Das Original

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges hatte Italien eine beachtenswerte Flotte von größtenteils modernen Schiffen. Diese Flotte zwang die Briten, erhebliche Marinestreitkräfte ins Mittelmeer zu verlegen. Beim Krieg im Mittelmeer musste die britische Flotte schwere Verluste hinnehmen, aber nicht so sehr durch die italienischen Schiffe, sondern überwiegend durch deutsche und italienische Luftwaffen, U-Boote und Minen.

Hinter ihrer beeindruckenden Fassade hatte die italienische Flotte nämlich ernste Probleme. Sie hatte keinen oder nur primitiven Radar, keine eigenen Marineflugkräfte und die Zusammenarbeit mit der Regia Aeronautica ließ viel zu wünschen übrig. Bei der Schiffsartillerie gab es ständig Probleme mit der Streuung der Salven und Fehlzündungen. Als ob das nicht genug wäre, knackten die Briten frühzeitig den italienischen Geheimkode und ab 1942 zwang der Treibstoffmangel die größeren Einheiten im Hafen zu bleiben.

Die ausgebliebenen Erfolge der italienischen Flotte sind aber für uns Modellbauer egal. Die Schiffe waren wunderschön und hatten tolle, verrückte Tarnanstriche, weswegen es die Mühe wert ist, Modelle von ihnen zu bauen.

Die Duca D'Aosta war einer der zwölf "Condottieri-Kreuzer", die Italien zwischen 1928 und 1933 in fünf Klassen bauen ließ. Die Schiffe der ersten Klasse, der Da Barbiano-Klasse, waren sehr leicht gebaute Schiffe, bei denen Eigenschaften wie Stabilität, Steifigkeit des Rumpfes, Panzerung usw. geopfert wurden, um eine hohe Geschwindigkeit zu erreichen. Als Italien sein Konzept von Leichten Kreuzern weiterentwickelte, wurden die Schiffe immer ausgewogener und die zwei Schiffe der Aosta-Klasse galten als gelungene Konstruktionen. Die Schiffe der nachfolgenden und letzten Klasse, die Abruzzis, waren noch besser und waren bis in die siebziger Jahre bei der italienischen Flotte im Dienst.

Die Emanuele Filiberto Duca d'Aosta wurde 1932 auf Kiel gelegt und im Juli 1935 in Dienst gestellt. 1938 wurde sie zu einer Weltumrundung ausgeschickt, die aber wegen der zugespitzten politischen Lage abgebrochen wurde.

Während des Krieges nahm sie an der Schlacht von Punta Stilo, am Ersten Seegefecht im Golf von Syrte und an einer Reihe von Geleit- und Minenlegeeinsätzen teil. 1943 lag sie wegen Treibstoffmangels meistens vor Anker, ehe sie nach der italienischen Kapitulation an die Alliierten übergeben wurde. 1944 nahm sie im Atlantik an der Jagd auf Blockadebrecher teil. Nach dem Krieg wurde sie von der Sowjetunion übernommen, wo sie bis 1959 unter den Namen Stalingrad und später Kerch diente.

Quellen:

  • Whitley, Cruisers of WWII.
  • Borgenstam und Insulander, Kryssare.
  • Deutsches und englisches Wikipedia

Das Modell

Seit ich etwa 2001 ein Bild der Duca d’Aosta in einem Artikel in Fine Scale Modeler gesehen hatte, wollte ich ein Modell von ihr bauen. Bausätze im Maßstab 1/350 gab es nicht und es dauerte bis 2018, ehe ich mir die notwendigen Techniken und das Selbstvertrauen angeeignet hatte, sie als Eigenbau zu bauen. Entscheidend war dabei mein gelungener Bau des kleinen Zerstörer Saetta.

Pläne bestellte ich von Profile Morskie. Die sind gut, aber ganz einwandfrei sind sie nicht. Die Seitenansicht ist fünf Millimeter länger als die Ansicht von oben. Obwohl ich diesen Fehler frühzeitig entdeckte, verursachte er nichtsdestotrotz einige Probleme. Wenn ihr mir versprecht, es niemandem weiterzuerzählen, kann ich verraten, dass mein Backdeck fünf Millimeter zu kurz geriet, obwohl mir der Fehler in den Plänen bewusst war.

Der Rumpf entstand in Schichtbauweise. Spantbau wäre auch eine Möglichkeit, aber da ich nach meinem Bau der Saetta schon mit der Schichtbauweise vertraut war, war es eine einfache Wahl. Der Rumpf der Saetta verbog sich nach dem Bau leicht. Die genaue Ursache dafür kenne ich nicht, aber um die Masse des Plastiks zu reduzieren, die sich verformen könnte, schnitt ich einen großen Teil des Plastiks aus dem Inneren der mittleren Lamellen weg. Jetzt, anderthalb Jahre später, hat sich der Rumpf immer noch nicht verbogen.

Um die Fugen sichtbar zu machen, was später beim Formen des Rumpfes hilfreich ist, färbte ich die Lamellen vor dem Zusammenleimen mit einem schwarzen Faserstift ein.

Danach folgte die zeitraubende aber faszinierende Arbeit, den Rumpf mittels Stechbeitel, Raspel, Feile, Ziehklingen und Schleifpapier zu formen. Es ist tatsächlich ein fast sensuelles Erlebnis, zu sehen und zu spüren wie ein grober Plastikklumpen die schöne Form eines italienischen Kreuzers annimmt.

Der Bau der Aufbauten erfolgte meistens mit traditionellen Methoden, nur dass ich eine Methode erfinden musste, um Rohre unterschiedlicher Dimensionen herzustellen.

Viele meiner Freunde meinten, dass ich das Modell nicht bemalen sollte, sondern es unbemalt ausstellen sollte, um das Handwerk zu zeigen.

Gerade als ich angefangen hatte, mich mit der Bemalung zu beschäftigen, kam ich über Facebook mit Marco Ghiglino in Kontakt. Sein Buch Italian Naval Camouflage of World War II war gerade fertig und ich bestellte es natürlich sofort (siehe Buchbesprechung). Mittels der Bilder im Buch und einiger weiterer Bilder, die er mir zuschickte, konnte ich endlich feststellen, wie das Schiff bemalt war. Wie üblich bemalte ich das Modell mit Farben von Schmincke/Aerocolor (siehe Besprechung), die ich in passenden Nuancen mischte und in vielen halbtransparenten Schichten aufeinander auftrug.

Die Teile für die Bordflak, das Katapult, die Rettungsflöße und die Beiboote stammen aus den Bausätzen der Roma und Zara von Trumpeter, brauchten aber ein bisschen Nacharbeit, um präsentabel zu sein.

Zum ersten Mal bei einem Bau habe ich Protokoll über meine Arbeitsstunden geführt. Der Bau dauerte 412 Stunden.

Hier ist sie! L’incrociatore leggero della Regia Marina Emanuele Filiberto Duca d'Aosta!*

Wer einen ausführlicheren Artikel über den Bau lesen möchte, wird in der August- und Septemberausgabe von ModellFan fündig. (Nr. 8 und 9 2019)

Ulf Lundberg

*Der Leichte Kreuzer der Königlichen Italienischen Marine Emanuel Filibert Herzog von Aosta!