Das Original

Die erste britische seegestützte Flugabwehrrakete hieß Seaslug, zu deutsch die Drechselschnecke. Der wenig ansprechende Name wurde einem großen, schweren und komplexen Fluggerät gegeben. Die Rakete besaß neben ihrem eigenen Motor vier an ihrem Vorderende befestigte Festkörperbooster, die sie beim Start auf Geschwindigkeit brachten und sich dann lösten. Ein Feuerleitradar vom Typ 901 leitete das Geschoss während des ganzen Fluges.

Nach langen Diskussionen wurde die County (Grafschafts)-Klasse von Lenkwaffenzerstörern zur Aufnahme der neuen Waffe entwickelt. Um eine angemessene Anzahl von Seaslugs aufnehmen zu können, fielen die Schiffe sehr groß aus und entsprachen eher früheren Kreuzern. Sie wurden häufig auch als Flaggschiffe benutzt. Die schnelle Entwicklung der Lenkwaffen führte dazu, dass mit der Indienststellung der Counties in den Sechziger Jahren ihre Hauptwaffe schon bald veraltet war. Die vier Schiffe des ersten Bauloses wurden denn auch schon in den Siebzigern ausgemustert.

Glamorgan und ihre Schwestern des zweiten Bauloses wurden begrenzt modernisiert. Ihre Sensoren und Computerausrüstung wurde verbessert, und der Geschützturm B durch vier Exocetstarter ersetzt. Im Falklandkrieg 1982 wurden aus der Klasse Antrim und Glamorgan eingesetzt.

Glamorgan erhielt kurz vor Kriegsende einen Treffer einer Exocetrakete; dabei starben 14 Besetzungsmitglieder, 17 wurden teils sehr schwer verletzt. Die schnelle Reaktion der Schiffsführung und gute Schiffssicherungsmaßnahmen retteten das Schiff, trotz schwerer Schäden. Schon wenige Jahre später wurden die verbliebenen Counties an Chile verkauft, wo sie umgerüstet wurden und noch über ein Jahrzehnt Dienst taten. Mittlerweile sind alle Schiffe der Klasse abgewrackt worden.

Das Modell

HMS Glamorgan
Bausatz 81089
Maßstab 1/350
Hersteller Atlantic Models
Preis ca. 176 GBP

Zusätzlich verwendete Materialien:

  • Gedrehte Rohre für den 4,5-Zoll Turm. ATBAR 35004 (6 Stück), Atlantic Models. 7,20 GBP
  • Perforated Catwalks (fotogeätzte Grätings für Brückennocks) AC 700 24, L'Arsénal, ca. 5 €
  • 20 mm/70 Oerlikon (20 Stück) , SM-350-050, Master , ca. 15 €
  • 1/350 Life Raft Canisters for Aircraft Carriers Made by Model Monkey (36 Stück), Shapeways , ca. 7 $
  • NSA 350510 US NAVY figures in working positions set 3, NorthStar, 25 €

Der 2013 herausgekommene Resinbausatz von Atlantic Models (siehe Bausatzbsprechung) stellt die HMS Glamorgan, ein Schiff des zweiten Bauloses der County-Klasse, in ihrem Rüstzustand während des Falklandkrieges 1982 dar. Ein früherer oder späterer Rüstzustand des gleichen Schiffes wäre mit Zurüstteilen und kleineren Umbauten machbar, Schiffe des ersten Bauloses würden wesentliche Änderungen an den Aufbauten erfordern. Von daher baute ich Glamorgan vor den Falklands.

