amerikanischer Zerstörer Livermore-Klasse "USS Livermore" (DD-429)


Hersteller: Pit-Road
Artikelnummer: W63
Preis: 13,80 € (Wohld Modellbau)

Historischer Hintergrund

Die "Livermore" gehörte zum Gleaves-Baulos der Benson-Klasse, in vielen Quellen auch als Gleaves-Klasse genannt. Hauptunterschiede zwischen den Baulosen waren im Wesentlichen eine geänderte Antriebsanlage. Das Pit-Road die Livermore als eigene Zerstörer-Klasse führt, liegt in der Tatsache begründet, dass ab dem dritten Schiff des Gleaves-Bauloses, der "Livermore", eine Kesselanlage mit erhöhter Betriebstemperatur eingeführt werden sollte. Da aber die beiden ersten Schiffe "Gleaves" und "Niblack" ebenfalls auf den neuen Stand gebracht wurden und vor der "Livermore" fertiggestellt wurden, ist diese Klassifizierung zwar möglich, aber gleichzeitg auch falsch.
Wenn man den anerkannten Buchauthor Whitley richtig interpretiert, stimmen viele Bücher und Internetseite bei den Unterscheidungsmerkmalen nicht überein: Fast sämtliche Seiten nennen als als Haupterkennungsmerkmal der Gleaves-Klasse den runden Schornstein anstelle des abgeflachten bei der Benson-Klasse. Nach Whitley wurden allerdings sämtliche bei Bethlehem Quincy, Bethlehem San Francisco und Todd Pacific Shipyards Seattle mit rundem Schornstein gefertigt, also sowohl Benson-, Gleaves- und Bristol-Klasse.
Demnach kann man die Schiffe nach Whitley wie folgt einteilen





















KlasseEinheitenBemerkungen
Benson(DD 421 - DD 428)
  • alte Antriebsanlage
  • "Gleaves" und "Niblack" werden noch während des Baus auf Livermore-Stand gebracht
  • nach Entfernung des 5. Turms und Montage des Fla-Standes äußerlich identisch mit Bristol-Klasse
  • Livermore(DD 429 - DD 444)
  • neue Antriebsanlage
  • nachträglich "Gleaves" und "Niblack"
  • nach Entfernung des 5. Turms und Montage des Fla-Standes auf Bristol-Stand gebracht
  • Bristol(DD 453 - DD 497)

    (DD 598 - DD 628)

    (DD 632 - DD 635)

    (DD 636 - DD 641)

    (DD 645 - DD 648)
  • identisch mit Gleaves, jedoch werkseitig bereits ohne 5. Turm, dafür Fla-Stand

