeschütze bestehen aus 14 Teilen, aber die Kutter sind in einem Teil gegossen und ihre Duchten sehen wie große Kisten aus. Die 20 mm-Einzelgeschütze sind für den Maßstab zu groß

Große Teile der Aufbauten sind sehr schön mit beweglicher Form gegossen und die Passgenauigkeit ist hervorragend. Die Fuge zwischen dem oberen und dem unteren Teil des Rumpfes lässt aber viel zu wünschen übrig. Außerdem gibt es beim Vorsteven deutliche Schrumpflöcher.

Die Fotoätzteile des Bausatzes sind sehr gut. Z.B. hat Dragon eine sehr gute Lösung für die Kabelrollen gefunden. Die Seiten der Rollen sind aus Messing, aber die Trommeln sind aus Plastik. Nie war es so einfach, symmetrische Kabelrollen hinzubekommen. Leider hat Dragon diese Lösung bei ihren späteren Modellen von deutschen Zerstörern nicht genutzt.

Keine Reling ist im Bausatz dabei. Deswegen bestellte ich den Fotoätzbogen von White Ensign, seligen Angedenkens. Der enthielt auch die Radar, Katapulten u.s.w., die ich brauchte, um das Schiff in einem früheren Zustand darzustellen.

Der Bausatz stellt das Schiff in seinem Zustand bei der Schlacht vom Nordkap 1943 dar. Ich wollte sie so darstellen, wie sie im Frühling 1941 während des "Unternehmens Berlin" aussah. Die dazu nötigen Umbauten waren ziemlich einfach. Ich baute den Radar und die Admiralsbrücke um. Sonst ging es meistens darum, auf Torpedorohre, gewisse Bordflak und andere Ausrüstung zu verzichten, die nach dem "Unternehmen Berlin" zugefügt wurden.

Als Referenzliteratur nutzte ich eine Menge Bücher und Internetseiten, aber Battleship Scharnhorst, super drawings in 3D von Motyka und Novak, Verlag Kagero muss besonders erwähnt werden. Neben den koolen (Nur uncoole Leute schreiben "Kool" mit C.) computeranimierten 3D Bildern gibt es zwei große Bogen mit wunderschönen Zeichnungen, u.a. von der Takelage. Deswegen konnte ich zum ersten Mal ein Modell vollständig takeln. Nachdem ich mit der Takelage fertig war, entdeckte ich, dass wenn das Schiff so getakelt gewesen wäre, hätte man den Hauptentfernungsmesser nicht vollständig umdrehen können. Vielleicht sind die Pläne nicht ganz korrekt….

Bei der Bemalung arbeitete ich daran, meine Technik weiterzuentwickeln, die auf dünnen, halb durchsichtigen Farbschichten von unterschiedlichen Farbtönen jeder Grundfarbe basiert. Zum ersten Mal nutzte ich auch die Technik, die ich "Spiel mit dem Licht" nenne. Als letzten Schritt, wenn ich mit einer Farbe arbeite, sprühe ich von oben eine hellere Nuance der Farbe auf. Es ist ein subtiler Trick, um Details hervorzuheben. Diese Technik ist auf dem Dach des Hangars, auf den Kuppeln der Entfernungsmesser für die Bordflak und auf der Oberkante des Seitenpanzers gut zu sehen.

Die Figuren der Bausatzes sind für den Maßstab zu groß. Ich stellte sie in den Kutter neben das Schiff. Auf das Achterdeck des Schiffes stellte ich Resinfiguren von passender Größe.

Das Modell wurde im August 2011 fertig gestellt.

Bei Wettbewerben ist die Scharnhorst mein bis jetzt erfolgreichstes Modell. Bei Telford 2011 und Moson Magyarovar 2012 gewann sie die Goldmedaille in ihrer Klasse. Bei Modell Göteborg 2011 und 08-OPEN 2014 in Stockholm gewann sie noch zwei Goldmedaillen. Für Tamiya Model Magazine schrieb ich einen Artikel über sie, der im September 2013 veröffentlicht wurde. Das war das erste Mal, dass ich mich in einer internationalen Zeitschrift veröffentlicht sah.

Ulf Lundberg