Dies ist der teuerste Bausatz, den ich mir je geleistet habe. Mit entsprechendem Respekt lagerte ich ihn auch ein und wartete auf den richtigen Zeitpunkt, um ihn zu bauen. Es fehlte nur an der Idee, wie ich das Schiff zeigen wollte. Zur Hilfe kam die Lektüre des Buches Ordeal by Exocet von Ian Inskip, dem seinerzeitigen Navigator des Schiffes, der in Tagebuchform den Einsatz des Schiffes im Falklandkrieg beschreibt. Hierin fand ich die lebhafte Beschreibung, wie das Schiff sich nach einem schweren Raketentreffer und Notreparaturen von der Trägerkampfgruppe verabschiedete und die Heimreise antrat. Ausgerechnet im online verfügbaren Nachruf auf Lt. Cdr. Inskip im Telegraph fand ich das Foto, das ich als Hauptvorlage verwenden würde. Es wurde vom Flaggschiff, dem Flugzeugträger HMS Hermes aus aufgenommen und zeigt die Glamorgan, wie sie mit voller Fahrt und vielen an Deck versammelten Besatzungsmitgliedern den Träger passiert. Am Aufbau ist ein Spruchband angebracht, der Geschützturm ist nach steuerbord eingedreht und feuert (mit scharfer Munition) Salut. Brandspuren überziehen den Bereich, in dem die Rakete eingeschlagen ist. Dieses Schiff und seine überlebende Besatzung ist gerade noch einmal davongekommen. Das Trauma sollte bei vielen von ihnen bleiben.

Prioritäten setzen

Diese Situation wollte ich gern wiedergeben; nachdem das klar war, ging der Bau unverzüglich los und machte gute Fortschritte. Während ein Flugzeugprojekt meistens mit dem Cockpit beginnt, starte ich gern mit dem Rumpf eines Schiffes und mit der späteren Basis. Die Hauptkomponenten aus Resin passten recht gut, und auch die beiden Rumpfteile benötigten nur wenig Nacharbeit, bevor sie mit einer reichlichen Menge Sekundenkleber verklebt wurden. Zusätzlich hatte ich Bohrungen angelegt und sicherte die beiden Teile mit Schrauben zueinander. Nach dem Aushärten entfernte ich die Schlingerkiele am Unterwasserschiff, so ließ es sich später besser in die Basis einpassen. Nun konnte der Übergang zwischen Über- und Unterwasserschiff verschliffen werden, eine Arbeit, die deutlich leichter fiel, als zuvor angenommen. Ich legte zwei zusätzliche Bohrungen für Gewindeschrauben im Rumpfboden an, um das Schiff später an meinem Bau-Schraubstock befestigen zu können.

Nun bereitete ich aus einer Styrodur-Isolierplatte aus dem Baumarkt meine Basis vor. Ich zeichnete den Umriss des Schiffes an der Wasserlinie an und legte dann vorsichtig einen Ausschnitt für den Rumpf an. Diesen passte ich soweit an, dass das Schiff mit einer leichten Schlagseite nach steuerbord möglichst gut passend darin lag. Nun formte ich mit einem Gasbrenner vorsichtig von oben (!) und bei guter Belüftung (!!) das gewünschte Wellenbild an. Dazu waren die Vorbildfotos sehr nützlich. Erst jetzt schnitt ich die gewünschte Platte so heraus, dass sie in eine Trumpeter-Displaybox passte. Dadurch erhielt ich auch saubere, nicht von der Hitze verformte Kanten.

Der weitere Bau der Basis verlief unkompliziert. Ich musste nur wenig mit Schleifpapier nacharbeiten, damit waren die schmutzigen Arbeiten erledigt. Den Rumpf packte ich in Frischhaltefolie und füllte weißes Anschlussacryl aus dem Baumarkt in den Ausschnitt. Nun setzte ich den Rumpf auf die Basis, das Acryl füllte die verbleibenden Spalten zwischen Schiff und Basis aus. Die Überschüsse wurden mit einem Spatel angepasst, und alles konnte gut durchhärten. Stippelnd aufgetragene weiße Wandfarbe ergab die optimale Oberflächenstruktur, um später eine Wasserfläche zu simulieren.

