Die Knüpferei nahm einfach kein Ende. Monatelang die Versuche, die Segel halbwegs nach Bauplan und eher nach den Zeichnungen der Le Phenix mit all den Seilen anzubringen.
Das war insofern von vornherein zum Scheitern verurteilt, als in dem Phantasieplan so gut wie keine Nagelbänke vorgesehen waren und bestenfalls in den Relings Belegnägel geplant waren. Bei der Anbringung der Segel wurden nun aber etwa drei Mal so viele Belegnägel benötigt als vorbereitete Stellen zur Verfügung standen.
Völlig deprimiert habe ich daher die Dichte der Belegnägel im vorderen Schanzkleid verdoppelt und an Back – und Steuerbord einfach erweitert. Nagelbänke um die Masten herum jetzt noch anzubringen, hätte bedeutet, die Wanten und Segel wieder abzubauen und alles neu zu machen, denn man kam ja kaum noch ran. Das Modell nähert sich damit leider immer mehr einer semiprofessionellen Takelung, die zwar für den Laien herrlich kompliziert und vielleicht sogar logisch aussieht, für den Profi aber viele Fragen aufwirft. Ich tröste mich damit, dass die Kapitäne im 17. Jahrhundert oft sehr eigensinnig eigene Takelagen anbringen ließen, die von den Plänen abwichen.
Mit der Anbringung der Takelgarne im Bugbereich kam noch ein kritischer Punkt des Modells zum Vorschein.
Die Buggeschütze waren laut Plan so angebracht, dass beim ersten Schuss die gesamte Takelage im Bug weggeflogen wäre!!
Also – alles wieder alles ab, den Bug neu verkleidet, neue Geschützpforten angelegt, die Takelage verdichtet über Seilführungen am Bugspriet und dann ging es halbwegs. Zumindest können die beiden jetzt außen angebrachten Geschütze entweder nach vorn oder mit leichter Drehung seitwärts benutzt werden, das macht so schon eher Sinn.
Der Bug sah dann so aus:
alt ....................... neu.


Bei der Gelegenheit entfernte ich die "Märchentüren", die im Bausatz beilagen und ersetzte sie durch Türen, wie sie auf diesen Schiffen üblich waren. Eine Treppe kam auch hinzu. Bei dieser Änderung machte ich mich dann auch daran und teilte das als Spritzguss beigefügte Heckfenster auf beiden Seiten in vernünftige Dimensionen. Ich hätte mich sonst ewig geärgert.


Spätestens hier kommt eine Erkenntnis, die ich gerne weitergebe:
NIE WIEDER EIN MODELL AUS EINEM BAUKASTEN – KÜNFTIG NUR NACH EIGENEN VORHER ZIGMAL GEPRÜFTEN PLÄNEN!!!!!
Es kann nur ein Modellbauleidensgenosse nachvollziehen was die Fummelei mit all den Seilen bedeutet. Da auch der Bauplan der Le Phenix bei weitem nicht erkennen ließ, wie die Anbringung der Belegstellen war, griff ich in einigen Fällen auch auf das Buch Rigging Period Ship Models zurück, dass zwar hauptsächlich englische Techniken beschreibt, aber dennoch extrem detailliert die Anbringungen zeigt.
Es ist also eine französisch – englische Gemeinschaftsproduktion geworden! Na und? Macht man doch heute auch.
Die Segel habe ich dann abschließend noch einmal mit Ponal gestärkt und mit einem Fön in Form gebracht. Auch bei gutem Wind lagen ja nicht immer alle Segel bauchig wie aus Plastik im Wind, hier muss man also das bauchig nicht übertreiben.


Das versuchte ich dann auch mit den Fahnen. Hier gelang es aber nicht so gut. Nun überlege ich, ob ich später die Fahnen aus Stanniolfolie fertige; das soll ja deutlich besser aussehen.
Abschließend einige Fotos von den vielen Seilen und dem damit fertigen Modell - allerdings noch immer auf der Helling.



Hier habe ich weit mehr Seile verlegen müssen, als selbst im Plan der Le Phenix vorgesehen waren, so das der Leitkragen doppelt soviel Seile führte wie im Plan - vermutlich habe ich aber auch die Detailtreue übertrieben.

Lothar Reinhold
Baubericht auf Lothars Homepage