31.10.1956 - 60 Jahre Suezkrieg/Schlacht von Haifa

 

Heute vor 60 Jahren, am 31. Oktober 1956, fing der französische Zerstörer Kersaint vor Haifa den ägyptischen Zerstörer Ibrahim el Awal ab. Letzter wollte Haifa bombardieren, wurde aber durch 65 12,7 cm-Schuss der Kersaint vertrieben. Die Kersaint war wegen einer kaputten Maschine unfähig die Verfolgung aufzunehmen. Die Ibrahim el Awal wurde aber von israelischen Ouragan-Jagdbombern beschädigt und dann von den israelischen Zerstörern Yaffo und Eilath erbeutet und später als Haifa in Dienst gestellt (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Diese Schlacht fand im Rahmen des Suezkriegs statt. In diesem Krieg griffen Frankreich, Großbritannien und Israel Ägypten an. Der ägyptische Präsident Nasser hatte zuvor den Suezkanal verstaatlicht, was Frankreich und insbesondere Großbritannien als Angriff auf ihre Interessen betrachteten. Frankreich wollte dazu Nasser stürzen, um seine Unterstützung für die algerische Unabhängigkeitsbewegung zu beenden. Israels Beteiligung richtete sich gegen die ägyptische Unterstützung bewaffneter palästinensischer Gruppen sowie die Blockade der Straße von Tiran und des Suezkanals gegen israelische Schiffe. Israel marschierte am 29. Oktober auf dem Sinai und dem Gazastreifen ein, am 31. Oktober begannen die französischen und britischen Angriffe, die einer Landung in Port Said mündeten. Aufgrund der massiven Reaktion der USA mussten Frankreich, Großbritannien und Israel den Krieg beenden, so dass Ägypten sich politisch durchsetzen konnte.

Das Original

Der französische Zerstörer Kersaint war eines von 18 sehr ähnlichen Schiffen, die als escorteur d'escadre (Geschwadergeleitschiff) bezeichnet wurden. Genauer war er eines Schiffe der Surcouf-Klasse, auch T47 genannt. Diese wurden entworfen, um den Mangel an Zerstörern der französischen Marine zu beheben. Diese hatte ihren Großteil ihrer Großzerstörer (contre-torpilleur) und Zerstörer (torpilleur) im Zweiten Weltkrieg verloren und die Verluste waren nur zum Teil durch erbeutete deutsche und italienische Schiffe kompensiert worden. Die Hauptaufgabe des neuen Typs war der Schutz eigener Verbände gegen Angriffe durch Flugzeuge und U-Boote. Der Typ 47 orientierte sich zum Teil an der US-amerikanischen Gearing-Klasse, ähnelte aber von der Auslegung stark der letzten Klasse von französischen Zerstörern, der Le Hardi-Klasse. Um die Flugabwehr- und U-Jagdbewaffnung verbessern zu können, fiel der Typ 47 aber deutlich größer als die Le Hardi-Klasse aus (auch etwas größer als die Gearing-Klasse). Die Geschützbewaffnung bestand aus halbautomatischen 12,7 cm-Geschützen und vollautomatischen 5,7 cm-Geschützen, die sowohl gegen Schiffsziele als auch zur Flugabwehr verwendet werden konnten. Dazu waren lange 55 cm-Torpedorohre vorhanden, von denen Anti-Schiffs- als auch U-Jagd-Torpedos abgefeuert werden konnten. Zusätzlich konnten kurze 55 cm-Torpedorohre für die U-Jagd eingesetzt werden. Die Aufbauten wurden sehr niedrig ausgeführt, um einer Explosionswelle einer Atombombe weniger Angriffsfläche zu bieten.

