04.12.1578 - 440 Jahre Zweite Schlacht von Kizugawaguchi

 

Atakebune, Sekibune, Kobaya (1/700)

Heute vor 440 Jahren, am 4. Dezember 1578, besiegte die Marine von Oda Nobunaga die Marine der Mori in der Zweiten Schlacht von Kizugawaguchi (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Oda Nobunaga war damals der mächtigste Daimyo (Fürst) in Zentraljapan. Im Ishiyama Hongan-ji-Krieg versuchte er die Ikkō-shū zu besiegen, die von den Mori unterstützt wurden. Die Ikkō-shū waren aufständische Bauern, die von einer buddhistischen Sekte geführt wurden. Diesen gelang es im 15. und 16. Jahrhundert in Teilen Zentraljapans die Macht zu übernehmen. Eines ihrer wichtigsten Stützpunkte war die Festung Ishiyama Honganji (wo heute die Burg von Osaka steht). Diese griff Oda mit seinen Truppen 1570 an und begann sie zu belagern. Die Festung wurde aber über See von den Mori versorgt, weshalb Oda versuchte diese Nachschublinien mit einer eigenen Marine zu unterbinden. In der Ersten Schlacht von Kizugawaguchi 1576 konnten die Mori die Flotte Odas unter Kuki Yoshitaka besiegen. Dieser kam aber mit einer zweiten Flotte zurück und konnte die Mori in der Zweiten Schlacht von Kizugawaguchi besiegen. Damit konnte eine Blockade der Festung auch auf der Seeseite errichtet werden, was schließlich dazu führte, dass die Ikkō-shū kapitulierten. Typische japanische Kriegsschiffe der damaligen Zeit waren Kobaya, Sekibune und Atakebune.

Atakebune, Sekibune, Kobaya (1/700)

Das Original

Der kleinste der drei Typen waren die Kobaya. Diese hatten keine Aufbauten, waren deshalb leichter als die größeren Typen und waren deshalb auch schneller. Manche der Kobaya hatten leichten Schutz mit Holzplanken. Es gab auch Varianten, die eine seitlichen Schutz und ein Dach aus Bambusbündeln erhielten, diese wurden als Mekurabune bezeichnet. Eine typische Kobaya hatte eine Besatzung, die aus 20 Ruderern und zehn Kämpfern, die die Bewaffnung aus acht Arkebusen (Hakenbüchsen) bedienten, bestand.

Kobaya (1/700)

Die Sekibune hatte einen ähnlichen, aber meist größeren Rumpf. Auf diesem war ein kastenförmiger Aufbau aufgesetzt, der die Ruderer und die Arkebusenschützen auf diesem Deck schütze. Dazu gab es oft ein oberen Deck für weitere bewaffnete Männer. Die Besatzung bestand hier aus 40 Ruderern und 30 Kämpfern, die Bewaffnung aus 20 Arkebusen, teilweise später auch einer Kanone. Dieser Typ stellte oft den Großteil der Flotte der verschiedenen japanischen Feudalherren.

Sekibune (1/700)

Die Atakebune fiel noch mal größer aus und hatte meist einen deutlich unförmigeren Rumpf und einen mächtigeren Aufbau, auf dem oft ein kleines Deckshaus oder ein Kommandoturm stand. Diese Schiffe ähnelten zeitgenössischen koreanischen Panokseon, waren aber massiver gebaut und langsamer. Die Besatzung bestand aus 80 Ruderern und 60 Kämpfern. Die Bewaffnung bestand aus 30 Arkebusen, später auch Kanonen. Es gab auch besonders große Atakebunen, in der Zweiten Schlacht von Kizugawaguchi soll der Kern der Schiffe Odas sogar gepanzert gewesen sein.

Atakebune (1/700)

Alle drei Typen wurden im Kampf gerudert, wobei hier, wie auch im damaligen China und Korea, Yuloh-Riemen benutzt wurden. Das bedeutet, dass die Riemen nicht wie bei europäischen Galeeren angebracht waren, sondern nach achtern zeigten und in einer schraubenartigen Bewegung bedient wurden. Alle drei Typen konnten aber auch gesegelt werden. Die Masten wurden im Kampf umgelegt.

Atakebune, Sekibune, Kobaya (1/700)

Das Modell

Die Atakebune, Sekibune und Kobaya habe ich aus Bausätzen von Artist Hobby gebaut. Dieser Hersteller bietet zwei Varianten einer Atakebune an (siehe Besprechung einer Atakebune, eine Sekibune und eine Kobaya (Kohaya). Die Bausätze der Atakebune und Sekibune erhalten je Teile für zwei Modelle, die der Kobaya für vier Modelle. Die Bausätze enthalten im Falle der Kobaya auch fotogeätzte Figuren für Ruderer (aber falsch dargestellt, siehe unten!), es gibt auch extra Sätze mit fotogeätzten Figuren. Dazu gibt es auch Fotoätzteile für Flaggen, aber meines Wissens keine passenden Abziehbilder. Wer gerne Dioramen baut, findet hier sicher eine gute Grundlage.

Ich wollte aber keine Diorama bauen, sondern einfach nur je ein Modell jedes Typs. Der Bau ist eigentlich nicht aufwendig. Jedes Modell besteht aus einem Resinrumpf, der mit Fotoätzteilen detailliert wird. Die umgelegten Masten der Atakebune und Sekibune habe ich nicht aus Fotoätzteilen dargestellt, sondern einen viereckigen Plastikstab benutzt. Leider hat der Urmodellbauer nicht verstanden, wie diese Schiffe gerudert wurden und scheint von einer europäischen Form von Riemen ausgegangen zu sein. Entsprechend kann man die fotogeätzten Riemen nicht verwenden. Ich habe aus Metallstäben neue gemacht, was mühsam ist, da jedes Riemenpaar bis zum Wasser eine andere Länge hat. Im Falle der Kobaya gibt es ein zusätzliches Problem: dem Modell fehlt der über die Bordwand ragende Kasten, durch den die Riemen nach unten (und nicht zur Seite!) ragten. Auch müsste man die gebogene Form der Riemen darstellen. Deshalb habe ich mich entschieden, hier die Riemen wegzulassen und stattdessen den Mast (der im Bausatz fehlt) aufgerichtet darzustellen. Die fotogeätzte Kasten für die Schutzschilde ist schwer anzubringen und es fehlt auch vorne und achtern die Verbindung. Auch das Ruder ist viel zu kurz und musste ersetzt werden. Wenn man die Rekonstruktionen von Kobaya in der Literatur anschaut, findet man sicher noch mehr Punkte, z.B. warum gibt es hier Bänke für die Ruderer statt eines Decks?

Hier noch Größenvergleiche: links noch einmal untereinander, in der Mitte mit einer kleinen englischen Galeone, der Golden Hind (1576), aus der gleichen Epoche. Rechts mit diversen japanischen Kriegsschiffen, der japanischen Korvette Fujiyama (1864), dem Zerstörer Teruzuki (1942) und dem Zerstörer Takanami (2003).

Quellen

Lars