  • Die Benson-Klasse und ihre Ableger spielten eine aktive Rolle während des Zweiten Weltkrieges, steht aber auch heute noch im Schatten der wesentlich bekannteren Fletcher-Klasse, welche zwar später entwickelt, zum Großteil aber gleichzeitig in Produktion war.
    "Livermore" war ursprünglich als "USS Gryson" geplant und wurde am 23. Dezember 1938 umbenannt. Mit der Hüllennummer 429 wurde sie am 6. März 1939 bei den Bath Stahlwerken auf Kiel gelegt. Am 3. August 1940 erfolgte der Stappellauf, am 7. Oktober des gleichen Jahres die Indienststellung.
    Am 29. April 1941 zur Patrouille der Neutralitätsgrenze im Atlantik eingeteilt, nahm sie bei ihren Begleitaufgaben nach Island immer mehr an den inoffiziellen U-Boot-Jagden teil. Während eines Sturmes wurde sie am 24. November 1941 von einer eigenen Küstenbatterie auf Island beschossen.
    Erst am 7. April 1942 verließ sie New York zu ihrer ersten transatlantischen Konvoisicherung. Nach einer weiteren wurde sie zur Patrouille in der Karibik eingesetzt. An der Invasion von Torch war beteiligt und wurde zur U-Boot-Jagd, Flugabwehr und Küstenbeschießung eingesetzt. Bis zur Landung in Anzio am 15. Januar 1944 wurde sie wieder vor Brasilien und als Begleitschutz nach Marokko eingesetzt. Weitere Schwerpunkte waren Konvoisicherung zwischen Algerien und Italien und Feuerunterstützung während der Landung in Südfrankreich.
    Ende Oktober 1944 wurde sie überholt und bis zum 29. Mai 1945 weiter im Konvoidienst eingesetzt. Anschließend für den Einsatz im Pazifik vorbereitet, nahm jedoch nicht mehr an Kriegshandlungen teil. Erst am 27. September 1945 erreichte sie Japan und übernahm hier und im Raum der Philippinen und Alleuten Begleitaufgaben.
    Am 18. Januar 1946 kehrte sie nach Charlestown zurrück und wurde am 1. Mai in den Reservestatus versetzt. Am 24. Januar 1947 wieder reaktiviert, wurde sie dem Marinetrainingszentrum unterstellt. Am 30. Juli 1949 lief sie aufgrund und wurde am 15. Mai 1950 deaktiviert. Am 19. Juli 1946 wurde sie aus dem Inventar gestrichen. Ihr Rumpf diente anschließend für verschiedene Experimente.
    Nach einer eher ereignislosen Karriere wurde sie am 3. März 1961 an die Potomac Shipwrecking Co. zum Abbruch verkauft.
    Livermore erhielt 3 Battlestars während ihres Einsatzes im Zweiten Weltkrieg.
    Technische Daten

      Abmessungen
      Länge über alles 106,07 Meter x Breite 10,82 Meter x Tiefgang 3,20 Meter
      Standardverdrängung 1630 Tonnen x Maximalverdrängung 2000 Tonnen
      Antrieb
      4 Kessel Typ Babcock & Wilcox, 2 Turbinen Typ General Electric mit 50000 PS
      Höchstgeschwindigkeit 37 Knoten
      Bewaffnung
      5 x 127 mm L/38 in Einzeltürmen
      4 x 40 mm Fla-Geschütze in Zwillingstürmen
      7 x 20 mm
      5 x 533 mm Torpedorohre im Fünflingssatz
      Besatzung
      Kriegsbesatzung 200 - 230 Mann
      Friedensbesatzung 191 Mann

    Der Bausatz


    ... ist sauber gespritzt. Ein Grat ist nicht vorhanden. Was auffällt, sind die fehlenden Gitterstrukturen auf dem Deck, den Flakständen und den sonstigen Decksaufbauten. Dafür liegen verschiedene Brücken und Aufbauten bei. Damit dürften nahezu Bauzustände der der Gleaves-Serie darstellbar sein.
    Die Bauanaleitung

    ... ist in Japanisch und Englisch gehalten. Auf der ersten Seite finden wir neben einem kurzen Abriss auch eine Liste der benötigten Teile, die jedoch nur in japanischer Sprache gehalten ist. Dies ist jedoch nicht so tragisch, da die eigentlich als nicht verwendbar markierten Teile auch benötigt werden könnten. Laut Plan lässt sich die "Livermore" im Zustand von 1941 bauen. Durch die nicht verwendbaren Teilen wird auf 1944/1945 möglich.


    In drei Schritten soll der Zusammenbau erfolgen, ausreichend für die Teileanzahl. Weiter liegt ein eher schlecht kopiertes Blatt mit Bemalungshinweisen der DD-423 "Cleaves" im Schema 12 mod vom Mai 1942 sowie der "USS Farenholt" im gleichen Schema aus dem selben Zeitraum bei. Während "Cleaves" nur nur von der Steuerbordseite dargestellt ist, liegt "Farenholt" beiseitig vor. Leider sind zwei gedruckte Farben farblich kaum zu unterscheiden, hier sollte man auch wieder weitere Quellen suchen.