Derweil hatte ich eine sehr große Anzahl an Baugruppen, mit denen ich mich beschäftigen konnte. So ein Schiffsprojekt ermöglicht dadurch ein kontinuierliches Durcharbeiten, und es ist eigentlich wenig Raum für Leerlauf. Der wurde bei mir eher durch meine Arbeit und meinen Garten erzeugt. Ich nahm mir nacheinander alle Bauteile vor und versäuberte sie. Einen guten Teil der Weißmetallteile konnte ich auslassen, weil sie Ruder und Wellenböcke sowie Stabilisatoren betrafen. Auch die Geschützrohre ersetzte ich durch gedrehte Messingrohre von Master, die seit kurzem über Atlantic Models erhältlich sind. Ich habe an diesem Projekt nur wenige Zurüstteile verwendet, weil der Bausatz sehr vollständig ist. Neben den Geschützrohren benutzte ich fotogeätzte Grätings für die Brückennocks von L'Arsénal, die zwar eigentlich 1/700 sein sollten, aber trotzdem passten. Die beiden 20 mm Oerlikons sind im Bausatz als reine Ätzteilkonstruktionen enthalten. Das finde ich in diesem Maßstab zu flach und zweidimensional, deshalb wurden sie durch solche von Master ersetzt, deren Sockel und Rohr aus Drehteilen bestehen und deutlich besser aussehen. Abgesehen davon benötigte ich nur zusätzliche Rettungsinselkanister, die es als sehr ansprechende 3D gedruckte Teile über Shapeways vom Designer Model Monkey gibt. Im Vergleich zu anderen Bausätzen ist das nahezu nichts und relativiert natürlich wieder den hohen Preis des Bausatzes.

Die einzelnen Baugruppen wurden nach dem Versäubern jeweils soweit detailliert, wie es vor der Endmontage sinnvoll erschien. Bei den Prioritäten achtete ich darauf, die anspruchsvollsten Teile zuerst zu montieren. Im Fall der Glamorgan waren das der Starter für die Seaslug-Raketen und die Radarantenne vom Typ 965, die später auf dem Großmast montiert werden würde. Beide Baugruppen waren ausgesprochen anspruchsvoll, jede bestand aus mehreren Dutzend Ätzteilen, und sie mussten korrekt fertig gestellt werden. Ohne sie wäre das Schiff nicht vollständig und ich würde nie damit glücklich werden, höchstens als Hulk auf dem Weg zum Abwracken.

Ich fühlte mich also überhaupt nicht unter Druck, als ich begann, die diversen Fachwerkrahmen für den Raketenstarter auszuschneiden und zu montieren. Immerhin eine komplette Seite der Bauanleitung beschäftigt sich mit dieser Baugruppe. Am Ende bekam ich es hin, aber ich habe die fast 50 Teile insgesamt drei Mal montiert, weil irgendetwas nicht passte. Zwei Mal habe ich mit Aceton die Verklebung gelöst, alles gesäubert und wieder von vorn angefangen. Insgesamt eine exzellente Geduldsübung und sicherlich charakterstärkend, aber eine Erfahrung, die ich so bald nicht wieder brauche.

Die Radarantenne besteht aus einer Vorder- und Rückseite, diversen umlaufenden Verstrebungen und insgesamt 32 Gitterteilen, die in einem bestimmten Winkel zwischen Vor- und Rückseite montiert werden müssen. Hierbei half mir die Verwendung von Weißleim, weil dieser einerseits sofort einen gewissen Halt bietet und andererseits etwas elastisch ist, wo Sekundenkleber bricht. Es war eine weitere Geduldsübung, aber nicht ganz auf dem Niveau des Raketenstarters.

Der Großteil der übrigen Baugruppen ließ sich unkompliziert verarbeiten, so dass sich meine Styrodurblöcke, auf denen ich die lackierfertigen Teile sammele, schnell füllten.

Problematisch waren nur die Masten. Deren zahlreiche und komplexe fotogeätzten Rahen waren sehr empfindlich, ließen sich nicht stabil befestigen und passten auch nicht alle optimal. Ich versuchte zwar, mit dünnem Messingdraht zu stabilisieren, aber das brachte kaum eine Verbesserung. Besonders die ECM-Antennen aus Weißmetall, die über sehr fragile Ätzteile am Mast zu befestigen waren, kosteten mich einiges an Nerven. Zudem hatte ich schon üble Vorahnungen, was die Takelung anging.

Am Aufbau störte mich, dass das Ruderhaus massiv gegossen war und seine Fenster dunkel bemalt werden mussten. Ich sägte das Ruderhaus ab und fertigte mir ein neues Dach aus einer dünnen Plastikplatte. Die Fensterrahmen fertigte ich aus Draht und schmalen Kunststoffstreifen.