Vom der Surcouf-Klasse (T47) wurden zwölf Schiffe 1951-57 gebaut (Surcouf, Kersaint, Cassard, Bouvet, Dupetit-Thouars, Chevalier Paul, Maillé-Brézé, Vauquelin, D'Estrées, Du Chayla, Casabianca und Guépratte). Es folgte die leicht verbesserte Duperré-Klasse (T53), von der fünf Schiffe 1954-58 gebaut wurden (Duperré, La Bourdonnais, Forbin, Tartu und Jauréguiberry). Diese erhielten verbesserte Radaranlagen, eine vergrößerte Brücke und die kurzen U-Jagd-Torpedorohre wurden durch einen U-Jagd-Raketenwerfer ersetzt. Das letzte Schiff, die La Galissonnière (T56), diente anfangs als Erprobungsschiff für neue U-Jagdwaffen- und Sensoren. Sie erhielt einen Klipperbug, so dass die Anker nicht mit dem Bugsonar kollidierten, sowie einen Schleppsonar. Die U-Jagdbewaffnung bestand aus einem Malafon-Raketenstarter, einem 30,5 cm-Raketenwerfer und einem Hubschrauberdeck mit aufklappbaren Hangar. Statt der 12,7 cm- und 5,7 cm-Geschütze erhielt sie zwei 10 cm-Geschütze.

Durch die Größe wiesen die Schiffe ein gutes Modernisierungspotential aus, was vor allem bei den zwölf Schiffen der Surcouf-Klasse (T47) genutzt wurde. Vier der Schiffe, Kersaint, Bouvet, Dupetit-Thouars und Du Chayla, wurden 1961-65 zu Flugabwehrschiffen umgebaut, wofür sie u.a. einen Tartar-Starter, neue Aufbauten und Radarmasten erhielten. Fünf der Schiffe, Maillé-Brézé, Vauquelin, D'Estrées, Casabianca und Guépratte, wurden 1965-71 zu U-Jagd-Schiffe umgebaut, wofür sie eine ähnliche Ausrüstung und Aufbauten wie La Galissonnière erhielten, aber keinen Hubschrauber. Die anderen drei Schiffe, Surcouf, Cassard und Chevalier Paul, wurden 1960-62 zu Flottillenführern umgebaut, wofür der vordere 5,7 cm-Turm entfernt und dafür die Brücke vergrößert wurde. Von den T53-Schiffen wurden nur Duperré 1972-74 modernisiert, nachdem sie zeitweise als Erprobungsschiff für Schleppsonars diente. Sie erhielt ein ähnliches Aussehen wie La Galissonnière, aber mit einem festen Hangar und keine U-Jagdraketenwerfer. Dafür erhielt sie Exocet-Anti-Schiffsraketen. Die Schiffe der drei Klasse wiesen alle eine gute Seetüchtigkeit aus, auch wenn es teilweise Probleme mit der Festigkeit der Aufbauten gab. Sie modernisierten Schiffe dienten bis in die 1980er, zuletzt wurde die Duperré 1992 außer Dienst gestellt. Heute existiert noch Maillé-Brézé als Museumsschiff in Nantes.

Die Kersaint war 128 m lang, 12 m breit und verdrängte ursprünglich 3750 t. Der Antrieb bestand aus vier Kesseln und zwei Dampfturbinensätzen, die 63.000 PS leisteten, womit 32 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 347 Mann.

Bewaffnung
6 x 12,7 cm L/54 Modèle 1948 (drei Zwillingstürme)
6 x 5,7 cm L/60 Bofors Modèle 1951 (drei Zwillingstürme)
4 x 2 cm Oerlikon Mk IV (Einzellafetten)
12 x 55 cm Torpedorohre (zwei lange Drillingsrohre und zwei kurze Drillingsrohre)

Die Kersaint (D622) wurde 1951-56 von der Marinewerft Lorient gebaut. Sie diente danach bei der Mittelmeerflotte und wurde 1956 im Suezkrieg eingesetzt. Am 31. Oktober wehrte sie einen Angriff des ägyptischen Zerstörers Ibrahim el Awal auf Haifa ab. 1958 beteiligte sie sich an dem westlichen Eingreifen im Libanon, 1961 wurde sie während der Bizerta-Krise gegen tunesische Kräfte eingesetzt. 1964-65 erfolgte der Umbau der Kersaint zum Flugabwehrschiff, wobei ihre 12,7 cm-Geschütze und die langen 55 cm-Torpedorohre entfernt wurden, ihre Aufbauten vergrößert wurden, neue Radaranlagen und –masten sowie ein Tartar-Starter und ein 37,5 cm-U-Jagdraketenwerfer an Bord kamen. Danach kam sie zur Atlantikflotte, wurde aber auch wiederholt in den Indischen Ozean verlegt. 1983 wurde sie erneut vor dem Libanon eingesetzt. 1984 wurde Kersaint außer Dienst gestellt. Nach einer kurzen Phase als Testschiff, um nach dem Falklandkrieg die Auswirkungen von Bränden zu studieren, wurde sie am 22. Mai 1986 als Zielschiff von der Atlantikflotte versenkt.