    Das angegebene Farbschema auf der Kartonrückseite stellt die "Livermore" im Zeitraum Ende 1940 bis etwa Ende 1941 dar. Allerdings hätte hier die Decksfarbe nicht 20-B Deck Blue, sondern 5-D Dark Gray sein müssen.
    Die Decals

    ist ein Standard-Decal für amerikanische Zerstörer und Fregatten. Farblich sauber gedruckt, ist lediglich das Rot etwas verrutscht. Für uns aber uninteressant, die eh keine Flugzeuge beiliegen. Die Zahlenkombinationen sind aus einzelnen Zahlen zusammen zu stellen. Damit hätetn wir die Möglichkeit, wirklich alle Schiffe bauen zu können - jedoch nur im Erstausrüstungszustand.


    Aufpassen sollte man mit der Größe der Decals. Das von Pit-Road vorgeschlagene Decal Nr. 1 ist lediglich für das Tarnschema 1 verwendbar. Ansonsten muss auf Decals Nr. 2 zurückgegriffen werden.
    Die Details

    Der Rumpf ist sauber gegossen. Hier finden wir den einzigen Grat am Modell, der jedoch leicht zu verschleifen ist. Das Vorderdeck wird im gleichen Design fortgeführt.
    Hier die drei unterschiedlichen Brückendecks, gefolgt von den mittlerem Aufbauten und dem achternen Heckaufbau in drei Varianten. Die Brücke ist in in zwei Ausführungen verfügbar. Das die Rumpfwand im Bugbereich unterschiedlich stark ist, stört nicht, da das Deck aufgesetzt wird.
    > >

    Ast B enthält im Wesentlichen die Bewaffnung. Alles in der gleichen hervorragenden Qualität gegossen. Dennoch findet man hier auch einige wenige Schwächen. So sind am Mk37-Radar und bei den (nichtverwendeten) Fla-Vierlings Sinkstellen vorhanden, die es zu verspachteln gilt.

    Im ganzen lassen sich im Prinzip alle Einheiten dieser Klasse zu nahezu jedem Zeitpunkt bauen, auch wenn einzelne Teile des achternen Aufbaus umgeändert werden müssen

    Zerstörer Edison

    Zerstörer Meredith


    Die Photos stammen aus dem Naval History Center
    und stehen dort für den freien Download zur Verfügung

    Fazit


    Vorteile
    • Gussqualität
    • nahezu alle Schiffe möglich
    • Detailierung

    Nachteile
    • ungenaue Farbangaben
    • ungenaue Bauanleitung im Hinblick auf die verschiedenen Baumöglichkeiten
    • umfangreiche Quellensuche zu den Originalschiffen notwendig
    • 3 Sinkstellen

    In Worten
    Hier findet man gewohnte Pit-Road-Qualität. Die genannten Mängel über die Baumöglichkeiten kann man dem Hersteller nicht vorwerfen. Schade ist aber, dass die auf Photos von 1942 mehrfach sichtbaren Aufbauten am Heck scratchgebaut werden müssen. Weiterer Wermutstropfen stellt das Fehlen einer Anleitung der ab 1944 meist verwendeten Farbschemata 31/3d bzw 32/3d dar. Da jedoch die unterschiedlichen Möglichkeiten zu den Aufbauten überprüft werden müssen, sollte es nicht schwer sein, auch einige Schiffe in diesem Tarnmuster zu finden. Bautechnisch sollte rein OOB ein ordentliches Modell, mit ausreichendem Quellenstudium und PE-Teilen ein Schmuckstück jeder Vitrine entstehen können. Deshalb kann man diesen Kit
    uneingeschränkt empfehlen

    Das WEM-Set

    PE-Set für Bensen / Gleaves-Klasse Zerstörer
    Artikelnummer: PE 754
    hergestellt für für:

    • DD 421 USS Benson (Pitroad)
    • DD 429 USS Livermore (Pitroad)
    • DD 436 USS Monsen (Pitroad)
    • DD 605 USS Caldwell (Pitroad)


    Der PE-Satz


    Typisch WEM wird er in einem durch Karton verstärkten Briefumschlag verschickt. Dies ist völlig ausreichend. Beschädigt ist bei mir hier eigentlich noch nie etwa.
    Nach dem Öffnen fallen einem zwei Din-A4-Seiten in die Hände, die so gar nicht zu der recht kleinen Platine passen.
    Die Teileliste der Bauanleitung lässt dann etwas hoffen: (hier nur ein kleiner Auszug)

    1. 2 x 2 unterschiedliche 3-reihige Reling
    2. 1 2-reihige Reling
    3. 1 x 2 3-reihige Reling für den Bugbereich
    4. Ergänzungen zur Brücke
    5. 2 x 2 unterschiedilche Schornsteinabdeckungen für Benson / Gleaves
    6. Ankerkette
    7. vordere Sirenenplattform
    8. Wasserbombenschienen
    9. frühe und späte Suchlichtplattform
    10. Mk 12-, Mk 22-, Navigations-, SC1-, SC4- und SA-Radar-Antenne
    11. Davids für die Rettungsboote, Torpedo- und Wasserbombenwerfer
    12. Ruder für Rettungsboote
    13. Ergänzungen zu Masten
    14. diverse Niedergänge und Leitern

    Insgesamt besteht die Liste aus 44 unterschiedlichen Teilen und ingesamt fast 100 Teilen.
    Die Bauanleitung

    Mit der WEM-Bauanleitung zum Yamato-Bausatz ist diese hier nicht zu vergleichen. Durch die recht geringe Teileanzahl wird jedem abzuändernden Originalteil ein separater Abschnitt gewidmet. Neben Skizzen, wie die Teile gefaltet und gebogen werden sollen, wird alles noch einmal als Text zusammen gefasst. Hilfreich, wenn doch noch Unklarheiten auftreten sollten. Dieser Begleittext ist in Englisch gehalten. Mit normalem Schulenglisch sollte dies kein wirkliches Problem darstellen.
    Wie bereits beschrieben, besteht die Anleitung aus 2 A4-Seiten. Hier sind 14 Abschnitte enthalten, auf die im einzelnen eingegangen wird. Allgemeine Anweisungen wie die Positionierung der Reling, Rettungsbootdavids usw. wird am Ende separat kurz abgehandelt.
    Interessant ist die Buchempfehlung von White Ensign Model für den Bau der Zerstörerserie. Dies möchte ich hier unkommentiert mit anfügen.

    • Warship Pictural Nr.12 "Benson/Gleaves Class Destroyers" von Steve Wiper

    Falls ich in den Besitz kommen sollte, wird selbstverständlich eine separate Vorstellung folgen.

    Fazit


    Pro und Contra von PE-Teilen mit ihrer Zweidimensionalität sind allgemein bekannt. So ist dieses Set sicher auch nicht die "Ultimo Ratio". Bei der Bewaffnung wird dieser 2d-Effekt bereits ansatzweise (bei der 40mm Bofors) umgangen, in dem auch hier weiterhin Originalteile verwendet werden sollen.
    Fingerspitzengefühl ist bei dieser Größe nötig. Origami in Vollendung wird beim Mk12-Feuerleitradar und dem kleinen Fla-Vierling verlangt. Die restlichen Teile sollten sich auch von einem Anfänger zu verarbeiten lassen.
    Was Peter Hall hier gezaubert hat, verbessert die Original Pitroad-Zerstörer aber bei weitem und kann wahre Kunstwerke entstehen lassen.
    Deshalb ein
    Uneingeschränkt Empfehlenswert für Profis

    und

    Empfehlenswert für Anfänger