Der Schaden kommt ans Modell

Nun musste ich mir Gedanken über die Darstellung der Schäden machen. Die Rakete hatte das Oberdeck backbord direkt vor dem Hangar getroffen. Ihre Explosion hatte ein großes Loch in das Deck gerissen und dazu geführt, dass der Bordhubschrauber im Hangar explodiert und der Hangar sich verzogen hatte und komplett ausgebrannt war. Zum Zeitpunkt der Verabschiedung von der Flotte war der ausgebrannte Hubschrauber und die Hangartore entfernt worden, über das Loch im Deck war eine Stahlplatte geschweißt worden, und eine provisorische Reling anstelle des abgerissenen Sicherheitsnetzes angebracht worden. Der backbordseitige Sea Cat-Starter war ebenfalls der Explosion zum Opfer gefallen und fehlte.

Die Stahlplatte ließ sich aus einer 0,25 mm-Polystyrolplatte darstellen, bei der Größe richtete ich mich nach der Beschreibung des Schadens. Knifflig war die Verformung des Hangars. Schließlich erhitzte ich das Resinteil vorsichtig und drückte mit einem Spatel unter die Hangardecke, bis ich die gewünschte Wölbung erzielte. Dabei verformte sich natürlich das ganze Teil etwas, sodass ich hier das eine oder andere an Spachtel- und Schleifarbeit aufwenden musste, bevor es richtig passte.

Mehr Farbe als erwartet

Nachdem ich alle Baugruppen vorbereitet hatte, konnte es in meine Lackierecke gehen. Nun habe ich seit Jahr und Tag immer wieder Schwierigkeiten mit mangelnder Haftung der Farbe an meinen Modellen gehabt. Ich habe diverse Grundierungen ausprobiert, solche auf Acrylbasis wie auch solche auf Lösungsmittelbasis. Ich habe meine Bauteile mit Seifenwasser und Spiritus abgewaschen, ich habe sie leicht angeschliffen, es blieb frustrierend. Kurz bevor es bei diesem Projekt ernst wurde, hörte ich von Stynylrez-Grundierung von der Firma Badger, die auch Airbrushpistolen herstellt. Kurz entschlossen orderte ich weiße und schwarze Grundierung und probierte sie aus. Die Grundierung ist eher dickflüssiger und ich benutzte eine 0,5 mm-Düse. Sie deckt sehr gut, trocknet schnell und gibt eine schöne Oberfläche. Und – an diesem Modell hielt sie perfekt, ohne jede Ablösungen. Am Rumpf musste ich drei Farben spritzen und jeweils abkleben, ohne jedes Problem. Ich glaube, ich habe jetzt die Grundierung gefunden, mit der ich arbeiten kann.

Die Zerstörer der County-Klasse waren die letzten britischen Schiffe mit Holzdecks. Von daher ist dieses Modell deutlich farbiger als modernere Schiffe. Die vertikalen Flächen über der Wasserlinie sind im Admiralitäts-Hellgrau gestrichen. Hierzu benutzte ich Vallejo ModelAir Pale Grey Blue alias RLM 76. Der Wasserpass ist schwarz, hier benutzte ich die schwarze Grundierung. Das Unterwasserschiff lackierte ich knallrot über schwarz, wodurch sich ein schönes Ziegelrot ergab. Das Flugdeck spritze ich in ModelAir Grey Primer, die Stahldecks in ModelAir Camo Green. Eigentlich waren 1982 die britischen Stahldecks schon nicht mehr Brunswick Green, aber Altbestände wurden weiter verwendet und die neue Farbe bei der nächsten Überholung des Schiffes aufgetragen. Das Holzdeck wurde mit den Resten von JPS IJN Deck Tan gespritzt, die ich noch in Gebrauch habe. Es erhielt dann einen Wash aus brauner Künstlerölfarbe gemischt mit Humbrol-Verdünnung. Danach sah es schon sehr vorbildgerecht aus. Natürlich musste auch auf den Deck einiges abgeklebt werden, aber wieder funktionierte die Grundierung.