Das Modell

Mein Modell des französischen Zerstörers Kersaint habe ich aus dem Bausatz Escorteur d’escadre T-47B von L'Arsenal gebaut. Es soll den Zustand von 1956 darstellen. Dieser Bausatz ermöglicht den Bau der ersten sechs Schiffe der Surcouf-Klasse, Surcouf, Kersaint, Cassard, Bouvet, Dupetit-Thouars und Chevalier Paul. Er enthält aber Abziehbilder für alle 18 Schiffe. Für die letzten sechs Schiffe der Surcouf-Klasse, Maillé-Brézé, Vauquelin, D'Estrées, Du Chayla, Casabianca und Guépratte, müsste man das Schanzkleid neben der Brücke vorne erhöhen, die Lüfter hinter der Brücke sowie die Position des achteren 12,7 cm-Geschützes ändern. Ein Umbau in die Duperré-Klasse dürfte etwas aufwendiger sein. L'Arsenal bietet auch eine Variante als Flottillenführer an, hoffentlich kommen noch weitere Varianten. In Bezug auf die Unterschiede zwischen den Schiffen und den verschiedenen Bauzuständen ist Escorteur d'escadre von Robert Dumas und Jean Moulin sehr empfehlenswert.

Das Exemplar meines Bausatzes ist schon etwas älter. Es hat einen etwas seltsamen Versatz auf der Unterseite des Rumpfs und der Rumpf war leicht gebogen. Aber mit etwas Schleifen und Erwärmen des Rumpfs in ca. 90° C heißen Wasser konnte ich beides beheben. Es fehlten auch die 5,7 cm-Türme, aber L'Arsenal hat sehr schnell Ersatz geschickt. Die Anleitung lässt teilweise Fragen offen, so dass mir Escorteur d'escadre und Profilzeichnungen in La Marine à Brest: Escadre Légère 1958-1965 von Robert Dumas sehr geholfen haben. Die Unterbauten für die kurzen 55 cm-Torpedorohre sind viel zu hoch und mussten gekürzt werden. Auch die Rohre der 12,7 cm-Geschütze waren 2 mm zu lang. Beim Fockmast habe ich das Fotoätzteil verwendet, das auf einer extra Platine beiliegt, da dies den Abmessungen laut La Marine à Brest: Escadre Légère 1958-1965 entsprach. Die AIL-2-Radarantenne (Fotoätzteil 22) habe ich auf die Plattform auf der Vorderseite des Fockmasts verlegt, wo sie laut Fotos positioniert war. Bei der großen Plattform muss man darauf achten, dass man die Gitterstrukturen alle, wie in der Anleitung auf Französisch angegeben, nach unten biegt. Die Positionen der Rettungsflöße entsprechen einem frühen Zustand, die im Bausatz angegeben zeigen einen ab Ende der 1950er. Ansonsten war der Bau des Modells unproblematisch.

Bemalt habe ich die Kersaint mit Vallejo Model Color-Acrylfarben. Die vertikalen Bereiche sind mit 154 Signalgrau und die Decks mit 164 Graublau Dunkel gestrichen. Den Großmast habe ich ebenfalls grau bemalt, später wurde er bei den Orignalen ab der Plattform schwarz bemalt. Die Anker und Poller sind, wie bei der damaligen Mittelmeerflotte üblich, schwarz gestrichen. Die Rettungsflöße habe ich mit 51 Preussisches Blau mit Streifen aus 15 Signalgelb bemalt. Auf den Schwarz-Weiß-Fotos wirken sie heller, aber laut der Beschreibung in Escorteur d'escadre waren sie anfangs so gestrichen, später blau und orange.

Zuletzt ein Vergleich mit zwei französischen Großzerstörern aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, deren Größe die Kersaint erreichte: die Jaguar der gleichnamigen Klasse von 1926 und Le Terrible von 1936 der Le Fantasque-Klasse (linkes Foto). Rechts ein Vergleich mit dem deutschen Geschützten Kreuzer SMS Emden von 1909 der Dresden-Klasse und der italienischen Fregatte Carlo Margottini von 2014 der FREMM-Klasse.

Quellen

Lars