Teil 1, Hintergründe und Rumpfbau
Die Vorgeschichte
2003 war ich mit meiner Freundin in Stockholm. Da gibt es mitten in der Stadt einen kleinen Hafen namens "Skeppsholmen", wo viele antike Schiffe ankern, die heute als Freizeitboote genutzt werden. So auch unsere "Lövsta", die uns beiden auf Anhieb gut gefallen hat. Wir finden sie einfach schnuckelig mit den schmalen, hohen Aufbauten.
Lövsta im Hafen
die weitere Geschichte...
Und mit diesem Bild nahm das Verhängnis seinen Lauf. Wieder in der Schweiz zurückgekehrt, beschäftigte ich mich mit dem Gedanken, nicht immer nur Modelle aus Baukästen zu bauen, sondern einmal etwas ganz persönliches zu machen. Das Schiff war mit 16 Meter auch nicht zu gross, und weil auch die Freundin das Schiff mag, konnte ich mit wenig Widerstand ihrerseits rechnen. Nur - wie findet man am ehesten die Adresse des Eigners?
In einem Schiffsmodellforum bot mir ein Sven aus Lübeck den Dienst an, mir bei der Suche zu helfen. Es ging relativ schnell, und er hatte die Adresse des Besitzers namens Leif herausgefunden. Er war von der Idee, ein Modell seines Schiffes zu bauen, hell begeistert, und er fragte mich gleich an, ob ich nicht auch ein Modell für ihn machen könnte. Und auch Sven fand Gefallen am Schiff, und schon musste ich mir Gedanken zur "Serienfertigung" machen. Sven begnügte sich mit einem Rumpf, da er als Modellbauer der Rest ja selber machen könnte. Bei den Unterlagen, die ich aus Schweden erhalten habe, war leider kein Linienriss vorhanden, nur eine Aufsicht und eine Ansicht von der Seite. Dazu waren die Ansichten von Lövsta noch vor dem Umbau, bei dem sie eine neue Kabine erhielt. Aber ich kann jederzeit Photos und Massangaben von Leif anfordern, was die Sache ungemein erleichtert. Die Grundkenntnisse über Linienrisse habe ich mit dem Buch "Rumpfbaupraxis" erlernt, das ich hier vostelle.
zum Bau
Das Modell ist im Massstab 1:48 gehalten, was eine Länge von knapp 30cm ergibt. Da ich den Rumpf dreifach haben sollte, drängte sich eine Urform auf, von der ich eine Negativform anfertigte. Ich entschloss mich, die Urform relativ klassisch zu machen. Das Spantengerüst besteht aus 2mm Flugzeugsperrholz, die Abstände zwischen den Spanten betragen 20mm. Allerdings habe ich zu früh begonnen, denn ich habe mir unnötige Mehrarbeit gemacht. Dazu später mehr...
Das Gerüst...
Als ich das Gerüst mit Balsaholz aufgefüllt habe, habe ich bemerkt, dass ich so keine Form davon machen kann, da die Urform nicht hoch genug war. Entweder wäre vorne oder hinten etwas aus der Form herausgestanden, oder in der Mitte wäre Gips über die Urform gelaufen. Also habe ich zuerst über dem Rumpf eine einheitliche "Zulage" von 8mm Balsaholz gegeben, und später noch genug Holz, damit die Urform aus der Gussform herausschauen kann. Fazit: mit ein paar Minuten mehr studieren hätte ich mehrere Stunden sägen, kleben und schleifen sparen können. Ich hätte einfach den Rumpf von Anfang an höher bauen sollen.Spantengerüst mit Balsa aufgefüllt
Gespachtelt wurde die Form mit "Instant Riss- und Fugenspachtel" aus dem Baumarkt.Rumpf verspachtelt
Jetzt wurde es spannend. Jeder, mit dem ich gesprochen habe, hat mir von einer Gipsform abgeraten. Ich solle doch gleich die Negativform aus Harz und GFK machen. Irgendwie hatte ich zuviel Respekt davor. Ich dachte, es wäre um einiges Billiger, das gleiche mit Gips zu machen. Aber ob die Gipsform 3 Abformungen überleben würde? Und wenn die Form dabei zerstört werden sollte, der Schaden würde sich in Grenzen halten. Ich hatte einige kleine Probegüsse gemacht, um zu schauen, ob der Gips nicht durch den Trennwachs bröselig würde, oder der Epoxiharz nicht in den Gips hineinfliessen und die Form beim herausnehmen zerstören würde. Der Probeabguss war geglückt, also stand nichts dem grossen Moment mehr im Weg!
Als Form habe ich (ebenfalls aus dem Baumarkt), eine billige Blumenkiste mit der richtigen Grösse geholt. Für ein paar Franken einen 5kg-Sack Modelliergips, und los gings.
Es geht übrigens sehr lange, bis man 5kg Gips sauber angerührt hat. Ich wurde fast auf die Sekunde genau fertig, denn nur wenige Sekunden (!), nachdem ich den Gips in die Form gegossen und die Urform hineingedrückt habe, wurde die Gipsmasse sehr zähflüssig. Die zwei Holzleisten dienten dazu, die Urform innerhalb der Gussform stabil zu halten.