Bei den Aufbauten lackierte ich soweit möglich mit der Airbrush, der Rest wurde beherzt gepinselt. Das war ermüdend und langwierig, sah am Ende aber recht nett aus. Ich benutze dazu gerne einen extralangen Pinsel, einen sogenannten Schlepperpinsel. Nun musste ich das Modell altern und die Brandschäden simulieren. Zur Alterung benutzte ich ebenfalls Künstlerölfarben und Humbrol-Verdünnung. Das Schiff war zu jener Zeit bereits mehr als drei Monate im Einsatz und auf See, sodass ich am Rumpf deutlich mehr Rost- und Ablaufspuren anbrachte als sonst. Die Brandschäden simulierte ich mit grauer, roter und brauner Farbe aus der Airbrush sowie durch Trockenmalen mit Ölfarben. Auch die Steuerbordwand des Hangars erhielt rotbraun gemalte Schäden, gemäß eines Fotos, das ich gefunden hatte.

Die Schiffsboote waren von Hause aus prächtig rot und weiß bemalt und sicherlich sehr gepflegt. Beim Ausbruch der Feindseligkeiten wurde alles an den Schiffen, was nicht grau war, grau übermalt. Die schwarzen Bereiche der Masten und Schornsteine mussten ebenso daran glauben wie die Rumpfnummern und der Großteil der Flugdeckmarkierungen. Die Boote waren offensichtlich nicht übermalt, sondern unter grauen Persennings versteckt worden. Auf dem Vorbildfoto ist die Persenning am backbord achterlichsten Boot verrutscht und zeigt die bunte Bemalung. So wollte ich das auch haben, also wurden die Boote farbig bemalt und unter Persennings aus Zigarettenpapier versteckt, die ich in klarem Acryllack tränkte, so dass sie sich schön anschmiegten und einen guten Faltenwurf bekamen.

Auf dem Dach des Ruderhauses brachte ich eine Union Flag als Fliegerkennung an. Bislang hatte ich nur davon gehört, dass die Zerstörer vom Typ 42 so ausgestattet waren. Das lag daran, dass die Argentinier zwei baugleiche Schiffe besaßen. Im Buch von Ian Inskip las ich dann, dass er persönlich die Flagge aufgemalt hatte, und fand auch ein Foto, das sie zeigte. Also ging es nicht ohne.

Auch die Basis erhielt ihre Farbe. Ich benutzte zuerst einen kräftigen Grünton, den ich vorsichtig verlaufend mit der Airbrush auftrug, dann ein dunkles Blau. So ergaben sich schöne Übergänge vom aufgewühlten Wasser um das Schiff herum zur See. Nachdem das gut durchgetrocknet war (zwei Wochen!), trug ich kräftig hochglänzenden Klarlack aus der Spraydose aus dem Baumarkt auf, um die Oberfläche zu versiegeln und eine vorbildgerechte Reflexion zu schaffen. Zusätzliche Welleneffekte wurden mit klarem glänzenden Acrylgel aufgetragen und durch Trockenmalen mit weißer Künstlerölfarbe betont. Die Bugwelle entstand aus einer Mischung des genannten klaren Acrylgels mit den kleinen Kunststoffkügelchen, wie sie zur Verwendung mit Sekundenkleber verkauft werden. Das verleiht der Mischung mehr Stabilität und Textur. Nach dem Aushärten wurde auch hier weiß trocken gemalt. Damit war die Basis fertig.

Die Endmontage

Nun konnten die Komponenten schließlich zusammengefügt werden. Dabei arbeitete ich von den großen zu den kleinen Baugruppen und von der Mitte das Modells nach außen, um Schäden bei der Handhabung zu begrenzen. Nach dem Anbau der beiden großen Aufbauteile konnten diese mit den zahlreichen Anbauten und Decksausrüstung und schließlich mit Relings versehen werden. Die Teile wurden mit mittelfließendem Sekundenkleber von Zap a Gap, manche auch mit Weißleim verklebt. Die Relings waren in Rumpffarbe vorlackiert und ihre Züge wurden von Hand in einem dunkleren Grau nachbemalt. Natürlich ergaben sich beim Anbau der Relings noch Spalten, diese wurden mit Sekundenkleber oder Weißleim aufgefüllt und übermalt.

Ich hätte mir übrigens noch mehr Relingmaterial gewünscht, am Ende habe ich die komplette Reserve verarbeitet. Glücklicherweise habe ich einen gewissen Fundus an Ätzteilresten, auf den ich zurückgreifen könnte.

Nachdem die Mitte des Modells soweit mit allen Anbauteilen versehen war, machte ich mich mit üblen Vorahnungen an die Takelung. Die Vorahnungen bestätigten sich, es war sehr knifflig, weil die Rahen so wenig belastbar waren. Ich benutzte 0,1 mm Neusilberdraht von Albion Alloys für die Antennendrähte, den ich mit Weißleim verklebte. Das funktionierte noch einigermaßen. Die Signalleinen aus UNI Caenis hingegen forderten mich ganz, und ich war überglücklich, als ich sie schließlich montiert hatte. Nun brachte ich die zahlreichen senkrechten Peitschenantennen an, die zwar nicht in der Bauanleitung erwähnt, aber auf den Vorbildfotos gut sichtbar sind. Bis auf zwei sind auch alle ihre Aufnahmen am Modell vorhanden. Die beiden Aufnahmen hinter den Brückennocks baute ich selbst. Die Antennen bestehen aus gerichtetem 0,2 mm Messingdraht, auch von Albion Alloys.

Nun konnte ich mich dem Vor- und Achterdeck zuwenden. Die Ankerketten von L´Arsénal wurden in die vorsichtig ausgebohrten Kettenkoker eingelegt, der Geschützturm endlich eingesetzt, ebenso wie der Raketenstarter. Auch die langen Niedergänge zum Achterdeck, die knifflig zu biegen gewesen waren, konnte ich nun befestigen. Die Rettungsbojen wurden an den Niedergängen befestigt.

Jetzt brachte ich die Flaggen an. Glamorgan war zu der Verabschiedung schön beflaggt gewesen, also kam eine Union Flag an die Gösch, ein White Ensign an den Fockmast und eine große walisische Fahne (Glamorgan war eine Grafschaft in Wales) an den Großmast. Letztere hatte ich nicht im Fundus. Deshalb suchte ich sie mir als Graphikdatei, duplizierte und spiegelte sie, und druckte sie auf Zigarettenpapier aus, das ich auf ein Blatt Papier befestigt hatte. Mein Drucker überlebte es, ich würde dafür aber keinesfalls die Hand ins Feuer legen. Nun konnte ich die Flagge ausschneiden, sie von der Rückseite weiß bemalen und dann die Hälften zusammenklappen. Das Ergebnis wurde windverweht gefaltet, an einen 0,1 mm Draht geklebt und dann am Mast befestigt.

Nun überzog ich das gesamte Modell mit einem freundlichen Mattlack, der hoffentlich möglichst viele Unsauberkeiten zudecken würde. Ich hatte mir zuvor mehrfach das ganze Modell unter der Lupe angeschaut, kleine Macken ausgebessert und die Alterung komplettiert.

Nach dem Mattlacküberzug bevölkerte ich mein Modell mit etwa 100 Besatzungsfiguren von NorthStar. Das sind zwar sicherlich weniger, als es in der Realität waren, ich denke aber, es sieht stimmig aus. Die Piepels waren eher ungeordnet an backbord verteilt, um zum Flaggschiff herüberzuschauen, und soundsoviele von ihnen standen auch auf dem ausgebrannten Hangar.

Nachdem diese Arbeit beendet war, klebte ich schließlich das große Radar auf den Großmast und brachte einen letzten Mattlacküberzug auf. Dann füllte ich die Brückenfenster mit Weißleim zur Verglasung, ließ diesen klar durchtrocknen und brachte als letzte Amtshandlung das Dach der Brücke auf. Nun konnte ich das Modell in die Aussparung auf der Basis einsetzen, die Passung war so dicht, dass ich es nicht verkleben musste.

Quellen

Fazit

Das ist mein viertes Schiff aus dem Falklandkrieg. Ich erinnere mich aus meiner Studentenzeit an die Berichte aus dem Südatlantik, habe mich aber erst viel später intensiv mit dem Thema beschäftigt. Dieser sehr schöne und gute Resinbausatz ist zweifellos anspruchsvoll, aber er ermöglicht den Bau eines bedeutsamen und optisch auch ansprechenden Schiffes, in diesem Fall mit einer beeindruckenden Geschichte dahinter.

Frank Spahr